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XXV die glänzendste Widerlegung derselben enthielt. Der Titel desselben lautet: Ukwoirs äsvuut ssrvir äs rkkntation ü ostui <tu Ooints äk 6uxo ä'Istria. Es ist zu finden in den Gesammelten Werken Bd. VII. S. 279 ff. — Mit unabweisbarer Schärfe und Klarheit zeigt Humboldt hier die Unzulänglichkeit der russischen Logik. Er weist auf den Unter schied hin, der bestand zwischen den Zuständen vor dem zweiten Feldzuge und denen beim zweiten Pariser Frieden. Man hat gesehen, sagt er, daß das französische Königthnm dem tollkühnsten Unternehmen des größten Abenteuerers hat unterliegen können; daß die Idee der Legitimität nicht festgewurzelt ist in der Nation; daß endlich die französische"Nation nicht angesehen werden darf als befreundet mit den alliirten Mächten. Vor Allem aber muß man den Zweck des Krieges ins Auge fassen; das ist kein anderer, als der der Sicherheit Europa's. Alles, was dazu dienen kann, darf und muß von Frankreich gefordert werden. „Nichts ist im Allgemeinen so seltsam, als Las Raisonnement, daß mit Napoleons Gefangennahme der Krieg beendigt ist, und daß die Alliirten nichts mehr von Frankreich zu fordern haben. Der Krieg wird nicht beendigt sein, bevor nicht die alliirten Mächte diejenigen Garantien und Schadloshaltungen erlangt haben, welche sie mit Recht fordern dürfen; und die Mächte for dern, auch nach der Entfernung Napoleons, mit Recht von Frankreich Unterpfänder, daß nicht ein neuer Versuch sie auf's Neue zwinge, die Masten zu ergreifen." — Das Recht also ist ohne Zweifel auf Seiten der Alliirten; cs fragt sich nun, welcher Art die Garantien und SchadloS- haltungeu sein sollen, welche in jedem Fall gefordert werden müssen. Und hier kommt er ebenfalls zu dem unabweisbaren Schluß, daß diese nur in Landabtretungen von Seiten Frankreichs bestehen können. Das Gleich gewicht Europa's wird nicht turbirt, wenn die Niederlande und die deut schen Staaten, welche so viel an Frankreich verloren haben, in mäßiger Weise durch Abtretungen entschädigt werden. — Diese Schrift ist, wie gesagt, ein Beweis von der Meisterschaft Humboldt's in der Behandlung diplomatischer und geschäftlicher Angelegen heiten. Sie ist, nach Hapm, „das glänzendste diplomatische Akten stück, welches während der Verhandlung des zweiten Pariser Friedens überhaupt zum Vorschein gekommen ist. Aufs Einleuchtendste ist darin nachgewiezen, daß der preußische Standpunkt der deutsche und der deutsche Standpunkt der europäische war. Alles, was im Allgemeinen für diesen Standpunkt geltend gemacht werden konnte, ist darin beisammen." — Leider hat Humboldt nicht Alles erreicht, was er wollte, leider sollte er bald trotz seiner redlichsten Bemühungen, trotz seines Kämpfens gegen die Feigheit, Hinterlist, Frivolität eines Caftlereagh, Metternich, Welling ton — Anstrengungen und Aufregungen, welche ihn krank machten, — Zeuge noch schmachvollerer Ereignisse werden. Trotz seiner bildete sich in derselben Zeit die „heilige Allianz", jener von der Bigoterie und Bornirtheit gezeugte Wechselbalg. Es folgt nun jene schmachvolle Zeit der Reaktion in Prenßen, welche erst verstohlen, daun aber immer frecher sich Bahn brach und unendliches Unheil über die staatliche und soziale Entwickelung Deutschlands brachte. Humboldt, der in Paris spürte, welchen verderblichen Gang allmählich die Verhältnisse einschlugen, wie Hardenberg zum Nachgeben gezwungen wurde, wie keiner sein Bundesgenosse war in dem verderblichen hoffnungs-