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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910319
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-19
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1891
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1808 Lortzing'«, seine« „Waffenschmied' und „Wildschütz". Wollten l wir jede hundertste Aufsüvrung eine- Werke- feiern, dann kämen wir a»S de» (Ycdcnkfestcn gar nicht heraus. „Zar und Zimmcrmann", sowie die anderen Werke Lortzing» erfreue» sich bei uns der beste» Darstellung. In der genannten Oper brillirt namentlich Herr Pcrrcn als Zar; auch gestern entfesselte er wieder nach den, berühmten riebe einen endlosen Beifallssturm. Fräulein CSöbrS sicherte sich die Sympathien durch ihr überaus treffliche- Spiel, I über dem man manche Schwäche des Gesanges vergißt. C» war ein Genuß, dir flotte Darstellerin mit dein urkomischen Herrn Marion als Peter Iwanow zusammcn- spielen zu sehen, jede Pointe des Stückes kam zu präch tiger Wirkung. Herr Köhler besitzt den trockenen Humors de» eine gute Darstellung de« van Bett fordert; der treff liche Künstler scheint eine Uebcrarbeitung der Partie vor-> genommen zu haben, denn er hatte eine Anzahl übertriebener Scherze beseitigt und ganz die von Lortzing angegebenen Grundlinien der Partie hergestellt. Frau Duncan-CdamberS war in Wirklichkeit eine rechtschaffene Niederländerin, sym pathisch und schlagfertig. Die Rollen der Gesandten waren besten- besetzt, Herr Kellerer sprach leider zu undeutlich, als I daß die hübsche Partie des MarqurS ganz zu ihrem Rechte kommen konnte. Herr Capellmeister Porst ist für das flotte! frische Werk ganz der richtige Dirigent, dem cS immer ge lingt, Lortzing'- Absichten zu verwirklichen. M. Krause. Leipzig, l8. März. Da- zweite Kirchenconcert de» lach-BcreinS fand unter Leitung deS Herrn Capellineister der Mazurka »»» Schulhofs, »o» August Har» trefflich für acht Hände arrangirt. Sin sehr instruktives Trio von F. Wohlfahrt, für zwei Violinen und Pianosorte, gab den erfreulichen Beweis, daß auch der Biolinunlerricht im Musikinstitut in bewährter Hand liegt und schöne Erfolg« erzielt. Altenburg, t7. Marz. Gestern Abend hielt der gemischt« Ehorvcrein „Lrphclia" seine 27. Musikaussilhruug ab. Da- inter essante Programm zeigte hauptsächlich Lompositionen von Gab«. Die Ouvertüre „Im Hochland" von Gäbe leitet« das Concert ein. Die wurde unter Leitung de» Herr» Eapellmeister Geyer schwungor-ll vorgelragen. Daran schloß sich der a cappella-Lhor „Ave Mär«" von Franz, der von der wacker» Sängerschaar würdig und weihevoll, init sorgsamer Nuancirung zu Gehör gebracht wurde. Bon den Solisten trat zunächst Fräulein Staubte auf. Die irisch« Stimme dieser jungen Dame verrath eine sehr gute Schul«. Sie verstand es, durch den Bortrag der Arie der Gräfin au» „Figaro'- Hochzeit" die Zuhörer zu fesseln. Herr Hosoperniänger Saran erntete für die beiden Lieder „Aus deinen Augen stieben meine Lieder" von Ries und „FrühlingSIoaste" von Häser den wohlverdientesten Applaus. At» »weite Solistin hörten wir Fräulein ASmuth, Lpernsängerin hier, sie sang die Arie der „Marzellin«" ans „Fidelio" von Beethoven. Ihre sehr sympathische Stimme nahm die Herzen der Anwesenden im Flng. Lauter Beifall lohnte die Sängerin. Damit schloß der erste Thetl. Im andern Thetl halte sich der Bereit» eine recht schwierige Aufgabe gestellt. ES gelangte „Eomala" von Gab« sür Soli, Ehor und Orchester zum Bortrag. Tie Titrlpartie fand in Fräulein ASmuth eine sehr entsprechende Bertreteri». Herr Saran als „Fingat" Halle Gelegenheit, sein» schöne Glimme zur Geltung zu bringen. Unter den „Geiährtinnen" der „Eomala" — Fräulein Staudte und Fräulein Lange — trat besonders Fräulein Staubte hervor, die Ballade gelang vorzüglich. Nicht mindere» Lob gebührt auch den Chören. Da» Werk wurde, ein kleine» Mißgeschick abge- KianS Sill und unter solistisch« Mitwirkung der Fräulein I „äm^. wirtlich gut ausgesührt. Dem Leiter de- Benin«, Herrn Anna Münch (Sopran), Fräulein Marie Fischer aus I Capellmerster Geyer, müssen wir wilder nnseru Dank und unsere Dresden (Alt) und de« Herrn HanS Sritz (Baß) gestern in der TbomaSkirche stall; überdies belheitigl waren Herr GcwandhauS-Oraanist Paul Ho ineyer und die Capeste des 1 107. Infanterie Regiment-. Zur Aufführung gelangten drei Cantaten des großen Meister-, dessen Namen der Bereit, angenommen hat, und zwar „Nimm, waSDein ist", „Brich drin Hungrigen dein Brod" und „Nach dir, Herr, verlanget mich". Während die beiden ersten durch die sCinfleckilung verschiedener Necitalive und Arien sich abwechslungsreicher gestalten, enthält die dritte außer einer kurzen Syinphonia. nur Chöre, die freilich in ihrer Art so von einander ab- wcichcn, daß eine Ermüdung nicht eintretcn kann. WaS die Ausführung der Chöre und Choräle im Ganzen anbetrisft, so war diese eine durchaus gute, correcle und zeugte von ^er Thatkrast deS Dirigenten ebenso wie von dem besten Willen der Sänger, deren Anzahl man sich allerdings stellenweise großer gewünscht hätte. Bon den solistischen Leistungen ist als die vorzüglichste die de- Fräulein Anna Münch zu nennen, deren bcller Sopran außerordentlich schön wirkte, wie auch die Behandlung der Stimme von künstlerischer Reise zeugte und Adel de- Ausdrucks nie zu vermissen war. Bon! ebenfalls trefflicher Art zeigte sich der Gesang teS Fräulein Marie Fischer; auch sie wurde ihren Aufgaben in schätzbarer Weise gerecht, und nur der Umstand, daß dir eigentliche mittlere Altlagc ihrer Stimme von zu wenig ausgeprägtem Charakter ist, bcculträch- tigte die sonst gute Leistung. Herr HanS Scitzj verfügt über ein sonores Baßorgan, dessen Klang bisweilen wobl etwa- Raubes annimmt, dessen Borzüge aber immerhin diesen, vielleicht durch Indisposition hervorgcbrachtcn Fehler ziemlich verdecken; auch ibm gebührt daher für da-Gebotene im All gemeinen Lob. Die Begleitungen aus der Orgel wurden durch Herrn P. Ho meyer auSgeführt, und ist eö wohl kaum nöthig, zu berichten, daß sie sich hier in den allerbesten Händen besanden. Noch zu erwähnen bleibt die Mitwirkung deS Orchesters, da« sich von sehr guter Seite zeigte; nicht nur in de» Ciiscmbles vollführte eS seine Aufgaben in meist muslerbasler Weise, sondern auch in der Begleitung der Arien, in denen verschiedene Instrumente, Oboe, Flöte und Violine, oft obligat bervortrcten, waren die Leistungen gut und genuß reich. Im Ganzen kann der Bach-Bercin sich eine» neue», ehrenvolle» Erfolge» erfreuen, der bei den mancherlei Schwierig keiten, die die drei Werke biete», nicht zu unterschätzen ist. G. Schle müller. -o- Leipzig. 18. März. DaS von der Harfenvirtuosin Frau Paoltna da Veiga angekündigte Concert sa»d gestern im Saale LeS alten Gewandhauses unter verhältnißmäßig lebhafter Betheiligung Le« PubiicuinS statt. Frau da Beiga spielte ausschtießlich Eom> Positionen ihres Lehrer-Feliz Godesrvid; e-s sind nichts weniger alS geniale Stücke, aber doch besser als die meisten Harscnslücke, besser al» di« langen Balladen und Romanzen, mit welchen man bisher u»S bedachte. Ihren Zweck, die Technik deS HarfenipiclS zu zeigen und den Hörer in angenehiner Weise zu unterhalten, erfülle» sie vollkommen. Frau da Beiga bewährte sich in dem Bortrag dieser Eompositionen als eine ausgezeichnete Birtuosin: ihre Technik ist hochentwickelt, ihr Piano zart und schlackensrei, ohne de» harten spröden Beiklang de» Harsenlon», und ihre Beherrschung der «»n» darin,-niques »ine vollendete. GefckstNackvoll wußte die Spielerin die Cantilcne zn de. handeln und sogar, wie in dem Stückchen „Stella", einen hüt'schen Legatoessect In die Melodie zu legen. Hin und wieder kamen einige kleine Versehen vor, und in dem entsetzlichen Stück „Souvenirs cto b'rc-i- «c-hitts" — man denke sich die Wolssschlucht sür die Harse arran- gilt! — da» öffentlich vorzutragc» entschieden ein Mißgriff ist, nerteth das Gednchliiiß der Künstlerin in Unordnung. Der ranjchcnde Beifall, welchen dir ersten Stücke fanden, war indessen ein wohl, verdienter, und au» den zahlreichen Hervorrufen, welche der Spielerin zu Thetl wurden, wird diese ersehen haben, daß man ihr un- gewöhnliche» Können wohl zu schätzen wußte. Mit ihren Lieder- vortranen („Die schlanke Wasserlilie" von R. Franz, „Jasmin- straub, „Er ist'«" von Schumann, „Nachtigall auf dem Hollunder- trieb" von Fischhos, Frommer » „Ach, wer da- könnte" und dem al« Zugabe gesungenen „Mädchenlted" von Heuberger) nahm Fräu lein Paula Mark dt» vollen Sympathien der Hörer gefangen; die noble, vornehme Art zn singen — nur ansang» machte sich ein Bibrato störend bemerkbar — und dl» an» der Tiefe dervorqnellcnde Empfindung kennzejchnetea auch die-mal die Leistungen der hoch begabten Sängerin. Reiche Beisall-Hervorrufe wurden ihr zu Thetl. Ter Pianist Herr S. Oppenheim au» Wien — welcher die Elavlerbegleitiing sehr hübsch ausgesührt hatte — schien unter dem Einsinsse einer starken Indisposition z» stehen, wie wir a»S der »nvermiilelten Gegenüberstellung von Gelungenem und wenig oder nicht Gelungenem schließen muhten. Ziehen wir blo» da» Gelungene in Betracht, so finden wir, daß es an» der Basis einer respektablen Technik und eine» gesunden, freilich noch nicht abgeklärten Em pfinde»- hervorgewachsen war. Herr Oppenheim spielte di« Os «lue- Polonaise von Chopin, »ine Ballade von C. Relnecke und „Walde-- lauschen" von Liszt. Dem Spieler — der sich übrigen» von einem «ehr schönen Blüthnerf lüget unterstützt sah — in vor Allem «in Mehr von Ruhe z» rinpsebta». An wohlwollendem Beifall fehlt« r« ihm nicht. II. ?s. Leipzig, 18. März. Die zweite Abendunterdal- !ui»a, welche am gestrigen Abend tm Musiklnslltut von Max Katzsch lAIbrrtstraße) abgehalten wurde, zeichnete sich dadurch au-, daß die liuffikatfflhe» Zöglinge, die zum Tbeii noch in sehr jugend- lick-em Atter standen, znr Freud« ihre» Lehrer» so ansmerksam und sicher spielten, daß „Pudeln", „Böcken" und anderen zoologischen Ungeheuern der Zutritt verwehrt war. ES kamen während Le» Abend- gröbere Verstöße nicht vor. Das lag znin groben Theil auch an der Auswahl der Stücke. Herr Kabich hatte solche Eoi» Positionen gewählt, welch« für pädagogische Zwecke geschrieben und sür die technisch« Ausbildung vortheilhast sind. Tahin gehört in erster Linie da- Stück von Moritz Bogcl. Es war dem Keinen Concrrtmeist«" entnommen, einer Sammlung kleiner Stück«, die zu Unterrichtszwecken um deswillen sehr schätzbar sind, weil sie leicht gesetzt find und doch gut klingen Dasselbe gilt von dem „Rondo" von Burgmüller. der „Steyrischen Melodie von Eggdardt, dem „Rondo" von Willenhaupt, dem reizenden „Scherzo" von kühn und den Etüden von Heller. Di« Schäler und Schülerinnen zeigten durch ihren sicheren nnd doch nicht Karten Anschlag, durch da» aufmerksame Tacthalten, dah sie mit Lust und Lieb» gendt hatten und von ihrem Lehrer an kundiger Hand geführt werde» Lobenswenhe Leistungen waren di« Borträge der Phantasie über Weder » „Freischütz", der Sonatine U ckur von Elementi, der Sonatine tt itur von Knhlau, de- sechsten „ungarischen Tanzet" von Brahms und der Sonate von llramer Auch rin« neu» gefällige Composition de.« Herrn Max kotzsch „Alpeokläuge" wurde zum Vortrag gebrach! Eine gute Easemdteteistnng war die Wiedergabe de« „Frühling-marsche-' vo» Tatschet (j«ch-ßä»dig) und nnseru Dank un voll« Anerkennung für Len genußreichen Abend aussprechen. Mit dem gröbtcn Fleiße hat er dt« Einübung vollzogen, mit kundiger Hand endlich die Vorsührung in allen ihren Theilru geleitet. 1t Dem rnasikliebeaden Publicum von Schletz und Umgegend wurde in dem 23. Concert« de» Seminar« ein hoher inusikalischcr Genuß geboten. Der Seminarchor war verstärkt durch die Liedertafel und die Stadtcapelle durch einige Musiker aus Plauen. Unter Leitung de» Herrn SeminarlehrerS F. Stöckel kamen die Scenea au» Tegner'S Frithjossage von M. Bruch zur Aufführung. Al» Solisten traten aus Fräulein M. Broßmann als Jngeborg und Herr Seminarlehrer Pöh lmann at» Frithjos. In M. Bruch'» Frithjossage, einem Werke voll tiefer musikalischer Gedanken in eigenartiger Ausführung, sprachen besonder- daS Quartett der Gefährten in der 4. Teen« „Sonne so schön", Jngeborg'S Klage und der gewaltige Schiubchor zu Ohr und Gemüth. Die Bor- führnng einer so schwierigen Compositton in so gelungener Weise verdient den lebhaftesten Dank aller Freund« der Kunst. Das dramatisirte Märchen „Hänsel und Gretel" von Johanna Siedler mit Musik von C. Bohm sür dreistimmigen Kinderchor mit Clavicr- beglcitung war mit grobem Fleth eingeübt worden, und die kleinen Sänger lösten ihre Ausgabe in trefflicher Weise. Reicher Beifall wurde auch ihnen gespendet. " Berlin. Ta- letzte Berliner Concert von Frl. Alle« Barbl bracht« nicht nur dieser excellenten Sängerin überreich« Ehren ein, sondern war auch sür de» Leipziger Pianisten Herrn von Bose, der die Concerlgcberin »ntcrstutzte, von schönem Erfolg. Jedenfalls hat cs der jung« Künstler verstanden, in Berlin durch gediegene Darbietungen eine sehr gute Meinung von seinen Fähigkeiten zn erwecken. " Emil Sauer hat in Wien, Pest und Bukarest mit pbäno- menalen Erfolgen concertlrt. Die künigl. ungarische LandeS-Musik- Akademie zu Pest hat sich ernstliche Mühe gegeben, den genialen Pianisten für die Stelle Franz Liszt'» al» reisen Nachfolger zu gewinne», doch haben die Verhandlungen sich zerschlagen, was in der ungarische» Hauptstadt, wo der Künstler, wie überall, geradezu Sensation erregt hatte, lcdhast bedauert wird. der „Neuen Freien Presse" berichtet: DaS Abend der Schauplatz lärmender Scene». als Gast. Die " Au» Pest wird Opernhaus war heute Man gab „Lohengrin" mit Frau Schröder-Hansstängl ..LohcngrIn">Anjlühri!ngen gehören z» de» besten, welche der vor vorgestern aus den, Amte geschiedene Direktor Gustav Mahler dem hiesigen Publicum geboten hatte. Heute sollte die Oper unter einem anderen Dirigenten in Seen» gehen, und diese» Anlab be nutzte da» Publicum zn einer Demonstration für Mahler, deren Spitze sich gegen den Intendanten Grafen Zichy kehrte, der diese» Künstler von hier verdrängt hat. Als die Ouvertüre vorüber und der Vorhang in die Höhe gegangen war, wollle der Herold die Ansprache an die versammelten Edlen von Brabant beginne». Allein sein Gesang und die Begleitung de» Orchester» gingen förmlich unter »nt« den slürmijche» Rusen der dritte» Galerie: „Elfen Mahler!", welche der weitaus überwiegende Thcit des ParguctS mit lautem Applau» begleitete. Al» gleich daraus der König, welche» Herr Sieh gab, zu singen ansing, wurde er durch die losenden Rnse: „Elfen Neym unterbrochen, wa» eine Genug tbunng sür diesen Künstler sein sollte, den Gras Zichy vorige Woche gleichfalls wegwcrscnd bebandelt hatte. Tic Vorstellung vcr lies dann ungestört bi» zum Oninteit, welche» abermals durch die stürmischen Ruse: „Elfen Mnhlerl" unterbrochen wurde. Ihre» Höhepunkt erreichte die Demonstration am Schluffe deS ersten ActeS, wo die Eijeii-Rlffe aus den früheren Direktor kein Ende nehmen wollten. Nun batten sich aber die anwesenden Freunde de» neuen Intendanten ein wenig ermannt, und man vernahm im Saale einige» Zischen. Da ertönte von der Galerie plötzlich mit Stentorstimme der lltnf: „Ruhe!" Man glaubte zuerst, derselbe sei von einem Organe der Polizei auSgcgangen. AlS man aber in dem Rufer den Baritvnisten BerrS erkannte, wurde seine Aufforderung mit einer stürmischen Wiederholung der Ovation für Mahler kennt, wartet. ES herrschte im ganzen Haus« eine nicht geringe Auf regung , welche sich begreiflicherweise auch den Mitw:rke»den mit- thciltr und deren Leistungen in nicht geringem Mab« beeinflußte. Ter Intendant, Gras Geza Zichy, saß in seiner Loge und suchte den unbesangenen Zuschauer zu spielen. Später wurden mehrere Detektive» aus die dritte Galerie entsendet, worauf die weiter« Vor stellung «inen ungestörten Verlaus nahm. Ta« Ereigniß bildete den allgemeinen Gesprächsstoff, die Vorgänge auf der Bühne wurde» kaum beachtet. E» heißt, daß bei der morgigen Aufführung der Erket'schcn Oper „Bank-Van" eine Gegenden,onstraiton stattfinden soll." steklun, et»« «tnztg bastehncb» Gelegenheit geboten, »m mkt gertnge» Kosten auf dem größten Markte der Weit festen Fuß zn sagen und selbst in den Fällen, wo bereit» eine Filiale in England vorhanden ist, derselben einen mächtigen Aufschwung zu geben. London ist nicht nur die größte Handelsstadt der Welt, 'ondern es baden da- selbst auch die Einkäuier sür die bedeutendsten Handelsfirmen »> alle» Welkheiten ihren dauernden Wohnsitz auigeichiagr», jo daß die Ausstellung geeigneter Artikel »ich« allein unmittelbare, sonder» auch dauernde und in weite Ferne reichend« Erfolge verspricht. DaS deutsch« Ehrenconurs in Deulichland und der denriche EhrenauSschuß in Loadvu, denen die ersten Namen deutscher Kunst und Industrie augehörea, bieten Bürgschaft dafür, daß Alle- ausgeboten werden wird, u:n eine würdige Darstellung deutschen Können- zu btete» nnd dadurch einen unbesinglen Erfolg zu erzielen. Tie Thetlnahme an der interessanten Ansstelluug lägt hente schon fast keinen Industriezweig Deutschlands mehr unberührt. Inzwischen treffen säst mit icder Po>» neue bedeutsame Meldungen n. an- denen sich hente schon das Bild einer Ausstellung zu- ammrnsrtzt, die, wenn auch nicht ganz lückenlos, doch reich genug und der Güte de» Gebotenen nach so gediegen und vortrefflich sein wird, wie eS im Interesse de» deutschen Volke» nur gewünscht werden kann. Eine erhebliche Förderung hat di« „deutsch« Ans tellung in London" durch da! Entgegenkommen de» Staate» und der großen TranSport-Grsellschastcn rrsahren. Seitens der britischen Regierung wird ein« Frachtermäßigung wie bei den frühere» AuS- lellungen gewahrt, während die zollfreie Rückkehr Len Ausstellern deutscherseil» bereit» zugesichert ist. Bezüglich der Lage de« Ausflellnng ist zu bemerken, da» sie tm besten Viertel London- (EarlS Court, Weil-Kensington) auf einem Areal von 10 Hektar Größe belegen ist. Das HauptauestellungSgebäude mißt 342 w Länge bei 36 m Weite an der engsten Stelle. Ohne die Verbindungswege, dir Passagen nnd die zur Ausstellung der Gemälde und Scutpturwerke nöthigen Säle nntzurectznen, ist «in bedachter Raum von etwa lNlIOO qm mit Holzboden zu AnSslellungSzwecken vorhanden, sowie 3000 qw Wandranm in der großen Jndustriegalerie und 2000 bis 3>»>0 qm Wandraum in den Galerien für Kunst und Skulptur. Ueberdie» sind 2000—3000 qw in den Gartenanlagen sür solche Aussteller verfügbar, die eS vorziehen würden, besondere Pavillon» u errichten. Endlich ist rin große» Amphilheater mit Sitzplätzen ür 13000 Personen vorhanden, in welchem zur Zeit der amerika nischen Ausstellung Buffalo Bill mit seiner Bande von Sioux- Indianern daS Leben unter den Indianern veranschaulichte. TieseS Ainphitheater ist zu großartige» Festen oder tebenstreue» Ver anschaulichungen de- Nationallebens und der Nationalst««» und Gebräuche der deutschen Nation bestimmt, kann aber natürlich zu allen anderen Zwecken dienen, lieber retzend und malerisch gelegene Brücken gelangt man in die Gärten, in welchen plastische und bildliche Darstellungen verschiedener hübscher Puncte Deutsch lands, wie z. B. die Wartburg, da» Heidelberger Schlob, Rhein gegenden n. s. w., dargeslellt von hervorragenden deutschen Künstlern, zur Anschauung gebracht werden sollen. Hier werden deutsche Musik kapellen ihre Westen alltäglich hören taffen, deutsche Biere und deuljche Weine und sonstige Nationalspeijen und Getränke den Ausstellungs- besuchenden dargeboten werden. Die Unterhaltungen werden durch weg eia deutsches Gepräge auswrisen. Es werden fiel» zwei dcuische Militaireapellen in Earls Court coneertiren, zuuächst di« de» 10b. und Nb. Infanterieregiments, »tn deutsche» Thcalec wird daselbst den Sommer über Vorstellungen geben, deutsche Turner aus allen Theitcn der Welt haben sich, au) Einladung de- deutschen Turn verein» in London, zum Besuch angemeldet, und verschiedene her vorragende Gesangvereine Deutschlands, wie die bekar.nlesten Männer- gesangvereine in Köln und Frankfurt a. M., haben ihre Belheilignng bereit» zugcsagt. Der deutsche Kaiser hat versprochen, die Aus- tclluug während seiner Anwesenheit in London im Juli zu besuchen. Ausstellung in Lon-on. " Leipzig, 18. März. Die auf gestern Nachmittag tn da- BuchhündlerdauS etnberufene Versammlung von Angehörigen de» Buchgewerbe- zu einer Besprechung über Belheitiguna an der Londoner Ausstellung wurde, da der Vorsitzende des Ort». auSschusseS, Herr Generalkonsul Freiherr von Tauchnitz, am Er- scheinen verhindert war, in dessen Vertretung durch den Schrift sichrer, Herrn vr. Gensel, eröffnet, aus dessen Vorschlag tn- Ver sammlung Herrn Lommerzienrath Meißner mit dem Vorsitze betraute. Der Generoisecretair de» deutschen Ehrencomitö-s, Herr Hermann Hillaer, wetcher sich ans Einladung de» Ortsausschusses von Berlin ringesunde» hatte, gab in sehr dankenswerlher Weise über den Stand de» Unternehmens AuSknnst, welche- nach Uebrrwindung der aiisctnglichen Schwierigkeiten jetzt im besten Fohrwasser ist, und sicherte das bereitwilligste Entgegenkommen zu. Genau wie bet früheren ähnlichen Gelegenheiten wurde zunächst von mehreren Seiten das Bedenken laut, daß die Mehrzahl der graphischen Gewerbe, insbe- sondere der eigentlich« Buchdruck, von der Ausstellung keinen Vor theil zu erwarten habe. Dein wurde ober von anderen Seiten ent- gegengehalten, daß man bei einer Ausstellung in London nicht blot England, sondern auch Amerika, Indien, Australien im Auge baden muffe; daß Frankreich bei allen Ausstellungen, und sicher nicht zu seinem Naclüheil, sich hervorznthun pflege; daß, wenn die graphi sche» Gewerbe anderer Städte (u. a. auch di« ReichSdruckerei) sich betdeiliglcn, Leipzig nicht zurückslehen dürfe; daß zwar nicht alle, aber doch gewib viele Firmen auch eigenen Bortheit dabei finden würden: dah durch Gemetnsamkeit der Ausstellung die Arbeit und die Kosten für den Einzelnen sich außerordcnliich ver ringern würden, kurz, es herrscht« schließlich allseitig Einvrrsländni f darüber, daß «» in hohem Grad« wünschenswrrth sei, ein Lollectiv-AuSstelluag der Leipziger Buchgewerbe zu Stande zu bringen, »ad der Ortsausschuß wurde ersucht, sich deshalb mit den sür die einzelnen Fächer bestehenden Verbänden alsbald in» Vernehmen zn setze». DaS Gelingen wird dadurch wesentlich erleichtert werden, daß die Amneldunassrist bi» zum lb. April verlängert nnd die Eröffnung dieser Abthatlung aus den 1. Juni angesetzt ist. Noch sei erwähnt, daß eine hervorragend« Betbeitignng der bildende» Künste gesichert ist. Im Anschluß an diese» Bericht mögen hier noch einig« ein gehender« Miitheiluugen über di« in Red« stehende «uSstellna deutscher Kunst- und g»dustrieeri«ug»isl« in Loudo ! sol^n. Der drasch» Judätzrie uad Kunst wird »tt dich» «u-- Oessentliche Handelslehrankalt. —7. Tie diesjährigen Reifeprüfungen der Schüler der höhercn Abteilung der Lkffinmchen HandelSIchranstalt fanden unter dem Vorsitze de» königlichen Commissars, Herrn LberrcgicrmigSrath l>r. Roscher am 13. und 14. März statt, nachdem in der Zeit vom 23. Februar bis 6. März die vorgeschriebenen schriftliche» Prüsnnas- arbc.icn der abgehendea Schüler unter Aussicht der Lehrer angefertigt worden waren. Von 39 Abiturienten erhielten 37 da» Reifezeugniß und zwar 1 mit der Note vorzüglich, 10 mit der Not« sehr gut, 14 mit der sie gut, 9 init der Not« ziemlich gut und 3 mit der Note hin reichend. Ein Schüler wurde nach Schluß der schriftlichen Prüfung zurückgewiejen, einen« Schüler konnte da- Reifezeugniß nicht zuerkannt werden. Am 17. März Nachmittag- 3 Uhr fand die feierliche Entlassung der abgehenden Schüler statt in Anwesenheit de» Präsidenten der Handel skammer, Herr» Generalkonsul Tdieme, deS Herrn Com- »lerzicnrath Meißner und de» Herrn Slndirath Schars alS Mit glieder des Schulvorstande», de» Lehrerkollegium» und einer statt lichen Anzahl von Gästen. Zunächst hiell.i« drei der abgehenden Schüler recht gut onsgeiührlc Vorträge in englischer, französischer und deutscher Sprache. Ten ersten Vortrag hielt der Schüler Srark an» Martnenkirchen in englischer Sprache über daS Thema: ^ «dort Iliütoszc os tkv I/mclon 3t<x'Ic-Oxn>,.«na:k>, den zweiten in französi scher Svrache der Schüler Penopolo au» Bukarest über da» Thema: 1,'uvenii önonomiquv >le la Uoiimanic», und den dritten in deutscher Svrache der Schüler Kallln au» Moskau über: Tie Hanplerochen des russischen Handel». Derselbe Schüler sprach »ach dem Schluffe cincS Vorlrages im Namen der abgehenden Schüler dem Schul vorstande, dcm Tircctor und den Lehrern der Anstalt ticscmvjun- deiie» Tank auS und richtet« an die verbleibenden Schüler herzliche Abschiedsworle. Tic »un folgende Rede de» Direktor- wurde mit einer kurzen Darstellung der Frequenzverhältnisj« des letzten Schuljahres eia- geleitet. Sodann gedachte der Director der traurigen und freudigen Ereignisse deS letzten Schuljahres: nach beiden Seiten bleibe dasselbe eines der denkwürdigsten in der Geschichte der Anstalt. In erstcrer Begebung Hai die Schule den Tod vo» vier Männern zu beklagen, die sich »m dieselbe unvergeßliche Verdienste erworben haben: der Herren Philipp Aal«, Friedrich Sturm, Juliu» Carl CichoriuS und vr. Rudolph Wachs muIh. Habe doch die Schule namentlich dem unermüdlichen Eifer de» letztgenannten hochverdienten ManneS e» zu danken, daß sie ein so würdige», stattliche» Heim in kurzer Zeit erhalten hat. So lange es eine öffentliche HandelSlebranstalt gebe, werde da» Gedächtnis) dieser Männer nicht au- ihren Mauern schwinden. Unter den sreudlgen Ereignissen wurde die feierliche Ein Weihung de» neuen Schulgebäude» am 5. Oktober de» letzten Jahret und die damit verbundene.« Schulscsllichkciten erwuhnt. Sodann hob der Redner die große Auszeichnung hervor, weiche dl« Anstalt kürzlich durch den Besuch Seiner Majestät deS König» «nähren hat, und schilderte deS warme Interesse, welche» Seine Majestät bei dieser Gelegenheit sür die Bestrebungen und Einrichtungen der Anstalt zu bekunden die Gnade hatte. Die Schule werde sich durch fortgesetzte Pfleg« eine» guten Sinne-, der Geistes- und Herzensbildung ihrer Schüler de» allerhöchsten Wohlwollen- würdig zu erweisen haben. In seinem Schlußworte an die abgehenden Schüler betonte Herr Dircctor Wolfrum, daß sie sich in der nun sür sie beginnenden praktischen Thätigkeit durch ihr bescheidene» Wesen, ihren Wissen», drang, ihre Leistungen, ihren aus ave» Edle und Gute gerichteten humanen Sinn al» würdige Söhne der Anstalt erweisen und deren Rus im In- und AuSlande vermehren Helsen möchten. Mit der Lerthrilnng einer Anzahl von Preisbüchcrn durch den Herrn Prä sidenten der Handelskammer und der Schulzeugnisse durch den Leit« der Anstatt endigte die erhebend« Feier. Entlassungsfeier an -er Oeffenllichen Suchhändler-Lehranstalt. " Da» Schuljahr 1890 91 an der hiesigen Oessentliche» Buchhändler.Lehranstalt fand, wie alljährlich, mit einer tm kleinen Saat« de- „Deutschen Buchhändlerbauses" obgebaltrnen EntlassungSseier seinen Abschluß. An den einleitenden Gesang reihten sich Declamationeu der Schüler, woraus der Tirector der Schule, Herr Vr. Willem Smitt, sein Abschiedswort an die ad- grbenden Schüler richtete. Ten Hauptinhalt sein« Rede bildete» folgend« Gedanken: Die gegenwärtige Stunde fordert aus z» einer strengen Selbst- Prüfung. ES gilt, aus dem Grunde de« Erworbenen fleißig sort- zuarbeiteu, um im Berufe etwa» Tüchtiges, um etwa» Ganzes i leisten. Heut« ist e» mehr noch als i» früheren Zeiten nöthig, al Kräfte zu sammeln, um oben zu bleiben. Aus der einen Sette wird die» der heutigen Jugend erleichtert, auf der ander» erschwert — erleichtert durch die »ielseibkn Gelegenheit«», die sich dem jungen Manne darbieten, sein Wissen zu bereichern. Ab« noch so vieles Wissen macht doch lange keinen Charakter wenn nicht etwa» Andere» hinzukommt: die Gesinnung. Und die- ist der Punct, io welchem gerade der heutigen Jugend Streben nach Oben vielfach erschwert wird. Er oiebt viele Gesinnuug-losigkeit und so viel unlautere Gesinnung. E« gtebt nicht »or Freu»-«, sonde» r» giebt auch ver führ« «se«« voll,«. Dies, »wtk» ch» da- veß» »uh -eiligste rauben, wa- rin Volk besitzen k«,: he, Gl«»be» «» eine, lebendigen Gott und di« Lieb« zum Vaterland«. Et« «klär«», daß Wissenschaft und religiöse- Empfinden sich widersprächen. «Lasten Sie sich nicht irre machen!" fuhr der Redner sort, dt« wahre, ernste und reine Wissenschaft wendet den Blick de- Mensche« nicht von Oden ab, sondern lenkt ihn »ach Obe» hin. Dicht«, Lenk« and Forscher bezeugen einen allmächtigen Schöpf« Himmel- »od der Erden über nu- nud eine uastrrbliche Seel« t» Nicht dir Meist« ans dem Gebiete der Wissenschaft rnse» >um Kamps« gegen den Glauben auf, sonder» «tn« Anzahl höchst »ut«. geordneter Seist«" ihnen die«. D« Geist de- Mensche» wird sich niemal» bet der UerstandeSwelt beruhigen. « will sich erhebe». Die Wett de- Geinüthe«, der Glaub« de- Herzen» stehe» de« Throne der ewigen Wahrheit »äh«, al- die AftenvetSheit der Thorr». Er- üllen Sie sich mit dieser anständige» nnd edlen Gesionimg. dann werden Sie auch gute Deutsche sei» und bleiben. AeUeft« deutsch« Art war eigen« Art. In die Reih« d« Cnlturvöik« ab« rtogrführt ist uns« Volk durch da- lebendige Chrtstenthum. Hatten Sie fest an d« Art Ihr« Väter: trr» Ihre» große» Vaterland«, treu Ihrem heiligen Christenglaube». Wen» Sw vo» »Ich« Gesinnung getragen und gehoben bleibe», so werde» Sie auch durch die liesest« Nacht Ihre« Leben» immer bei» Helle» Le»cht- Ihurm in der Näh« erkennen, der Ihnen den Weg in de» Hafen zeigt; Sie werden glücklich«, sicheriich zufriedene Measchea sein! ' Nach der herzlichen, hi« allerdingt nur in ihren Umrissen wieder- gegebene» Ansprache deS Dtrectort dankt« »ad verabschiedete sich et» Schüler der ersten Elaste tm Namen der scheidenden Zöglinge. Es olgte dt« Verkeilung d« Prämien m> Schüler, die sich durch de- ondere Strebsamkeit ausgezeichnet Hallen, und hinaus die Aus händigung der Reifrzeugntffe. Gesang berudete die Feier. Achrebervereln der Nor-vorssa-t. .. Leipzig, 18. März. Am gestrigen Abend hielt der oben- enannte Verein seine letzte Sitzung in diesem Winterhalbjahre ab. -er Vorsitzende Herr Seorgt begrüßte dir zahlreich Erschienenen mit warmen Wollen. Er wie» daraus hin, daß diese Sitzung die letzte sei, habe doch da- Schneeglöckchen bereits begonnen, den langanhaltende», grimmigen Winter wird« einmal zn Grab« zn täulen. Nnu werde de- Schrebergärtner» Tbätigkeit wiederum hinaus verlegt au- dem Winterquartiere aus deu Spielplatz und werde sich auch tu dem bevorstehenden Sommer nach einer dreifachen Richtung äußern (Bewegungöspiete — Milchcolonten — Badecolonien). Zum Schluß bat « um recht allseitig« Unterstützung bei der Ausübung dies« Thätigkeit. Nun «hielt Herr Schuldirector A. Richter bat Wort zu seinem Vortrag«. Plaudereien über Erziehliche- im deutschen Sprach- chatze" nannte er denselben. Redner wies an ein« großen Menge Beispiel« oft in recht drastischer Weise nach, daß wir so manche» Wort, so manche Redewendung an» unser« Muttersprache gebrauche», von denen wir glauben, sie zu verstehen, deren wahr« Bedeutung uns aber nur zu oft fremd ist, da wir die Abstammung nicht kennen. Wir sprechen z. B. noch von Fensterscheiben, obschon solche unser« Zeit kaum noch vorhanden sind, denn die Scheide imm« rund, wir haben Fenstertafelu. — Man spricht von einem Zwecke, den man im Auge hat. Wa» will die» sagen ? Die Ableitung geschieht von der Schuhzwecke, mittelst deren man früher das Centrum der Schützenscheibe kennzeichnet«. Und ht« galt es vor Allem, den (die) Zweck fest int Auge zu fasten. — Im Leben sucht so Manch« dem Andern den Rang abzulansen, Rang bedeutet kirr ab« keineswegs die Stellung, sondern hi« bedeutet Rang (Rank, Ranke) soviel als Bogen. — In manchen Wollen und Reden-allen liegt auch so mancher beherzigenSwellh« Wink für die Erztehang der Jugend. So bedeutet z. B. Kinderwartea nicht ern bloße- Trage» der Kinder. Warten heißt vielmehr anSschanen, beobachten (vergl. Sternwarte, Krankenwärter, Bahnwärter, die Wartthünne der alten Ritterburgen), auch da» französische Wort Garde entstammt dem gut deutschen Wone „wallen"; die Garde soll auf deu Kais« chcn und ihn beschützen. Hieraus ersieht man, daß daS Walle» de« Kinde» nicht ein blo»eS Tragen desselben auf dem Arme bedeutet. — WaS heißt «ziehen ? Ziehen heißt wohl, von einem Olle zum andern schaffen, die Silbe „«" bedeutet so viel al» empor, «»sehen heißt somit in dte Höhe ziehen, zu dem, war wir denken, suhlen und wollen, empor zn Gott ziehen. Thier« werdcu nicht «zogen, ändern ausgezogen. — Vom Erziehen kommt auch Zucht und züchtigen. Doch wir dürfen bei dem Wort« züchtigen nicht immer an dte Ruthe denken, es bedeutet vielmehr, an Zucht und Ordnung gewöhnen lzüchttge Jungfrau). Und wenn Gott di« Menschen züchtiget, so will er sie auch an Zucht und Ordnung gew-hnen, Las macht « nun auf mancherlei Weis«, thetl» durch Liebe und Gnade, theils durch Strenge. Dies« strengen Maßnahmen dcnlt man sich wobt auch als Strafe. Doch bei dem Worte strafen, oll man nie an Grausamkeiten denken. Strafen kommt von straff ziehe»; und zwar sollen die Zügel straff angezogea werden. DaS simge Bäumchen bedarf einer Stütze, eine» Pfahle-, au welche» eS straff anzubindcn ist; man hat ab« daraus zn achten, daß der Strick d»S Bäumchen nicht reibt, sonst entstehen Wunden und krciukhajte Stellen, e» wird deshalb imm« ein Polst« nuter- gelegt. Auch bei der Erziehung de» Kindes, beim Strafen ist ein Gleiche- zu beachten. Tie Sprache selbst drückt e» au-, daß in der Strafe nichts Grausame» liegen soll, da sogar der Humor in der Bezeichnung stark zur Geltung kommt, vergl. Ohrfeige, Kopfnuß, Tacklet «Dattel) u. s. w., alle» leck«« Speisen. Noch z» einer großen Anzahl landläufiger Redensarten (wie: «ine Arbeit unterm Husche machen, oder sie aus dir lange Bank schieben, jemandem auf daS Dach steigen oder in die Klopp« kriegen, von Hunderten in die Tausende kommen, Böcke schießen and in» Fett- luivschcn treten re.) gab der Vortragende dte nöthigen Erläuterungen. Mic großem Interesse folgte die Zuhörerschaft den Ausführungen deS Vortragenden und spendete zum Schlüsse stürmischen Beifall. Dem belehrenden Theile folgte ein gesellig«, welcher gletchsall» rccht Interessantes und Anziehende- bot. Die Herren Hopf. Krüger, Lange, Saupe, Staug und Wittig trugen (als Männerquartctt) mit selten so rein gehört« Intonation und wirkungsvoll« Schattlrung vor: ..Sonnenlicht ist schlafen gangen" cAbt); „Wenn der Lenz beginnt" (Abt); „Braun Mlldeletn" (Jsen- mann); ,,D' Eenner-Mizzi" (Koschat); „Därs t 'S Diandl liab'n" (Zehngraf). He« Gregori, welch« schon in d« vorigen Sitzung mit seinen Rccitationen die Anwesenden dauernd fesselte und brausen den Beifall erntete, «freute auch diesmal wieder durch seinen meisterhaften Vortrag: er batte auSgewählt: „Mythus vom Dampf" (Emanucl Geibcl), „DaS Spinett" (Paul Heyse), „Der Dhorm de- Bischofs Thilo" (Edw. Bonnann). Doch aeradezu phänomenal waren die Leistungen d« beiden »och im Knabenalter stehenden Brüd« HanS und Fritz Brückner im Biotin- and Cello»ollrag Erster« trug di« vierzehnte Sonate i» L äur von Beechove» vor. Letzter« ein Adagio und eia Capriccio von Soldermann, a»d zwar ohne jedwedes Notenblatt. Beide behandelten ihr Instrument mit einer Selbstständigkeit uad Ucberlegenheit nud Ware» tn ihrem Bor- trag so ausdrucksvoll, daß man glauben mochte, man habe «S hi« mit musikalischen Kräften zu thun, welche schon Jahrzehnt» t» dem Dienste d« edlen Müssen stehen. So war e« tn jeder Beziehung eia würdig« Schluß, Mit velchem die Reih« der Bortragsabeud« de» au» abgeschlossene» Winterhalb jahre» beendet wurde. Gerichtsverhandlungen. Rr»t,l«che» L>»ß>ertcht. Straflamm« m. 18. März. I. Der am 10. April 1870 geborene Buchbind« und Handarbeit« Johann Otto Richard Marhold von hier ist bereits zweimal wegen Diebstahl» und einmal wegen Anstif tung zum Diebstahl und Hehlerei vorbestraft. Am 10. December stahl Marhold in da Wohnung de» Markthelfer« M„ bei dem er sich einige Tag« eingrmtethrt hatte, eine aus einem Tische liegende silberne Damen-Lylinderuhr, sowie ein Paar Herrenstieseletten im Gesammtwellh von 1b Die Uhr versetzte Marhold, die Stiefe- letten nahm « dagegen sofort in Gebrauch. Am 17. December entwendete « dem Form« U., mit dem « in der Josesstraße in Neuschönefeld gemeinschaftlich in Schlafstelle wohnte, eine Uhr im Werth« von 16 bis 18 >l, welche U. in der Wohnung aus dcm Tische hatte liegen taffen, während « ans Arbeit ging. Auch diese Uhr versetzte Marhold und «hielt 8 dafür. Am 1. Januar bestahl Marhold in Hall« wiederum einen Schtascollegeii, einen gewissen H., indem er au- dem »nvaschloffenen Kleiderschrank «inen dem H. gehörigen Jaquetaazug. der eine» Werth von 30 bis 3ä repräsentirte, wegnahm. Gegenwärttg wird Marhold noch von der Staatsanwaltschaft in Cassel steckbrieflich versolgt. Der Gerichtshof billigte dem Angeklagten mildernd« Umstände zu und verurlheilte ihn wegen RücksallSdiebstahlS zu 1 Jahr 2 Monate» Befäugniß und 2 Jahren Ehrverlust. Eia Monat der erkannten Strafe wurd« al« dnrch die UntersuchungShast verbüßt erachtet. II. Wegen Vergehen» gegen da- Nahrungsmittelgesctz and wegen wiffentlich falscher Anschuldigu»g hatte sich der am 27. August 186.! geborene Restaurateur Eduard Laut» Kanbisch zu verantworten, während der Han-Ichlächter Friedrich August Rudolf Krug, ge bäre» am 2. Mat 18b3, der Beihilfe z» de» erstge»au»tr» Ber-
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