Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 07.01.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193101073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310107
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-01
- Tag 1931-01-07
-
Monat
1931-01
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.01.1931
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Neues Kirchensleuergesetz? Wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz von zuständiger Seite erfährt, wird im Ministerium des Innern gegenwärtig dos Kirchensteuergesetz neu bearbeitet. Im Landtag sind bekanntlich verschiedene Anträge auf Neuregelung der Kirchensteuer einge gangen. Die Antragsteller wünschen nach früheren Erklärungen, daß namentlich die Besteuerung der Dissidenten, deren Familien nicht ebenfalls ausgetreten sind, neu geregelt werde. für ein positives Christentum Kämpfen. In der Gegenwart, wo es sich mehr denn je um den entscheidenden Gegensatz von Chri stentum und Atheismus handelt, mühte jeder auf dem Boden christlicher Weltanschauung stehende Deutsche um so ernstere Be denken tragen, sich von der christlichen Gemeinschaft in der Kirche um rein parteipolitischer Gesichtspunkte willen zu trennen. Das Christentum ist mit entschieden nationaldeutscher Gesinnung durchaus vereinbar, wie vorbildliche Männer vaterländischer Denkart vom Schlage Klopstoclis, E. M. Arndts u. a., die zugleich treue und bewährte Christen waren, zeigt. Ein spezifisch deut sches Christentum zu schassen, geht aber nicht an, denn Gott will, daß allen Menschen geholfen werde. Wohl kann die äußere Form der Betätigung christlichen Denkens und Handelns je nach der völkischen Anlage, die bei den einen mehr auf das Aeuherliche, bei anderen auf vertiefte Innerlichkeit gerichtet ist. gewisse natio nale Unterschiede erkennen lassen, aber an dem Grunde, der auf Christus und sein Evangelium gegründet ist, läht sich nicht will kürlich rütteln." Wir schlichen uns dieser Meinung an. Der Fall Löpclmann zeigt gerade zur rechten Zeit, wie bei den National sozialisten Politik über die Religion gestellt wird. Erfreulich ist, dah man auch in protestantischen Kreise» die „Verdeutschung" des Christentums abzulehnen beginnt! vr«5eirn un<i Umgebung Arbeiielmarlt-Bilanz 1930 84 ovo Arbeitsuchend«! Dresden, 6. Dezenrber. In der Zelt vom 16.-31. Dezember 1936 hat sich die Ar. beitsmarktlage im Bezirk des Arbeitsamtes Dresden weiter hin erheblich verschlechtert. Damit hat ein Jahr seinen Ab schluß gesunden, dessen Arbeitsmarktlage die ganze Zeit hin durch sehr ungünstig war. Die schon zu Beginn des Jahre» vorhandene Konjunktur-Depression hat sich immer mehr und mehr aüsgewirkt und an Umfang zugenommen. Zur Erklärung der im vergangenen Jahre vorherrschenden überaus ungünstigen Arbeilsmarktlage wurden immer wieder vor allem drei Gesichts punkte angeführt: Kapital- und Absatzmangel, stark verringerte Kaufkraft der gesamten Bevölkerung sowie erblich gesteigerte Gestehungs- und allgemeine Handlungsunkosten. Diese Tatsachen haben dazu beigelragen, dah vom Beginn des Jahres 1930 ab die Zahl der Arbeitsuchenden unaufhaltsam gestiegen ist. ohne dah sich, wie in den vergangenen Jahren, wenigstens wahrend der Sommermonate eine Entlastung des Arbeilsmarktes bemerkbar gemacht lzätts. Während zu Be ginn des Jahres 1929 die Zahl der Arbeitsuchenden 38 816 be trug, begann das Jahr 1930 bereits mit einer Zahl von 54 522 Arb«itsucl>enden. Im Juli 1929 trat eine fühlbare Entlastung des Arbeits-Marktes ein (nur noch 27 259 Arbeitsuchende!), die aber 1930 nicht nur aucblicb, sondern die Zahl der Arbeitsuchen den stieg von Monat zu Monat unaujhallsam weiter. Am Ende des Jahres waren rund 83 000 Arbeitsuchende gemeldet, deren Zahl bis heule bereits auf 84 383 gestiegen ist. Seit 15. Dezenrber 1930 beträgt der Zugang demnach 7964 Per sonen. Aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung und Krisen fürsorge wurden Insgesamt 52 735 Vollarbeitslose unterstützt, zu denen außerdem noch 5152 unterstützte Kurzarbeiter hinzu kommen. Während der Berichtszeit wurden rund 15 000 Neu anträge aus Unterstützung gestellt. Vermittlungen wurden Ins gesamt 3551 getätigt, von denen aber 2200 nur kurzfristige Aus hilfen bis zum Weihnachtsfcst betrafen. : Bei der Arbeit verunglückt. Am Montagvormittag ver unglückte im Schlachthof ein Fleischergchilfe dadurch, dah er un vorsichtigerweise eine Fensterscheibe zerschlug und sich dabei die Pulsader der rechten Hand durchschnitt. Der Verunglückte wurde ins Friedrichstäd«er Krankenhaus überführt : „Unser Winterhimmel." Am Mittwoch, den 7. Januar, 17.30 Ühr, findet im Städtischen Planetarium eine neue Vorfüh rung „Unser Winterhimmel" statt. : Poltzelberlcht. Eine Krankcnschivester überraschte In ihrem Zimmer einen 31 Jahre alten Kaufmann aus Chemnitz und übergab ihn der Polizei. Er hatte sich in das Zimmer ein- > Sprechstunde in einer Carttasstette Katholische Ltebesarbeik Man wirst der organisierten Caritas Immer wieder vor, sie habe die Liebe bürokratisiert. Sie unterbinde die Hilfe von Mensch zu Mensch, von Familie zu Familie. Wer das sagt, ver- kennt das innere Wesen der organisierten Caritas, übersieht, dah die heutige Not über die Hilf« von Mensch zu Mensch hinaus besondere Formen und Erfordernisse verlangt. In früheren Jahrhunderten gab es keine systematisierte und organisierte Hilfstätigkeit. Es herrschte verschiedentlich eine planlose Almosenwirtschaft, deren Hilfeleistungen auf dem Zufall be ruhten, dah einem gerade ein Armer auf dem KirMang oder sonstwo begegnete. Dem einen war dann reichlich, vielleicht sogar überreichlich geholfen, während andere hungerten. Durch die Zusammenfassung der katholischen Liebesarbeit in örtliclfcn Caritasverbänden und Caritasstellen smit dem Ober bau der Diözesan Caritasverbände und des Deutschen Caritas- vcrbaudes in Freiburg i. Br.) ist es möglich, alle oder doch wenigstens einen grohen Teil unserer hilfsbedürftigen Volks genossen zu erfassen. In den „Sprechstunden" der örtlichen Caritasrerbänd« hat jeder, der In Not ist, Gelegenheit, seine Anliegen vorzutragen und sich auszusprecl-en. Wenn geholsen werden kann, wenn es möglich ist, die evsorderliä>«n Mittel auf zubringen. dann geschieht dies auch. Iedenlalls wird alles getan, ivas unter den obwaltenden Verhältnissen möglich Ist. Da ist es nun interessant, einmal zu sehen, wie es in einer olchcn „Sprechstunde" zugeht. Im De-ember-Heft der Zeit christ „Caritas" erfahren ivir etwas Näl>eres darüber, ein chöner Artikel führt uns in «ine „Berliner Caritas-Sprech- tunde" ein. — „Caritassprechslunden von 10—1!" Das klingt ehr hart. Doch die Nächstenliebe überdauert dieser Stunden >er befreienden Aussprache und helfenden Tat. Bruder oder Schwester: Eur« Not und Sorge läßt den nie mehr los. der sie selbst erlebt, und dem sie das Herz durchschn«idet. Es ist die tragische Einsicht in die Unmöglichkeit, die Wünsche der Hilfe- suchenden restlos zu erfüllen. Man braucht Nahrung, Kleidung und Obdach! Diese Not treibt täglich 30, d. h. im Monat beinahe 1000 Menschen zu dieser Laritasstelle. Ost kann man nicht genügend helfen, iveil die Mittel fehlen. Viele brauchen Geld. Doch es ist unmöglich, täglich für ein Dutzend Mensci>en die rückständige Miete zu be zahle». Viele verkennen übrigens ganz und gar die Ausgaben eines Carilasverbandes. In der heutigen Notzeit müssen wir froh sein, wenn wir den Allerärmsten über die schlimmsten Tage hiniveghelfen, ihnen das nackte Leben erhalten können! Und da kommen Menschen, die verwechseln die Caritasstelle mit einer Darlehensbankl An manck;en Tagen müssen Anträge abgelehut werden, deren Ziffern erschreckend hoch sind. Zur Erhaltung eines CitlMschästeg benötigt der eine 6000 RM., einzelne wiin. sä>en 500 RM. ein anderer braucht zum Einbau eines Junkers- Motors in einen Schlepper 10 000 RM. Sie sind enttäusch!, ivenn ihnen nicht geholfen iverden kann, und fragen entrüstet, wozu „der Caritas" denn da sei. Dah die Caritas dringendere Sorgen hat, iveil es noch viel bedauernswertere Menschen gibt, das verstehen di« meisten nicht. Ein eigenes Kamt«! bilden die „Stempelbrüder". Darüber könnte man Bücher schreiben. Die meisten von ihnen Holsen auf eine Geldbeihilfe. Statt ihrer erhalten sie Essenmarken, die sie größtenteils auch sehr gerne nehmen. Denn man kann mit dem Essen zufrieden sein. Viel Freude verursacht die Sälen kung eines Kleidungsstückes: Hosen, Schuhe, Strümpfe, Wäsche. Leider ist die Kleidcrkammer nicht gefüllt genug, weil die rege Nachfrage sie stark lichtet. Deshalb möge jeder einmal bei sich zu Haus« nachsehen und. was er an Beständen übrig hat, zur Caritas bringen. Denn die Kleidernot ist riesig bei groh und klein, bei den Erwerbslosen, olt auch bei Kaufleuten, Doktoren, Baronen, bei Damen des Adels. Die Caritas will allen Helsen, die wirklich in Not sind. Doch es fehlen überall die Mittel. Bei den vielen Arbeite, loten Ist oas kein Wunder. Deshalb müllen wir aus katho- lisckem Gemeinschaflsbewuhtsein und Verantwortungsgefühl heraus mit Rat und Tat unsere Caritasverbände unterstützen geschlichen, um zu stehlen. Bel der kriminalpolizeilichen Ver nehmung gab er noch mehrere Diebstähle zu Er ist derjenige, der sich u. a. auch als Beamter des Versorgungsamtes aus gegeben und Gaben für Weihnachtsbescherungen gesammelt hatte. Auch als Kartenleger hat er sich betätigt Nebenbei handelte er mit Postkarten. — In verschiedenen Städten Deutschlands trat der angebliche Landwirt Hans Herzberg aus Roggenhausen bzm. Graudenz als Heiratsschwindler auf. Er meldete sich auf die in den Zeitungen erlassenen Anzeigen, gab sich als Beamter des Ministeriums für Landwirtschaft aus und verlobte sich auch mit den betr Damen, wenn sie vermögend waren. Nach dem er seine Opfer um tausende von Mark und wertvolle Schmucksachen geschädigt hatte, verschwand er. Herzberg ist eine Gefahr für die Oefsentlichkeit, da er an einer ansteckenden Krankheit leidet. Er ist etwa 40 Jahre alt, 160 Zentimeter grotz, schlank, hat schwarze Haare, dunkle Augen, an der rechten Stirn seite und an einem Daumen eine Narbe und hinter einem Ohr eine Beule, vermutlich Gewächs. Sollte er hier austreten, be nachrichtige man sofort die Polizei. Prosessor Börner an der Meißner Manufaktur. Der be kannt« Bildhauer Professor Börner, der bekanntlich ein« Reihe schöner Porzellanplasliken geschaffen hat. Ist als Malerei direktor bei der Meißner Poxzellanmanufaktur angestellt worden. Ferner Ist der bisherige stellvertretend« Handelsvor- stanü Reiche zum Handelsvorstand und Verwaltungsdirektor bei der Manufaktur befördert worden. Nachspiel zum Wohnungsamt-Skandal Vor einiger Zeit war der Dresdner Oberstadtsekretär Mar tin Gröger vom Landgericht Dresden wegen Betrugs zu drei Wochen Gefängnis und 800 NM. Geldstrafe verurteilt worden Er hatte einer Frau, die eine Wohnung suchte, vorgcspiegelt, er könne den von ihr gewünschten Wohnungstausch durch verschie dene Maßnahmen fördern und unterstützen, wenn sie Ihm 400 Reichsmark zahle. Die Frau tat das, aber Gröger konnte ihr nur Ratschläge geben, nicht aber wirklich helfen Nach seiner rechtskräftigen Verurteilung hatte Gröger sich nunmehr am Sonnabend auch noch vor der Sächsischen Disziplinarkammer zu verantworten Sie verurteilte ihn nach längerer Verhandlung zur Dienstentlassung, beließ Ihm aber auf zwei Jahre 60 Prozent seines Ruhegehalts. Die Disziplinarkammer Kewer- tele als besonders erschwerend dle Behauptung des Angeklagten, er müsse von dem Geld noch einem Beamten etwas abgeben, ferner die Tatsache, daß Grögers Verhalten starke Angriffe aus das Wohnungsamt hervorgerufen habe und es beim Publikum in Mißkredit gebracht hätte, obwohl es ganz unbelastet aus die- ser Angelegenheit hcrvorgegangen sei. Starker Rückgang -er Staatseinnahmen Im November 1930 beliefen sich die Gesamteinnahm.-n des sächsischen Staates auf 27,65 sNovember 1929: 32,05) Mill. NM Darunter waren 17 62 (19 42) Mill. RM. Steuern. Die Gesamt ausgaben betrugen 3l,35 (33.32) Mill. RM, so dah sich ein Fehl betrag von 3.71 (1,27) Mill. RM. ergeben hat. In den ach: Monaten April bis November des Rechnungsjahres 1930'31 be trugen die Gesamteinnahmen 249.77 (262.95) Mill. NM., darun ter 159 52 (165,05) Mill. RM. Steuern. Die Gesamtausgaben betrugen 270 16 (275 29) Mill. RM., so daß sich bisher ei» Fehl betrag von 20 39 (12,34) Mill. RM. ergeben hat. den de Regie rung bekanntlich noch auszugleichen hosst. Die Gc'amtaus« gaben im ouf.eroideullichcn Haushaltplan betrugen 19 19 >44.57) M'il. NM. darunter 2,09 (2,01) Mill. RM. im November Zur Konsolidierung des kommunalen Kredits Der beim Sächsischen Gemein de tag bestehende Kredit« ussch uh für die sächsischen Gemeinden und Bezirksverbände hat dem Ministerium des Innern sonn- dem Arbeits- und Wohlfahrtsministerium eine Eingabe zu. gehen lassen, in der darauf hingewiesen wird, daß aus dem Ge- biete der Notstandsaibeiten, die aus Mitteln der w«rtsä)afscn. den Arbeitslosenfürsorge gefördert iverden, die Anerkennung als Notstandsarbeit und die Bewilligung von Zuschüssen usiv vielfach ausgesvrochen werde, bevor der Kreditausschuh Gelegen, heil l>atte sich mit der Frage zu besänftigen, ob nn Einzelsallr die Ausnahme einer Anleihe für den geplanten Ziveck verireieu werden könne. Es wird deshalb eine Anordnung befürwortet, dah die Arbeits und Landesarbeitsümter über die Anerkennung als Notstandsarbeit, die Bewilliguno der Grundfördcrung und der verstärkten darlehensmähigen Förderung aus Reichs und Landesmitteln erst Entscheidung treffen, nachdem dem Kredit- ausschuh Gelegenheit gcgslren worden sei. das Auleihevorlwben zu lregutachten. — Auch der Deutsche Städte tag ist in gleichem Sinne beim preußischen Minister des Innern vorstellig geworden. s. Verbot der Musikausübung durch B-amte? Angesichts der auherordentl'ch ungünstigen Arbeitsmarktlage im Musiker beruf hat. wie'" uns ans Dresden gemeldet wird, der Vorstand des Söchsiscken Ge-"e-ndetags beschlossen.. bei der Regierung nochmals dahin vorstellig zu werden dah dm B"-"n!en neben- bernfl'che Musikausübung gegen Entgelt völlig verboten werde. Nene Krieqsbttcher Schlachten des Weltkrieges." In der bekannten Sammlung „Schlachten des Welt krieges" (Einzeldarstellungen bearbeitet und hcrausgegeben im Auftrag und unter Mitwirkung des Reichearchivs. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg) sind zwei neue Bände er schienen. Band 30, betitelt „Gorlice" (Verfasser Oskar Tilo von Kalm), behandelt den unstreitig bedeutsamsten opera tiven Erfolg des ganzen Weltkrieges, Vielfraße Durchbruchsschlacht der deutschen und österreichischen Armeen zwischen Tarnow und Gorlice i» Galizien im Frühjahr 1915. Diese Schlacht mar der Auftakt zur Eroberung ganz Polens und zu dem Vormasch unserer Truppen bis in die fast gerade Ostfront, die dann jahrelang von Dünaburg über Smorgon, Pinsk, Tarnopol bis nach Tschernowitz verlies. Vorbereitet wurde diese größte Durchbruchsschlacht durch General von Falkenhayn. Die deutschen Slurmtruppcn unterstanden dem Generalobersten von Mackensen Der Verfasser dieses Buches war bei Gorlice Generalstaksoffizier der 82. Reservedivision. Die Schilderung dieser Riesenkampfhandlung, die eine außerordentlich lebendige Ist, liegt also in den Händen eines berufenen Fachmannes. Die militärischen Erkenntnisse, die von Gorlice datieren, sind charf herausgearbeitet: so die gesteigerte Bedeutung derArtil - erIe, deren massiertem Einsatz das restlose Gelingen des Nie- enerfolges neben dem Schneid der Slurmtruppcn In erster Linie zu verdanken war Auch die Minenmerscr, bis dahin eine For mation der Pioniere, haben sich hier bei Gorlice ihre Verwen dung im freien Felde erobert. Ein tragisches Gegenstück und doch ein heldenhaftes Doku ment gleicher Art stellt Band 3 5 dar. Er trägt den Titel „Schicksalswende", „Von der Marne bis zur Vesle 1918" (Verfasser Archivrat Alfred Stenger). Dieser Band enthält alle Einzelheiten der großen Peripetie im Westen. Er schildert die Schlacht zwischen Aisne und Marne, zwischen Caissons und Reims, die nach dem Fehlschlagen der Champagne Offen sive vom 15 Juli 1918 der deutschen Heeresleitung unerwartet plötzlich das Gesetz des Handelns und der Offensiv-Initiative enlneh Es ist erschütternd nachzulesen, wie unvorbereitet die deutschen Truppen zwischen Caissons und Reims, die zum größ ten Teil durch ihr Mitwirken an der Laon Offensive vom 27. Mai 1918 stark geschwächt waren, dem furchtbaren Flankenstohe der Franzosen und Amerikaner gegenüberstanden, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel am 18. Juli aus den Wäldern von Villers Cotlerets hervorbrach. Fach führte hier den entscheiden den Schlag. Da eine Tiefengliederung der Front kaum bestand, siegte hier die Ueberraschung und die materielle und zahlen mäßige Ueberlegenheit. Die Abwehrschlacht zwischen Caissons und Reims blieb trotzdem ein gigantisches Ringen. Nur Schritt um Schritt und auf höheren Befehl wurde hier in den Tagen nach dem 18. Juli das Gelände nördlich der Marne bis zur Vesle dem übermächtigen Gegner überlassen. Der Heroismus der Verteidiger findet in diesem Buche seinen Geschichtsschrei ber. Das letzte Drama des großen Krieges hat begonnen: das ist der Einlzruck, den dieser neue Stallingband vermittelt. In der? bisherigen Kriegsllteralur kam fast nur die Infan terie zu Wort. Jetzt meldet sich auch die andere Waffe, die Artil lerie. Wertvolle und echte Eindrücke vermittelt hier Thor Goote: „Wir sahen in den Tod" (Verlag Tradition Wilhelm Kolk, Berlin SW. 48). Hier wird das Bild des Krie ges gezeichnet, wie es sich aus der Perspektive des Mannes von der leichten Munitionskolonne darbot. So treffend wie der Titel ist vielfach die Realistik dieses Buches. Die persönlichen Wandlungen, die der Verfasser, der vom Fahnenjunker bis zum Leutnant avanciert, durchlebt und durchwacht, treten dabei i» den Hintergrund: wo sie doch durchschimmern, bleiben sie dezent und unaufdringlich. Das macht das Buch auch dann noch lesens wert, wenn man mit dem Verfasser weltanschaulich nicht über- einstimmt. So bei der Unterhaltung mit seinem Pfarrer wäh ren des Urlaubs (Seite 274 sf). Treffend gezeichnet ist u. a. dir Kluft, die sich zwischen der Seele des Frontsoldaten und der Stimmung in der Heimat vielfach auftat. Jedenfalls schrieb Goote ein Kricgsbuch, das den Krieg nicht romantisiert. Zu dem Buche Max Biber: „Von Gas, Granaten und Soldaten" (Fränkische Gesellschafts Druckerei, Würz burg) hat Pater Georg von Sachse» ein empfehlendes Vorwort geschrieben. Dao bedeutet etwas. Sicher will das noch keine An spielung auf besondere literarische Leistungen sein. Zumal der Verfasser nur kleine Episoden bietet. Aber diese sind echt, voller Wahrheit, von einer guten Dosis Humor getragen Etwas ge fällt an diesem sonst anspruchslosen Bucke: Hier kommt auch die Seele des Soldaten zu ibrem Rechte Hier härt man etwas von der Religion im Felde, vom Feldgeistlichen vom Sakramentenempfang und vom Feldgottesdienst Das sind Per len In der Kriegsliteratur. Von einer anderen Seite will E Erbelding: ,. Im Westen doch Neues" (München Erich Ebering 1930) beur teilt sein. Hier spricht ein älterer Offizier Das Buch dessen Titel etwas banal klingt, ist mehr Historie denn persönliche Schilderung Cs gibt auch einen Einblick in das Leben und Trei ben in den Vorkriegsgarnisonen. schildert dann mit der Genau igkeit des Chronisten die Kämpfe einer schwäbischen Malchinen- gewehrkompanie in den Vogesen in den ersten beiden Kriegs monaten. Zum Schluß endlich den Abtransport der 26 Reserve division auf den Kriegsschauplatz in Nordfrankreich und die an schließenden Kämpfe bei Albert. Reichsminister Treviranus bat ein Krieasbuch aus den» Englischen übersetzt: Robert Graves: „Strich drun ter" (Transmare-Verlag. Berlin) Der englische Titel heißt: „Good bye to all that." Aus seiner srelgeistigen Ueberzeugung macht der Autor kein Hehl. Für den Katholizismus hat er wenig Verständnis. Einmal allerdings beinerkt er, „in Quarr (einem französischen Benediktinerkloster) hörte der Katholizismus auf, mir zuwider zu sein". An anderer Stelle bekennt sich G-mve als Sozialist, natürlich als typisch englischer Sozialist, dem Eng land und seine Tradition über alles geht, der allerdings aus der anderen Seite dem militärischen Betrieb — Graves ist frei willig zu den Waffen getreten — sehr reserviert gegenübersteht Demgemäß ist seine Grundhaltung gegenüber dem Krieg und gegenüber dem englischen Militär sehr kritisch, mltunler sogar skeptisch. Der Titel „Strich drunter" will gewissermaßen als Bekenntnis gewertet werden. In diesem Rahmen aber ver mittelt das Buch einen außerordentlich interessanten Einblick in das England des Krieges. Mit den königlichen Welch Füsilieren, einem englischen Linienregiment erster Ordnung und von glor reicher Tradition, macht man ganz besonders intime Bekannt schaft Die Schilderung ist lebendig und frisch, ohne jede Senti Mentalität. Schwächen und Fehler werden ebenso sreimn'ig demonstriert wie die guten Seilen des englischen Soldaten Mag
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)