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s. vriiasr. vtrnswg, lr. vyrmdrr lSll Lelpfiger Tageblatt. Nr. 3^4. los. Jahrgang. politische Umschau. Güterzertrümmerung in Sachten. Es ist augenblicklich eine Petition an den sächsischen Landtag im Umlauf, die die Aufhebung oder wenigstens Aenderung des sächsischen Gesetzes, die Teilbarkeit des Grund eigentums betreffend, vom 30. November 1843 betrifft, und an sämtliche Gemeindeoorstände Sachsen versendet worden ist. Geyen diese Petition richtet sich eine Gegen erklärung des Landeskulturrates, die folgenden Wortlaut hat: „Nach dem Gesetze, die Teilbarkeit des Grund eigentums betr., darf von Rittergütern sowie sonstigen Gütern und Wirtschaften auf einmal oder nach und nach nur soviel abgetrennt werden, daß zwei Dritteile der auf dem Grund und Boden dieser Grundstücke, ausschließlich der Gebäude, bei Erlaß des Gesetzes heftenden Steuereinheiten bei dem Stammgrundstück verbleiben. Dieses Gesetz hat außerordentlich segensreich gewirkt, es hat die Güterschlächterei in Sachsen Hintange balten; ihm ist es mit zu verdanken, daß wir heute in Sachsen einen kräftigen Bauernstand haben. Würde dieses Gesetz aufgehoben oder er heblich geändert, so würde der Eüterschlächtcrei Tor und Tür geöffnet sein und binnen kurzem die Lage unserer jetzt blühenden Landwirtschaft wesentlich verschlechtert werden. Was in der Petition gegen das Gesetz angeführt ist. ist nicht maßgebend. Was insbesondere die Schaffung von Wohn stätten für sogenannte „kleinere Fa- milien" aufdemLande anlangt, so würde hier für in der Regel die Ausnahme in 8 4 Ziffer 5 des Gesetzes einschlagen, wonach in solchen Fällen noch ein Achtel der an sich nicht abtrennbaren Grund steuereinheiten vom Stammgute abgeschrie ben werden darf. Ueberdies würde, wenn in solchen Fällen noch mehr abgetrennt werden sollte, stets Dispensation erteilt werden, wie dies bisher immer geschehen ist. Zn anderen Bundesstaaten hat man Sachsen um das erwähnte Gesetz beneidet. Zn Bayern ist, erst vor kurzem, ein ähnliches Gesetz auf Wunsch der dortigen 2. Kammer geschaffen wor den, da die Güterschlächterei einen den Bestand der Landwirtschaft gefährdenden Umfang angenommen hatte. Gin Dutzenü Leylslsmrperioüen. Mit der durch Kaiserliche Verordnung nunmehr erfolgten Auflösung des Reichstages hat letzterer das erste Dutzend Legislaturperioden vollendet. Die erste begann am 3. März 1871 und endete durch Auflösung des Reichstages am 29. November 1873. Die Neuwahlen sanden am 10. Januar 1874 statt, und die zweite Legislaturperiode dauerte bis zu demselben Tage 1877. Ein vorzeitiges Ende wurde der dritten Periode bereitet, welche am 10. Januar 1877 begann, jedoch infolge der Meinungsverschiedenheiten über das Sozialisten gesetz schon am 11. Juni 1878 geschlossen wurde. Die vierte dauerte vom 30. Juni 1878 bis dahin 1881. Auch die künfte verlief normal vom 27. Oktober 1881 bis dahin 1884, dagegen endete die sechste, für wel^e die Wahlen am 28. Oktober 1884 stattge funden hatten, wegen des Konfliktes über die Mrli« rärvorlage vorzeitig am 14. Januar 1887. Mit der siebenten vom 21. Februar 1887 bis dahin 1890 schließt die Reilse der dreijährigen Legislatur. Perioden, und cs beginnen die fünfjährigen, ^ür die achte erfolgten die Wahlen am 20. Februar 1890, aber schon am 6. Juni 1893 erschien die Auf lösungsorder, weil über die Militärvorlage zwischen Regierung und Reichstag Differenzen ent standen waren. Die neunte Periode vom 15. Juni 1893 bis dahin 1898 verlief normal, ebenso die zehnte, welche vom 10. Juni 1898 bis dahin 1903 dauerte. Einer vor zeitigen Auflös una ver fiel der Reichstag wieder in seiner elften Legis laturperiode, die am 16. Juni 1903 begonnen hatte und am 13. Dzember 1906 endete. Die letzte, zwölfte, Periode lief vom 25. Januar 1907 ab, und sie hat nun, einige Wochen vor ihrem natürlichen Ablauf, rhr Ende erreicht, weil die Neuwahlen schon auf den 12. Januar festgesetzt worden sind. Die Auf lösung mußte vor dem 12. Januar erfolgen, weil sonst der alte Reichstag bis zum 25. Januar noch zu Recht bestanden hätte, der neue aber schon vom 12. Januar ab im Besitze seiner verfassungsmäßigen Funktionen gewesen wäre. Während der vor uns liegenden vier Wochen, bis zum 12. Januar, haben wir also keinen Reichs tag, was zu erheblichen verfassungsrechtlichen Schwie rigkeiten Anlaß geben würde, wenn inzwischen aus dringenden Gründen die Einberufung nötig wäre. Einmal, vom 30. Juni 1881 bis zum 27. Oktober, gab es sogar vier Monate hindurch keinen Reichstag, sonst hat sich ein solches Interregnum immer nur auf wenige Wochen beschränkt. Die jetzt gleichzeitig mit der Auflösung des Reichs tages erfolgte Ausschreibung der Neuwahlen auf den 12. Januar entspricht der Vorschrift des Artikels 25 der Rcichsverfastung, wonach in solchem Falle inner halb eines Zeitraumes von 60 Tagen die Neuwahl und binnen 90 Tagen der Zusammentritt des Reichs tages stattfinden muß. Mttlchrltten sn üas KstterUche ÄvUkabtnett. Die Hauptarbeit des Zivilkabinetts besteht tat- säckl^ in der Erledigung von Bittschrif ten, die in einer von Außenstehenden ungeahnten Zahl an diese Behörde gelangen. Nicht minder zahlreich fast sind die Aufmerksamkeiten aller Art, die dem Kaiser zugedacht sind und vom Zivilkabinett erledigt werden müssen. Da es Grundsatz ist, daß jede Zuschrift, jede Aufmerksamkeit oder Geschenk eine entsprechende Beantwortung erfährt, so kann man sich etwa eine Vorstellung davon machen, welche Arbeit von dem Kabinett bewältigt werden muß. Die Antworten werden kalligraphisch im Auftrage des Monarchen ausgeführt. Ganz besonders umfangreich find die Bitt gesuche, die wegen Pensionen, wegen Unter stützungen oder wegen Erlangung von Stellungen eingehen. Solche Bittschriften geben oftmals von Leuten aus, denen man im gewöhnlichen Leben derartige Gesuche niemals zuaetraut hätte. Namentlich die weiblichen Personen leisten hierin weitaus das meiste. Ihre Wünsche umfassen alle Ged:ete der weiblichen Betätigung. Neben der Bitte um ein Goldstück mit dem Bildnis des Kaisers treffen Bittgesti^- ein, die nichts weniger als einen passenden Bräutigam in fester Stellung im Dienste des Kaisers erflehen. Erscheint ein fremder Monarch zum Besuch in Berlin, so hagelt es geraden Bittschriften, die an seine Adresse gerichtet find Ei .e ganze Anzahl Beamte wird allein mit dem Sichten und Durchlesen der Gesuche und Ge« schnnkangebot« beschäftigt. Diese Geschenke werden meist nur gemacht, um mit dem Dankschreiben Reklame machen zu können. Kaum au» einem an- derev Bedürfnis al» dem der Reklame, hat wohl ein Fabrikant dem König Humbert eine Wring maschine geschickt, welche natürlich als Geschenk ab gelehnt wurde. Mit solchen Geschenken machen sich selbst angesehene deutsche Fabrikanten lächerlich, indem si< dieselben wahrscheinlich in der Hoffnung, Hoflieferanten zu werden oder Bestellun gen zu erkalten, an Fürstlichkeiten senden. Eine historische Anekdote gibt es von Kaiser Wilhelm I., dem auch einst ein Fabrikant einen kostbaren Brokat-Schlafrock als Ge- schenk zuschickte und darauf vom Hofmarschallamt die kurze, aber inhaltschwere Antwort bekam: „Die Hohenzollern tragen keine Schlaf röcke." — Kaiser Wilhelm I. aber wurde insbe sondere von früheren Soldaten „angeschnorrt", um diesen Ausdruck zu gebrauchen, und rn den weitaus meisten Fällen verdienten die Bittsteller qar keine Berücksichtigung und spekulierten nur auf die außer ordentliche Güte des Monarchen, der es kaum über das Herz brachte, jemandem eine Bitte abzuschlagen. Die angeblichen Grenzregullerungen ln Neu-Ksmerun. Ueber die Aufsehen erregenden Mitteilungen über neue Erenzregulierungen in Neu-Kamerun er fährt die „Inf." auf Anfrage an zuständiger Stelle folgendes: Es handelt sich bei den angeblichen neuen Grenz regulierungen in Neu-Kamerun nicht um eine neue Sache, sondern um eine innerhalb der Gren zen des Abkommens liegende und in dessen Ausführung erfolgende Maßnahme. Die deutsche Kommission zur Festsetzung der Grenze wird mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet. Die end gültige Festlegung der Grenze wird sich ganz nach den Vorschlägen richten, die auf Grund des Einverständnisses zwischen der deutschen und der französischen Kommission den Regierungen unter breitet werden. Es ist selbstverständlich, daß den Kommissionen, die an Ort und Stelle die Verhält nisse zu prüfen haben, freie Hand gelassen werden muß, da sie allein in der Lage sind, die Verhältnisse richtig zu beurteilen. Diese Notwendigkeit ist auch im Abkommen selbst anerkannt. Die endgültige Festlegung der Grenze, für die das Ab kommen selbst 6 Jahre vorsieht, wird überhaupt erst nach 5—6 Jahren erwar tet werden können. Innerhalb dieser Zeit kann manche Abweichung von der jetzt nur vorläufig festgelegten Grenze nötig oder günstig erscheinen. Es ist nicht einzusehen, warum man etwaigen dahingehenden Vorschlägen der Kommission in solchen Fällen von vornherein ablehnend gegenüberstehen sollte. Abgemacht oder festgelegt sind bisher weder die Grenzen nach der einen, noch nach der anderen Seite hin. Es handelt sich nur um Vermutungen, die vor dem Inkrafttreten des Abkommens müßig er scheinen. Deutsches Keim. Leipzig, 12. Dezember. * Aus dem 13. Reichstagswahlkrcise. Dr. Hen ri c i, der Kandidat der rechtsstehenden Par teien, sprach am 8. d. M. in einer überaus stark besuchten Versammlung in den „Drei Rosen" in Rötha über: „Für wen und gegen wen wir kämpfen" und am 9. d. M. in der „Papiermühle" zu Stötteritz über: „Der alte und der neue Reichstag". Der Redner fand in Rötha die lebhafteste und einmütigste Zustimmung, und auch in Stötteritz vermochten die anwesenden Sozia listen den lauten Beifäll der Mehrheit nicht zu ver hindern. — Der vom Verband nationaler Vereine im 13. Reichstagswahlkrerse aufgestellte Kandidat Red. Dr. A. Günther (Natl.) hat in vergangener Woche in Beucha, Miltitz, Thekla, Eythra und Lützschena in gut besuchten Versammlungen sein Programm entwickelt uird bei den Zuhörern unge teilte Zustimmung gefunden. Gegner meldeten sich nicht zum Wort. * Das Jnvalidenmarkenkleben. Die Arbeitgeber der Ortskrankenasse Leipzig schreiben uns: Der kon servative Abgeordnete Spieß hat in seiner Etat rede von Erwägungen gesprochen, die in Regierungs kreisen gepflogen werden und die nichts weniger be zwecken, als das Jnvalidenmarkenkleben, von dem das Wohlwollen der Regierung die sächsischen Arbeit geber bisher verschont hat, auch bei uns einzuführen. Wer die Verwünschungen gehört hat, die von den Arbeitgebern anderer deutscher Bundesstaaten wegen dieser Markenklederei ausgestoßen werden, — wer diese für die Arbeitgeber sehr erhebliche Belastung kennt, wird dem Abgeordneten Spieß nur dankbar sein, wenn er di« Regierung ersuchte, von dieser neuen Belastung der Arbeitgeber Abstand zu neh men. Die Arbeitgeber Sachsens aber sollten sich energisch rühren, daß die Erwägungen Erwä ¬ gungen bleiben und sich nicht zur Tat verdichten. Was würden die Arbeiter tun, wenn sie vor solch' neuer Belastung ständen? Und was tun die Arbeit geber? ? ? Da wäre unseres Erachtens noch eine Gelegenheit zur Betätigung der in den Krankenkassen sitzenden Arbeitgeber sowie der sonstigen die Inter essen der Arbeitgeber vertretenden Korporationen und Verbände! !! O * Bom Kaiserhose. Aus dem Neuen Palais bei Potsdam, 11. Dezember, wird gemeldet: Heute mittag macht« Fürst zu Schaumburg-Lipp« nach s«inem Regierungsantritt den Majestäten seinen offiziellen Besuch. Am Bahnhof Wildpark hatten eine Ehren kompanie des Gardejägerbataillons mit Fahnen und Musik Aufstellung yenommen. Der Kaster und der Fürst begaben sich in Automobilen nach dem Neuen Palais. Zum Ehrendienst bei dem Fürsten wurde Major Edler Herr und Freiherr v. Plotho vom Leib- gard«husarenregiment kommandiert. * Zur Verlobung im bayrischen Königshause. Wie schon gemeldet, hat sich Prinz Georg von Bayern mit d«r Erzherzogin Isabella, Tochter des Erzherzogs Friedrich von Oesterr«ich, verlobt. Prinz Georg Franz Josef Luitpold Maria, der älteste Sohn des Prinzen Leopold, also «in Enkel des Prinzreg«nten Luitpold, wurde geboren zu Mün chen am 2. April 1880. Er steht als Rittmeister L la suit« beim 1. Schweren Reiter-Regiment Prinz Karl von Bayern und beim 11. mährischen Dragoner- Regiment Kaiser Franz Josef. Außerdem ist «r Großprior des St.-Georg-Ordens und u. a. Ritter des bayrischen St.-Hubertus- und des österreichischen Or dens vom Goldenen Vließ. — Erzherzogin Isabella Maria Theresia Christine Eugenie wurde geboren zu Preßburg am 17. November 1888. Ihr Vater, Erz herzog Friedrich, Herzog von Teschen, stammt aus einer Nebenlinie des österreichischen Kaiserhauses, die auf den zweiten Sohn Kaiser Leopolds (1790—1792), Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Toskana, zurück geht. Erzherzog Friedrich ist Ferdinands Urenkel. * Der sächsisch« Gesandt« bei dem Priuzregeut von Beyer». Au» München, 11. Dezember, wird ge meldet: Der Prinzregenl empfing gestern den sächsischen Gesandten Frhrn. v. Friesen in Audienz, welcher «in Handschreiben de» Königs und dessen Glückwünsche, sowie das Sächsische Dienstauszeich nungskreuz für 25jähnge Dienstzeit überreichte aus Anlaß der gestern vor 25 Jahren erfolgten Ernennung des Prinzregentcn zum Inhaber des 3. sächsischen In fanterieregiments. * Der Verband der Aerzte Deutschlands schreibt in seiner Korrespondenz: Ueber die Jahresversamm lung des Reichsoerbandes Deutscher Aerzte verbreitet das Wolfsche Bureau einen Bericht, in welchem na- mentlich die Gegnerschaft dieses Verbandes gegen die «roßen Aerzteorganisationen hervorgchoben wird. Die Kundgebungen des Reicksverbandes sind schon deshalb bedeutungslos, weil dieser Verband noch nicht einmal 100 Mitglieder zählt. Demgegenüber ist die deutsche Aerzteschaft organisiert im Deutschen Aerztevereinsbund, welcher in 410 Vereinen rund 25 000 Mitglieder umfaßt, sonne in dem mehr al» 24000 Aerzte umfassenden Leipziger Aerzte-Derband, der unter anderm die Auf gabe hat, die Beschlüsse des Aerztevereinsbundes in die Tat umzusetzcn. Ueber die vom Reichsverband bekämpften Forderungen ist sich, wie namentlich der Stuttgarter Aerztetag von 1911 wiederum bewiesen hat, die ganz überwiegende Mehrheit der deutschen Aerzte einig, der Reichsoerband kann also wohl kaum als irgendwie berufene Jnteressen-Dertretung der Aerzteschaft bezeichnet werden. * Zum Hausarbeitsgesetz. Das Institut für In. ternationalen Austausch fortschrittlicher Erfahrungen (Paris) hat eine Studie von Prof. Dr. Broda über di« Frage der Lohnämter für die Hausindustrie veröffentlicht. Die Schrift führt den Titel: „In wieweit ist die gesetzliche Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen möglich? Erfahrungen Eng lands, Kanadas und Australiens", und weist nach, wie erfolgreich die englischen und australischen Lohn ämter wirken und wie sie durch ihre Minimallohn festsetzungen das Elend der Heimarbeiter beseitigt haben. * Gebührenherabsetzung im deutsch-österreichischen Fernsprechverkehr? Wie verlautet, finden zwilchen der deutschen und österreichischen Telcphonverwaltung gegenwärtig Verhandlungen über eine Ermäßigung der Gebühren im deutsch - österreichischen Fernsprech verkehr statt. Ob die Verhandlungen zu einem an nehmbaren Ergebnis führen werden, läßt sich noch nicht übersehen. * Marineschulen. Im Jahre 1901 gab es im Be- reiche der Marine drei „Schulen", die Marineschule in Kiel, die Deckoffizierschule in Wilhelms haven und di« Marinc-Telegraphenschule in L e h e. In den letzten zehn Jahren haben einerseits der Ausbau der Flotte und zum andern die gewaltigen Fortschritte auf dem Gebiete der Technik eine Ver mehrung der Bildungsanstalten nötig gemacht. Der Deckoffizierschule wurde im Jahre 1901 eine In genieurschule angeglieldert. In Verbindung mit der Verlegung der Artillerieschulschiffe nach Son» verbürg wurde dort eine besondere Schiffsartil- lerieschule errichtet, die der Heranziehung eines tüchtigen Artilleriepersonals dient. Im vorigen Jahre wurde die zur wissenschaftlichen Fortbildung der Fähnriche zur See dienende Marineschule von Kiel nach Mirwick an der Flensburger Föhrde verlegt. Zur gründlichen Ausbildung der Untersee- boots-Besatzungen trat, ebenfalls im vorigen Jahre, in Kiel eine Unterseebootschule ins Leben. Im Bau befindet sich gegenwärtig in Kiel eine zweite Ingenieur- und Deckoffizierschule, da di« jetzt vorhandene bei dem wachjezeden BÄxrrf cnr Ingenieuren und Deckoffizieren nicht ausreicht. In absehbarer Zeit ist auch eine Verlegung der Ma» rine-Telegraphcnschule nach Kuxhaven zu erwarten. So hat neben einer Erweiterung der vorhandenen Schulen eine Neugründung von drei Ausbildungsanstalten stattgefunden. Diese plan mäßig« Arbeit der Vereine, die Fürsorge für die all gemeine berufliche Fortbildung und oie Ausbildung in Spezialfächern haben sich gut bewährt und sichern der Marine allezeit ein gutausgcbildetes und ge schultes Personal. * Aufhebung des deutschen Marinelazaretts in Yokohama. Der Marineoberstabsarzt Dr. Schultz, der Chefarzt des deutschen Marinelazaretts in Yoko hama, ist mit Ablauf des Jahres hcimbeordert wor den und wird demnächst heimkchren. Diese Maß nahme steht im Zusammenhang mit der Aufhebung des deutschen Marinelazaretts in Pokohama, die jüngst durch den Staatssekretär des Reichsmarine amts Großadmiral von Tirpitz verfügt worden ist. Die Aufhebung tritt am 1. Januar 1912 in Kraft und erfolgte, weil seit Bestehen des großen Marine lazaretts in Tsingtau ein Bedürfnis dafür nicht mehr vorhanden ist. In der Budgetkommission des Reichs tages wurde bereits mehrfach angeregt, das Ma rinelazarett völlig aufzuheben. Der Staatssekretär des Reichsmarineamts versprach, in Erwägungen über diese Reichstagsanregungen einzutreten. Diese Er wägungen haben jetzt zu dem oben erwähnten Be schluß geführt, der in Japan vielfach bedauert wird, weil sich das Marinelazarett großer Beliebtheit er freute. Es besteht jetzt 33 Jahre, denn es trat be reits im Jahre 1878 in Wirksamkeit. * Fernsprechverkehr am Tage der Reichstags wahlen. Ueber die Dienstbereitschaft am Tage der Reichstagswahlen hat das Reichspostamt di« Post anstalten soeben mit Anweisung versehen. Danach müssen sämtliche Telegraphenanstalten sowohl am Tage der Wahlen als auch am Tage der Ermittelung des endgültigen Wahlergebnisses min- bestens bis 10 Uhr abends, erforderlichenfalls so lange bis die Wahltelegramm« abtelegraphiert wor den sind, im Dienste bleiben. Dies gilt auch für den auf den Wahltag oder auf den Tag der Ermittelung folgenden Tag, solange die Wahltelegramme noch nicht aufgeliefert oder befördert werden konnten. So fern ein Bedürfnis dafür oorliegt, ist auch der Fernsprechdienst an den bezeichneten Tagen in erweitertem Umfange abzu- halten. * Reichstagswahlvorbereitungen. Im Wahl kreise Danzig hat der Nationalliberal« Verein für Danzib beschlossen für den Kandidaten der Fortschrittlichen Dolkspartei Weinhausen ein zutreten. — Für den Wahlkreis Eebweiler wurde vom Liberalen Verein der Notar Moßmann in Ensis- heim als unabhängig-liberaler Kandidat aufgestellt. — InElbin g-M a r i e n b u r g hat di« Zentrums partei beschlossen, den Propst Kußner als eigenen Kandidaten aufzustellen. — Der bisherige Reichs- tagsabgeoronete Freiherr v. Heyl hat die na tionalliberale Kandidatur für den Wahlkreis Worms-Heppenh«,m angenommen, nachdem di« Vertrauensmännerv«rsammlung der National- liberalen Pattei in Worms ihn wiederum einstimmig als Kandidaten aufgestellt hatte. Auslaut. Oesterreich - Ungarn. * Eine Protestversammlung gege« die Los- treunuug de» Gouvernement» Chelm fand am Sonn tag in Lemberg statt. Nack Schluß der Lersamm-. lung zerstreute sich das Gros der Teilnehmer. Der Rest, aus Studenten bestehend, zog zum Mickie- w i cz - Denkmal, wo Ansprachen gehalten und pol nische Lieder gesungen wurden. Als di« Demon stranten anscheinend zum russischen Konsulatsgcbäude ziehen wollten, trat ihnen Polizei entgegen. Es kam zu Zusammenstößen, bei denen es aus beiden Seiten Verletzungen gab: mehrere Verhaf tungen wurden vorgenommen. Inzwischen fing eine kleine Gruppe junger Leute an, das Gebäude des russischen Konsulats mit Steinen zu bewerfen. Die Polizei schritt sofort ein und trieb die Menge aus einander. Das Konsulatswappen blieb unversehrt, nur eine Fensterscheibe in der Wohnung des Haus eigentümers wurde eingeschlagen. Am Abend herrschte vollkommene Ruhe. Frankreich. * Der Prozeß gegen die Offiziere der „LibertS". Nach einer Meldung aus Toulon ist die Zeugen liste in dem Prozeß gegen die Offiziere, die wegen der Katastrophe auf der „Liberte" in Anklagezustand versetzt worden sind, endgültig fertiggestellt. Es werden im ganzen 34 Personen vernommen werden, unter denen sich auch die Admirale Bellue und Gaschard befinden. * Der Oberbefehl in der Marin«. Im Verlaufe der Diskussion über das Marinebudget erklärte Poinleve, es bestehe keine Organisation des Oberbefehls in der Marine. Marineminister Delcass« erwiderte: Als Höchstkommandierende der gesamten Eeestreitkräste sind ab jetzt die Oberbefehls haber der zwei Mittelmeergeschwader bestimmt, das dritte Geschwader würde sich in dem einen Falle, der uns beschäftigte, unverzüglich mit beiden Geschwadern vereinigen. In Beantwortung mehrerer Anfragen, in denen der Wunsch ausgedrückt wird, daß die Geschwader nach Norden gingen, er klärte Delcassä: Die Geschwader müssen dahin gehen, wohin sie durch die Erfordernisse der Ausbildung und Verteidigung berufen werden. Ter Ort kann ebensogut der Norden wie das Mittelländische Meer sein. Wenn unsere Absichten nicht durchkreuzt werden, finden die nächsten großen Manöver im Norden statt. Griechenland. * Die Kretafrage. Wie aus Candia gemeldet wird, haben die fremden Konsuln alle Schiifsagcn- turen aufgefordert, auf keinen Fall einen kreujcl-en Abgeordneten die Fahrt nach Griechenland auf diesen Schiffen zu gestatten. Tie Schiffe müssen eine genaue Liste ihrer Passagiere anfertigen, die die Neise nach Griechenland antreteu wollen und diese vor ihrer Abfahrt den Konsuln zur Einsicht vorlegen. Lin französischer und ein englischer Kreu zer sind im Hafen von Candia vor Anker gegangen, um bei eventuellen Unruhen sofort ein schreiten zu können. Veneruela. * Castro rührt sich. Der Paketdampfer „Guade loupe" ist am Sonntag aus Columbien in Venezuela mit 612 Passagieren an Bord in Bordeaux einge- troffcn. Ter Kapitän des Schiffes erzählte, daß Expräsident Castro an der Grenze von Co lumbien eine große Anzahl seiner Anhänger um sich gesammelt habe und von neuem den Versuch unternehmen wolle, in Venezuela einzudrin-' gen, um die Herrschaft wieder an sich zu reißen. In der Hauptstadt Venezuelas, Caracas, herrscht über die Absicht Castros große Erregung. Tie Regierung von Venezuela bat beschlossen, Castro 5000 Mann Truppen eAtgegenzllsenden Und ihn noch zum Kampfe zu zwingen, bevor er i n Venezuela eingetroffen ist. Sächsischer Lanütag. Zweite Kammer. (:j Dresden, 11. Dezember. Die Zweite Kammer erledigte heute in einer Dauersitzung, die sich bis in die späten Abend stunden hinzog, eine größere Anzahl Etat kapitel, sowie die drei Interpellationen von konservativer, nationallideraler und sozialdemo kratischer Seite betr. den Schutz der Arbeits willig en, den Ter rorismus der sozial, demokratischen Gewerkschaften und Verbände und die Sicher st ellungdesKoa- l i t i o n s r c ch t e s. Zunächst stand di« namentliche Abstimmung über den Antrag des Adg. Merkel und Gen. betr. die Zürückverweisung der Kap. 25 und 26 des ordentlichen Etats über die Verzinsung der Staats und Finanzhauptkassenschulden, sowie die Tilgung von Staatsschulden auf der Tagesordnung. Da der Abg. Merkel seinen Antrag zurückgezogen hatte, stimmte die Kammer den Kap. 25 und 26 ein- stimmig und ohne Debatte zu. Der Sitzung wohnten der Staatsminister Graf Vitzthum oonEckstädt und von Seydcwrtz, die Ministerialdirektoren Dr. Roscher und Dr. Schröder und eine Anzahl Kommissare bei. Ueber den mit den Fürstentümern Reuß älterer Linie und Reuß jüngerer Li nie abgeschlossenen Staatsvertrag betr. den Anschluß an Las sächsische Oberverwaltungs gericht referierte der Abg. Broda uf (Fortschr. Vpt.). Die Kammer stimmte dem Gesetzentwürfe mit der Maßgabe zu, daß die in Artikel 9 Absatz 1 be stimmte Vertragsdauer von 20 auf 15 Jahre herab gesetzt wird. Wetter erledigte die Kammer Kap. 36 des or dentlichen Etats bett, die Oberrechnungs- klimatiseder Liirvrt in 8dck- tirol. L-nr-on Oeptember— 3uni. L'reguevL 1910 11 — 30826 XurgLzte. 8töckt. klar- uvä Laäsaastalt : 2»vcker»»»I, IvaltvasLeraustalt bodlevs. unck alle meckdamont. Lüäor, Lednimmkack, ludalatioaeo,Trauben-, R iaeraln »„er-Loren,T erraln-, kreiluktli«U«-kuren. Xaoalisation, 4 Uoedguelleulei- tlmgev. Idealer, äporlplatr, Xourerts. 20 Hotel!« I. ttaoges, 8avatoriev, rablrcieko Lcosiooea unä d'rem- äeu-Villeu. . rra« Prospekte gratis ckurod äio Xurrornteduog. Den in den westlichen Vororten verbreiteten Exemplaren vorliegender Nummer ist ein Prospekt der Firma Mey L Eplich beigeleat, auf den wir unsere Leser hierdurch besonders aufmerksam machen. »»»»>