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Von einigem Einfluß auf ein ungleichmäßiges Ablaufen der Zettelbäuine ist auch ein stark wech selnder Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Werden bei spielsweise Bäume bei sehr trockener Luft und andere bei sehr feuchter Luft geschert, so wird das Garn der letzteren beim Scheren sich stärker dehnen, da es durch den größeren Feuchtigkeitsgehalt elas tischer ist. Haben nun die Ketten durch längeres Lagern bis zum Schlichten gleichen Feuchtigkeits gehalt angenommen, so wird das Garn, das sich schon beim Scheren (also vor dem Messen) stark dehnte, beim Schlichten sich nicht mehr viel nach dehnen, aus diesem Grunde wird ein in sehr feuchter Atmosphäre gescherter Baum etwas rascher ablaufen. Wie wir sehen, kommt hier eine ganze Anzahl von Faktoren in betracht, die in der Praxis nicht in dem erwünschten Maße Berücksichtigung finden können, und man wird daher ein ganz gleichmäßiges Ablaufen der Bäume nicht erhalten. In unserem Falle handelt es sich bei 10:18000 m Scherlänge um eine Differenz von 10:80 m; in Prozenten aus gedrückt gibt dies bei 18000 m Scherlänge 0,055 : 0,44 Proz., bei 10000 m Scherlänge 0,1 : 0,8 Proz. Differenz. Die Differenzen 0,055 und 0,1 sind sehr niedrig und zulässig, sie bedeuten keinen großen Garnverlust, unddas Reißen der Kettenfaden am Stuhl wird durch ungleiche Spannung der von den ver schiedenen Bäumen kommenden Fäden kaum un günstig beeinflußt. Dagegen muß bei 0,44 Proz., hauptsächlich aber bei 0,8 Proz. Differenz darauf hingearbeitet werden, einen Ausgleich zu erwirken. Dies kann auf folgende Weise angestrebt werden: Beim Scheren macht man in größeren, gleichen Ab ständen Zeichen auf das Garn, entweder mittels eines besonderen Signierapparates oder von Hand durch Ankreiden oder Anheften von Papierstreifen. Beim Schlichten müssen die entsprechenden Zeichen aller Bäume gleichzeitig die Maschine passieren, kommt ein Zeichen zu früh, so wird der betreffende Baum durch Auflegen eines kleinen Zusatz-Brems gewichtes stärker gebremst und etwas zurückgehalten; kommt ein Zeichen zu spät, so muß die Bremse durch Abnehmen von Zusatzgewichten gelüftet werden, damit das Garn weniger gespannt und somit auch weniger gedehnt wird. Bei einiger Erfahrung des Schlichters können auf diese Weise große Differenzen leicht vermieden werden. J. Sch. III. Der in Frage geschilderte Übelstand kann ver schiedene Ursachen haben, und ein tüchtiger Schlicht- und Vorbereitungsmeister wird dieselben bald durch genaue Beobachtung und Kontrolle der betreffenden Maschinen herausfinden undabstellen. Ich beschränke mich hier darauf, einige Fingerzeige zu geben, durch welche Ursachen der Übelstand entstehen kann. Die Schermaschinen sind nicht bloß auf das richtige FunktionierenderMessuhren zu kontrollieren, sondern auch darauf, ob die Messwalze gleich mäßig von den Fäden mitgenommen wird, ferner, ob die Fäden bei allen Walzen ein und dieselbe Spannung haben. Meiner Ansicht nach dürfte der Übelstand viel eher bei den Schermaschinen zu suchen sein, als bei der Schlichtmaschine. Beim Schlichten ist es weit besser, sämtliche Scherwalzen gleichmäßig zu bremsen. Haben die Scherwalzen von der Schermaschine aus alle gleiche Länge, so müssen dieselben dann auch gleichmäßig ablaufen. Ein übermäßiges Reißen der Fäden der ge schlichteten Ketten kann dann nicht vorkommen, vorausgesetzt, daß die Spannung der Fäden auf der Schlichtmaschine überhaupt die richtige ist. Fr. S. B., Webereileiter. IV. Das unegale Ablaufen der Zettelbäume beim Schlichten der Ketten kann verschiedene Ursachen haben. Vorausgesetzt nun, daß die Messuhren auch richtig funktionieren, kann die Ursache des Fehlers wohl nur ein Gleiten der Zettelbäume auf dem Tambour der Zettelmaschinen sein. Wenn die Zettelbäume kein weiteres Gewicht, als die Schwere der den Zettelbaum links und rechts festhaltenden Arme ausmacht, erhalten, und die Zettelbäume nicht ganz tadellos auf dem Tambour aufsitzen, also nur eine Spur verzogen sind, so kann leicht ein Gleiten der Zettelbäume stattfinden und werden ungleiche Baumlängen die Folge sein. In diesem Falle müßten die die Zettelbäume festhaltenden Arme noch etwas beschwert werden. Das Gleiten findet aber natür lich nur im Anfänge des Zettelns statt, wenn noch nicht viel Garn auf dem Baume vorhanden ist und die Differenz in den Garnlängen der Zettelbäume kann daher keine allzu große sein. Bei großen Differenzen, wie z. B. 80 m, kann aber auch leicht ein Versehen der Zettlerin vorliegen; die gewöhn lichen Messuhren gehen nicht auf so lange Ketten wie 18000 m, und es muß daher beim Ablesen der Uhr immer ein ganzer Umfang und noch ein Teil dazu genommen Werden, und dieser gibt nach meinen Erfahrungen, leicht Anlaß zu einem Versehen in der Bestimmung der Länge. Der Nachsatz in der Frage ist mir auch nicht ganz gut verständlich. Ich nehme an, daß dieser Nachsatz so verstanden werden soll, daß die Garne der kürzeren Zettelbäume eine geringere Dehnung bekommen, weil sie nicht so schwer sind, die Garne der längeren Zettelbäume dagegen mehr, weil sie schwerer sind, infolge ihres größeren Garngehaltes. Nun, diese Differenz in der Dehnung wird, wenn nicht außergewöhnlich leichte Einstellungen der Ketten vorliegen, nicht den ge ringsten Einfluß in der Weberei ausüben, und jeden falls ist ein auffallend häufigeres Reißen der Fäden von den langen Zettelbäumen infolge der stärkeren Dehnung der Garne nach meiner Ansicht ganz aus geschlossen. Also probieren Sie es einmal mit einer größeren Beschwerung der eisernen Arme, die die Zettelbäume festhalten; der Fehler wird dann wohl verschwinden. E. R. V. Das unegale Ablaufen der Zettelbäume kann verschiedene Ursachen haben. Zunächst sei be merkt, daß es falsch ist, den letzten Zettelbaum allein zu bremsen, es muß vielmehr jeder einzelne Zettelbaum für sich in bekannter Weise, vermittels Riemen und Gewichte, nicht zu fest gebremst wer den, und zwar alle Bäume gleichmäßig. Alsdann wollen Sie gefl. folgendes beachten. Man findet häufig, daß die Zettler beim Einlegen eines leeren Zettelbaumes in die Maschine schwere Gewichte auf den Zapfen der Zettelbäume hängen, wodurch ein besseres Anpressen desselben auf die Walze der Zettelmaschine erzielt wird. Diese Einrichtung ist oft die Ursache von Längendifferenzen und zwar dadurch, daß die Ge wichte bei dem einen Baum früher, beim andern Baum später abgenommen werden, dadurch werden einige Bäume anfänglich mit größerer Spannung als die anderen aufgezettelt. Im übrigen sind 10 m Längendifferenz bei 18000 m Scherlänge wohl schwerlich zu vermeiden. O. S. Schützenfädelung. Antworten auf Frage Nr. 1212: Gibt es für Kopsschützen und Spindelschützen eine der des Northropschützens ähnliche bequeme Fädelung, welche für Leinen sowohl als auch für .lute, Schlauchkops und Holzspulen und von außen ablaufende Leinen kops, geeignet ist und dem Weber das Einfädeln erleichtert. Gleichzeitig muß der betr. Schützen so konstruiert sein, daß die Schußfadenspannung leicht regulierbar ist. Bei mir kommt es häutig vor, daß bei Spindelschützen mit von außen ablaufenden Leinenkops der Schußfaden beim Ablaufen infolge seiner großen Schwingungen abreißt, wodurch viel Zeitverlust entsteht. Die Kopsspulen enthalten unten einen kleinen Konus und stecken so auf der Spindel. Wie ist genannter Übelstand zu beseitigen ?“) I. Vorrichtungen zum Einfädeln des Fadens in den Schützen sind in großer Zahl erfunden worden, doch hat sich bislang keine derselben Eingang in die Praxis zu verschaffen vermocht. Der Übelstand, daß der Schützen einseitig schwerer wird, und die durch die Anbringung der Vorrichtung bedingte Schwächung des Schützenkörpers und Verteuerung des Schützens, sowie der Widerstand der Weber gegen jede Neuerung stehen der Aufnahme ent gegen. Eine so universelle Vorrichtung, wie Sie dieselbe wünschen, dürfte zudem kaum praktisch sein, da die Verhältnisse bei Spindelschützen doch wesentlich andere sind, als bei Kopsschützen. Das Abreißen des Schußfadens bei von außen ablaufen den Leinenkops läßt sich verhindern, indem der Schützen unten geschlossen angefertigt und oben dicht vor dem Ende der Spindel ein Draht ange bracht wird. Die Regulierung der Fadenspannung geschieht am leichtesten und sichersten durch An bringen von Drahtösen, durch welche der Faden hindurchgeführt wird. Eine praktische und be währte Anordnung zeigt nachstehende Skizze im Längsschnitt, a ist das Fadenauge, b ein Stift, der das Herausspringen des Schußfadens nach oben ver hindert, c ist ein =» förmig gebogener Draht, durch den der Faden zunächst hindurch geht. Durch Länger- oder Kürzermachen dieses Drahtes läßt sich die Fadenspannung leicht und genau regulieren. Das Einfädeln geht so leicht und schnell von statten, daß eine komplizierte Einfädel- und Fadenspann- Vorrichtung vollständig entbehrlich ist. W. II. Einen in jeder Beziehung guten Schützen mit einer Einfädelung, die der des Northropschützens ähnlich ist, bringt die Firma J. Giedion, Wien IX, Kolingasse 19, in den Handel, u. zw. in 2 Aus führungen: „Patent Dux“ und „Patent American“. Ich habe beide Systeme seit längerer Zeit in Be nützung und sie funktionieren in jeder Beziehung zur besten Zufriedenheit. Die Fadenbremsung können Sie sich mit Feder spannung einrichten oder auch bloß mittels Plüsch. Steht die Spindel, auf welcher der Kop steckt, mit der Spitze richtig zur Einlaufstelle des Schützens und ist die Fadenbremsung eine genügende, so kommt ein Abreißen des Fadens nicht vor. Fr. S. B., Webereileiter. Sektional-Konus-Schermaschinen für bunte Ketten. (Antworten auf Frage 1227: „Eignen sich Sektional-Konus- Schermaschinen lür bunte Ketten im allgemeinen oder sind höl zerne Scherrahmen und Bäummaschinen letztere mit mechani schem Antrieb) vorzuziehen ? Welches Fabrikat ist zu empfehlen? Würde sich die erstgenannte Maschinenart event. in kleinerer mechanischer Buntweberei von 15—25 Stühlen rentieren?“) I. Sektional-Konus-Schermaschinen eignen sich für bunte Ketten, gleichviel aus welchem Material, ganz vorzüglich. Ich kann dem Herrn Fragesteller in erster Linie die Fabrikate der Firma Gebrüder Sucker in Grünberg i. Schles. und der Säch sischen Webstuhlfabrik (vormals Louis Schönherr) in Chemnitz i. Sachs, empfehlen. Diese Maschinenart ist dem hölzernen Scherrahmen und der Bäummaschine entschieden vorzuziehen, und ihre Anschaffung rentiert sich auch bei einem kleinen Betrieb von 15—25 Stühen, denn die Ketten von der Konus-Schermaschine sind besser verwebbar als die am Handscherrahmen gescherten. Sie erhalten größere Produktion in der Weberei, auch ist der Arbeitslohn gegenüber dem bei handgescherten Ketten kleiner, sodaß sieh die Mehrauslagen für die An schaffung einer Koküs-Schermaschine bald bezahlt machen. Obwohl eine solche Maschine für 40—50 Stühle ausreicht, wird der Herr Fragesteller sicher auch schon bei 15 — 25 Stühlen auf seine Rechnung kommen und vorteilhafter arbeiten als am Hand scherrahmen. Fr. S. B., Webereileiter. II. Die Sektional - Konus - Schermaschinen eignen sich vorzüglich für bunte Ketten und sind dem längst veralteten System der Handschererei infolge höherer Produktion und dabei weit egaler und besser gescherter Ketten auf alle Fälle vorzuziehen. Als leistungsfähig ist die Firma Göbr. Sucker, Spezialfabrik für Weberei-Vorbereitungsmaschinen in Grünberg i. Schles. zu empfehlen. Bei 20—25 Stühlen rentiert sich die Maschine gut. Aug. Löffler, Webereibetriebsleiter. III. Unter hölzernen Scherrahmen und Bäumma schinen (letztere mit mechanischem Betriebe) ver stehe ich nach der Fragestellung noch die alten Scherrahmen mit Hand- oder maschinellem Betriebe. Diese Sorte Schermaschinen eignet sich nur noch für ganz kurze Ketten, wie sie von der Muster weberei verlangt werden, und für gewisse Spezial artikel, wie z. B. die Taschentücher, Kopftücher, Servietten mit bunten Kanten etc., von denen ge wöhnlich infolge ihrer geringen Breite 2 Stücke nebeneinander gewebt werden (bei diesen letzten Gattungen von Waren aber auch nur noch bis höchstens 300—400 m Kettenlänge, denn bei einer größeren Kettenlänge wird der Vorteil des Scherens mit dem beweglichen Gatter wieder aufgehoben durch die sonst schnellere Arbeitsweise der Sektional-Konus-Schermaschine). Sind aber Ketten mit über 700 m vorhanden, so rentiert sich die Strangschlichterei auch nicht mehr, und man wählt alsdann die Syzing-Schlichterei mit der ihr eigenen Schererei, gewöhnlich auch Zettlerei ge nannt. Aber für alle Gattungen Waren, die nicht in den Rahmen dieser 2 genannten Extreme ge hören, ist die Sektional - Konus - Schermaschine sehr zu empfehlen, und sie ist jedenfalls besser als die gewöhnlichen Sektionalschermaschinen mit den Holz ringen. Ich habe lange mit den beiden Sorten Sektionalschermaschinen nebeneinander gearbeitet, aber die Weber lernten bald die besseren Ketten von den Sektional-Konus-Schermaschinen von den Ketten der gewöhnlichen Sektionalschermaschinen unterscheiden. R.