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199 Aus dem Morgenlande. druck des Malerischen Hervorrufen. In der Nähe lösen sich die Bilder in Schutt, Schmutz, Fetzen und Elend aus und wie Nebelgestalten zerrinnen die zauberhaftesten Lichtcffekte vor unfern sehenden Augen zu glanz- und farblosen Tönen. Die Fahrt hinter dem „Flusse ohne Wasser" oder dem Bahr-bela-ma, welche in einer kleinen halben Stunde zu rückgelegt ist, entschädigt reichlich für die toten Eindrücke in mitten der wenn auch kurzen Strecke durch die Wüste. Das frische Leben voller Saft und Kraft einer mit verschwenderischer Hand spendenden Natur tritt uns an jeder Stelle entgegen, denn soweit das Auge bis zu den Bergzügen am Horizonte, welche den Thaliessel des Faijum einschließen, zu reichen ver mag, allenthalben wird es durch den Anblick wundervoll grüner Ebenen mit üppigstem Baumwuchs entzückt. Der Schienen weg durchzieht ein wahres Eden und wir sind überrascht durch die wechselvollsten Bilder einer nichts weniger als ägyptischen Landschaft. Allenthalben fließen die Wasser zwischen den Fel dern und Baumpflanzungen und von allen Richtungen her tönt uns das Knarren gewaltiger Wasserräder entgegen. Die Dörfer, aus ungebrannten Erdziegeln aufgeführt, bewahren allein ihren ägyptischen Charakter, nur die Bewohner des ge segneten Ländchens offenbaren in ihren Zügen einen besonderen Typus, der von dem echt ägyptischen bemerkenswert absticht. Der Bahnhof der Hauptstadt derOase des Faijum, Medineh, ist endlich erreicht und der Zug fährt in die offene Halle ein, welche ein Holzbau mit Satteldach überschattet. Der Zugang ist durch ein Holzgitter abgesperrt und nach europäischen:Muster fordert der Portier an der Thür dem Reisenden die Fahrkarte ab. Wir sind dem stauberfüllten Waggon mit einem „Gott seis gedankt!" entstiegen und müssen uns nach einen: Esel Umsehen, um den kurzen Weg nach der Stadt zurückzulegen. Das Grautier ist leichter gefunden als bestiegen, denn die zerlumpten hohen Sättel sind schlecht gegürtet und die Steig bügel, wenn solche überhaupt vorhanden sind, haben ungleiche Länge. Mit Hilfe von zwei Eseljuugen sitzen wir endlich im