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118 Aus dem Morgsnlande. Tiefe ausgeschachtet (die Nachgrabungen bei einzelnen Tem peln haben eine Tiefe von 5 Metern erwiesen) und wird mit Sand und Geröll oder Scherben ausgcfiillt. Der König verrichtet auch dies Geschäft und das Bild zeigt ihn mit einem Sandfasse in den Händen, dessen Inhalt er in den hohlen Raum schüttet. Die begleitende Inschrift spricht von „dem Ausschütten des Sandes und vom Ausfüllen des Schachtes mit Geröll, um die Fundamentierung des Tempels herzu stellen." Ich verweise auf das oben Gesagte und berufe mich auf meine Bemerkung über das Bauen auf Fundamen ten aus Sand. Nachdem die feste Grundlage für das Werk geschaffen wor den ist, kann der eigentliche Bau seinen Anfang nehmen. In ältesten Zeiten geschah dies nicht mit Hilfe von behaue nen Steinen, sondern der gestrichene und an der Sonne getrocknete Erdziegel vertrat die Stelle des solideren Stein materials. Aber alter Sitte blieb nian treu, denn der König war verpflichtet, wie es die bildlichen Darstellungen beweisen, den Nilschlamm des Bodens, den zunächst die vollzogenen Ausschachtungen zu Tage gefördert hatten, mit Wasser zu befeuchten, zu kneten und in der hölzernen Ziegelform zu streichen. Einzelne Beischriften fügen dem hinzu, daß die Ziegel mit gehacktem Stroh vermischt wurden, um ein festes Bindemittel herzustellen und erinnern dadurch allein schon an die bekannte Bibelstelle (2. Mos. 5., 6—7): „Darum befahl Pharao desselbigen Tages den Vögten des Volkes und ihren Amtleuten, und sprach: Ihr sollt dem Volke nicht mehr Stroh sammeln und geben, daß sie Ziegel brennen (der Ur text sagt nur Ziegel machen, nicht brennen, wie Luther über setzt) wie bisher. Lasset sie selbst hingehen und Stroh zu sammenlesen" (zu vergl. auch die Verse 1V, 15, 16, 18). Nach den Abbildungen streicht der König, angethan mit dem schönsten Königsschmuck und selbst die hohe Krone auf seinem Haupte, wie ein gewöhnlicher Tagelöhner seine Zie gel. Seine Thätigkeit bezeugt er außerdem in seiner eige-