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- 861 - Allerlei für die Frauenwelt. Ueder den Ehrgeiz, von Max Mulchik. Al» i« noch klein war, da dachte Ich, auf dem Berge, der vor meinem Orte liegt, dort oben, da liegt der Himmel auf. und wenn man auf der Spitze ist. o, da kann man in den Himmel gucken, da kann man di« Engel singen hören und den Himmel mit den Händen erreichen. Und so bald mich meine Füße trugen, muhte ich hinauf. Aber o weh! verwundert guckte ich »um Himmel empor und glaubte, er fei mir davongelaufen: ich war va oben so weit von ihm entlernt, wie unten im Tale: ich konnte nicht nach dem Himmel greisen, ich hört« keine Engel, wohl aber Bügel singen, die ich zu Hause auch gehört hatte, und mit trübem Gesicht kehrte ich wieder heim. Aergerlich erzählte ich mein Unglück, wurde aber tüchtig ausgelacht. So wie e» mir mit meinem Himmesstcigen ging, so geht es allen Ehrgeizigen mit ihren Planen und Aussichten. „O, wenn ich da droben Ware, wenn ich das und das wäre, wenn ich diese und jene Stelle bekäme, was sür «in Glück, was für eine Freude wäre da» sür mich! Den Himmel hätte ich hier ans Erden, alle Leute mühten mir Kompli mente machen!" Wir wollen einmal an- nehmen, alles, was sich ein Mensch nur immer gewünscht hat, wird erfüllt: er kämmt aus den ersehnten Berg seines Strebens, — wird er nun den Himmel greisen können, wird er nun die Engel singen hören? Hört einmal einen solchen, den di« Welt glücklich nennt, hört ihn ein mal von seiner neuen Glückseligkeit reden! „Ach!" seufzt er, „das hätte ich nicht gedacht, dah mit dieser Stellung, diesem Amt so viel Mühe und Sorge, so viel Verbrüh und Verantwortlichkeit verbunden wäre! könnte ich doch wieder sein, was ich vorher gewesen bin!" Gewihlich ist cs wahr, menschliches Elend und menschliche Unzusriedcnbeit klebt nicht an dem Stande, sondern hastet an langt aber der Ehrgeizige nicht einmal das, wonach er strebt. Statt Achtung und An- sehen bei den Menschen zieht er sich deren Hah und Neid zu: anstatt des Lobes und guten Namens, nach dem er getrachtet, ver- liert er noch den guten Namen, den er vor her gehabt: anstatt des Ruhmes, auf den er gehasst, wird er allenthalben, wo man in Gesellschaften von ihm rodet, durchgehechelt: anstatt der Ehrenbezeugungen wird er heim lich und össentlich, beschimpft und ausgelacht. Kann es denn aber anders sein? Den meisten Menschen ist nichts unleidlicher, als ein Mensch, von dem man merkt, dah er sich viel cinbildet, dah er mehr sein wolle, als er ist. Indem er sich über andere seines Gleichen zu erheben sucht, macht er sich die .Höheren z» Verfolger», den Niedrigeren zum Gespött, alle zu Feinden. Wohl dem, dessen Leben sanft und ruhig dahinflirht. der fern von dem Strudel des Alltagslebens sein« Tage vollbringt! Wohl dem, auf den Neid und Kabale nicht ihre giftigen Pfeile ab- schießen, dem nicht Tag für Tag der Becher gereicht wird, au» dem er Aerger trinkt! Ist nicht nianche» Theaterstück ohne Ver- Wandlungen. Szenen- und Dekoration»- Wechsel interessanter, erhabener, rührender als manche« moderne Ausstattungsstück mit immerwährenden Verwandlungen, Beleuch tungseffekten usw.? So ist auch manches ganz einförmige, von auhen geräuschlose, nur im stillen tätige Menschenleben, wo ein Tag dem anderen gleich ist. und wo. was heule geschieht, in denselben Stunden gestern ge- Aah und morgen geschehen wird, sür den Menschen, der es zu genießen und zu ge brauchen versteht, auf besondere Art reizvoll und wichtig. Sein Lebenskahn steuert, ohne dah ihn Seeungeheuer bemerken und ver folgen, bei immer gleicher, ungetrübter Windstille glücklich dem Hasen zu. Wirs nur einmal tiefere Bficke in das Leben der Schauspieler und Sänger, in das Militär- leben, in die Beamtenwelt! Wie so mancher seufzt in großen Städten und in Stellungen, wo man denkt: Der hat alles, dem geht alles nach Wunsch, der führt ein Götterleben! Der Künstler ist reizbar, schon durch seinen Beruf. Der stete Neid, die Kabalen, die bösartigen, übelwollenden Kritiken können ihm wochenlang den Schlaf rauben. Und im Militärleben! Da wird der eine dem andern im Avancement vorgezogen, da hat der eine einen Orden erhalten und das Woblverdienst geht leer aus. E'-ensalls Gleiches geschieht in der Beamten!, t, wo das Titelwesen eine Nolle spielt und jeder mehr sein will, als der andere. Es trägt jeder sein Päckchen Kummer, keiner ist frei von Anfechtungen. Je höher die Stufe, desto grösser die Verantwortung, desto beständiger die Unruhe, der Kamvs! Darum weg mit allem Ehrgeiz! Häufiger wohnt das Glück in einem kleinen, bescheidenen Wirkungs kreise: schöner, friedlicher ist ein geräusch loses Menschenleben, ein Dasein, in dem die Taae ruhig vorübersließen. Diesem Glauben müssen wir huldigen. Freilich kostet er Selbstüberwindung! Blaue Augen. Noch einmal blicken blaue Augen Mich zärtlich, licbeflebend an: Noch einmal sprechen sie die Sprocke, Die ich so gut verstehen kann! Noch einmal fassen starke Hände Die meinen, die so matt- und schwach, Ein Mund spricht bittend leise Worte Von Glück »nd Liebe: — aber ach! In meinem Herzen klingt's nicht wieder. Das ist ja tot! — Rühr' nicht daran! — Mir haben einst zwei blaue Augen Zu weh', zu bitter weh' getan! - Earla Ernst. * Gegründet 18öS S M«. ÄÄL Freitag, de» 22. September. IIVOL Sybold von Eck. Roman von Ursula Zöge von Monte usfel. 1, Kapitel. (Nachdruck Ukrdolkn ) -Der alte Herr war der Stifter des Majorates Wildest gewesen. Er hieb eigent- sich Claus Philipp von Eck-Wildcck. aber in der Verwandtschaft war er jederzeit nur „der alte Herr" genannt worden. Einige seiner Zeitgenossen hatten ihn auch den alten Fritz genannt, denn in durstigem Körper lebte der despotische Wille einer Hcrrscher- natur. Zudem war er klein von Gestalt, Halle ei» Paar durchdringend scharfe Augen und bediente sich gern und oft handgreislich eines -Spazicrstockes mit Elsenbcinkrllstc, Kurz, ob sie nun Zusalt war oder durch uneingestaiidenc 'Nachahmung heroorgerusen, die Achnlichkcit war da und trug nicht wenig dazu bei, den Nimbus zu erliöhen, der de» Alten umgab. Wer es dereinst hätte voranslagen sollen, welcher von den Brüdern Claus Philipp oder Elans Bernhard die größere Nolle im Leben und i» der Familie spielen werde, der hätte zweifelsohne den mit mancherlei körperlichen und geistige» Vorzüge» ausgeslalleten Jüngeren genannt. Derselbe trat als Fähnrich bei einem flotten Husarcn- Negimcnt ei», während der Acltcre rn Halle Jus studierte und, durch Kränklichkeit von den Freuden der Well ausgeschlossen, ein fast einsiedlerisches Leben führte. Als Knabe hatte er Schiuctterlinge, Mineralien und Münzen gesammelt und es darin recht weit gebracht, als Jüngling wandte er sein Interesse anderen Liebhabereien zu. Tie Familien geschichte der Eck-Wildest wurde sein Ttestcnpferd, Er durchforschte alte Chroniken, sammelte Urkunden und setzte sich mit den 'Vettern Est-Biirgmühle brieflich in Verbin dung. Diese saßen noch scsi aus ererbter Scholle in Thüringen, während die Linie Eck-Wildest ihre Familiengüter längst verloren hatte, vor allein das an der Wilde ge- legene Wildest, ein Besitz, der, feit es der letzte dort ansässige Eck-Wildeck verlausen mußte, um seine Schulden zu tilgen, wohl hundert Jahre lang durch viele Hände ge- gangen war. So berichtete dem wißbegierigen jungen Forscher der in Vurgmühle an sässige Vetter Claus Jochen und lud den Studenten ein, ihn zu besuchen, so wolle er ihm den in erreichbarer Nähe gelegene» Stammsitz seines Geschlechtes zeigen, Ter Vater des Jünglings, ein höherer Offizier, lächelte über das Interesse seines Aeltesten an solch altem Kram, Die Est-Wildeck waren säst alle Staatsbeamte und Offi ziere und blickten aus die Linie Burgmühle, als auf Landjnnkcr, ein wenig herab. Denn unt-r ihnen hatte es Exzellenzen und wirkliche Geheimräte gegeben, dessen sich die Burg- mllhler Sippe nicht rühmen konnte. Als Claus Philipp seine Studien beendet batte und sein Bruder Claus Bernhard Leutnant geworden war, starb ihr Vater ganz plötz lich und hintcrließ ihnen ein hübsches Vermögen. Während sich nun der Jüngere bestrebte, mit seinem Teil möglichst schnell fertig zu werden und das Leben mit vollen Zügen genoß, blieb der Acltere ruhig in seiner billigen Studentcnwohnnng zu Halle leben, beward sich um keine Anstellung beim Ge richt. sondern legte sein Geld in zinstragenden Papieren an, wandte sein Interesse vor sichtigen Börseittpekulationcn zu, sparte, knauserte, darbte und wartete seine Zeit ab, Tenn er hatte ein Lebensziel vor Augen, dessen Erfüllung für ihn Glück bedeutete. Eine» Mittelpunkt wollte er schassen, um welchen sich die ganze Vetternschast sammeln könne. Denn all seine Zeit und all seine Aufmerksamkeit gehörte dem Wohl der gesamten Sippe, ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart, ihre Zukunft war cs, die ihn beschäftigte. Zu einer Zeit, da der Begriff des „Familientages" »och nicht geboren war, schwebte ihm schon die Idee vor, das Gefühl der Zusammengehörigkeit und brüderlicher Hilfsbereitschaft durch eine solche Vereinigung zu befestigen. Zwanzig Jahre vergingen. Claus Philipp war ein mittlerer Vierziger, als er, eine günstige Gelegenheit benutzend, das erste Ziel seines Strebens erreichte und Wildest kaufte. Da er nie vorher von seinen Plänen gesprochen hatte, herrschte in der Ver wandtschaft nicht geringes Erstaunen über dies Beginnen des als Sonderling, Geizhals und Invaliden geltenden Vetters, sür den die anderen, wenn je von ihm die Rede war, nur ein spöttisches Lächeln hatten. Man glaubte ihn der Sammelwut verfallen, man hielt ihn ftir halb unzurechnungsfähig, und nur wenige hatten ihn je gesehen. Jetzr änderte sich die Sachlage mit einem Schlage. Der wunderliche Einsiedler zog als Herr in das recht romantisch am steilen Ufer der Wilde gelegene Stammschloß w?« teil NS8NLHÄ? Diese h'raga logt kiest 80 mancher vor, stein stes Dvbens Höchstes. stis Oosunststoit, am Reinen liegt, De.chit.d soi disr auf meine Anstalt IWbaa Taupilr mit Station M NaiMeillnmae AL8«l80 Drvl86. V» v»«?v>»-Fk.» SV, I., Ltkliv 8elililxul8tl'., Dl'ospolrto gratis. desansters aufmerksam gemacht, stonn man Lackst in stiesvr Anstalt alles, was rur Lelangung unst Rrstaltung cksr Oesunststoit srfonlsrlick ist, Euter «eebsol- nolser -»ovenelon» von H»ble»s«»rv» VL«I«rn, Uampt- unst HV»>»eran«e»«I»ag:va, »»««-kunxen unck Iklassaxe» mit v,n,»astlk wirst liier glvicstreitig besoustloi« Kontakt auk beute »»lorxomiiusv 1u«IIvt«I»eIIe Lui- unst Hi ankouptkego verwsnstst, welek lelrteiv in Uraubbetlutrillen stets einer ster gr össte» IRetltabtor v» ist Net »irnnbbettea ^««ler Ltrt, dos LnbÄlt»»«»- unst 8tvtr»evl>svlei birnnbonge», wie lullaenL» unst Hotaiib, Vtvbt, Nbeomattsmo» ete-, ferner bei kklaxen-, »»arm-, L-»ngen-, I»er»-, Alleren-, Via»«»- unst insbes. 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