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Wem zu rathen ist, nach Amerika zu gehen. 587 Der Mann wird im nächsten Jahre abermals sechs, vielleicht^sieben Morgen urbar machen können, einen mehr als im vorigen Jahre, weil er keine Zeit braucht, um sich das Haus zu banen. Er wird so von Jahr zu Jahr fortschreiten können und wird sich nach zehn Jahren ein Gut von sechzig bis siebzig Morgen urbaren Lan des — freilich mit unsäglicher Arbeit — verschafft haben, welches ihn in Stand setzt, in allen Genüssen, die durch reichliches und fettes Essen und gutes Trinken hervorgebracht werden können, zu schwelgen, aber weiter muß er auch nichts verlangen, von irgend einem anderen Natur- oder Kunstgenuß, von irgend einer Unterhaltung, welche das Leben angenehm machen könnte, ist in solcher Waldeinsamkeit gar keine Rede. Da er seine Produkte in der Regel nicht verwerthen kann, wird er sein urbares Land auch gar nicht so weit ausdehnen, es sei denn, daß er stark Viehzucht trei ben wolle und geneigt sei, alljährlich mit einer kleinen Heerde bis in die nächste Stadt zu wandern. Aber er wird vielleicht mehr Land urbar machen, als für ihn nöthig ist, um damit auf den Verkauf zu spekuliren, und dies wird ihm jederzeit gelingen, besonders wenn er auf seinem Terri torium die gelichteten Stellen durch Urwaldstrecken von einander getrennt erhält. Jede Parzelle von fünf bis sechs Morgen gelichteten Landes kann als die Grundlage zu einer neuen Farm angesehen werden und eine solche Parzelle wird ihm sofort mit so viel bezahlt, als er überhaupt für das ganze Gut, seine Herreise und seine Unterhaltungskosten eingerechnet, auf- gewendct hat. Der Manu, welcher mit tausend Thalern anfing, kann nach zehn Jahren rüstiger Arbeit sein Gütchen sehr wohl in zehn Theile getrennt für dreißigtausend Thaler verkauft haben und sich damit nach Europa zurückbegeben, was er in der Regel sehr gern thun wird. Wer aber ohne die Hülfe der physischen Kräfte seiner Familie dahingeht und glaubt durch gemiethete Arbeiter Aehnliches bewerkstelligen zu können, der möchte doch in einem großen Jrrthum stecken. Zwei Tagelöhner mit ihrer Forderung von überreichlichem Essen und Trinken neben den Dollars täglicher Löhnung würden ihn dergestalt aussaugen, daß er sehr bald das Weite suchen und den Arbeitern sein Gütchen überlassen müßte. Nach dem Süden der Union zu gehen, dürfte wohl keinem Deutschen zu rathen sein, abgesehen davon, daß das Klima ein höchst ungesundes ist, baß er sich mit Gegenständen des Landbaues abgeben muß, welche ihm völlig unbekannt sind, wie Zucker, Kaffee, Reis, Baumwolle, abgesehen fer ner davon, daß er Sklaven halten muß und diese sehr viel theurer sind als das Arbeitsvieh bei uns (etwas anderes ist der Sklave in Nordamerika nicht) und er folglich eines so großen Kapitals bedarf, daß er davon in Deutschland durch Zinsengewinn bei weitem mehr Freude und Genüsse