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Sächsische Volkszeitung : 07.01.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193101073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310107
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-01
- Tag 1931-01-07
-
Monat
1931-01
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.01.1931
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Noltzen Man lese und vergleiche: Der nationalsozialistische „Frei- heitskamps" schreibt lin Nr. 2 vom 3. Januar): „In einem Stutt garter Aerkchralokal der Nationalsozialisten wurden die dort bet einer Silvesterfeier befindlichen SA - und SS.-Leute von einer starben kommunisttschen Uebermacht iibersallen. Ohne jede Veranlassung wurde der SA -Mann Weinstein vom Sturm 40 zusammengestochen. Ein bolschewistischer Mordbube rannte ihm ein Messer ins Herz, so daß Pg. Weinstein sofort tot war. Schwer verletzt wurden die SA.-Leute Schirr, Knoll und Breu- ner... Diese feige Bluttat erregt in ganz Süddcutschland hellste Empörung. Das rote Mordgesindel war bereits vor Weihnach ten in der Hetzpropaganda äußerst rege, da man den überwälti genden Eindruck der großen Hitler-Kundgebung zu verwischen suchen wollte. Unter dem Eindruck der Tatsache, daß zur Zeit in allen offiziellen Stellen (!!) ein gewisser „Aktivismus" gegen die nationalsozialistische Idee gern gesehen und selbst gepredigt wird, sehen die roten Mordeleinente neuerdings geradezu einen Freibrief zur Begehung von allerlei Bluttaten gegen National sozialisten." Am gleichen Tage schreibt die kommunistische „Arbeiter stimme": „In der Silvesternacht überfiel ein Trupp National sozialisten, der eine Silvesterfeier abhielt, in Berlin eine Gruppe Rcichsbannerproleten, die in einem gegenüberliegenden Hause gleichfalls feierten. Ein Nationalsozialist zog sofort, ohne bedroht zu sein, seinen Revolver und schoß auf die Reichsbannerproletei, Zwei von diesen sielen zu Tode getroffen mit einem Unterleibs- fchuß bzw einem Kopfschuß zu Boden. Sie starben nach wenigen Stunden. Die Reichsbannerarbeiter ernten hier wiederum die Früchte der Politik der sozialdemokratischen und Reichsbanner führer... Gemeinsamer Kampf gegen den Faschismus im Kampfbund gegen den Faschismus unter Führung der einzigen antifaschistischen Partei, der KPD., das muß die Lehre der Reichs bannerarbeiter aus diesen Mordiiberfällcn der Nationalsozia listen sein... Entfesselt alle Volkskräste für die Revolu tion gegen den Faschismus." Man lese und vergleiche! Beide sind „gegen die offiziellen Stellen", beide für die (nationale oder proletarische) Revolution. Beide spekulieren auf den atavistischen Gang zur Blutrache, um aus immer neuen Bluttaten immer neues Material für die Um sturz-Hetze gewinnen zu können. — Solidaritätderpoli- tischen Totschläger l Wenn die Deutschnationalen die Wahrheit über' ihre Partei wissen wollen, dann brauchen sie nur die Presse der von ihnen so eifrig geförderten Nationalsozialisten zu lesen. So schrieb der „Völkische Beobachter" am 2. Januar: „Ein deutschnationaler Neujahrsaufsatz begann mit folgenden Worten: „Seit einem Jahre führen die politischen Gedanken Dr. Hugen bergs die nationale Opposition in Deutschland." Und später heißt es: am 14. September 1930 sei der Republik eine entscheidende Schlappe erteilt worden. Wir begreifen die deutschnationalen Nöte rein menschlich, daß die Deutschnationalen ihre 00 Prozent Dezimierung aber als Schlappe der Republick und als Sieg des nationalen Gedankens auslegen, ohne den Sieg des National sozialismus anzugeben, ist eine blutige Selbstoerspottung. Ge wisse Leute sind eben unbelehrbar." In Nr. 130 seines „Angriff" kritisierte Goebbels die Ge schäftsgebarung der Ufa, deren Aufsichtsratsvorsitzender bekannt lich der deutschnatlonale Parteivorsitzende Hugenberg ist. Goeb bels bemerkt, daß die Ufa in der Oefsentlichkeit als „nationales' Filmunternehmen gelte, fügt aber hinzu: „Es macht jedoch den Anschein, daß die Ufa davon überzeugt ist, daß das Adjektiv „national" mehr dazu dient, bequem Geschäfte zu machen, als zu einem bestimmten charakterlichen Handel zu verpflichten." Goebbels begrüßt wohl den Friderikusfilm, tadelt aber lm glei chen Atemzuge, daß die Ufa-Iahrcsschau für 1930 nicht den Auf marsch der SA.-Gruppen und des Stahlhelms zeige, daß nich' auch die Ermordung von SA.-Männern im Bilde vorgesührk werde Er erblickt die Ursache u. a. darin, daß es „in der natio nalen Ufa von Juden nur so wimmelt" Er richtet diese Vorwürfe auch gegen die Hugenbergprcsse. Besonders hat es ihm der Film kritiker des Scherlverlags, Alfred Rosenthal, angetan, „der auf den schönen Namen Aros zu hören pflegt". — (Aber Herr Goeb bels! Auch der Chefredakteur des Völkischen Beobachters heißt Alfred Rosenberg! Ist so viel Unterschied zwischen Berg und Tal?) — Goebbels schließt: „Das Scherlhaus und die Ufa müsse: sich entscheiden. Das hier soll eine erste Warnung und Mahnung sein. Wir haben nicht die Absicht, weiterhin zu Dingen zu schwei gen, die der Nation und dem Volk von Sckaden sein können. Ns» Hot die Ufa das Wort In der Tat. Sie wird cs führen müsse» im Gc b-? der Sprache, die heute schon allenthalben In Deutschland leidenschaftlich für das politische Gesicht der Nation von morge gesprochen wird." » „Wir haben nicht die Absicht, weiterhin zu schweigen." Bisher also scheinen die Nationalsozialisten „zu Dingen, die dem Volk von Schaden sein könnten", geschwiegen zu haben. — Noch Die Lohnkämpfe in Sachsen Oie MeiaMndustrtetten lehnen den Schiedsspruch ab Die Vereinigung der Verbände sächsischer Metall > ndü st r i e l l e r hat den am 29 Dezember in Dresden unter Vorsitz des sächsischen Landcsschlichters Dr. Hauschild gefällten Schieds spruch, der eine vierprozentige Senkung der Löhne der Lohn arbeiter und eine sünfprozentige Senkung der Akkordarbeiter löhne vorsieht, am Montag abgelehnt. Wie wir dazu erfah ren, sollen Nachverhandlungen über den Schiedsspruch am 7. Ja nuar im Neichsarbeitsministerium stattsinden. — Wie aus An schlägen in verschiedenen Fabriken hervorgeht, wollen die Arbeitgeber zwar die neuen Löhne anerkennen, aber allem An schein nach Einzelarbeitsverträge schließen. Die Vereinigung der Verbände sächsischer Metallindustriel ler erklärt zu der ablehnenden Haltung der Industriellen, daß der Schiedsspruch ganz wesentlich hinter den Lohnsenkungs schiedssprüchen der übrigen Metallindustrie zurückbleibe, beson ders hinter denen der benachbarten Bezirke. Der Schiedsspruch berücksichtige in keiner Weise, daß gerade die sächsische Metall industrie von der heutigen Wirtschaftskrise am schwersten be troffen sei, und daß die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Metallindustrie dadurch einen erneuten schweren Stoß erhaite, der sie gegen die Wettbewerbsbetriebe in anderen Bezirken Deutschlands völlig ins Hintertreffen bringe. Die Mitglieder der Vereinigung der Verbände sächsischer Metallindustrieller stehen heute auf dem Standpunkt, daß es unter diesen Umständen süs sie nicht mehr möglich sei, die Betriebe ausrechtzuerhallen, und daß es zwangsläufig zu Stillegungen kommen müsse. Die Ver einigung habe deshalb an den Rcichsarbcitsininister das drin gende Ersuchen gerichtet, diesen Schiedsspruch nicht für verbind lich zu erklären, sondern die Verhältnisse durch eine neue Schlichterkammer unter Vorsitz eines Sonderschlichters nachprü fen zu lassen mit dem Ziel, einen Spruch zu fällen, der der Not lage der sächsischen Metallindustrie ausreichend Rechnung trage. Oie Stillegungen in der Glasindustrie Wie bereits gestern gemeldet, ist in der sächsischen Hohl- und Preßglasindustrie ein Lohnkampf entbrannt, da sich der größte Teil der Arbeitnehmerschaft weigerte, die von Arbeit- gcberseite angebotenen neuen Lohnbedingungen anzunehmen Dieser Lohnstreit hat dazu geführt, daß am Montag die meisten in Frage kommenden Betriebe stillgelegt wurden. Wie die kom munistische Dresdner „Arbeiterstimme" meldet, werden von die ser Maßnahme in Ostsachsen folgende Betriebe betroffen: Malky- Freital, Glasfabrik Brockwitz, Glasfabriken in Radeberg, Sach senhütte Bischofswerda. Glasfabrik Brand Erbisdorf, Siemens Dresden-Freital, Glasfabrik Kamenz, Glassabrik Demitz, Glas fabrik Bautzen, Glassabrik Meißen. Das große Glasindustriegebiet von Steinschönau und Umgegend leidet schon seit langen» unter Austragsverininderung und Kurzarbeit. Bis Dezember lagen immerhin noch Weih nachtsaufträge vor. Seitdem aber sind mehrere Betriebe still gelegt worden. Andere arbeiten mit verminderter Belegschaft weiter. Es besteht zunächst nur wenig Aussicht aus baldige Besse rung. Oie Lage im sächsischen Bergbau Chemnitz, 0. Januar. Wie von der Direktion des Schachtes Vereinsglück gemeldet wird, sind auf Grund des Streik beschlusses von den 620 Mann der Frühschicht 38 Arbeiter nicht eingefahren. Die übrigen haben gegen ihren eigenen Streik beschluß die Arbeit ausgenommen. Die Mitlagsschicht ist bis auf zwei Mann eingefahren. Auf den übrige» Werken des Reviers herrscht vollständige Siu he. Die Schichte» sind vollzählig zur Arbeit erschienen, doch versucht im gesamten Revier die revolutionäre Gewerkschaftsopposition auch die arbeitswilligcil Bergarbeiter in den Streik zu treiben. Wie wir erfahren, haben die Nachverhandlungen über den Antrag der Arbeitgeber auf Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs vom 3l. Dezember für den sächsischen Stein kohlenbergbau am Montag in Berlin stattgefunden. Die Ent scheidung des Rcichsarbeitsministers, der gegenwärtig im Ruhr gebiet weilt, ist für die nächsten Tage zu erwarten. s. Neue Steigerung der Arbeitslosigkeit im sächsischen Bau- gewerbe. Am Iahresschluh ist die Arbeitslosigkeit im säch» fischen Baugewerbe erneut um 2,5 Prozent aus 69,5 Prozent gestiegen. Fast 47 000 Bauarbeiter sind nunmehr erwerbslos. s. Im sächsischen Zimmergewerbe waren nach einer Zäh lung vom 20. Dezeinber von 17 881 Arbeitern 12 865 — 71,78 Prozent erwerbslos. Das bedeutet eine Zunahme der Arbeitslosigkeit gegenüber dem November um 6,69 Prozent. besser zu schweigen aber versteht die deutschnationale Presse, die von all diesen Fußtritten der Nationalsozialisten ihren Lesern kein Wort berichtet. Ihr einziger Schmerz ist vielmehr, daß das Zentrum den Nationalsozialisten nicht das gleiche Entgegenkom men zeigt wie die Deulschnationale Partei. — Es gibt Menschen, die mit Wollust Mißhandlungen und Demütigungen erleiden. Diese abnorme seelische Veranlagung sck-einen die Deutschnatio nalen auf politisä)em Gebiete bewähren zu wollen. s. Der Stand der Tierseuchen in Sachsen. Nach dem amt lichen Bericht des Landesgesundheitsamts über den Stand von Tierseuchen in Sachsen am 31. Dezember 1930 wurde der Milz brand an diesem Tage in 4 Vet.-Dezirken, 4 Gemeinden und 4 Gehöften (gegen 4, 4, 4, am 15. Dezember) feslgestollt. Die entsprechenden Zahlen lauten bei Tollwut 3. 9, 10 (3. 11, 13): lei Maul- und Klauenseuche 25, 84. 203 (27, 83. 173): Räude der Einhufer 2, 4, 4 (3, 4. 4): Schwcineseuche 2, 3. 3 <3, 4, 4): Sclpveinepest 11, 13, 13 (9, 11, 11): Rotlauf der Schweine 2, 2, 2 (—): Geflügelcholera 5, 5, 5 (8 9. 9): ansteckende Blutarmut der Einhufer 8, 11, 12 (8, 11, 12): Gehirnrückcnmarksentnindung der Pferde 5, 5, 5 (6, 10, 10): Gehirnentzündung der Pferde 6, 6, 6 (4, 4, 4): Viencnscuchen 16, 44, 95 (16, 45, 97). l.riprig unei Umgebung Ium Mord bei Bad Lausick Leipzig, 6. Januar. Die Ermittlungen in der Mordange- lcgenhcit bei Bad Lausick liaben bisher noch nicht zur Fest stellung der Person der Ermordcicn und zur Ergreifung des Täters geführt. Es steht lediglich fest, daß cs sich bei dem Opfer um eine 30 bis 40 Jahr« alte Frau handelt. Für die Ergreifung des Täters oder für den Nachweis' von Tatsachen, die dazu führen, baden die Staatsanwaltschaft und das Kriminalamt Leipzig eine Belohnung von zusammen 1000 NM. ausgesetzt. Von einem Landarbeiter ist jetzt eine Mitteilung eingegan- gen, nach der er und seine Begleiterin am 3. September 1930 gegen 11.30 Uhr nachts auf dem Heinnvege aus der Richtung von der Morüstelle her mehrere laute Hilferufe gehört haben wollen. Ferner ist von einem Bahnbeamten im Mai oder Juni ein in den mittleren Jahren stehender unbekannter Mann mit einer etiva 30 Jahre alten Frau beobachtet worden, die beide in dem nordwestlich des Bahnhofs Frauendorf gelegenen Waldstück am Nachmittag lagerten. Die nach dem Wege zu gelegene Seite halten sie mit Reißig umgeben, um gegen Sicht gedeckt zu sein. Einig« unbekannte Bahnarbeiter haben sic aus allernächster Nni>e beobachtet. Als die Lagernden d>e Arbeiter bemerkten, verließen sie die Lagcrstelle. Die Frau soll ain gleichen Tage mit dem Nachmittagszug aus Richtung Borna in Frauendorf eingetrosscn sein. ) Mißbrauchtes Vertrauen. Pu einen» aufregenden Zivi- scheu sali Kain cs am Montagnachinittag gegen 3 Uhr in» Amts- gerichlsgebäude in der Iohannisgasse. Dort sollte ein Kanzlei, pehils« iveaen umfangreicher Urkundenfälschungen und Betrü gereien verhaftet werden. Als der Polizcibeamte zur Festnahme schreiten wollte, riß. sich der Angestellte los und sprang vom zweiten Stockiverk aus in den Hoi hinab Dort blieb der lln- glücklicl»« niit einem schweren Schädelbruch und inneren Ver letzungen liegen; auf dem Transport zum Krankenhaus ist er dann gestorben ) Der Spirituskocher explodiert. In der Nacht zum Mon tag hatte eine In der Elsässer Straße wohnende Frau ikrcw Manne auf dem Spirituskocher Speise» zubcreitcn wollen Plötz lich explodierte der Kocher, so daß sich die Frau schwere Ver- bliikungen zuzog und dem Krankenhaus zugcsiihrt werden muhte. s Sperrung einer Mu'denbriicke. Die Krcishauptmannschast Leipzig hat die Sperrung der Peniaer Mu'denbriicke für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen über 9 Tonne»» Gesamtgewicht ver fügt. somit auch der Standpunkt des Autors nicht ohne weiteres den Typ des Durchschnittsengländers repräsentieren, die Eindrücke, die das Buch vermittelt, sind doch so vielseitig, daß sich die Lektüre ernsthaft lohnt. Der Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha- von-Baensch-Stiftung in Dresden, der wohl die mei sten sächsischen Regimentsgeschichten verlegt hat, offeriert jetzt eine neue Gabe: Die Kriegsgeschichten des K. S. In fanterieregiments Nr. 103", bearbeitet von Haupt mann a. D Rudolf Monse Das Bautzener Infanterie regiment, Im Volksmunde die „Woiacker" genannt, gehörte zuin Stamme des eheinaligen 12. Armeekorps Jin Jahre 1909 feierte das Regiment sein 200jähriges Bestehen. Mit dem 12. Korps hat das Regiment den ganzen Weltkrieg an der Westfront mitge macht. Vom Sturm auf Lcnharrö während der Marneschlachi über Craonne Verdun Somme-Fsandern Armentieres 1918 geht sein Anteil am großen Kriege. Hauptmann Monse gestaltet das Schicksal dieses bedeutsamen Truppenverbandes zu einem Erleb nis. Den Gefallenen des Regiments — es sind nahezu 3000, uin die man in den meisten Orten der Obcrlausih trauert — ist hier ein unvergängliches Denkmal gesetzt, die beredte Urkunde zu jenem symbolhaften Schwert von Stein, das In der König- Albert-Kaserne In Bautzen den Waffcnruhm des 103. Regiments kündet. Alle, die das Schicksal in persönliche Beziehung zu die sem Regiment gebracht hat. werden diesen lebendigen Zeugen einer blutig-ernsten, aber in seinen persönlichen Leistungen auch ruhmvollen Vergangenheit als wertvolle Erinnerungsgabe be grüßen. Do. Literarischer Handweiser. Verlag Herder u. Co, Freiburg in» Breisgau. 67. Jahrgang. — Januar Heft 1931: Emil Strauß. Von Gustav Keckeis. — Franz Herwig Von Johannes Mum- bauer. — Neue religiöse Literatur in Frankreich. Von Hermann Platz. — Lese»» und Bildung. Voi» Josef Rombach. — Schöne Literatur 1930. Von Johannes Kirschweng. — Aussprache Ecke u a.: Film und Katholizismus. Von Arthur von Klein-Ehren- wallen. „TaUeyrand" von Carl Leyst Urausführung des historischen Schauspiels „Talley- ra»»d" von Carl Leyst in» Altei» Theater zu Leipzig, an dem einst ein Lessing künstlerisch tätig war. Es ist, als wenn der Geist unseres Friedrich Schiller »nieder lebendig werden wollte. In der Zeit der Zersetzung unseres Bühnenlebens im Sinn und Geist des Films, des Variet7-s, der Revue wirkt sich diese Kunst eines Berufenen doppelt nachhaltig aus. Wie leicht ist die Linie des Heroischen, des Heldenhaften übersteigert. Wie rasch sind die Grenzlinien zwischen geschicht licher Wahrheit und dichterischen Gestaltens verschoben, so daß eine der beiden Provinzen ii» ihrem Besihrecht geschmälert er scheint. — Hier — nichts von all dem. Dem Dichter Leyst geht ein guter Ruf als selbständiger geschichtlicher Denker und For scher über Kern und Wesen des Charakters des „Großen" Korsen voraus. Geistesgröße»» — nicht bloß ziveiter Ordnung — sind in Deutschland am Werke gewesen, um über tjlerson und Taten dieses fremdländischen Gewaltmenschen die Gloriole des Legen denhafte»» zu breiten. Wer seine Geschichlskcnntnisse nicht nur aus einen» der unzähligen Leitfäden für höhere Schulen bezöge»» hat. wird durch dies großangelcgte Bühnenspiel — je länger um so stärker — in Staunen versetzt, mit welcher umfassenden Sach kenntnis und mit welchem dichterischen Scharfblick Carl Leyst die eigentlichen Triebfedern dieses Blutmenschen ausspürt und schonungslos nusdeckt Man lernt begreifen, wie ein Land, das sich einem solchen zweiten „Ivan, dem Schrecklichen" beugte, in der jüngsten Zeit Naturen großziehen kannte, denen die Mitivelt den Rainen eines „Tigers" beizulegen für gut fand... Was die sonnende Arbeit so überaus schivierig gestalten mußte, ist die Kunst des Dialogs. Gerade das Geislesgenie eines Talleyrand zwang den Dichter zu unerhörter Konzentrierung. Und wie vollgeistig ist ihm die Zeichnung dieses Genies der Außenpolitik jener sturmbewegten Zeit gelungen. Man ist mit unter geradezu versucht, an die dialogische Meisterschaft eines Shakespeare zu denken. Nach einer lange»» Zeit leerer Geist- reichigkeit tut diese bezwingende Sprache ungemein wohl. Bezüglich d'tr Darstellung war alles in die sickere Hand eines Zeise-Gött gelegt. Der Viani» versagt überSIilew"si»- den. Immer wieder weiß er zu überzeugen, daß glücklicher Aus gleich der Höhepunkte mit den naturnotwendigen Wellentälern den Angelpunkt jeder wirkungsvollen Spielleitung bedeute! Und hierin hat sich dieser seltene Künstler einen vollen Erfolg zu sichern gewußt. Nllerdinas bot ein Peter Stanchina in der Titelrolle schlechthin Meisterhaftes. Eine webere V ach'- leistung entfaltete durch sein temperamentvolles Spiel Erich Schönlank als ..Erster Konsul". Zielsicher zeichnete er Zug um Zug das Scheusal von Charakter eines Napoleon, der gerade in diesem Abschnitt seiner Laulbahn als Emporkömmling über Leichen zu aehen sich nicht scheute, um zu seinem Ziel des unge- bändigten Ehrgeizes zu gelangen Das Gesamtspiel ivar eben falls eine Meisterlcistung an sich. Wohldurchdachl bis in den kleinsten Vorgang.... Reichster Veisall nach jedem Akt'chluß rauschte durch das vollbesetzte Haus Ungezählte Hervorrufe am Schluß. Ueberrcick sah sich der anwesende Dichter gefeiert... Ein Sieg des Geistigen über das Schablonenhafte Möoe diesem einen — nach so langer Zeit — bald ein weitc-cr foloen. Dr. Hugo Löbmann Künstlerhau». Das Programm von Hans und Erika Rüdiger mußte leider sich einer Umformung unterziehen: denn Hans Rüdiger konnte einer tückischen Heiserkeit wegen nicht singen. Nur die Rolle des Ansagers war ihm veroönnt ge blieben. Zur Füllung des Abends hatte man Waipurga Stober und Eugen Kn V gewonnen, die ihre heiteren Gaben mit Ge schmack und im Rahme»» einer echten und gediegenen Volkskunst zur allseitigen Freude und Befriedigung boten und dafür leb haften Beifall ernteten. Erika Rüdiger stellte, wie schon so oft, den Kontakt mit den Besuchern im Handumdrehen her und wußte durch ihre scharmante Art, durch ihre fcingeglällcte und vornehme heilere Vorlragskunst und durch die launigen humor vollen Spenden bei den Zuhörern angenehme, sorglose und lustige Stimmung zu entfesseln Gottfried Weiße machte sich als gewandter Begleiter verdient. Es waren fröhliche und an regende Abendstunden. —ei—
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