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Die Inschrift mit ihrer Grabesmelancholie ist echt ägyp tisch, denn ein gelehrter Priester von Memphis war ihr Ver fasser, aber der alte Geist und der Glaube der ägyptischen Vorzeit spricht nicht mehr aus ihr. Tiefe Verzweiflung eines zerrissenen Herzens ist der Grundton des ganzen Textes, der sich an das Irdische anklammert, um die Qualen des Todes zu vergessen. Der Glaube der Väter war durch die griechische freie Forschung auf das ärgste erschüttert Worden. Ägypten hatte damit den Todesstoß empfangen, der seinem geistigen ^ Dasein ein jähes Ende bereitete. Nur die steinernen In schriften und die erhaltenen Leiber der Vorfahren sind heut- zutage die einzigenZeugen, daß einstmals jener alteGlaubevon der Kraft der vollsten Überzeugung gehalten und getragen ward, j Und darin liegt die geistige Bedeutung der ägyptischen Funde. ! Dir großen Rnmesslilen. Das in diesem Jahre ausgegebeue Bulletin des ägyptischen Institutes zu Kairo (2. Folge Nr. 7) enthält das genaue Protokoll, welches in Gegenwart des Vicekönigs von Ägypten, seiner Minister und einer Anzahl hochgestellter Persönlich keiten, darunter Sir Henri) Drummond Wolf bei der Eröfs- ^ nung der Mumien der Könige Ramses II. (des bekannten Sesostris der klassischen Schriftsteller) und Ramses III. aus genommen und amtlich publiziert worden ist. Es trägt als Datum den 1. Juni 1886, 9 Uhr morgens. Die erwähnten, zu Theben in Der-el-Bahari in einem Massengrabe entdeckten Mumien, welche heute zu Tage im Museum von Gizeh nebst den übrigen Mumien königlicher