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Sonntags - Ausgabe «»iO» tür Lttpaa ua» Vorort» durch unfrrr IrSarr VkAUAvpkLI^ * . uaü Sp»o>t«urr Lmol täglich tu»-a«»a«dr»chtr mo«atl>cht.r5M., vlrrtepährllch 5.75 M. 0«! 0»r ch«lchää»N«U,, uns«ru Mal«« und fluogadrgrUrn adgehalti moaalUch 1M..vlertrliädrUch 5 M. Lurch St« Post: innerhalb VeutschlonS» onü S»r Srutschen N»tonte» monatlich 1^0 M., vtrrteltührltch « SS M.. auoschllr-Uch postdrsteUgrtS. vo»L»lpzlg«rlrag«d!att »rschrtnt Werktag» »mal,Sona-u. Zetrrtagolmal. In Leipzig, Sen Nachbarorten unS Sen lvrten mit eigenen Maien wtrS St« NbenSauogadr «och am ftbrnS Seo erschein««» »o» -au» g«U«f«rt. V«rltn«r N«Saktion: In Len Zelten >7, Zernspr«ch»/inschlugr Moabit Nr. 447. HmrdelsFeitung /trntsblobt des Rates und des potiseuuntes der Stadt Leipzig NeSaktloo an- chrschäst»st«ll«r )ohannl»gass« Nr.4. » Z«rnspr«ch»MaschIug Ne. >4545 unS >440«. ISS. Jahrgang »e»»kk». kür Inserat« au» Leipzig UN» Umgebung St« /L»At»ÜLnprlllsk» rspol»tg«p«titz«tt«rsps.,»i«n«kiam«,«tl«tM., vonou»a»art»so ps., NeNamen l.20M.,«lein» ftn,«t,en Slepetttz«»« nur ro pf.d.wt«s«rb»t.jtad.. Inserat« von S»hörS«n tm amtlichenLetl Sl« p«tit» z«tl« SS Pf. »«fchttstoan,eigen mit plahoorschrtst in, Preise erhöht. Nada« nach Lartf. S«tlag«n> Srsamtausl.5M.Sa» VausrnS auoschl.postgrbühe. M»;«ig,n,stnnahm«: lohanntogast«». bei sämtlichen Molen Sr» Leipzig«« Tageblatt«» uni aU«n stnn»nren-<xp«Stti»a«n ü«» In» unS stu«tanSe». S,schäst»st«U« für S«rUn u. S>« pr. vronö«nburg: virektion waitrr ZU«g«I< »«rite, w. IS. Margarethenstraß« «. Z«rnspr«ch-Anschluß! lühow »»71. Nr. 284. Lllimlsg, üen 7. Juni. 1Sl4. Vas wichtigste. * Am Sonnabend abend starb in Leipzig im kllter von 60 Jahren der Lehrer des deutschen bür gerlichen und sächsischen Rechts an der Universität Leipzig, Geheimer Hofrat Professor Dr. jur. Emil Str oh al. (S. K. u. 28.) * Die Tagung der Deutschen Kolonial gesellschaft in Danzig hat am Sonnabend ihr Ende erreicht. (Siche Per.) * Kardinal von Betti nger Hit am Sonn abend in Manche n seinen feierlichen Einzug ge halten. (Siehe Deutsch. N.) * Viviani hat dem Präsidenten Poincars mit geteilt, er müsse darauf verzichten, die Bil dung des Kabinetts zu übernehmen. (Siehe des. Art. und Letzte Dep.) * Die albanische Regierung soll die Forde rungen der Aloanesen bewilligt haben. (Siehe bes. Art.) * Zn Berlin haben gestern die S p o r t w e tt - kämpfe des deutschen Heeres und die Kaiser-Regatta begonnen. (S. Sp. u. Sp.) Umschau. Leipzig, 6. Juni. Trc Pfingstivoche ist seit Jahren mit Ta- zn ngen großer Bereinigungen angefüllt, deren Verhandluirgsergcbmsse das Interesse weitester kreise verdienen. Als Tagungsort war diesmal unser Leipzig als Tip der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik bevorzugt. Es fanden sich hier neben verschiedenen Lpezial- verbänden die Anhänger der Esperanto-Sprache, die Vertreter des Vereins für das Deutschtum im Auslande und die Mitglieder des Ausschusses der Deutsche» Turnerschaft zusammen. "Die Esperantisten konnten den allgemeinen Siegeszug der Idee des russischen Arztes Dr. Zamenhos feststellen und faßten Beschlüsse, durch die der für unser Wirtschaftsleben und für dessen überseeische Beziehnngen wertvollen Welthilfs sprache immer neue Gebiete erschlossen werden. Im Ausschuß der Deutschen Turner schaft, der unter dem Vorsitz des erfreulicher weise wieder recht rüstigen Geheimrats Goetz ragte, herrschte ebenfalls Befriedigung und freu dige Stimmung. Tenn trotz aller heftigen An strengungen, trotz aller widerwärtigen Schmähun gen hat die Sozialdemokratie mit ihren Ar beiterturnvereinen der Deutschen Turnerschaft nichts anhaben können. 65 000 neue Mitglieder sind der Gewinn der Deutschen Turnerschaft im letzten Jahre, und insgesamt 1400 000 deutsche Staatsangehörige huldigen begeistert unter ihren Fahnen planmäßiger Stählung und Stärkung des Körpers. Der Verein für das Deutschtum im Aus lande, dessen stille zähe Arbeit an der Erhaltung und Förderung deutscher Art bei den 30 Millionen deutscher Stammesbrüder außerhalb der Reichsgrenzen erst allmählich von weiteren Schichten richtig bewertet wird, hat seiner diesjährigen Tagung durch eine hochherzige Anregung eine stärkere Bedeutung gegeben. Im Hinblick auf die hun dertjährige Wiederkehr des Geburtstags des Reichsgründers wurde der Grundstock zu einer Bismarckspende gelegt. Aus deren Er trägnissen sollen Ausländsdeutschen männlichen und weiblichen Geschlechts und den Kindern von Reichsangehörigen, die im Auslande oder in den deutschen Kolonien opferfreudig dem Deutsch tum dienen, Beihilfen zu ihrer weiteren Aus bildung gewährt werden. Es bedarf keiner nähe ren Begründung für den Wert und die Zweck mäßigkeit dieser Einrichtung; wohl aber ist ein kräftiger Ruf an alle begüterten Deutschen am Platze, diesem Sammelbecken stattliche Beiträge zufließen zu lassen, damit die Bismarckspende, ähnlich der Roseggerspende in Oesterreich, recht bald und recht ausgiebig ihren Zweck zur Freude ihrer Begründer und zum Heil für unser Deutschtum erfüllen kann. Von den Tagungen, die während der Pfingst- woche außerhalb Leipzigs stattfanden, hat neben den Beratungen der Deutschen Kolonial gesellschaft in Danzig die Deut sche Lehrerversammlung in Kiel das stärkste Interesse beanipruchl. Vor zwei Jahren suchte der Deutsche Leh rerverein der viel umstrittenen Arbeits schule die Bahn zu ebnen, diesmal hatte er sich mit dem ungleich schwierigeren Problem der Einheitsschule beschäftigt. Für uns in Sachsen ist das kein neuer Begriff. Aus den Kämpfen um das Volksschulgesetz wissen wir wohl zu würdigen, was die Forderung bedeutet: „Die allgemeine öffentliche Schule muß jedem Kinde ohne Ausnahme jene Erziehung ermög lichen, auf die es nach Maßgabe seiner Ver anlagung Anspruch erheben kann." Ter Be gründung dieses Verlangens unterzog sich mit großeiN-Gcschick der sachkundige Leiter des Mün chener Schulwesens, Oberstudienrat Ke eschen ste in er. Tas unübersichtliche Vielerlei der Schularten soll zugunsten einer größeren Ein heitlichkeit des Unterrichts beseitigt werden. Die Frage der Erweiterung und Vertiefung der Bil dung soll nicht in erster Linie durch Rücksichten auf die Größe des Geldbeutels der Eltern, son dern auf die Veranlagung der .Kinder entschieden werden. Vor allen Dingen aber soll für den Unterricht aller Kinder während der ersten drei oder vier Schuljahre ein einheitlicher Unterbau geschaffen werden. Diesen Forderungen pflichtete die Deutsche Lehrerversammlung in Kiel ein mütig bei. Ebenso einhellig stimmte die fast zu gleicher Zeit in Essen tagende Vereini gung der katholischen L e h r c r Deutsch lands dem Verlangen des Straßburger .Histo rikers Martin Spahn zu, der die-nationale Einheitsschule ganz in ähnlichem Sinne wie Kerschensteiner herbeiwünschte. Diese Kund gebungen für die Einheitsschule von zwei ver schiedenen Seiten verdienen um so stärkere Be achtung, als noch knapp vor vier Wochen der preußische Kultusminister von Trott zu Solz im preußischen Abgeordnetenhaus,: in bündigster Form die Einführung der Einheits schule unter den gegenwärtigen Verhältnissen für eine Unmöglichkeit erklärte. Wenn Männer so verschiedener politischer Anschauung wie Ker schensteiner und Spahn auf dem Gebiete des Erziehungswesens sich zusammenfinden und dem gleichen Endziel zustreben, so sollte doch auch in Regiernngskreisen nicht mehr so starrsinnig an der Anschauung festgehalten werden, daß die Einheitsschule etwas ganz Unerhörtes, et was geradezu Unmögliches sei. Weitschauendc Unterrichtsverwaltungcn sollten vielmehr auf Grund der in Kiel und in Essen gewonnenen Erfahrungen nach Mitteln uuo Wegen suchen, das Problem, dessen Schwierigkeiten wir durch aus uicht verkennen, einer ersprießlichen Lösung wenigstens näherzusühren. Der Blick ausS Ausland bot in der ver gangenen Woche wenig Erfreuliches. Rach heißem DLüyen schien es dem französischen Minister Li- viami endlich zu glücken, ein neues Mini sterium zusammenzubringen. Schon waren die Aemter verteilt, schon sollte die Ministcrlistc osm Präsidenten vorgelegt werden, da erklärt Vtviani am Sonnabend plötzlich, daß er den Auftrag zur Neubildung des Kabinetts nicht durchführen könne. Um Leon Bourgeois für den Eintritt ins Kabinett zu gewinnen, hatte er, wohl auch unter dem Drucke des Präsidenten Poincars, eine entgegenkommende Erklärung zu gunsten des Dreijahrgcsetzes abgegeben. Tie ge nügte indes dem greisen Politiker nicht; er zog sich vielmehr unter schicklichem Vorwand, dem Hinweis auf sein Alter, zurück. Nun be kamen offenbar die radikalen und sozialistischen Elemente Oberwasser und verlangten vermut lich einen entschiedenen „Abbau" des Dreijahr gesetzes. Die Erfüllung dieser Forderung konnte indes Viviani mit Rücksicht auf die Rede Poin- carss in Rennes und vor allen Dingen auch im Hinblick auf die ziemlich unverhüllten Dro hungen aus Rußland — man werde bei einer Rückkehr zum Zweijahrgesetz an dem Bündnis kein Interesse mehr haben — auf keinen Fall zusichern, und infolge dieser neuen Schwierig keiten verlor er die Neigung zur Kabinettsbil dung. Ehe es noch endgültig zusammcngeleimt war, ist das Ministerium schon wieder ausein andergefallen. Tie Verworrenheit der inner politischen Frage Frankreichs wird stärker und stärker, und fast gewinnt es den Anschein, als werde der „Rappel" mit seiner düsteren Vor aussage recht bekommen: „Noch eine oder zwei solcher Krisen, und wir werden keinen Minister präsidenten mehr zu suchen brauchen, sondern einen Konkursverwalter." Unfreundliche Knnde drang auch aus Eng land herüber. Das Wüten der W a h l w e ib c r, das die Kulturwelt schon wiederholt zu lebhaften Entrüstungskundgebungen veranlaßt hat, wird für das Inselreich immer mehr zur ärgsten Land plage. Die von ihrer blinden Leidenschaft auf gepeitschten Suffragetten begnügen sich nicht mehr damit, Fensterscheiben einzuschmeißen, Bil der zu zerschneiden, Häuser anzuzünden, Mi nister, Parlamentarier und Redakteure zu ver prügeln, sie haben auch gedroht, sich an Mitglie- dern der königlichen Familie zu vergreifen und gleich eine kleine „Probe" inszeniert. Bei einer Hoffestlichkeit im Thronsaale des Londoner Kö- nigsschlofscs erschienen zwei solcher hysterischer Wahlwcibcr — Verzeihung: die offiziös be diente Presse spricht in diesem Falle sehr rücksichtsvoll, aber doch sehr unangebracht von „Wahldamen" — vorm Königspaarc und leisteten sich da einen Auftritt, der nur dank der Geistesgegenwart und Besonnenheit des Kö nigspaares ohne weitere peinliche Folgen blieb. Nun wollen sie ihre geifernde Wut gar an einem Kinde des Königspaares auslassen und werden am Ende, gleichsam als moderne Blocks bergreiterinnen, in Flugzeugen über den Gärten des Königspalastes erscheinen, um mit Wurf geschossen ihrer fanatischen Zerstörungssucht schauerliche Befriedigung zu bereiten. Allzu lange hat die englische Regierung den schwärenden Krebsschaden wciterwuchern lassen, ohne mit kraftvollen! Schnitt eine Heilung der Wunde zu versuchen. Die rücksichtsvolle Behandlung, die den ins Gefängnis gesperrten Suffragetten zu teil geworden ist, Hai deren Widersetzlichkeit nur noch bis zum äußersten gesteigert, und man kann sich drüben noch auf viel schlimmere Dinge ge faßt machen, wenn die englische Regierung nicht endlich die Maßnahmen, die sie jetzt in Aussicht gestellt hat, kraftvoll und rücksichtslos anwendet. Das Unerfreulichste hat uns aber das Schmerzenskind Europas, das junge, von hef tigen Stürmen umwitterte Fürstentum Alba nien gebracht. Drei Momente sind's, die uns für die Zukunft dieses Landes Schlimmes be fürchten lassen. Einmal wird es immer klarer, daß Essad Pascha trotz aller Unschuldsbeteuerun- gen an der Lchnrung der Unzufriedenheit der Bauern erheblichen Anteil gehabt hat. Weiter mehren sich aber auch die Beweismittel dafür, daß gewisse italienische Brauseköpfe die auf keimende Verstimmung gegen den Fürsten ge fördert haben. Tic kaum beschwichtigte Prcß- schde zwischen Oesterreich und Italien wird an gesichts der jüngsten Meldungen über gewisse Verbindungen zwischen den Aufständischen und dem Leiter der italienischen Post iu Durazzo mit erneuerter Heftigkeit wieder anheben, und die Staatsmänner in Wien und in Rom werden alles aufbieten müssen,, um eine Entzündung der Volksleidenschaften in beiden Staaten zu verhindern. Und dann das dritte, mehr per sönliche. Fürst Wilhelm ist ein Fremdling in dem Berglande, und bei dessen rauhen Bewoh nern werden die Fremdlinge stets argwöhnisch betrachtet. Er kam zu den verhältnismäßig nn- zivilisiertcn Horden ans einen! Lande, das auf seine Kulturleistungeu stolz sein kann. Ihm sind Anschauungen und Werturteile eingeboren, die jeder Deutsche, jeder Westeuropäer versteht, für die aber den Albaniern naturgemäß noch jedes Verständnis abgcht, iveil sie eben die Vorgänge in der Welt nur aus dem Gesichtswinkel ihrer Dörfer zu betrachten gewohnt sind. So mußten aus dieser Verschiedenheit der Anschauungen Mißverständnisse erwachsen, die, von den Geg nern des Fürsten benutzt und künstlich geschürt, in offene Widersetzlichkeit ausarteten. Wir wol len wegen einzelner Maßnahmen des Fürsten nicht mit ihm rechten, wie das anderswo wohl geschieht, weil die Vorgänge in Albanien an Ort und Stelle eine ganz/anderc Wirkung auslösen als in den europäischen Großstädten. Zweifel los wird der Fürst den Posten, auf den er durch die Großmächte gestellt ist, nicht kampflos preis geben. Dazu ist aber vor allem auch nötig, daß ihn der klar ausgesprochene Wille der Groß mächte, der einst dieses Fürstentum schuf, in seiner Entschlußkraft stärkt und daß nicht Ouer- treibereien unverantwortlicher italienischer Kreise den mühsam gezimmerten Bau zertrümmern und dadurch am Ende gar noch ernstere Gefahren herausbeschwören. Viviani verzichtet. Am Mittwoch war Lioiani, der von dem zurück- getretenrn Ministerpräsidenten Doumergue selbst zu seinem Nachfolger oorgeschlagen wurde, vom Präsi denten Poincarä mit der Kabinettsbildung betraut worden. Am Donnerstag wußte er sich ein Kabinett zustande zu bringen, und da seine Ministerliste nach längeren Verhandlungen fast vollständig war, schien ihm das auch zu gelingen. Auf Leon Bourgeois, den er gern mit in seinem Ministerium gehabt hätte, mußte er verzichten. Des Dreijahresgesetzes wegen, um das sich jetzt die ganze innere Politik Frankreichs dreht! Wegen dieses Ge setzes ist auch Bivianis Kabinettsbildung schließlich am Sonnabend vollständig gescheitert. Er hat keine Einhelligkeit unter seinen Mitarbeitern über die Stellung zum Dreijahresgesetz erzielen können und daraufhin kurzerhand seine Bemühungen aufgegeben. Wir verzeichnen darüber folgende Meldungen: Paris, 6. Juni. Im Laufe der Besprechung, die heute vormittag im Ministerium des Innern zwischen Viviani und den von ihm in Aussicht genomme nen Mitarbeitern stattfand, traten hinsichtlich d«er Stellungnahme zum Dreijahresgesetz neue Schwierigkeiten auf, infolgedessen die Kabinetts bildung scheiterte. Dieser Mißerfolg ist auf den Widerstand der Radikalen, insbesondere von Justin-Godart und Ponsot, zurückzuführen. Pari», 8. Juni. Viviani hat dem Präsiden ten Poinearö «itgeteilt, er müsse darauf Ver zicht e n, di« Bildung des Kabinetts zu übernehmen. Pari«, 8. Juni. Wie hier bestimmt oerlautet, wird die Bildung des neuen Ministeriums Del» eassL und Bourgeois übertragen werden. Vie epirotischen Zoröerungen genehmigt. Um die glücklich beruhigten Epiroten nicht wieder zum Aufstand zu bewegen, hat die aibaniiche Regierung, wie es scheint, sich entschloßen, die Er gebnisse der Konferenz von Korfu anzuerkennen und den Epiroten die vereinbarten Zugeständnisse zu ge währen. Wie nötig diele Nachgiebigkeit ist, lehrt die Meldung, daß aufs neue griechische Truppen im Epirus gelandet sein sollen, um die unzufriedenen Epiroten zu unterstützen. In Durazzo steht es sehr schlimm. Wenn auch von der Regierung fieberhaft gearbeitet wird, um die Ver teidigung vor-udereiten und später auch einen An griff unternehmen zu tönnen, so mangelt es doch dem Fürsten vor allem an Soldaten, die zuverlässig sind Nach Berliner Auffassung soll er auch auf die Hilfe der paar hundert Malißoren verzichten, da Verwendung dieses Stammes von Italien ungern gesehen wird. Wir »«zeichnen folgende Meldungen: (Henelftnigung der epirotischen Forderungen. Tnrazzo, 6. Juni. Vs verlautet. Saß di« Regierung Sie von Sen Epiroten ausgestellten Forderungen genehmigt habe. Griechische Truppen im Epirus. Rom, 6. Juni. Aus Brindisi wird der „Triduna' gemeldet, daß zwei griechische Kompanien unter Spiromilos in Santi Quaranta gelandet seien, um den neu erwachten Aufstand im Epirus zu unterstützen. Die militärische Laße in Mittclalbanien. Der „Wiener N. Fr. Pr." wird von einem mili- täriichen Fachmann geschrieben: Die Verhandlungen zwischen der Kontrollkommission und den Aufstän dischen sollen vornehmlich deshalb gescheitert sein, weil die Insurgenten die Absicht verfolgen, Zeit zu gewinnen, um weitere Kräste aus den von jungtürki- schen Agitatoren durchzogenen entfernteren Gebieten Mittelalba niens heranzuziehen. Ob sie dann denVersuch wagen werden, einen Angriff auf Durazzo zu unter nehmen, darüber läßt sich heute wohl noch keine Meinung abgeben. Die Zahl der Aufständischen wird in einem Berichte unseres Korrespondenten auf etwa tausend Bauern geschätzt. Je höher die Zahl der Insurgenten anschwillt, desto größer werden auch die Schwierigkeiten ihrer einheitlichen Leitung und ihrer Verpflegung, >o daß schließlich eine Entscheidung aus dem reinen Ernährungsbedürfnisse heraus wird ein treten müssen. Es ist nicht verläßlich bekannt, über welche Streit- kräste der Fürst nach Qualität und Quantität in Du razzo gebietet. Man schätzt die Zahl seiner Kämpfer aus etwa LOO Mann, deren militärticher Wert jedoch kaum hoch zu veranschlagen ist. In Alessio südlich Skutari sollen angeblich einige tausend Malissoren bereit sein, nach Durazzo zur Unterstützung des Fürsten vorzu rücken. Auch hieß es vor einiger Zeit, daß der Fürst einen Teil der im Nordepirus stehenden Gendarmerie heranzuziehen beabsichtige. Ob dies bereits geschehen ist. und wo sich diese Unterstützungen gegenwärtig befinden, läßt sich aus den vorliegenden Meldungen noch nickt eriehen. Die Stadt Durazzo würde auch nur mit einigen hundert Mann umchwer zu verteidigen sein, wenn von den Waffen wirklich ernstlich Gebrauch ge macht würde und wenn die dem Fürsten zur Verfügung stehende Streitmacht aus verläßlichen und nicht aus kainpfscheuen Elementen befiünde. Die Eriahrungen. die in dieser Hinsicht in der verhängnisvollen Nacht gemacht wurden, in welcher sich der Fürst auf Anraten des italienischen Ge- sandten aus ein italienisches Kriegsschiff begeben hat, gaben kein günstiges Bild von den militärischen Qualitäten der Verteidiger der Stadt. Die hollän dischen Offiziere und Unteroffiziere allein können gegen einige tausend Insurgenten nichts ausrichten. Die vorhandenen Geschütze, die bei guter Führung an sich vielleicht genügen würden, die schmalen Zu gänge auf Duraz'o nachhaltigst zu verteidigen, wer den von unkundigen Leuten bedient. Der öster reichisch-ungarischen Osfiziersmission wurde die Mög lichkeit genommen, die kaum begonnene Ausbildung der Eendarmeriemannschaften im Gebrauche der Geschütze sortzusetzen. Hauptversammlung -er Deutschen koloaialgesellschast 8. L II. Danzig, 6. Juni. II. In der heutigen zweiten und letzten Sitzung der Deutschen Kolonialgesell'chaft gelangte zunächst ein Antrag verschiedener rheinischer Abteilungen, Lenen sich die Abteilung Berlin angeschlagen hat, zur Er örterung. Der Antrag hat folgenden Wortlaut: „Die Hauptversammlung wolle beschließen: 1. Die Einführung einer B e r wo. l t u n g sge r i ch ts- bar leit für die Kolonien ist dringend erforderlich. 2. Die Verwaltungsgerichte sind vorläufig den be stehenden ordentlichen Gerichten anzugliedern. Zu ständig ist in erster Instanz das Bezirksgericht, in zweiter Instanz das Obergericht, in letzter Instanz der Kolonialaerichtshof. 1. Der Herr Staatssekretär des Reichskolonialamtes wird gebeten, dem Reichs tage bei der nächsten Tagung einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. In der Debatte über den Antrag kam zum Ausdruck, daß man nickt allzu schnell oorgehen dürre: vor allen Dingen solle man nichr spezialisieren. — Ls wird schließlich ein Antrag Hupfeld angenom men, der einfach die Errichtung eines Kolonial- gerichtshofes verlangt. Damit ist der Antrag der Abteilungen gefallen. Die Versammlung beriet dann folgenden Antrag der Abteilung Berlin: „Die Hauptver;ammlung möge den Herrn Präsidenten bitten, eine ständige U e b e r s e e k o m m i j s i o n von 0 bis 12 Mitglie dern mit dem Rechte unbeschränkter Zuwahl ein zusetzen, der die Klärung und öffentliche Vertretung der überseeischen Interessen der deutschen Nation als Arbeitsgebiet zu zu weisen ist." Nach kurzer Begründung durch Rcgierungsrat Leidig (Berlin) und nach kurzer Debatte wurde der Antrag angenomme n. Es folgte ein Antrag der Abteilung Westliche Vororte Berlins, der lautete: „Die Hauptoersamm- lunq wolle beschließen, den Herrn Staatssekretär des Rcichskolonialamtes zu etlichen, bei den Kultus ministerien der Bundesstaaten und sonstigen geeig neten Stellen dahin zu wirken, daß den Söhnen und Töchtern von deutschen, nicht hinreichend be mittelten Kolonialsiedlern zum Zwecke des Besuches deutscher höherer, mit Internat verbundener Schulen finanzielle Erleichterungen zu teil werden." Die Hauptversammlung nahm sodann den Bericht der Sanitätskommission entgegen. Als End resultat der Beratungen der Kommission haben iich folgende vier Anträge ergeben: l. In denjenigen Kolonien, wo noch keine Ver ordnungen zur Seuchenbek ämpfung er laßen find, ist — ähnlich wie in Deutsch-Ostafrika nnd