Nus dein Morgenlnndc. 17 tischen Überlieferungen übergehe, sei mir ein Wort über den ältesten Ausdruck der Farbe zunächst vergönnt. Die alt ägyptische Sprache setzt ein altes Wort dafür ein, dessen Grundbedeutung „Haut" ist, sowohl die des Menschen, als die des Tieres. Die Verschiedenheit der Hautfärbung für das menschliche Auge führte auf den allgenieinen Farbenbegriff, ohne Rücksicht auf den farbentragenden Gegenstand selber. Daß man auch Lei den Tieren auf die besondere Färbung der Haut, genauer der Haare, der Federn oder des glatten Felles, acht hatte, beweisen die heiligen Tiere (von jeder Gattung vier), deren Farbe durch eine priesterliche Kom mission genau untersucht und als äußerliche Merkmale ihrer Heiligkeit angesehen wurden. Die wenigen Andeutungen, welche sich in den Büchern der Heiligen Schrift darüber finden, lassen die symbolischen Bedeutungen der Farben dennoch mit aller Klarheit durch- blicken. Die Engel, aber auch die Priester, trugen weiße Kleider, denn weiß und unbefleckt ist die Farbe der Sünd- losigkeit und Reinheit, wie Rot die Farbe des Blutes und der Sünde, daher die des Drachen (Satan). Die schwarze Farbe wies aus Trauer und Elend hin, während Dunkel blau, die Farbe des Himmels, auf Pracht und Herrlichkeit und das Falbe auf den Tod bezogen wurde. Schon den Griechen, welche Ägypten besuchten oder über ägyptische Dinge schrieben, fiel der ausgedehnte Symbolismus der Farben nach den priestcrlichen Anschauungen auf. Was sie darüber gemeldet haben, stimmt auf das Vollständigste mit den neuesten Untersuchungen auf Grund der lesbar ge wordenen altägyptischen Quellen überein. Den in der Ober welt weilenden Horns oder den ägyptischen Apollon malte man weiß, den unterweltlichen Osiris schwarz. Schwarze Byssusgewändcr, welche man beim Anfänge des Winters und der zunehmenden Kürze der Tage auf die vergoldete Jflskuh legte, galten als Zeichen der Trauer um das da hinschwindende Licht und den Sieg der Finsternis über das- 2