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Kunstanlcigen. Gärten. 357 brücken, über welche zu gehen man sich fürchtet, denn sie scheinen ans SchtvefelhölHen gebaut, und die Masse der mühsam klein erhaltenen zwerg artige» Bänmc, eine Kunst, in welcher es die Japaner noch weiter gebracht haben, als die Chinesen. Als Spielerei findet man in den Hausern reicher Leute kleine Garten auf einem lackirten Tische stehen, mit Fontaine», welche Bäche speisen, die in Porzellangerinnen durch das Gartenlabyrinth gehen, mit Wegen, welche durch Goldsand, durch fein geriebenen goldfarbigen Glimmer bestreut, mit Brücken, welche ans feingeschabten Bambussplittcrn gemacht sind, endlich mit Hunderten von Blüthen und Früchte tragenden Obstbänmen, welche eine halbe Elle, ja häufig nur eine viertel Elle hoch sind. Diese Arbeiten des Kunstgärtners werden mit enormen Preisen bezahlt und sie for dern auch wirklich eine unglaubliche Mühe und Geduld, man verschafft sich nämlich dadurch, daß man Bäume in Töpfen zieht, Zwergpflanzen, man pflegt dieselben gut und erzielt daran Früchte, läßt dieselben vollkommen ansreifen, pflanzt die Kerne davon wieder in Töpfe, aber in kleinere, und so geht man von Generation zu Generation fort, braucht aber vielleicht dreißig Jahre, um durch die fünfte bis sechste Generation so weit gekommen zu sein, um sechs Zoll hohe Pflanmcnbänme zu erzielen. Bei so vieler Arbeit und so vieler darauf verwendeter Zeit muß natürlich die Bezahlung ent sprechend sein. Der Besitz von Gärten bei den Reichen und der Besuch von öffent lichen Gürten bei dem Mittelstände ist übrigens das einzige Vergnügen, dessen die Japaner sich außer ihren vier Pfählen erfreuen können, denn sie haben kein Schauspiel und keine Oper und nichts, was mit dem zu ver gleichen wäre, was uns Europäern in so reichem Maße und in so großer Mmnnchfaltigkeit geboten ist. Diese öffentlichen Orte heißen Thecgärten und Thee, ferner aber auch kochender Arak oder Branntwein ans anderen Sub stanzen, ferner Taback sind die physischen Genüsse, welche dort geboten lverden. In der Nähe des Hanfes befinden sich jedoch eine große Menge zeltartiger Abtheilnngen, jede von der andern durch Gebüsch und durch spanische Wände gesondert, in denen die Japaner sich den Thee scrvire» lassen, was immer durch junge Mädchen geschieht, welche die Verpflichtung haben, nicht die Spröde» zu spielt», überdies sind aber zur Unterhaltung uoch andere Mittel vorhanden, Seiltänzer, Gaukler, Ringer, Feneresscr, Musi kanten der verschiedensten Art, alles in buntem Wirren durch einander bietet die Kräfte auf, die Unterhaltung möglichst mannichfaliig zu machen. Der Besuch dieser Thecgärten schließt durchaus nichts Unerlaubtes oder Unehrc bringendes in sich, daher die Leute auch nicht etwa die Nachtzeit ab- lvarten, um diesen Vergnügungen nachzugehen, sondern die Gärten bei Tage besuchen.