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SüchMe Volkssettuns Mill woch, den 7. Januar 1931 werkagSorti Dresden Slnzetgknprcls»: Die Igelvattene pelUjette lid P Familleist anzetgen ».Llellengeluche ir<» z. Die pelitrettamezctte. SS INN> beeil. I -kl. Alle Nnzctgen außerhalb de« VeebrcliungSgebieleS >1« Z. die pelUrettnmezeite > .!tv.»r. Vrielgeb.Nl» Z. Im Fall» höherer Gewalt erlischt jede Verpllichtung aus Lieferung sowie Lrslillung v. Anzeige» > Ansirügen >1. Leisiung v. Schadenersatz. Veschllsliicher Teil: Fron» Vungart», LreSben. Nummer S — 30. Jahrgang erschein! Vmal wöchtl. mit illuslr. GrallSbrlkagen.Helmai und Weit' und der Kinderbetlage .Frohmut', sowie de» Texideiiageir ,St. Benno-Blatt', .Unterhailnng und Wlssen'. .Die Weil der grau'. .Aerztlicher Ratgeber'. .DaS gute Buch'. .Fitmrund» schau'. Monatlicher «vezug-PrelS 3 elnscht. Bestellgeld. Stnzeinummer 1V z, Sonnabend- u. Sonntagnummer tiv Hauptlchrtstietler: Dr. <ö. sveSczyk, Dresden, Für chrislliche PoliNK und Kultur Redaltton der Litchltschen Volk.zrltun» DreSdeir-Ailjladt I. Polierstras,r t7. Fernrui LMtl unb?tv!2. <S«lchittt»ftell«, Druck «.Vertagt Germania.»!^«, siir Vertag und Druckeret, Filiale Dresden. DreSden.A.l. Polierstratzel?. FernnnLIVtL, PoslschecklonloDresden Bankkonto «tadlbanl Dresden Rr. «INI» Mahnwvrle -es Kanzlers „Oer deutsche Osten muß Mut zur Selbsthilfe haben" - „Oie Zeit der Phrasen ist vorbei" Brüning in Königsberg Königsberg, tz. Januar. Reichskanzler Dr. Briining und seine Begleitung haben gestern ihre Informationsreise durch die deutschen Ostgebiete festgesetzt. Nach Lauenburg bildeten Dir schau, Bü tow und Rummels bürg die Stationen der Reise. Der Nachmittag ivar dem Ausenthalt in Sch neide müht gewid met, ivobesonders eingehend die Lage in der Grenzmark Posen- Westpreußen geschildert wurde. Von Scyneidcmühl aus wiir-de gegen Mitternacht die Weilersahrt durch den polnischen „Korridor" nach Ostpren - tz v n angetieten. — Um ö Uhr vormittags traf der Zug mit dem Reichskanzler in K önigsberg eiu. Der Reichskanzler und seine Begleitung wurden auf dem Bahnhof vom Oberprüsiücn- Ie„ Dr. Siehr und anderen hervorragenden Persönlichkeiten begriitzt und begaben sich sogleich zu der vorgesehenen Bespre chung mit den Bertretern der Behörden und der Wirtschaft zum Oberpräsidium. Die erwartungsvolle Stimmung Ostpreussens kommt in den Begrüßungsartikeln der Presse zum Ausdruck. Hervorgchoben wird in der Berichterstattung iiber den Schneiöemühler Aufenthalt des Reichskanzlers dessen Bekun dung, das; ihn die Segenswünsche des Reichspräsidenten von Hindenburg für die ganzen östlichen Provinzen begleiten. Zahl- reiche Gebäude tragen Flaggenschmuck. Die ostpreutzische Land schaft zeigt den Gästen ein winterliches Gesicht. Aus den Berichten, die über die einzelnen Empsänge in -en erwähnten Städten der Ostprovinzen vorliegen, geht her vor. daß der Reichskanzler es verschmäht hat, nach berühmten Mustern Versprechungen zu machen, deren Erfüllung in weitem Felde liegt. Er Hai vielmehr die Vertreter der vrllici-'n Be hörden und wirtschaftlichen Interessengruppen aus den Ernst der Gcsamtlage Deutschlands hingewiesen und sie an die Not- wendigkeit erinnert, das; zunächst einmal die politischen Ver treter der Ostprovinzen die Rettungspolitik der Regierung unterstützen müssen, wenn der Osten nicht zugrunde gehen soll. Der Kanzler führte u. a. in Schneidemühl aus: „Hier im Osten haben ivir gemäßigte sachliche Forderun gen kennengelernt, die viel Überzeugender und durchschlagender wirken als alle agitatorischen Reden. Die Reise ist erst jetzt möglich geworden, da die politisch Entwicklung der vergan genen Monate sie vorher nicht gestaltete. Der Segens wunsch des Reichspräsidenten für den ganzen Osten begleitet die Reichsregierung auf dieser Reise. Die Regierung ist nicht gewillt, Versprechungen zu machen, di« sie nicht In der Lage ist zu halten. Vieles wird sich möglich machen lassen, mit kleinen Mitteln, wenn nur der gute Wille vorl»anüen ist. Der l>eutige Tag hat gezeigt, das; gerade für die ostdeutsche Landwirtschaft und sür das ostdeutsche Gewerbe manches mehr hätte getan werden können, wenn Fehlerguellcn vermieden worden wären. Deutschland steht heule vor einem geschichtlichen Zeit abschnitt. Die Zeilen leichter Bewilligung grosser Summen sind vorbei. Unsere Zeit ist nüchterner geworden. Mil wenigen Mitteln, die uns eine falsche Wirtschaftspolitik vergangener Jahre übrig gelassen hat, gilt es, die höchste Nntzwirkung besonders sür den deutschen Osten zu er zielen. Im Endeffekt mus; die Reichsregierung den Osten bitten, eines auszubringen, was sür den Erfolg aller Hilfsmaßnahmen entscheidend ist: Den Mut zur Selbsthilfe. Tie bedeu tungsvollste Selbsthilfe, die der Osten treiben muh, ist die poli tische Selbsthilfe. Was soll es nützen, wenn agitatorische Worte ausgebracht werden, de», Oste«, aber jede Kraft fehlt, sein« Ab geordneten zu veranlassen, der Reikhsregierung die Mittel zur 'Verfügung zu stellen, die sür ein« Hilfe des Ostens aufgewendet werde,, sollen und notwendig sind. Wenn hier Kritik geübt worden ist, das; die Ost-Arbeit, Sic seinerzeit mit Ser Botschast des Herrn Reichspräsidenten angckündigt und aus diese Bot schaft hin eingeleitet wurde nur langsam in Fluh gekommen ist, so mus; ich darauf Hinweisen, das; diese Arbeit auch nach der sinan,gellen Seite in weitestem Umsange hätte Surchgesührl werden können, wenn es nicht zur Reickstagsauslösung gekom men wäre. Denn durch die Situation, die uns zur Auslösung zwang, waren alle aussichtsreichen Verhandlungen mit auslän dischen Banken für immer abgebrochen worden. Wir werden also mit vieler Mühe andere Wege der Finanzierung suchen müssen, die leider aber viel schwieriger werden. Seien Sie jedoch versichert, wir werden keine Schwierigkeiten scheuen, nm die Lösung öurchzuführen. Nur die einzige Bitte habe ich, trete,, Sie allen unsinnigen Gerüchten, wie sie In einzelnen Vorträgen angedeutet wurden, und den politischen Ueberspan- nungen entgegen, die darauf hinausgehen, das; man schließlich, aus einer gewissen verzweifelten Stimmung sogar Interesse daran haben könnte, bah die Massnahmen der Regierung nicht gelingen. Das ist Selbstmord für den dentschen Osten. Haben Sie den Mut, zusammen mit Reich und Staalsrcgierung den Kamps aufzunehmen. Der Blick des deutschen Volkes ruht auf dem Osten. Es mus; in Ihnen ein Beispiel sehen." Diese Worte werden manchem der an den Empfängen nn- Beratungen beteiligten Herren hart in den Ohren geklun gen haben. Tragen doch Deutschnautionale und Nationalsozia listen. die im Osten ül>er eine so zahlreiche Wählerschaft ver fügen, neben Nationalsozialisten und Kommunisten die Schuld daran, das; dem Osten bisher nicht wirksamer geholfen werden konnte. Hilgenberg und Frick, die die Reichslagsauflösuug im Juli erzwungen haben, tragen die Hauptschuld au der Ver zögerung der Osthilfe. Es ist sehr erfreulich, wenn das dem deutschen Osten auch jetzt wieder mit aller Deutlichkeit gesagt lvivd. England gegen Revision Politik -es Eigennutzes London, 0. Januar. In einem „Deutschland und der Aoungplan" überschriebenen Leitartikel behandelt „Times" aus der Neujahrsansprache des Generals Grüner an den Reichs präsidenten die Stelle, an der die Frage aufgeworfen wird, ob Deutschland imstande sein werde, die ihm auferlegten finanziel len Lasten zu tragen. „Es kann zweifelhaft erscheinen", so schreibt das Blatt u. a., „ob eine so deutliche Anspielung auf die Möglichkeit eines Moratoriums zur Erreichung dieses Zie les lder Erleichterung der Reparationslast für Deutschland — D. Red.) beitragen wird. Aus der Entstehungsgeschichte des Z-oungplans geht hervor, datz die Bestimmungen über ein Mo ratorium lediglich als letzte Zuflucht gemeint sind. Diese Be stimmungen sind an die Stelle der Funktionen des Transfer- Ausschusses des Dawesplanes getreten, uin die Stabilität der deutschen Währung zu sichern und durch die Einteilung der Annuitäten in elnen geschützten und einen ungeschützten Teil ist klargestellt worden, das; die Bestimmungen sich nicht auf die Natur der Reparationsverpslichtung als solche, sondern lediglich auf den jährlichen Transfer beziehen. Nur eine Krisis, die so heftig ist, das; sie die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands unmittelbar gefährdet, kann dem zufolge der deutschen Regierung die Berechtigung geben, die be sondere Art von Zahlungsunsähigkeit zu erklären, die als Mo ratorium bezeichnet wird. Tatsächlich ist nun aber eine uner trägliche Anspannung des deutschen Budgets oder der auslän dischen Wechselbestände der Reichsbank noch nicht eingetre ten. f!) Die Politik, Schmerz zu äußern, bevor man verletzt ist flj, ist in einer Welt der Realpolitik gefährlich, so zweck mäßig sie auch erscheinen mag als Mittel, den Nalionalsoziali stcn den Wind aus den Segeln zu nehmen. In wirtschaftlicher Beziehung kann diese Politik nur dazu beitragen, gerade die Krisis herbeizuführen, gegen die ein Moratorium dienen soll, und in politischer Beziehung kann sie nur die Solidarität der Gläubiger Deutschlands stärken,-wie dies die jetzigen Erörte rungen zwischen dem britischen und dem französischen Schatz amt deutlich ankündigeu. -» Diese Aeußerung der „Times", die in außenpolitijchen Fragen häufig als Sprachrohr -er englischen Regierung benutzt ivir-, ist ungemein ci-nalsteristisch. England will also auch in der Frage der Revision des Aoungplanes die gleiche kleinliche Politik des Eigennutzes verfolgen, die es schon bei -en Haager Verhandlungen gezeigt hat. Diese Politik, die keineswegs -er großen Tradition -es britischen Imperiums, eher -cm sprichwörtlichen Geiz -er Schotten — Macüonal- selbsl un- mehrere seiner Minister sind Schotten — entspricht, muß nicht immer zum Vorteil Englands gereichen. Dars man daran erinnern, daß die gleiche Politik -er nackten Habgier, zur Zeit -er Kämpfe zwischen Kollschak und Denicui aus -er eiueu. -en Bolschewisten auf der anderen Seile iiiierhaupt erst zum endgültigen Siege der Bolschewisten geführt Hal? England will jetzt -ie Aereinttarungen, die es mit Frank reich in der Frage der Goldverteilung geführt hat. durch Revi- siouswünsche Deutschlands nicht stören lassen. Mau bewahrt über die Verhandlungen, die zwischen den eng lischen und französischen Finanzsachverstän dige n in Paris geführt worden sind, Stillschweigen. Es wird jedoch ivie aus London gemeldet wird, nicht in Abrede gestellt, -aß zwischen Frankreich und England in ihrer Eigenschaft als Gläubigermächte gegenüber Deutschland gemeinsame Inter essen vorhanden seien. Grundsätzlich stehl die englische Politik aus dem Standpunkt, daß eiu etwaiger Antrag Deutschlands aus eine Verzögerung der Tribulzahlnugeu gemäß dem Voung- plau oder aus irgendeine sonstige finanzielle Revision durchaus unerwünscht ist. Solidarilät! Die folgenden Ausführungen erörtern Sie allgemeine volkswirtschaftliche Bedeutung des gegenwärtig im Ruhr gebiet bestehenden Lohukonsliktes vom Standpunkt der christlichen Arbeitnehmerschaft Sie verdienen im Hinblick auf das persönliche Eingreifen des Reichsarbeilsminislers in diesen Konflikt besondere Beachtung. D. Red. Allmählich kommt in das politische Leben wieder Be wegung. Und zwar wiederum von der Wirtschaft her. Wiederum haben Tausende von Angestellten und Arbeitern am Quartals ende ihre Kündigung erhallen, andere die Mitteilung, daß ihre Bezüge gekürzt seien. Während ursprünglich beabsichtigt war, lediglich das Einkommen der Beamten zu kürzen, und zwar um den Betrag, um den ihr Gehalt zuletzt ohne Zustimmung des Reichstages erhöht worden war, hat jetzt der Lohnabbau auch auf die Privalangeslellten übergegrifsen. Ihre Lage ist aber in sofern eine andere wie die der Beamten, als sie meist kurz fristige Kündigungen haben, also in einer durchaus nicht ge sicherten Lebeusexistenz stehen. Dabei ist Sie Höhe des Lohn abbaus bei den Angestellten meistens sogar viel größer als bei den Beamten. Es scheint aber einmal notwendig, die Wirkungen dieses Lohnabbaues uns vor Augen zu hallen. Die Kürzung der Ge hälter und Löhne muß ohne Zweifel zu Einsparungen jähren. Nicht gespart werden Kanu aus dein Gebiete der Steuern, ebenso wenig werden die Ausgaben für Mieten gesenkt werden können. Demnach müssen beim Lebeusaufwand Abstriche gemacht wer den. Halten wir in der Konfektion oder in der Damen- bzw. Herrenschneiderei Umschau, so stoßen wir überall aus einen gro ßen Arbeitsmaugel. Selbst die besteingeführten Firmen Klagen über Absatzmaiigel. Daraus geht hervor, das; die Nachfrage stark zurückgegangen ist, das; also eine Einschränkung bis hart an die Grenze des Möglichen bereits slaltgesundcn hat. Unter den Ausgaben können vielleicht noch eiugespart werden solche sür Essen und Trinken Alan darf hier nicht die allgemeinen Ge< pslogenheiten nach den Preisen in einigen Lur.nsgaststätten de» Reichs-Hauptstadt beurteilen. Sehen wir einmal in die Häuser der Arbeiter, die noch Arbeit haben, oder in die dec Angestellten und Beamten. Wir glauben nicht, daß dort irgendein luxuriöser Aufwand zu finden ist. wohl aber sind wir der Meinung, das; eine weitere Drosselung der Ausgaben auf Kosten des Exislenz- miuimums gehen würde. Schließlich gibt es noch kulturelle Aus gaben, die in dem Haushalt einer Familie eine Rolle spielen, dazu rechnen wir auch die Ausbildung der Kinder. Es wird jetzt sür viele Familien äußerst schwer werden, ihre Kinder wie bis her ausbilden zu lassen Wo es nicht möglich ist, vorzeitig das Studium abzubrechen, werden die Kinder unter den größten Entbehrungen hernnwachsen Wir haben bis jetzt im allgemeinen von 'Ausgaben gespro chen. die zn den unbedingt notwendigen gehören. Wird cs über Haupt noch möglich sein, Ausgaben sür B i l d u u g s m i t t e l und Erholungszwecke zn machen? Theater, Erholungs stätten. Bücher und Zeitungsverlage usw. dürsten den Rückgang der Konsumkraft zuerst spüren und schon bisher beweisen die zahlreichen Konkurse, wie sehr sich die Lage in diesen Erwerbs zweigen verschlechtert hat. Die ausgesprocheuc Luxusindustrie schließlich kann nur mehr leben, wo sie Exportgeschäfte tätigt Ter Inlandsmarkl kommt sür sie kaum mehr in Frage. Wir erwähnen dies alles lediglich deshalb, weil unter den Gesichtspunkten des Konsums auch das Lohuproblem zu be handeln ist Wenn jetzt die Arbeitgeber des R u h rZ; ebielc s einen I-'prozeutigcn Lohnabbau fordern, so bedeutet dies, dos; die Arbeiter die Ausgaben, bei denen überhaupt noch zissern- müßig eine Einschränkung möglich ist, um diesen Prozentsatz kürzen müssen, Oder vom allgemeinen volkswirtjchasllicheu Standpunkt aus gesehen, eine weitere Einschränkung des Konsums und der Nachfrage. Statt die Kaujkrast zu verstärken, wird sie so weiter geschwächt und die Folge ist, daß Handel und Gewerbe, welche sich aus die normale Kauskrasl eingestellt haben, immer mehr über Absatzstockung zu Klagen haben werden, die Preise auch gar nicht ermäßigen !ä uuen, weil durch den Rückgang des Umsatzes ihre Unkosten bei den einzelne.! Waren gestiegen sind Tie bisherigen Ergebnisse des Preisabbaues sind durchaus ungenügend und wenigstens zurzeit kein Ausgleich sür einen lLprozentigen Lohn abbau, auch nicht sür einen stprozenligen Abbau, den die Arbeit geber als letztes Zugeständnis anuehmen wollen Dr Pinkerueil. einer der Geschäftsführer des bergbaulichen Vereins, sagt im „Berliner Börsen-Courier": „Es ist feste Ueberzeugung wirklich Maßgebender, daß ein Streik, ein legaler Streik nicht entstehen, keinesfalls von langer Dauer sein wird. Die Reichsregierung kann und darf es nicht zum Streik kommen lassen " Der christ liche Gewerkverein hat erklärt, das; er der gegenwärtigen Streikparole nicht folge, weil die Verhandlutigsmöglichkeiteu noch nicht erschöpft seien" Die Lage ist also ernst, aber nicht verzweifelt. Hoffen ivir, daß beide 'Parteien sich zusammen finden und schließlich zu einem befriedigenden Ergebnis gelan-