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XIV täte seiner Untersuchungen auf die Regierungsweise des künftigen Kur fürsten von Mainz nicht ohne Einfluß sein würde. So entstand die scharfsinnige tiefdurchdachte Schrift, die schon genannten „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen." Wir werden über dieselbe weiter unten in Verbindung mit Arbeiten verwandter Art sprechen, und müssen nur zunächst, indem wir in der Skizze seines Lebensgangcs fortfahren, das Schicksal des Auf satzes erwähnen. — Da sich nämlich die Censoren in Berlin dieser Schrift Humboldts gegenüber bedenklich erwiesen, und nach längerem Zögern Humboldt dann selbst in Zweifel gerathen war über Mancherlei von dem, was er gesagt hatte, blieb die Schrift zunächst überhaupt ungedruckt, und wurde erst 1851 von Cauer, soweit damals das Manuscript noch vorhanden war, heraus gegeben. Indessen waren Theile davon schon vorher in Schillers Thalia und in Biesters Berliner Monatsheften abgedrückt worden und diese Auf sätze, für welche ein Recht des Wiederabdrucks vorhanden war, sind in der vorliegenden Sammlung zu finden, nämlich: „lieber die Sorgfalt des Staates für die Sicherheit gegen auswärtige Feinde" (S. 20); — lieber die Sittenverbesserung durch Anstalten des Staaats" (S. 24); — „lieber öffentliche Staatserziehung" (S. 34); — „Wie weit darf sich die Sorgfalt des Staates um das Wohl seiner Bürger erstrecken" (S. 38). — Die nun folgenden Jahre bis 1797 sind bemerkenswerth durch Hum- boldt's eingehende philologische Studien und seinen intimen Verkehr mit F. A. Wolf, sowie durch seine fortgesetzten philosophischen unp ästhe tischen Arbeiten, auf welche namentlich der briefliche und persönliche Ge dankenaustausch mit Schiller von großem Einfluß war. — Wolf, nächst Heyne der Begründer der modernen Alterthumswissenschaft in Deutschland und der geistvollste der deutschen Philologen ist durch seine bahnbrechenden Arbeiten über die homerischen Gedichte, welche ihre Wirkung auf die Me thode und die Kritik aller historischen Disciplinen bis auf den heutigen Tagen sichtbar werden lassen, ferner durch seine persönlichen Verhältnisse zu den großen Weimaranern auch in nicht-philologischen Kreisen genügend bekannt. Aber es verdient hier hervorgehoben zu werden, wie sehr er durch den engen freundschaftlichen Umgang mit seinem jüngeren philosophisch durchbildeten Freund gefördert wurde; es war eben ein Verhältniß der schönsten Gegenseitigkeit, Jeder war zugleich der Nehmende und Empfan gende. Die Auffassung, welche Humboldt vom griechischen Alterthum durch eigenes Forschen und unter Wolf's Einfluß sich gebildet hatte, war die höchste und umfassendste, ohne je übertrieben oder einseitig zu werden; und grade weil seine Ansichten von dem Werthe der hellenischen Klassicität so äußerst treffend und wahr sind, verdienen seine Worte wohl auch heute noch beachtet zu werden, wo man aus Mißverständnis), wenn nicht gar in böser Absicht, an dieser Grundlage unseres modernen Kulturlebens zu rütteln beginnt. Humboldt hatte, auf Wolsss Anregung hin, eine Skizze über die Griechen abgefaßt, welche sich die Beantwortung der Frage zur Aufgabe stellte: „Zu welchem Ende studiren wir Sprache, Werke, Geschichte der Griechen?"— Diese Schrift blieb im Privat verkehr der Freunde und wurde hauptsächlich von Schiller, Dalberg und Wolf gelesen und mit Bemerkungen begleitet. Auf letzteren aber hat sie