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und sruchlschweren Herbst zu maci)eu. Wenn du hiLtst, was du versprichst, ist mir um meine Diözese nicht bang. Die Jugend aber ist das Produkt des Ettern» Hauses und der Schule. Ich finde zu meiner Freude so viele katholische Schulen im sächsischen Lande. So Gott will, lehren und leben sie auch aus dem katholischen Glau ben. Der Name allein täte es wahrhastig nicht; ich ver traue hier unerschütterlich aus die katholischen Lehrer, die durch Beispiel und Wort und durch Durchdringung des ganzen Stosses mit dem katholischen Denken und Fühlen die harmoniscire Entwicklung jenes schönen Kunstwerkes sördern, das inan katholischen Charakter heißt. So harren große Ausgaben — und ich habe nur einige hier angeführt — in der Zukunft auf mich. Wenn ich nun ihre Schwere mit meiner schwachen Kraft ver gleiche. dann stehe ich zumal in der jetzigen so völlig un übersichtlichen und vulkanhaften Zeit wie ein Wanderer vor einem hohen Berge, den die Wetterwolken bedrohlich umkreisen und innere Zusammenbrüche in seinen Grund festen erschüttern. Ich sehe zwar in winkenden Höhen das Ziel, doch vor lauter Geröll und Felsblöcken kaum einen VZeg, der ohne Mühsal und Gefahr zu begehen ist. Aber ich verzweifle nicht. Ich schreite ja nicht hilflos allein, sondern Gott ist mit mir. Aus seine Gnade ver traue ich, die mir meine rechtmäßige Sendung vermittelt. Ich vertraue auf das Gebet, das mir Hunderte in meiner Heimat versprachen und meine Diözesanen in Treue mir schulden. Ich vertraue auf die opferwillig führenden Män ner und Frauen, die meinem Vorgänger und Freunde so oftmals die Wege geebnet; ich vertraue cnrs die gött liche Kraft, die in unserer rührenden Armut ur d geringen Anzahl nach den Worten des Heilandes liegt: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde." Ich vertraue auf die bis herigen großen Wohltäter meiner Diözese in nah und iern, die in katholischer Liebe die Brüder in der Zerstreu ung nicht vergessen. Ich vertraue auf die Kraft des heili gen Opfers, das Tag für Tag aus unseren ost so schmuck losen Kirchen und Betsälen wie ein geivaltiger Stroin durch das dürstende Land sich ergießt. Ick) vertraue auf die Fürbitte jener seligen katholischen Männer und Frauen, die ehedem geeinigt im Glauben hier wohnten und die herrlichen Dome erbauten, die heute noch als Zeugen katholischen Glaubens und Liebens der Erde entwachsen und zum Himmel mit beredtem Schwei gen deuten. Ich vertraue endlich auf den Patron meiner Diözese, den heiligen Benno von Meißen. So vieles in unseren Tagen gemahnt mich an seine Zeit, und so vieles in seinem Leben muh mir Leuchtturm und Richt- schnür sein. Ich sehe, wie er bei seinem ersten feierlichen Amte in Meißen zum Volke sich wendet und ihm ver- spricht, ein treuer Hirt zu sein, sein Blut und Gut für sie zu opfern und auszulzarren bei ihr bis zum Tode. Ich sehe, wie er mit unsäglicl)er Mühe seine weite Diözese durch- streift und die ärmsten Dörfer und niedrigsten Hütten be- sucht. Ich sehe, wie er den Klerus erzieht und ihm ein gütiger Vater und Bruder ist. Ich sehe, wie er sich über all bemüht, SciMlen zu gründen, die Heiden zu vekehren, die Not zu lindern mrd die Gegensätze zu überbrücken. Ich sehe, wie er, verfolgt und verbannt, doch nicht erliegt, sondern sick freut, kür den Namen Jesu Schmach zu erleb den. Ich sehe endlich, wie er hinfällig und alt, noch das Wunoerbarge wirkt und als untergehende Sonne seinen verwüsteten Sprengel zu neuer Blüte und Schönheit bringt Ich sehe, wie er sterbend noch seinen Klerus zur Treue gegen die Kirche und Christi Stellvertreter auf Erden, zu einem opferwilligen apostolischen Leben und zum unentwegten Streben nach Tugend und Vollkom menheit mahnt. Bennos Hirtenstab habe ich mit zagender Hand und in demütigem Gehorsam ergriffen. Bennos Geist möge mich führen, seine Kraft mich erfüllen, seine Liebe mich durch glühen. Dann wird mir wie einstmals auch ihm die Fremde zur teuersten Heimat und die mir anvertraute Herde zur Freude und Krone und zum Erbgut des Herrn. Es segne Euch der allmächtige Gott, st der Vater, st der Sohn und der st Heilige Geist. Amen. Gegeben zu Bautzen, am Feste des hl. Märtyrers Valentinus, 14. Februar 1931. Conrad, Lisch of von Meißen.