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den Kopf, sondern zeigen gern ihr schönes, langes Haar, aber sie haben die wunderliche Manier, die Augenbrauen bis auf das letzte Spürchen anszurnpfen und sich dann durch schwarze Tuschstriche neue zu malen in der Form, welche sie für die schönste halten und wovon unsere Zeichnung ans der vorigen Seite uns Muster zeigt. An Gewändern tragen sie wohl zwanzig über einander, wenn sie ausgehen, was nur die allervornehmsten unterlassen oder selten thun, obwohl sie so wenig als die Frauen des Mittel standes einem eifersüchtigen Verschluß unterliegen, sondern sich nach Be lieben frei bewegen können. Die Männer sind gesetzmäßig nur mit einer Frau verheirathet, dürfen jedoch gleich den Türken sich so viele Concubinen in das Hans nehmen, als sie wollen oder ernähren können; der Frau steht durchaus keine Berechtigung zu, dagegen eine Einwendung zu machen und da es eine so allgemeine Landessitte ist, füllt es überhaupt auch keiner ein. Die Japaner sind sehr geschickt in vielen Arbeiten, sie übertreffen die Chinesen in den Tischler-, Drechsler- und den Lackarbeiten bei weitem, machen Stahlwaaren von ganz ungewöhnlicher Vortrefflichkeit, machen treffliches Por zellan und liefern Gewebe von Seide und Baumwolle in vielen verschiedenen Farben und von großer Schönheit. Ihre Häuser betreffend, wie überhaupt ihre Baukunst, so ist davon nicht viel Schönes zu sagen, unsere Zeichnung Seite 355 giebt auch hier von eine Ansicht. Die Häuser sind sämmtlich von Holz, nur ein Geschoß hoch, sind sehr dünn gebaut, was allerdings der häufigen Erdbeben wegen höchst zweckmäßig ist, sie können aber eben deshalb nichts Imposantes haben. Die Wände sind inwendig mit Papier beklebt, haben eine große Menge Fenster, welche jedoch nicht verglast sind, sondern geöltes Papier tragen, aber nur während der kühleren Jahreszeit, denn im Sommer läßt man dieses Papier weg, so daß die Fenster nur durch das Gitter ver schlossen sind, welches bestimmt ist, das Papier zu tragen. Die Abthei lungen im Innern sind so wie bei den Chinesen durch bewegliche Schinne gemacht. Wie das Hans des einfachen Handwerkers, so ist auch das des reichsten und vornehmsten Mannes gebaut, nur größere Ausdehnung und die Ausstat tung im Innern unterscheidet beide, so z. B. läßt der Reiche seine Wände nicht mit Papier, sondern mit baumwollenem oder mit seidenem, vielleicht sehr kostbarem Zeuge bekleiden, auch setzt er statt des Oelpapicrs sehr dünne durch sichtige Porzellantafeln in die Fenster. Die Häuser der reichen Leute liegen gewöhnlich in schönen Gärten, kölnisch genug aber sieht aus die Masse künstlicher znm Theil ans Thon, zum Theil ans Pappe geformter und schön lackirtcr Felsen, der Bogen-