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Als Mittelweg, den Sie ruhig einschlagen können, möchte ich Ihnen raten, einen Apparat auf vier wöchentliche Probe an Ihrem Kessel anbringen zu lassen und zwar würde ich Ihnen eines der beiden eingangs erwähnten Systeme anempfehlen. Jede der beiden in Frage stehenden Maschinenfabriken geht auf diese Bedingung ohne weiteres ein und Sie haben dann Gelegenheit, die Neuerung nach allen Seiten hin praktisch auszuprobieren. Für den Fall, daß Ihnen der Apparat nicht konveniert, mon tieren Sie denselben einfach wieder vom Kessel ab und als einzige finanzielle Belastung haben Sie die Rückfracht als gewöhnliches Frachtgut zu tragen, eine minimale Ausgabe. Auf diese Weise erhalten Sie genaue und zuverlässige Resultate, die Ihnen den einzuschlagenden Weg weisen. Da die Ver hältnisse in jedem Betriebe ganz andere sind, lassen sich eben allgemein gültige Normen kaum auf stellen. Sch. II. Für die automatische Kesselbeschickung hat sich das Patent Leach gut bewährt; es gibt noch andere Systeme, doch hat sich das Leachsystem viele Freunde gewonnen, sodaß es oft anzutreffen ist, ins besondere bei neueren Kesselanlagen. In manchen modernen Großspinnereibetrieben ist es zu finden. Dieses System wird von der Sächsischen Maschinenfabrik vorm Rich. Hartmann in Chemnitz ausgeführt. Der Schwerpunkt einer automatischen Kohlen speisung für Dampfkessel liegt bekanntlich darin, bei geschlossener Feuertüre in kleinen Zeitintervallen das erforderliche Quantum Kohle in möglichst kleinen .Portionen in den Feuerraum zu bringen, und zwar regelmäßig auf die gesamte Rostfläche verteilt. Die Kohle soll in jedem Momente dahin fallen, wo die Kohlenschicht am dünnsten ist. Der eine Teil der idealen Feuerung ist durch obigen Apparat so gut wie erreicht, die Zeitintervalle der aufeinander folgenden Würfe ist vom Standorte vor dem Kessel durch einen sinnreichen Mechanismus leicht zu regulieren. Was aber die gleichmäßige Verteilung der Kohlenstücke anbetrifft, also die Kohlenschicht, so wird der Feuerungstechniker wohl noch viel Erfahrung sammeln müssen, bis jener Punkt erreicht ist. Immerhin leistet der oben genannte Apparat auch in dieser Hinsicht schon Anerkennenswertes; die Kohlenstückchen fallen an eine Prellplatte, welche ihre Lage und somit auch die Flugrichtung der Kohlenstücke beständig ändert. Die Verteilung der Kohle ist, wenn sie auch noch nicht ideal zu nennen ist, doch eine ganz gute. Man verwendet bei dieser mechanischen Be schickung am besten Nußkohle No. 3 (Ewald & Bluto), es ist dabei zu bemerken, daß es auch bei dieser Art Beschickung, wie überhaupt, von Vorteil ist, eine hochkalorische Kohle zu verwenden. Das gleichmäßige Beschicken der Kohle in dünner Schicht und gut verteilt, bei geschlossener Feuertür, ver bürgt uns einen nicht unwesentlichen Gewinn, be sonders bei stark überlasteten Kesseln, wobei das sonst häufige Abkühlen des Feuerraumes beim Be schicken von Hand wegfällt. Trotzdem ist das Über gehen auf weniger kalorische Kohle zu verwerfen. G. Auflösung von Kasein zur Verwendung für Färberei- und Appreturzwecke, sowie zum Kleben von Papier und Holz. (Antworten auf Frage Nr. 1216: „Wie löst man Kasein auf, um es für Färberei- und Appreturzwecke verwendbar zu machen ? Ferner, auf welche Weise löst man Kasein auf, um Papier und Holz zu kleben?“) I. Kasein ist in reinem Wasser nicht löslich; es kann aber auf verschiedene Weise, je nach dem Zweck, zu welchem es Verwendung finden soll, in Lösung gebracht werden. Für Färbereizwecke löst man es zweckmäßig in Amoniak oder in Wasser, welches kohlensaure Salze enthält. Am meisten verbreitet ist die Auflösung in Kalkwasser. In die ser Lösung kann es für Appretur, wie für Färberei zwecke gleich gute Verwendung finden. Diese Lösung wird folgendermaßen hergestellt: 64 Teile Kasein rührt man mit 96 Teilen Wasser von 14'l 2 ° R. gut an, und drückt dann den Brei durch ein Metallsieb. Dann setzt man separat folgende Mischung an: 1,5 Teile frisch und gut gebrannter Kalk werden mit 14'/s° warmem Wasser langsam abgelöscht, bis der Kalk zu Pulver zerfällt, mit weiteren 7 Teilen Wasser vermischt, gut gerieben und filtriert. Dieses Kalkwasser wird dem Kaseinbrei nach und nach zugesetzt. Die Mischung wird zuerst dick und muß gut gerührt werden, nach einiger Zeit tritt Klärung ein und die gewünschte Konsistenz. Für Klebezwecke ist folgende Methode zu empfehlen: Das Kasein wird auf einer Poliermaschine zu einem groben Pulver zerrieben. Das Pulver wird mit 1 Teil wolframsaurem Natron vermischt und nochmals durch die Poliermaschine genommen. Die Mischung bringt man in einen Kessel, wel cher in einem Wasserbade steht, setzt noch etwas Wasser zu und läßt unter beständigem Rühren bei gelindem Feuer schmelzen bis keine unzersetzten Kaseinteile mehr vorhanden sind. Zur Fäulnisver hütung setzt man eventuell noch ein Antiseptikum bei, am besten Karbolsäure mit Nelkenöl. Die Masse wird nun ausgegossen und bildet je nach der zugesetzten Wassermenge eine mehr oder minder feste Paste, welche sich in jedem Verhältnis in Wasser lösen läßt. Fr. S. B., Webereileiter. II. Kasein wird am besten in kaltem oder lauwarmem Wasser unter Zusatz eines alkalischen Mittels, z. B. Borax, Ammoniak, kohlensaures Ammon, gelöst; so erhält man eine gute Lösung aus 13 kg Kasein, 48 1 Wasser durch Zusatz der heißen Lösung von 42 kg Borax in möglichst wenig Wasser, wobei man zuletzt noch 1—1*/ 9 1 Ammoniak zufügen kann. Dr. E. Riemenaufleger für Transmissionen von 300 bis 325 Touren. (A ntwor ten auf Frage N r. 1207 : „Welche Kiemenaufleger be währen sich in der Spinnerei für Transmissionen von 300 bis 325 Touren?“) I. Für Transmissionen, die mit einer Geschwindig keit von za. 300 Touren pro Minute laufen, be währt sich der Riemenaufleger, welchen die Ma schinenfabrik Geislingen a. St. (Württenberg) er zeugt, vorzüglich. Dieser Riemenaufleger ermöglicht ein für den Arbeiter absolut gefahrloses Auflegen auch von Riemen größerer Breite, gleichgiltig, ob sie offen oder geschränkt laufen. Auch ist bei diesem Aufleger die Gefahr, daß der Riemen vom Scheibenrand zerschnitten wird, ganz beseitigt, und der Aufleger hat ferner noch den Vorteil, daß der abgeworfene Riemen auf dem Auf leger ruhen kann, man also separate Riemenhaken erspart. In der Hauptsache besteht derselbe aus einem an der Decke, im Abstand der Riemenbreite von der Riemenscheibe, befestigten Hängarm, welcher mittels einer längeren Hülse die Transmissionswelle umschließt. Das freie Ende der Hülse gegen die Riemenscheibe zu umschließt auf dieser leicht be weglich eine zweite Hülse, welche den eigentlichen Riemenaufleger trägt. Derselbe besteht aus einem die Riemenbreite etwas übertreffenden starken Brett, welches nach dem Scheibenrand zu dem Radius der Scheibe entspricht, an der andern Seite ist das Brett bedeutend länger. Der aufzulegende Riemen wird unter das Brett gebracht und dieses mittels einer Stange in der Drehrichtung der Riemenscheibe ge hoben. Der Riemen gleitet ganz leicht von dem Brett auf die Scheibe, das Brett fällt dann wieder in die Ruhelage zurück. Bemerkt muß noch werden, daß für jeden Riemen resp. für jede Riemenscheibe ein separater Aufleger erforderlich ist. F. II. Der älteste und zugleich einfachste und billigste Riemenaufleger, der sich am besten bewährt hat und auch in Spinnereien viel Verwendung findet, be steht aus einer ausreichend langen handlichen, aber festen und standhaften Stange, an die man sich oben ein eisernes Ende, mit einem darunter be findlichen Querstück in Gestalt eines Fingers von 10—15 cm Länge als Riementräger anbringen läßt. Natürlich muß aber das sichere Riemenauflegen damit, wie auch mit jedem anderen Riemenaufleger, geübt sein. Von den neueren Riemenauflegern hat sieh der Riemenaufleger „Arbeiterschutz“ des Werkmeisters Nicolai in Kottbus als der bequemste und einfachste erwiesen. — Das Neueste aber auf diesem Gebiete ist der Riemen aufleger „T. V. G. 1907“ der Technischen Verkaufs- Genossenschaft „T. V. G.“, vorm. Dr. Werner Heffter, G. m. b. H. in Duisburg a. Rh., welcher sehr gelobt wird. Bei diesem Riemenaufleger ist der horizontale Riementräger an einem hohlen, vierkantigen Eisenstab befestigt, der in 17—18 Glieder zerschnitten ist. Diese Glieder werden da durch gegeneinander gepreßt, daß durch ihr Inneres eine Gall’sche Gelenkkette geführt ist. Diese wird durch eine starke, unverwüstliche Feder im unteren Schaftrohr beliebig straff gespannt und verleiht, da man sie oben am Finger, am eigentlichen Riemen träger des Auflegers, befestigt hat, der Gliederung Starrheit. Diese Starrheit ist aber nicht vollkommen. Sie reicht zwar aus, um den Riemen anzuheben und auf die Scheibe zu führen, sobald aber der Riemen (und unter diesem der Riementräger des Auflegers) auf der Scheibe sich befindet, sind die Kraft des Riemens und die Reibung zwischen Riemen, Auf legefinger und Triebscheibe groß genug, um die bis her starre Stange, infolge der Gliederung und der Gliederung und des Nachgebens der Feder im Schaft, elastisch werden zu lassen. Der Riemen träger macht, eingeklemmt, den Weg auf der Riemen scheibe mit und die Gliederung (der zerlegte vier kantige Eisenstab mit der Kette im Innern) biegt sich so lange über die Transmissionswelle hinüber, bis der Riemen die Triebscheibe wieder verläßt und so der Auflegefinger frei wird. Nun kehrt die Gliederung von selbst in ihre Starrheit zurück. Der Aufleger steht wieder gebrauchsfertig zur Hand. Der Riemenaufleger ,TVG 1907“ hat noch den großen Vorteil, sich für jeden Riemen, ob dieser stark oder schwach ziehend sei, einrichten zu lassen. Man dreht die beiden Schrauben am Schaft heraus und zieht den Schaft von der Feder herunter. Dann liegt letztere und die spannende Schraubenmutter frei. Durch Anziehen oder Lockern der Mutter spannt man dann die Feder oder macht sie schlaffer. Damit vermindert oder erhöht man die Biegsamkeit der Gliederung ganz nach Bedarf. Die Feder ist von allerbester Qualität und sozusagen unverwüst lich. Dieser Aufleger wird im allgemeinen ohne Holzstange geliefert. Auf Wunsch wird jedoch auch eine Pitchpineholzstange zum Preise von 1 Mark für den angefangenen Meter beigefügt. Die Stange befestigt man sorgfältig im Schaft. Einschließlich Stange soll die Länge des Auflegers um */ 2 Meter geringer sein als die Höhe der Welle über dem Fußboden. Die oben beschriebene Regulierbarkeit der Starrheit bezw. der Elastizität des gegliederten hohlen Eisenstabes läßt heftige Schläge oder Stöße beim Auflegen ganz ausgeschlossen erscheinen. Daher kann selbst ein Lehrling, sogar bei schwierigem Riemen, diese Arbeit verrichten. H. Ankleben von Leder auf Eisen. (Antworten auf Frage Nr. 1205: „Welches Mittel gibt es zum Ankleben von Leder auf Eisen?“) I. Das Eisen muß vor dem Aufkleben des Leders einen Anstrich bekommen; letzterer besteht aus einer Mischung von Bleiweiß, Kienruß und Öl. Dieser Anstrich muß vor dem Aufträgen der Klebmasse gut getrocknet sein. Zur Herstellung der letzteren nimmt man guten Leim, weicht ihn in kaltem Wasser und löst ihn bei gelinder Erwärmung in Essig auf. Hierzu kommt dann za. l / 3 des Volumens an weißem Terpentinöl, das mit dem Übrigen gut vermischt wird. Durch Zusatz von Essig wird die richtige Konsistenz der Klebmasse zum Aufträgen hergestellt. Die Klebmasse wird mittels Pinsels warm aufge tragen, sodann wird das Leder aufgelegt und an gepreßt. Dieses Rezept wurde ausprobiert und hat sich gut bewährt. A. H. II. Um Leder auf Eisen haltbar zu befestigen, wird sogenannter Wiener Papp mit wenig kaltem Wasser erweicht, sodaß ein dicker, klebriger Brei entsteht. Die Masse darf jedoch nicht gekocht werden. Dann reinigt man das Eisen durch Abschaben, über gießt es mit Ammoniak, den man einige Zeit wirken läßt und trägt nun den Klebstoff mit Hilfe eines Holzspahnes dick und möglichst gleichmäßig auf. Wird jetzt das Lederstück mit der Fleischseite auf gelegt und so fest angepreßt, daß die Klebmasse an allen Seiten hervorquillt und das ganze etwa 12 Stunden in der Presse belassen, so wird die Leder platte unlösbar mit dem Eisen verbunden sein. Wichtig ist, daß die Lederplatte auf der Klebseite frei von Öl oder Schmiere ist. W. III. Ein Kitt, welcher sich zum Ankleben von Leder auf Eisen gut bewährt hat, besteht aus folgenden Bestandteilen: ’/ 4 Pfd. Roggenmehl, Pfd. Kölner Leim und :1 / 4 Pfd. dickem Terpentin. Zunächst wird der Leim gekocht, dann der Terpentin dazugegeben. Diese Mischung läßt man za. 10 Minuten kochen und fügt dann der heißen Masse das Mehl hinzu. Der Kitt wird im heißen Zustande auf das Eisen aufgestrichen, desgleichen auf das Leder, und dann werden beide Teile fest aufeinandergepreßt. Der Kitt erhärtet in einigen Stunden. Ein zweites Rezept ist folgendes: Es werden gleiche Gewichtsteile Kölner Leim mit Schellack gekocht und dieser noch heißen Masse dieselbe Gewichtsmenge Schlemmkreide bei gefügt. Bei Verwendung dieser Kitte ist aber zu 88*