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Erscheint tLglich früh 6'/, Uhr. Rr-action »nd Lrnrditto» Jvhannr-gaffe 8. Zprechkondrn -er Re-artton «ormfttag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 8- S Uhr. ««MN»« .»« k»r Ne u»chftf,l,e»v« «»»«er »rftimmtrn Iosrratr an «achrnlagc» »t» 3 Uhr Nachmtttaa», an «an»- nn» Festtagen fr»» «» .9 Utzr. 3« -re Mia len für 2ns.-^a»ahme: vtta «lcmm's Harkt«. («Ifrev Hahn). rwMr.TagMalt Anzeiger. AbonnementSprei- vierteljährlich 4'/, Mk. kn Alt-Letvztg, incl. Brlngerlohn 5 Mk„ durch dir Post bezogen 6 Mk. Einzeln« Nrn. 20 Ps. veleqeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen <iu Taaeblatt-Format gesalzt) Ohne Poslbejürderung 60 Mk., »tt Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröber« Schriften laut uns. Preisverzeichntß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherin Tarif. Ueciamen untrr dem Redactionsstrtch di«4g«spalt. geile VOPf.,vor den Fa mt l ien n achrt chten dt« 6 gespaltene geile 40 Pf. - L««t» Lösche, ' Katharinens». 14, part. und Küut-Splatz 7. nur bis '/,3 Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoaworamlo oder durch Post nachnahme. ^ 78. Donnerstag dm 19. März 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Ltockholzauclion. den 23. März d. IS.. sollen ' >e Ir von Nachmtttaa» 2b de» <lounewtd«r Mantag, > Uhr an auf dem stahlschlage in Abth Revier« ea. 250 Haufe« Nein gemachte» harte» Stackhalz unter den aus dem Schlage aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werde». Zusammenkunft: Auf dem Holzschlage im WolsSwinkel am Flohgraben, oberhalb der weißen Brücke. Leipzig, am 14. März 1891. De» Rath» Aerstdeputatton. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 9. bi« zum 1ü. März d. I. im Argandbrrnner bet 2,5 Milli- meter Druck und IbO Litern stündlichem Lonsum da« 18,1sache der Leuchtkraft der deutschen Ronnalkerze von bO Millimeter Flammenhöhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,44b. Leipzig, am 1b. März 1891. De» Math» Deputation ,« de» Gasanstalte«. vermielhung. Im früheren Nathhauögrundstück in Leidztg-Vlaamt- ist der Im Erdgeschoß nach der kurzen L kratze herau» Zwischen der Durchfahrt und dem zweiten Hauseingange gelegene Nanm nebst den darüber im Zwtschenstock befindlichen beide» Localen, sowie eine im III. Lbergrschotz nach derselben Straße zu gelegene, au« <t Zimmern und sonstigem Zubehör bestehende Wohnung vom 1. April dss. Jahre« oder einem späteren Zeitpunkt an gegen halb jährige Kündigung anderweit zu vermielhen. Miclhgesuche werden auf dem hiesigen Rathhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 6, rntgegengenommen. Leipzig, den 14. März 1891. Der «ath der Stadt Leipzig. Krim I». 1128,29. vr. Georgt. rumbiegel. Die bei dem hiesigen Leihhause in den Monaten April, Mai und Juni 1890 versetzte» oder erneuerten Psänder sollen, sofern sie nicht bi» 90. April 1891 eingrlöst worden sind, a« 1. Mai 1891 und an den folgenden Tagen im Parterre-Locale de» Leihhauses öffentlich versteigert werden. vom 3V. Aortl 18S1 au erlischt da« Recht zur Einlösung solcher Psänder und können letztere nur auf dem Wege de« erstehen» wieder erlangt werdeu. Dagegen nimmt da« Geschäft de« Einlöien« und Beisetzen- anderer Pfänder während der Anction in der Zeit vou früh 8 bi« Nachmittag» 2 Uhr seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 17. März 1891 De» Nath» Deputation für Leihhaus und Sparkasse. Wohmiilgs-Vermiethung. Ti« im 3. Obrrgeschosj de» der Stadtgemeinde gehörigen Hausgrundstücks Brühl Nr. 39 gelegene ncuvorgcrtchtetc Woh nung, bestehend au» 8 Stuben, ü Kammern, I Küche, sowie Boden raum »ad einer Kellcrabtheilung, ist vom 1. April diese» Jahre» an gegen etuhaldjährtge Kündig»«« andermcit zu vcrmicthrn. Miclhgesuche werden auf dem Nathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8 entgegengenommer, woselbst auch sonst etwa gewünschte Aus, lunft ertheilt wird. Leipzig, den 17. März 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wagner. Gefunden oder al« herrenlo« angemeldet rcsp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bi« 15. März 1891 folgende, zum Theil vermuthlich auch von früheren Diebstählen verrührende Gegenstände: Geldbeträge von 199 und 3 Portemonnaie« mit 3 89 -j und geringeren Beträgen, ein Thermometer mit Bronzegestell, eine Brosche und einige Stücke weißes Band (bereits Ende Decembcr 1890 in einem BcschäftSloeale liegen geblieben), «ine Brille, «in Taschenmesser, eine klein« Wasser waage, em einzelner und ein Paar Handschuhe, ein Laschen tuch, ein kleiner schwarzer Filzhut, ein Pelzkragen, 5 Stück blaugedruckte Schürzen, ein schwarzer Tatdenroik, ein Spazierstock, 7 Stück verschiedene Schirme, ein Leihhaus- schein, 2 verschiedene Pferdedecken, eine Peitsche, eine Kummetlaterne, 2 Hundc-Maulkörbe, eine Schrisiplatte, ein Lragkorb, ein Kasten mit einer Partie Streichhölzer. Tie unbekannten Eigenthümer dieser Gegenständ« werden hier, durch aufgefordert, sich zur Empfangnahme derselben in unserein Lommissanat rechtzeitig zu melden, vndernsallö darüber nach g. 239 de« B. G.-B. anderweit verfügt werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welch« im 1. Quartale 1890 Fundgegenstind« bei un« abgegeben haben, auf, dies« Gegen stände zurückzusordern, andernfalls auch hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 16. März 1891. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Bekanntmachung. Sommerfeld. Sonntag, den 22. März d. I., Nachmittag 9 Uhr soll die Fisch nutzung der hiesigen b Teiche, sowie auch nach Wunsch de- Pächters »gleich die Eisnutzuna derselben auf sechs hintercinandersolgrnd« Jahr« an den Meistbietenden vergeben werden. Weitere Be dingungen werden zuvor bekannt gegeben. Göttsching, G.-B. Bekanntmachung. Das dem Berirksverbande Leipzig-Land gehörige, an der Kirsch- bcrgstraße zu Möckern gelegene Grundstück Nr. b4 des Brand- Katasters, bestehend aus einem geräumiaen Bordergebäude mit Keller, Erd- und Obergeschossen, einem Stallgebäude und einem circa Acker großen Garten, weicher sich namentlich für ein« Handels gärtnerei eignen würde, soll vom 1. April ptkse» Jahre» an im Ganzen oder Einzelnen permlcthkt werden. Die vorhandenen Localitäten sind sowohl zu Wohn-, al» auch zu den verschiedensten gewerblichen Zwecken passend. Reslectantrn wollen sich behufs näherer Auskunft au die Unter zeichnete Amt-Hauptmannschaft wenden. Leipzig, am 17. März 1891. stöutgltche A«t«hanptt»anufchaft. VIII. vr. Platzmann. Wdlr. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen (ThomaSkirchhos 24). Zu der am 20. und 2l. März Bormittags von 10—12 »nd Nachmittags von 2—S Uhr staltfindenden AuastkNnna Per weth- ltchen Handarheitrn. der Zeichnungen «nd Per Arbeiten der Ktndergartenabthrilung ladet hierdurch ergebenst ein. Leipzig, den 17. März 1891. Dir. 0. Helmer. Steckbrieferledigung. . 14. November 1889 , Der nnlerm gegen den Stempel,abrtkanten Gustav Rodert Klautz ans Neustadt bei Leipzig erlassene Steck brief hat sich erledigt. Ockart»der,a. am IS. März 1891. «önigltche» Amtsgericht. Die Lage in Frankreich. Fast alle die Personen von Bedeutung, welche die Neu- zestallung der Verhältnisse nach dem Sturze de« Kaiserthums n Frankreich bewirkt haben, weilen nicht mel>r unter den gebenden. Die FriedenSunterkändler Jule» Favre und Thier», Gambetta, der Organisator der nationalen Der- theidigung, General Chancy, der Degen der Republik, sie mb alle abgeschieden. Jbnen bat sich neuerdings General Lampenon zugcsellt und Prinz Josepb Carl Paul Napoleon (oft nach seinem Vater Jerome genannt), der auch auf die Befestigung der Republik Einfluß geübt hat, wenn auch in anderem Sinne wie die erwähnten Personen Die Art und Weise, wie sich der Ministerpräsident und Krieg»minister Zrrycinet über den Tod Campenon's geäußert hat, ist be- eicbnend für die Hoffnungen, welche sich in militairischen kreisen auf den abgeschiedenen General richteten. Frcycinet geklärte den Tod Campenon's al» ein Unglück für den Senat und für die Armee, welche den Heimgegangenen Führer einipiHhiq betrauern werde. ES war also Camprnon m Falle eine» Kriege» eine hervorragende Rolle al- Armee- rihrer zugedacht, gerade so wie dem General Chancy, wenn Jener auch nicht auf eine so ruhmvolle Vergangenheit zurück blicken konnte wie dieser. ES fehlt auch nicht an anderen Fiibrern, unter denen stet» Saussier, Billot, Miribil und GaUifel in erster Linie genannt werden. Bvulanger kann nach der moralischen Einbuße, welche er durch seine Agitationen erlitten hat, nur noch bei Leuten vom Schlage Türoulbdr'S in Betracht kommen. Freycinct'S Nachruf an Campcnon erscheint besonders mit Rücksicht aus die jüngsten Vorgänge während der Anwesenheit der Kaiserin Friedrich in Paris nicht gleichgiltig, eS macht sich in dem Ausdruck .Unglück für die Armee" unzweifelhaft die Empfindung bemerkbar, daß die Armer zcradc keinen. Ucberslnß an tüchtigen Führern hat. Seit einem AmtSHitritt als KrieaSminister hat sich Freycinet als Chauvinist vAn reinsten Wasser gezeigt, seine Thätigkeit hat etwas FicbqchasteS und steht kaum in diesem Punctc hinü ber seines VHrgänacrS Boulanger zurück, nur daß er au» seiner früheren Wirksamkeit im Staatsdienste dock etwa» mehr staatSmännischcn Tact mitgebracht hat, der ihn ver hindert, bei jeder Gelegenheit mit der Thür inS Hau» zu fallen. Deutlich genug waren seine Anordnungen für die Befestigung der Grenze und die Kriegsbereitschaft der dort angcsainmclten Truppen. Mit dem Prinzen Napoleon ist mehr rin Name als eine Persönlichkeit vom politischen Schauplatz abgetreten, welche auf den Gang der Entwickelung Einfluß üben konnte. Trotz seiner Manifeste hat Prinz Napoleon doch stets diejenige Zurückhaltung den politischen Verhältnissen Frankreichs gegen über beobachtet, die ihn kaum als Prätendenten erscheinen ließen. Er wollte sich nur für den Fall bereit halten, daß die Republik in Trümmer ginge, zu irgend einem Gcwalt- strcich war sein ganzes Wesen nicht geeignet, er würde einem an ihn ergangenen Ruf, an die Spitze Frankreichs zu treten, Folge geleistet haben, aber einem Staatsstreich, wie ihn sein Oheim und sein Vetter auSgeführt haben, wäre er stets abgeneigt gewesen. Sein Ideal war ein Kaiscrtbnm, welches sich den Forderungen der Gegenwart anpaßte, sür ein solches war aber das Frankreich nach dem Jahre 1870 nicht zu baden. Welcher Prätendent auch die Führung übernommen hätte, man erwartete von ihm zunächst, daß er die Kräfte des Landes zum Kriege gegen Deutschland zu- sammenfaßte. Zum General war Prinz Napoleon verdorben, und deshalb wurden seine Bestrebungen, sich den Franzosen als Erbe der napolconisckcn Dynastie zu empfehlen, mit ironischem Lächeln aufgenommen. Seine Mitbewerber um den Tbron Frankreich« waren aber nicht anders geartet wie er selbst. Graf Cbambord hätte vielleicht als Cardinal eine Rolle gespielt, als Feldherr niemals, und der Graf von Paris hat auch niemals etwas von kriegerischen Neigungen vcrratbe», obwohl er zur Zeit des SecessionSkriegeS in Nordamerika war und sich an den Kämpfen dem Namen nach betheiliqt bat. Da war General Campenon ein anderer Mann. Es ging bekanntlich die Rede, daß er vor einer Reihe von Jabren einen Staatsstreich beabsichtigte, um den Krieg beginnen zu können, aber cS kam nickt dazu, weil die Sache vorzeitig verrathen wurde. Boulanger wollte in die Fußstapfen Cam penon's treten, aber es fehlte ibm an Muth und Entschlossen heit ; er begnügte sich mit der Rolle eine- Theater-GeneralS und wurde schließlich von ConstanS in der rücksichtslosesten Weise unschädlich gemacht. Das ist so ein kleiner Ueberbliö über die Kräfte, welche Frankreich im Laufe von 20 Jahren zur Verfügung standen, und doch haben die Franzosen aus ihren Erfahrungen nicht die entsprechenden Lehren gezogen. Seit dem Skandal, welchen die Parteinahme für und gegen das Sardou'sche SensationSdrama .Thermidor" zur Folge hatte, ist die schon in den letzten Zügen begriffene monarchische Partei in Frankreich wieder zu neuem Leben geweckt worden, und an Stelle des ermüdeten Führer- Bocher hat Graf Hauffonville die Nachfolge übernommen. ES ist za auch da- nur rin Ausflackrrn des dem Erlöschen nahen Lichte- der monarchischen Bewegung in Frankreich: die Republik hat festen Boden gewonnen, soweit da» in Frankreich für irgend eine Einrichtung überhaupt möglich ist, und für eine Wiederherstellung der Monarchie wäre nur dann Aussicht vorhanden, wenn sich ein Mann von ungewöhnlichen Fähig keiten und starker Willenskraft dafür mit seiner ganzen Person einsetzte. Der Herzog von Orleans fühlt offenbar etwa- von diesem Stoff in sich, dafür zeugt sein Auftreten in Pari- und neuerdings sein Erscheinen in St. Petersburg zur Zeit des Aufenthalts de- Erzherzog» Franz Ferdinand daselbst. Der jugendliche Feuereifer des >unacn Prätendenten schäumt jetzt noch über, und seine Vorliebe sur Abenteuer bat auch etwas Phantastische», aber e- wird auch eine Zeit kommen, in welcher er seine Aufgabe mehr von der prak tischen Seite erfasst, und bei der Wandelbarkeit der Verhält nisse in Frankreich läßt sich nickt mit Sicherheit ein Prognosticcn stellen, ob er damit sein Ziel erreichen wird oder nicht. Daß Frankreich unberechenbar ist, hat r« im Februar mit überraschender Klarheit aufs Neue bewiesen. So um 'assend auch seine Vorbereitungen für einen neuen Krieg ilnd, o hat eS doch bisher »och nicht da» entscheidende Wort zu prechen gewagt, weil die Lehre, welche eS im Jahre 18-0 empfangen hat, eine gar zu deutliche Sprache spricht. Aber die Neigung, die ibm in der beispiellos großen Armee zu Gebote stehende militairischc Kraft eines TaaeS in einem Kriege zu erproben, ist ganz augenscheinlich vorhanden. Wir ind auf eine solche Möglichkeit stets vorbereitet und werden Da«, waS wir mit vielem edle» Blut erworben haben, zu vertbeidigen wissen, aber vorläufig ist die Hoffnung noch be rechtigt, daß Frankreich cS bei großen Worten bewenden lasten Wird, weil cS weiß, wie unsere Thatcn beschaffen sind. Leipzig, 19. März. * Die formelle Uebernahme der Geschäfte de» preußischen CultuSministeriumS durch den Grafen von Zedlitz-Trützschler soll dem Vernehmen nach heule erfolge». * Wie die .Liberale Correspondcnz" kört, unterliegt eS keinem Zweifel, daß der neue preußische CultuSministcr den Schulgesetz-Entwurf seines Vorgänger- zurück- ziehen wird. * Die .Conservative Corresponvrnz" bringt olgendr, als von der „Parteileitung anSgebcnd gekenn- lkichncte Mittheilung: .Wir bringen zur Kennlniß unserer Parteigenossen, daß, nachdem im .Deutschen Tageblatt" ein Wechsel de« Verlags »nd ein Wechsel in der Person tcS politischen RedactenrS stattgcfunden Kat, alle Beric- ,ungen der leitenden Kreise der Partei zu diesem Blatte ausaehört haben." — Bekanntlich kam in dem genannten Blatte in der letzten Zeit die von Herrn von Helldorf vertretene Richtung de«ConscrvatiSmuS zum Ausdrucke. DaS plötzliche Ende diese» Verhältnisses scheint auch ein Anzeichen der Gäbrung innerhalb der conservativen Partei zu sein. * Bei der Trauerfeier zum Angedenken Windthorst'S in der HedwigSkirche zu Berlin nahm Fürstbischof Ko pp nach dem Requiem daS Wort zur Trauerrede: „Wir stehen hier, so führt er an«, am Sarge eine» Mannes, dessen Name von de» Katholiken Deutschlands mit unbegrenzter Ehrfurcht und beispiellosen» Vertrauen genannt wurde, und der auch über die Grenzen der deutschen Gaue» hinaus ein Gegenstand de- wundertfter Verehrung gewesen ist. Ties bewegt stehe» wir jetzt an diesem Sarg« und trauernd lenkt da- katholische Deutschland seine Augen aus diese Glätte. Oer Mund de« Menichen ist außer Stand«, di« Bcrehrung zu schildern, weiche sein« Glaubensgenossen ihin dar gebracht. Aber mögen auch manche mit ihm nicht einer Ansicht gewesen sein, angesichts seines Tode« sind Alle in dem einen Gefühl vereint, in dem Gefühl aufrichtiger Theilnahm« über seine» Verlust, der uns seinen Werth erst recht empfinden läßt. Sein Lebensweg führte ihn durch sehr verichlungene Wege, aber das katholische Bolk ist an ihm nicht irre geworden. Er war ei» Mann von hoher staatSmännischer Weisheit, er war ein bedeu tender Mann. Darüber sind Alle einig, welcher Richtung sie auch immer sein inögen, er war ein Mann vo» großer Begabung. Ve- wundernswerth an ihm ivar vor Allem das Berständniß, mit dem er in den schwierigsten Fragen immer da- Rechte traf; er ivar ein Freund und Borkäinpfer der Wahrheit und fest und unerichütterlich in seinen Griiiidiätzc», in seinem Handeln und in seiner Uebcrzeugung. Er ivar von seltener Arbeitskraft und nie scheute er Mühe und Last; er war aber auch, und daSdarsiiian nicht vergesse»,»»» ih» gauzzu würdige», ein guter Patriot. Nie bat er etwas getha», was init seiner Unterthane» pfiicht in Widerspruch gestanden. Wie groß auch seine Anhänglich keit an das angestammte Fürstenhaus, dem er so lange gedient, an sein liebes Heimalhland war, eS hinderte ihn doch nicht, seine Arbeitskraft dem neu geeinten deutschen Vaterland« »nd Preußen treulich zu widmen, und wenn auch mahnend und warnend, aber immer pfiichtgetre» an der Neugestaltung der Verhältnisse mit- jilwirken. Nicht war eS Ruhmsucht, welches ihn bei diesem seinem Thun leitete, sondern allein das Pflichtgefühl ließ ihn freudig alle Entbehrungen und Aufregungen deS parlamentarischen Lebens ans sich nehme». Aber nicht allein die bürgerlichen Interessen nahmen seine Thätigkeit in Anspruch, er war auch ein treuer Diener und Vorkämpfer seiner Kirche, der stei« bereit war, iür sie einzutreten, wenn er sie bedroht iah. — Nun hat der Tod seine ruhmvolle» Bahnen beendet, z» früh sür die Seinen, sür die Freunde, sür seine Kirche. Hat aber Gott auch seinen Leib uns entrissen, sein Geist bleibt bei uns. Wir Alle bezeugen ihm an seinem Sorge, daß er einen guten Kamps aekämpst, Gott gebe uns daS, wofür rr ge. kämpft, wa- er erhofft." * Bei der Ersatzwahl eines Landtagsabgeordneten in Lllbben erhielt der conservative Candidat von Löbenstein sämmtliche abgegebene 258 Stimmen. * AuS Posen, 16. März, schreibt die „Kölnische Zeitung": Der neue CultuSmintster Graf Zedlitz scheidet »ach einer fünfjährigen Thätigkeit von der Provinz. In diese Zeit fällt die Wirksamkeit der „Polengesetz«". Graf Zedlitz war be rufen, die AnsiedlungSfrage zu lösen, de» deullchen Charakter der polntfchen Provinzen zum Ausdruck zu bringen. AIS er sein hiesige- Amt antrat, befürchteten Biele, er werde der großen Schwierigkeiten nicht Herr werden: Andere hielte» das Vorgehen der Regierung nicht für ausführbar. Man glaubte vollends nicht, daß daS AnsicdelungSgesetz Erfolge zeitigen werde. Von den Pole» wurde der neue Oberpräsident nicht freundlich hewtllkoinniiiet. Man sah in ihm einen Feind. Jetzt bedauern auch die Pole» seinen Abgang. Der strengen Gerechtigkeit und sachlichen GeichäitS- sühruiig de- Grafen wird der verdient« Beifall. Wir Deutsche der Provinz haben zwiefachen Grund, da- Scheiden diese? ManneS zu bedauern. Wenn jetzt die Provinz einen deutschen Charakter bot, wenn der nationale Gedanke sich so entwickelt hat, daß sein Ge deihen fraglos ist — wir verdanken eS zumeist dem Grafen Zedlitz. Er hat nicht nach der bureoukratischen Schablone regiert, sondern die Verhältnisse ohne Voreingenommenheit, mit offenem, raschem Blicke überschaut. Sein Nachfolger, Herr v. Wilamowitz-Möllendorff, bietet die Gewähr dafür, daß der Personenwechsel keine Systemänderung herbeiführt. Einige polnische Heißsporne haben von Herr» v. KoScieltki gefordert, daß er eine Aenderung der „polnischen" Politik derbeisühren möge; sie haben auaebeutet, daß das erzwungen werden könnte. Wir befürchten daS nicht. Der Staat ist nicht an- areisend gegen die Polen vorgegangcn; er schützt — und da« ist seine Pflicht — nur da» Deutschihum gegen die polnische Propaganda. Wir, die wir den neuen EultuSminister kennen, haben da- Ver- trauen, daß er auch die Frage der Besetzung unsere» ErzbiSthum« in der richtigen Weise regeln wird. * Die Beantwortung der Adresse de- LandeSauS- schusseS von Elsaß-Lothringen durch den Kaiser hat im ReichSland« eine getbeilie Ausnahm: gesunden Während die „Straßburger Post" behauptet, daß die Red-, de» Kaffer« überall mit größter Genuglbuung ausgenommen sei, weiß die „Kölnische Zeitung" vcn Enttäuschung zu inclten, die in lärmenden »Leencii zum Ausdruck gekommen Stimmung der unzufriedenen Elemente gilbt das „Elsässer Journal" wieder, indem eS schreibt: i Tie Nachricht, daß der von unseren Abgeordneten gethaue Schritt ruchtloS geblieben ist, wird im Lande, da< in dem Umstande, daß die »achgesuchte Audienz bewilligt worden, einen Schimmer der Hoffnung zu erblicken geglaubt hatte, eine große Niedergeschlagenheit erzeugen. . . Nach wie vor werden wir die bedauerlichen Folgen der allgemeinen europäischen Politik »u tragen haben. Nach wie vor werden wir, deren einzig« Schuld darin bestellt, daß wir Elsaß- Lothringer sind, für anderer Leute Fehler zu büße» haben. Nach wie vor werden wir in unseren Interessen und in unseren Familien- gekühlrn geschädigt. . . Dem Unglücke bleiben wir nun einmal geweiht. . . Demgegenüber bebt die „Straßburger Post" bcrvor, daß Niemand die sosortiae Ausbebung des PaßrwangcS erwartet habe und daß daS Hauptgewicht aus die Worte deS Kaisers zu legen sei, er hoffe, daß in nicht allzu ferner Zeit die Verhältnisse eS gestatten mögen, im Verkehr an der Wcst- grenzr wieder Erleichterungen cintreten zu lassen. » * « * AuS Wien wird der „Nationalzeitung" vom l6. d. geschrieben: Die vorauSzuiehen war, haben die Besprechungen de» Grasen Taaffe mit den Parteiführern, soweit e- sich um die Sicherung einer künftigen Majorität handelt, zu keinem Eraebnisjc zesührt. Die Schwierigkeiten liegen klar zu Tage, denn weder die wutsch - liberale Partei allein, noch auch der Rest der ehemaligen Rechten ist im Stande, «ine Majorität zu bilden, letzterer auch dann nicht, wenn er dir Polen sür sich gewänne, aus deren Mitwirkung zur Bildung einer Majorität di« Deutschiideralen noch immer rechnen, wiewohl sie bisher bet den Polen keiner Geneigtheit ch einer solchen Verbindung begegnen. Anders verhielte eS ich, wenn e« dem Grafen Taaffe gelänge, eine Annäherung zwischen der feudalen SlbelSpartei und den Deulschliberaien u Wege zu bringen, denn dann würden auch die Polen ich unzweifelhaft anschließ,Die Aussicht aus eine solche Be» bindung zwischen de» Deutschliberalen und der feudalen AdelSpartei ist aber nicht vorhanden. So bliebe den» nicht» Anderes übrig, als daß sich die künftige Regierung auf eine Zulallsmaiorilät stütze. Im Hinblick aus eine solche, die aber keinerlei Gewähr sür die Zukuuit böte, dürste eS auch schwer halten, den Gedankcu der Uingenalzuiig deS CabinetS im Sinne eine» CoalitionSininistkrluuiS, in weichem alle bedeutenderen Parteien mit Ausnahme der unmöglichen ver treten sein sollten, zu verwirklichen. Bertrcter der ventschliberalen Partei wenigsten« dürsten unter solchen Aussichten kaum zum Ein- tritt in das Eabinet zu bewegen sein. An» diesen Verhältnissen erklären sich auch die inannigsachcn Gerüchte, die bezüglich der zu erwartenden Reconstruction des Cabineis im Umlauf sind, Gerüchu-, die auch vo» der Eventualität de» Rücktritte- des Grafen Taasse selbst und seiner Ersetzung durch den Grasen Schönborn, sowie von dem Einrücken de» kaum ernannten FinanzministerS Or. Cleinbach in die Stellung de- Letzteren rc. wissen wollen. Einen Werlh haben indeß all diese Gerücht« so lange nicht, als nicht Klarheit bezüglich der Zuianimensetzung der künftigen Majorität gewönne» ist, und diese Klarheit bürste wohl erst die Adreßdebalte und ihr Abschluß bringen ES ist indeß nicht unwahrscheinlich, daß »un, wo der Kaiser hierher zurückgekehrt ist, durch sei» Eingreifen die Lösung der KrisiS bcschleuniat werden dürfte. ES ist ein öffentliches Geheimnis,, daß die ganze Wendung zu Gunsten der dcutschliberalen Partei dein von der zkronc auSgegangene» Einflüsse zuzuschrciben war, und die Berinllthiliig spricht dafür, daß dieser mangebende Einfluß auch rück- sichtlich der weiteren Entwickelung den Ausschlag geben dürste. Wird einmal kein Zweifel darüber möglich sein, daß die Krone der deutsch- liberalen Partei den ihr auf Grund ihrer qualitativen und guanli- tative» Bedeutung zukounnende» Einfluß zugewiesen wisse» will, dann wird die Rückwirkung auf die Stellungnahme der feudalen AdelSpartei, auf welche es jetzt baupljüchlich ankoiiimt, kaum aus- bletben. Tritt aber diese Rückwirkung ein, da»» wird auch die Zu- sammensetzung einer Majorität, deren Hauptfactvr die deuljchliberale Partei zu bilden berufen sein wird, erleichtert sei». * Der „PeterSburgSkija Weboinosti" zufolge wäre die Vereinigung des (VouvernementS Suwalki mit dem Generalgouvernement Wilna als wünschcnSwcrtb erkannt worden und würde wahrscheinlich dcinnächst erfolgen. — Nach einer der „Kölnischen Zeitung" aus PelcrSburg zngcgangcncn Meldung ist als Nachfolger deS verstorbenen Präsidenten des Lutherische» GeneralconsistoriumS Gier» der cbc- nialige Gouverneur von Livland, Baron Ucxkuell, in Aussicht genommen. * Aus Brüssel wird gemeldet: Nachdem bereil« am Sonnabend 400 Bergle ule der Zeche Belle und Bonne die Arbeit eingestellt, feiern, wie erwartet, 500 aus den» benachbarten Levant du Flänu. Oertliche Führer wollte» den AuS- stand auf den gelammten Borinagebezirk au-dchnen, doch gelang eS der Centralleitung der Partei, am Sonntag in einer Versammlung die Bergleute in CueSme» zu bestimmen, die Frage eine- sofortigen allgemeinen AuSstandeS von der Tagesordnung abzusctzen und sich auf die Besprechung de« GenossenschastSwesenS zu belchräiiieu. Augenblicklich sind die meisten Bergleute deS Reviers geneigt, trotz erfolgter Lohnkürzung um SO Centime« sür den Ciibikmeler Abbau, bis zum 1. April weiter zu arbeiten, um die Beschlüsse des Pariser Bcrgarbeitertage« »u Ostern abzuwarten. Die Verhältnisse liege» also genau wie in Deutschland, wenigsten« nach hiesigen svcialistischcii Blättern. Die obenerwähnten AuSsländc werden affv wohl wie die vorherigen bald enden. — Daß die Minister de» Innern und des Kriege« schon jetzt aufgefordert sein sollen, »inen Geietzenlivurf über die persönliche Wehrpflicht auSzuarbriten, wird bestritte», da gegen soll die Regierung ihre» bisherigen Widerstand auigegeben haben und anläßlich der dieserhalb vertagten Bcrathung des Kriegs- budgetS Erklärungen abgeben wollen. Die praktische Lösung wird allerdings vor der im Vordergründe erscheinenden VenaffungSsrage nicht auSzusühren sein. — Aus Wien erfährt die Luxemburger Zeitung. Großherzog Adolf habe den dortigen uaffauischen Palast sür 2 Millionen Gulden der russischen Regierung zur Unterbringung ihrer Botschaft überlassen. * Einer der „Bossischen Zeitung" aus London zugebentcu Meldung zufolge erfährt die „Times" über Wien, im sra». »ösischen Ministcrratb am vorigen Donnerstag sei die Ab bernfung Herbette'S, deS französischen Botschafters >„ Berlin, beschlossen worden. Auch der Pariser „Figaro" de trachtet, trotz der von anderer Seite ergangenen Abflug nungcn, die Abberufung Herbette'S al« eine ausgemachte Sacke. * Der französische Ministerrath ermächtigte den Minister de« Innern ConstanS, eine Eretitvorlage über 600 OOo FrcS. zur Bekämpfung der Heuschreckenplage in Algier ei» zubrinaen. An- parlamentarischen Kreisen verlautet, eine Anzabl Deputirter werde die mißliche Lage in Tonkin, welche kanptsächlich der Eifersucht zwischen der Manne und der Colonialverwallung zngeschricben wird, zum Gegenstände einer Debatte in der Kammer machen, um durch eine moti virtc Tagesordnung die Regierung anfzusordcrn. dieser der wirlbschaftlichen Entwickelung und der Sicherheit Tonkin« schädlichen Rivalität rin Ende zu machen. — Die Deputirtenkammer nahm eine Vorlage an. welche daö Pariser Pfandhaus ermächtigt. Mobiliarwcrtbc zu de leiben. — Die Begründung de- englisch-französischen Ab komnicnS in der Nclisuiidlandsragc, welche dem Senate vorgelegt wurde, drückt die Hoffnung ans. cs werde Dank den Arbeiten deS Schiedsgerichts möglich sein, eine Ver ständigung herbeizuführen, und erklärt, die Regierung werde