Volltext Seite (XML)
IV. Portugiesische Reisende und gelehrte Compilatoren. Heinrich der Seefahrer war bei der werkthätigen und eifrigen Unterstützung der portugiesischen Fahrten an der Westküste Afrika’s hauptsächlich darauf bedacht, das Land des Erzpriesters Johannes, von welchem Marco Polo Kunde nach dem Abendlande gebracht, zu erreichen. Als man den Senegal und Gambia entdeckt, gaben sich die Portugiesen der Hoffnung hin, es könnte vielleicht gelingen, auf einer dieser Wasseradern in das vielgepriesene Reich des Erzpriesters zu gelangen. Bald sah man die Täuschung ein. Als aber Bartolomeu Dias 1487 das wogenumbrüllte cabo tormentoso entdeckt hatte,und die pen- insulare Gestalt Afrika’s erkannt worden war, glaubte König Johann II., weil an der Erreichung des Landes des Erzpriesters kaum mehr zu zweifeln war, bei dem mächtigen Potentaten für die Portugiesen eine freundliche Aufnahme erbitten zu sollen und sandte zwei Männer, Alfonso de Payva und Pedro de Covilham ab, welche auf dem Landwege nach Abessinien dringen sollten. Payva starb schon in Kairo und Covilham, ein junger Kriegsmann, der sich schon in den Kämpfen mit Marokko ausgezeichnet, gelangte 1490 nach Abessinien, wurde an der Rückkehr nach Portugal gehindert, verheirathete sich in dem Lande des Erzpriesters und starb daselbst vor dem Jahre 1520.') Als Vasco da Gama mit dem portugiesischen Geschwader in In dien angekommen war und seine Nachfolger in Indien von Sieg zu Sieg eilten, den christlichen Namen Portugals zu einem ruhmum strahlten, aber auch gefürchteten machend, drang der Ruf von dem Ruhme und der Grösse Portugals auch in das Reich des Erzpriesters Johannes. Hier wüthete ein Kampf zwischen den monophysitischen Christen des Landes und ihren sich im Südosten Abessiniens ausbrei tenden muhammedanischen Nachbarn. Die Abessinier wurden hart bedrängt. Da wandte sich die Witwe Beda Mariams, Kaiserin Helena, *) Barros, Asia. Dec. I, lib. III, c. 5.