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— q6 — Entfernung - von Harär nach Ogaden beträgt zumindest 150 km (Sac- coni, der mit Hindernissen reiste, war ca. 32 Tage unterwegs), jene von Ogaden aus auf dem südlichen Karawanenweg über Dolo an den indischen Ocean ca. 1000 km und ebenso viel die Entfernung nach dem Juba. Es ist nun nicht der Wunsch des Leiters der Expedition einen Durchbruch quer durch die Somälländer nach dem Ocean zu planen; allein ein beabsichtigter Besuch von Ogaden oder überhaupt die Ueberschreitung der Grenzen der Provinz von Harär in südlicher oder östlicher Richtung involvirt die Ventilirung dieser Frage. Die Kenner der afrikanischen Forschungsgeschichte wissen sehr genau, wessen man sich auf dem heissen Boden des schwarzen Continents oft zu versehen hat, wenn man Länder betritt, in denen ein reger Handelsverkehr pulsiert und die ein ausgedehntes Verkehrsnetz be sitzen. Der Weg von Harär nach Schoa, der von Karawanen in früheren Zeiten nicht selten begangen worden ist, gilt in neuerer Zeit für gänzlich verschlossen. Die Harärenser betrachten ihn als die Heer strasse, auf welcher in allernächster Zeit König Menelik von Schoa seine Krieger nach Harär führen werde. Der Weg ist auch, weil sich die Pinchard’sche Tour als Märchen erweist, noch von keinem Forschungs reisenden begangen worden. Ueber die Sicherheit’ auf demselben lässt sich gar nichts sagen. So viel kann man wohl absehen, dass auf der ca. 200 km betragenden Strecke, weil sie durch Territorien der Galla führt, leichter vorwärts zu kommen sein dürfte, als durch Bezirke der Somäl. Die Expedition hätte sich in direct westlicher Richtung zu halten, um die von den Italienern besuchte Station Bonta zu erreichen und von Bonta aus hätte auch die Verfolgung des Laufes des Ha- wasch stattzufinden, wo dieser Strom seinen nördlichen Lauf nehmen soll. Von Aussa bis an die Schoaner Grenze hat den Flusslauf Graf Antonelli auf seiner jüngsten Reise verfolgt, wie der zu publi- cirende Reisebericht näher darthun wird. Eine Tour mitten durch die Adäl-Länder über Aussa nach Tadschura oder Assab müsste, wenn scharf und mit wissenschaftlichem Auge beobachtet würde, der Wissen schaft reiche Früchte bringen. Wenn je einem Unternehmen, so ist diesem, welches dem Dienste der Wissenschaft und dem Ruhme des österreichischen Vaterlandes gewidmet ist, der Segen des Himmels zu wünschen.