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Sächsische Bollrszettung 7. Iannar Volksenlscheid in Sachsen? Scharfe Kritik -er Nationalsozialisten an -er Negierung Schieck „Regierungssumps" „Der Freiheitskamps", die amtliche Tageszeitung der NSDAP, Gau Sachsen, greift in ihrer Nr. 3 (5. Januar) schars die geschästssiihrende Negierung Schieck an. Er schreibt u. a.: „Die Zrignerherrscl-ast ist angeblich seit Jahr und Tag beendet. Man hätte nun annehmen sollen, datz man seitdem — zumal wir, wie gerüchtweise verlautet, seit längerer Zeit „antl- marxistisch" regiert iverden, mit ollen Zeilerscheinungen Zeig, nerscher Herrlichkeit aufgeräumt hätte. — Mit Nichten, lieber Leser! Es sieht beinahe so aus, als seien diese Futterkrippen- anivärter snämlich die seit der Staatsumwälzung in Beamten stellen gelangten Sozialisten, D. Red.) heule das Inventar jeder Negierung, so das) ohne sie nicht mehr auszukommen sei. . . . Wir haben immer wieder einzelne Fälle marxistischer Bcansten- wirtschast vcrösfentlicht, ohne datz die Regierung auch nur einen Finger zur Beseitigung gerührt hätte. Wir haben den Eindruck, daß man in den Ministerien nicht hören will ... In Sachsen wird der Oessentliclstreit immer wieder das Schlagwort einer „bürgerlichen' Regierung vorgesetzt, trotzdem das eine glatte Irreführung ist! Nach wie vor sitzen an den matzgebenden Stel len Marxisten, die seit Jahr und Tag ihre Politik treiben!.... Die Unfähigkeit der bisherigen „bürgerlichen" Regierungen, diesen Berwaltungssumps trocken zu legen, zeigt, dass es höchste Zeit wird, eine radikale Umstellung der Regierung vorzu nehmen." Es werden dann Vorwürfe gegen die Minister Dr. Mannsfeld und Richter erhoben. Mannsfeld beabsich tige, „den Marxisten Dr. Ziel" lden Landgerichtspräsidenlen von Chemnitz) ab 1. Februar ins Justizministerium zu berufen. Richter wolle „einen seiner Korpsbriider" zum Präsidenten der Landesversicherungsanstalt machen, „trotzdem ein Fachmann da ist, der die Leitung der Anstalt übernehmen könnte; er wurde der Regierung bereits genannt". (Sollte das derselbe Fachmann sein, der 1928 als Anwärter auf den Posten des Arbeitsministers präsentiert und dessentwegen der Landtag damals aufgelöst wurde? D. Red.) Der Artikel schlicht: „Nachdem es sich hcrausgestellt hat, datz di« sehhte gesä>ästsführende Regierung lediglich die Ge schäfte der Marxisten besorgt, und datz di« „bürgerlicl-en" Par teien unfähig sind, eine cinwand-marxistensreie Regierung aus die Beine zu bringen, werden wir in den nächsten Monaten unseren gesamten organisatorisä-en und proziagandistischen Apparat einsehen, um dem sächsischen Volke den Betrug, der mit seinem Willen getrieben wir-, vor Augen zu führen! Es wird allerhöchste Zeit, datz gegen diesen Zu stand Sturm gelaufen wird! Noch l,at das sächsisch« Volk «In Mittel, um s«in«m Willen Geltung zu vrrschafsenl Wenn sich alle anderen W«ge als unfruchtbar erweisen, d. h. wenn weder «In« geeignet« Regierung, noch «In« Auflösung des unsiihtgen säch. fischen Landtags erlolgt, dann werden wir den unmittel baren Appen an das sächsisch« Volk richten! Es bleibt uns immer noch die Waffe des Volksentscheids, und datz wir Nationalsozialisten heute bereits zahlenmäßig in der Lage sind, ihn durchzusetzen, dürfte, eine letzte Warnung an alle Kreise sein, die — ganz gleich, aus welchen Gründen — es verhindern, dah -er sächsische Verwaltungssumpf trocken gelegt wird!" Was wird sich Herr Dr, Micher gefreut haben, als er diesen Artikel gelesen hat! Ein« kräftigere Bestätigung der Richtig keit seiner politischen Haltung gegenüber den Nationalsozia listen war nicht gut möglich. Die Parole „Los von der Sozial demokratie!" hat der Deutschen Volksvortei ivahrlich wenig genützt. Sie hindert die Nationalsozialisten nicht im geringsten, gegen die volkspartciliche Alleinherrschast in Sachsen Sturm zu laufen. Der Erfolg -er nationalsozialistischen Aktion steht freilich dahin Denn es ist ein« kleine Uebertreibung. wenn der Frei heitskampf behauptet, di« Nationalsozialisten seien allein stark genug, um den Volksentscheid „du rch z use tz c n". Um den Volksentscheid ,ch« rbe I z u f üh re n" hätte es heißen müssen. Bringen die Nationalsozialisten ein Volksbegehren auf Aus lösung des sächsisst-en Landtages ein, dann dürsten sie dieses Volksbegehren, für dessen Annahme nur 19 Prozent der Stimm berechtigten notwendig sind, sicher zur Abnahme bringen. Beim Volksentscheid aber iverden die an der Auflösung des Land tages nicht interessierten Parteien — und autzer National sozialisten. Kommunisten und Deutschnationalen haben sich bis- her olle Parteien gegen eine Auflösung des Landtages aus gesprochen — die Parole „Stimmenthaltung" ausgebcn. Es ist demnach ausgeschlossen, datz der von den Nationalsozialisten angestrebte Volksentscheid Erfolg haben könnte. Ein aussichtsloser Antrag Dresden, 9. Januar. Die Volksrcchlparlei hat im Landtag einen Antrag eingebracht, die Regierung zu ersuchen, die seiner zeit unterbrochenen Verhandlungen mit dem Lande Thüringen entsprechend den Erklärungen des Ministerpräsidenten Heidt vom 7. Juni 1928 wiederaufzunehmen mit dem Ziele der Ver einigung der Länder Sachsen und Thüringen — Dieser Antrag wird die Unterstützung der Nationalsozialisten und Deutschnationalen finden, die aus diese Weise ihre Idee des „Arische Welkanschammq" Der „Völkisä-e Beobachter" versucht in Nr. 398 -en Nach weis zu erbringen, datz das Hakenkreuz absolut nicht christen tumsfeindlich sei. Unter der Ueberschrist „Das Hakenkreuz im christlichen Kult" bringt er mehrer« Abbildungen von Haken kreuzen in Kirchen und auf kirchliche» Gewändern. Ist da mit etiva bewiesen, datz das Hakenkreuz der Nationalsozia listen kein antichristlicl)es Symbol sei?. Nächstens iverden di« Kommunisten mit demselben Recht entdecken, datz der Sowjet stern kein antichristliches Symbol sei. In vielen katholischen Kirä)cn seien nämlich Sowjetsterne zu sehen! Wie steht es nun mit dem Hakenkreuz? Wir l>aben schon des öfteren die Geschichte und gar vielfache Bedeutung des Zeichens behandelt. Fast in der ganzen Welt wurde es irgend einmal in irgend einem Sinne verwendet Auch von alten ger manischen Völkcrsä)af>en. Vor dem Kriege haben nun „völ kische" Kreise das Hakenkreuz als Symbol für ihre Bewegung gewählt. Er Ivar durä)aus nicht etiva ein Symbol lediglich für -en Antisemlsmus, sondern schon damals ein Symbol für die arische Weltanschauung, zu der sich diese Völkischen der Vorkriegszeit bekannten. Diese waren sich durchaus Klar, datz die arische Weltansä;auung an der Religion nicht Vorbei gehen könne. Die einen versuchten, das Christentum ganz zu „verdeutschen", die anderen, die Konsequenteren, ersannen ein neues germanisches Heidentum. Nach dem Kriege wurden die völkischen Ideen von den Nationalsozialisten mit übernommen. Hiller wähl'« nach seinen eigenen Angaben das Hakenkreuz als Symbol seiner Bewegung, um damit „die Mission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen und zugleich mit ihm auch den Sieg des Gedankens der fassenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch ivar und antisemitisch sein wird", auszudriicken. — Die Natio nalsozialisten selbst deuteten durämus das Hakenkreuz als ein antichristliches Zeichen. So der „Völkische Beobachter" in einem Artikel „Geheimnis des Hakenkreuzes" in Nr. 1O."> Jahrgang 1939 Rosenberg, der Hauptschristleiter des „Völkischen Beobach ters". stellte in seinem berüchtigten Buche das Hakenkreuz dem Christenkreu z gegenüber! Mittlerweile merkten die Nationalsozialisten, datz ihre Agitation bei Katholiken auf starken Widerstand stützt. Und nun versucht man plötzlich die Harmlosigkeit des Hakenkreuzes zu „beweisen". Das Hakenkreuz ivar gewitz so lange harmlos, als es nicht von den völkischen Heiden zum Symbol ihrer un christlichen Weltansämuung gemacht wurde! sSo harmlos, datz die Erfinder des Mittels zur Bekämpfung der Syphilis, des „Ehlich Hata 69ti" tNeosalversan) das Hakenkreuz als Schutz marke für dieses Präparat ein tragen liehen. In Ia;-an und China gilt nämlich datz Hakenkreuz als glückbringendes Zeichen, und einer der beiden Erfinder, Hata, war Jazxincr, wahrend der ander«. Ehrlich — Jude ivar.) Aus der Aenrrumsparlei Parielbalender. Zittau. Sonntag, 11 Januar, abends 8 Uhr, Hotel Weintraube. Redner: Reichstagsabgeordneter Dr. Vockel (Berlin). Bautzen. Montag, 12. Januar, abends 8 Uhr, Gcsellcnt)ans —« Redner' Reichstagsabgeoraneter Dr. Vockel, Berlin Döbeln. Mittwoch, 2l. Januar, Vereinssaal. Redner: Pfarrer Kirsch (Reichenbach). Riesa. Donnerstag, 22 Januar. Redner: Pfarrer Kirsch (Reichenbach) Glauchau. Sonntag, 1. Februar, nachm 3 39 Uhr, Flölhers Restaurant (am Markt). Redner: Dr Desczyk (Dresden). Reichenbach. Sonntag. 1 März, Vercinshaus Redner: Pfarrer Kirsch (Reichenbach) VSSSSS-SW— 1 „mitteldeutschen Blocks" verwirklichen konnten. Aus dem glei chen Grunde aber werden heute die anderen Parteien, also die Mehrheit des Landtages, gegen die Verein-gung der Länder Sachsen und Thüringen sein. Ein weiterer Antrag der V »lksrech'.parei fordert, dah di« sächsische Negierung sich für Schaffung einer Reichsbahndirektion Leipzig einsetzen soll. Diese ganze Art, wie die Nationalsozialisten heut« di« Debatte über das Hakenkreuz führen, zeigt io recht die gewollt« Zweideutigkeit. Tie HerrschaUen vermeiden eine klare Stel lungnahme. Statt Klipp und klar zu sagen: „Alles, was bisher -er „Völkische Beobachter" über die Mdeutung des Haken kreuzes geschrieben hat, namentlich -er Artikel „Geheimnis de» Hakenkreuzes" in Nr. 195. ist falsch; besonders aber ist alle» falsch, tvas Rosenberg in seinem Buche schreibt", stall dessen be schimpft ma» immer wieder das Zentrum und die Banerisä)« Volkspartei. die nichts anderes tun. als die Aussprüche der Hakenkreuzler selbst sestzi-nageln. Solange die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei nicht ganz ausdrücklich erklärt, das; ihr Hakenkreuz eine ander« Bedeutung hat als das Hakenkreuz des völkischen Neuheiden tums, solange nicht ausdrücklich der Artikel des „Völkischen Beobachters" von Nr. 19.» widerrufen ist. solange nicht die Deu tung des Hakenkreuzes im Rosenbergschen Buche als ein dem Christenkreuz entgcgcngeslelltes Kampszeichcn von der Leitung der Partei ganz ausdrücklich desavouiert ivoiden ist, werden wir weiterhin das Hakenkreuz als ein antichristliches. heidnisches Zeichen betrachten und alle Hinweise auf den Gebrauch haken kreuzartiger Ornamente in der christlichen Kunst als einen ewig ehrenvolle» Versuch der Natioualsozialiste» bezeichueu, sich um eine klare Stellungnahme herumzudriickeu. Auch Dissidenten genehm Die „positiv christliche" Einstellung der Nationalsozialisten. Der nationalsozialistische Abgeordnete Löpelmaiiu Hai sich im Reichslagshandbuche als Dissident eingetragen. Der nationalsozialistischen „Hessischen Volksmacht" sind, wie sie mit teilt, von verschiedenen Seilen Zuschriften zugegangen, die an fragten, ob Löpelmann tatsächlich Dissident sei Die Antwort er teilt das genannte Blatt mit nachstehender Erklärung des Ab geordneten Löpelmann: „Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben eine Reihe von Parteigenossen daran Anstotz genommen, datz ich mich im Reichstagshandbuch als Dissidenten bezeichnet habe Sie scheinen daraus geschlossen zu haben, datz ich ein Kirchcnfemd und ein Mensch bin. für den religiöse Fragen überhaupt nicht existie ren. Ich erkläre dazu, datz ich aus rein politischen Gründen aus der Kirche ausgetreten bin und nicht etwa auf Grund einer atheistischen Weltanschauung. Seit Jahren habe ich mich bemüht, an der Seite der Leute mitzukämpsen, deren Ziel eine Verdeutschung der im deutschen Volk vorhandenen religiö sen Strömungen war, und die sich sür ein positives Chri - stentum in gut deut schein Sinne eingesetzt haben." Der protestantische „Reichsbote" bemerkt hierzu: „Uns kann diese Erklärung nicht als befriedigend erscheinen. Aus rein voli- tischen Gründen kann man eine christliche Gcwisscusfrage nicht entscheiden, und was autzerhalb der Kirche steht, kann auch n'cht Das „christliche" Hakenkreuz Kenrielle Sonlag Ein Nachwort zu ihrem 125. Geburtstag«. Zu den ersten künstlerischen Gedenktagen des Jahres 1931 gehört der 125. Geburtstag der grotzen Sängerin Henriette Son lag, die am 3. Januar 1896 zu Koblenz am Rhein geboren wurde. Da ihrer anläßlich ihres 75. Todestages (17. Juni 1929) in der Sächsischen Volkszeitung (Nr. 137 vom 16. Juni 1929) ausführ lich gedacht worden ist, so sei heute ihr künstlerischer Lebens gang nur in einigen grotzen Zügen umrisscn. Heranmachsend in nicht ungetrübten Familienverhältnissen, erhielt Henriette Sontag am Konservatorium zu Prag ihre künstlerische Ausbildung und betrat in dieser Stadt auch bereits aushilfsweise die Bühne, schon damals hohe Erwartungen wek- kend. Als Siebzehnjährige erscheint sie in Wien, wo sie bald an der italienischen, bald an der deutschen Oper auftrat und blen dende Proben ihres grotzen Talents gab. Halte die junge Künst lerin schon in Prag die Gunst C. M v. Webers gefunden, dessen Freischütz sie durch ihre poesievolle Verkörperung des Aennchens zum Siege führte, so hatte sie in Wien das Glück, die Huld Beethovens zu gewinnen, der ihr die Solopartien in seiner Missa lolemnis und im Finale der 9. Symphonie anvertraute. Im Mai 1825 erscheint Henriette Sonlag zum erstenmal in Leipzig, wo sie gelegentlich eines Gastspieles am städtischen Theater die Titelrolle in Webers Euryanthe mit grösstem Erfolge sang und die Aufmerksamkeit der ganzen Kunstwclt auf sich zog Unter den zahlreichen Bewerbern um den kostbaren Singvogel war das Königstädter Theater in Berlin erfolgreich. Am 3. August begann sie mit der Italienerin in Algier ihr auf zwei Jahre berechnetes Engagement und gewann mit einem Schlage die Gunst des Publikums in einem solchen Matze, dah sich die Siimmung für die Künstlerin zu einem wahren „Sontagssieber" steigerte. Da der Ruf Henriette Sontags Uber die deutschen Grenzen gedrungen, bemühten sich auch ausländische Bühnen um den ausgehenden Stern, und so folgte sie 1826 der Einladung Rossinis zu einem Gastspiel an der talienischen Oper zu Paris, wobei sie auch dort hohe Triumphe feierte. Auf ihrer Rückreise berührte die Künstlerin Weimar, wo Goethe die „Flatternde Nachtigall" aufs höchste ehrte und sie in einem poetischen Spruch als Tochter des Sonnengottes verherr lichte. Nach Berlin zurückgekchrt, krönte sie ihre künstlerische Tätigkeit durch ein Gastspiel an der Königlichen Oper, das ihr hohe Ehrungen des Königs und des Hofes eintrug, trotzdem sie eine dauernde Bindung ablehnte. Einer schon früher eingegangenen Verpflichtung gemäh kehrte sie nach Paris zurück, das sie auf einem wahren Sieges zuge durch die Städte Westdeutschlands erreichte und wo sie am 1. Januar 1828 zum erstenmal austrat. Abwechselnd in Paris und London mit größtem Erfolge wirkend, verbrachte sie zwei Jahre im Auslände, bis infolge ihrer Verehelichung mit dem Grafen Carlo Rossi, italienischen Geschäftsträger im Haag, ihrer Bühnentätigkeit ein frühes Ziel gesetzt wurde. Am 29. Mai 1839 verabschiedete sich die junge Gräfin als Semiramis an der Königlichen Oper zu Berlin unter höchsten Ehren von der Bühne. Fast zwei Jahrzehnte folgte sie ihrem Gatten an die ver schiedenen Stätten seiner amtlichen Wirksamkeit: vom Haag nach Frankfurt a. M., nach Petersburg und Berlin. Glänzende gesellschaftliche Stellung, innigstes Familienglück schienen alle Wünsche zu erfüllen, doch mit des Geschickes Mächten —: Die politischen Verhältnisse der vierziger Jahre trübten auch den Himmel ihres Glückes, und die wirtschaftliche Notlage lies; als einzigen Rettungsweg die Rückkehr zur Bühne als unumgäng lich erscheinen. So stand Henriette Sontag, wie sie in der Folge wieder hietz, am 7. Juli 1849 nach säst zwanzigjähriger Unterbrechung wieder auf der Bühne des Königlichen Theaters zu London. Die Götter waren ihr hold gewesen: Erscheinung, Stimme und Spiel waren ihr fast unverändert geblieben und gewannen ihr aufs neue die Gunst des Publikums. Zwei Jahre im Ausland, und anschlietzend eine Kunstreise durch Deutschland, wobei sie im Fe bruar und März 1852 auch in Dresden elnkehrte, brachten ihr die Mittel, die eine standesgemätze Existenz Ihrer Familie er hoffen ließen. Eine Kunstreise ins Dollarland sollte di« letzte Sicherung gewähren. So trat die Künstlerin im August 1852 die Fahrt nach Ame rika an, durchzog die Städte der Union und erntete auch hier hohe Triumphe und klingende Erfolge. Ein Gastspiel in Mexiko sollte den Abschluß bilden. So geschah es, aber leider in einem andern Sinne als gedacht. Eine Choieraerkrankung endete am 17. Juni 1854 das kostbare Leben der grotzen Sängerin. Es war ein schwerer Verlust, zwei Erdteile trauerten an ihrer Bahre. Nach fast einem Jahre, am 4. Mai 1855, nabm die stille Kloster gruft zu St. Marienthal in der Sächsischen Oberlausitz die sterb lichen Ueberreste der unvergleichlichen Künstlerin auf. wo sie an der Seite ihres Gatten noch immer unvergessen ruht. Möge auch dieser Tag ihr Andenken im Herzen ihres Volke- er neuern und ihre Ruhestätte in der Klostergruft auch in Zukunst das Ziel vieler treuen Verehrer sein. Dr G Taute Mary Wigman hat ihre amerikanische Tournee mit einer Reihe von Tanzabenden in Neunork begonnen. Das Ehanin- Theater, in dem die Künstlerin auftrat, war seit Wochen ausver kauft. Mary Wigman wurde vom Publikum stürmisch gefeiert Tie Neuyorker Zeitungen brachten spaltenlange Berichte übe» den „grössten Erfolg, den eine deutsche Tänzerin in Amerika je gesunden hat". Erinnerungen an Wilhelm Leibl enthält das Januar Heft der bekannten Münchner Monatsschrift „Die Kunst". Leibls Vorliebe für die harten, holzgcschnitzten Züge der Bauern, Holz knechte und Jäger ist überall bekannt; ebenso herb und ur wüchsig sind diese anekdotenhasten Skizzen aus seinem Leben Entzückend sind die Abbildungen aus den Bilderbüchern »on Else Wenz Victor, der in ihrem Bilderbuch „Die glücklichen Mauslcut" ein phantasievolles und witziges Kinderbuch gelun gen ist. Die Arbeiten des Stuttgarter Bildhauers Brellochs sind mit einigen Bildnisbiislen und Kleinplastike» vertreten Ver gleiche zwischen dem Marienbild bei Manlegna und Dürer wer den in einem anderen Artikel gezogen. — Neue Momente sür di- neuzeitliche Wohnungskunst ergeben die kombinierten Wohn räume nach dem Entwurf von Bruno Paul. Auch der bekannt« Naumkünstler Heinrich Tessenow ist mit einer größeren Anzahl Abbildungen der von ihm entworfenen Wohnrüume und Möbel vertreten.