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' ?tr. Ns Setter .Dresdner Nachrichten" Sonnlag. 8. September 1S2S Pazifismus dem deutschen „Untertanengeist" »um Trotz den. «och sein Dasein wetterfristen? Herr PersluS bat cS r-eranS. gefunden: Man muss den Begriff des Pazifismus einer zeit- gemäßen. der im Reichsbanner herrschenden Militarist'"'«« Richtung angepaßtc» -Enn-lung »»!>.ziehen. Bon diesem Standpunkte aus erklärt PersiuS cs als PazisiSmus. wenn man den Frieden durch Borbeugung zu erhalten suche. ..in dem man der organisierten Gewalt der andere» m'i organi sierter Gewalt entgegentritt". DaS heißt mit an' "" Sorten j>ie Pazifisten sind unter dem Druck der vom Reichsbanner gepflegten Wehrlmiiigkeit zu der alten militaristischen Regel zuritckgekehrl: ..Wen» du den Frieden will'' (" ''"''eite den Krieg vor." Dan» müßten die Pazifisten aber konsegne zer- weise auch ihre» Kampf gegen die allgemeine W 'brvll'cht au'- gebcn, die zweifellos eine sehr demokratische Einrichtung Ist und eigentlich so alt. wie die Menschheit selbst: denn solange es Menschen gibt haben sie auch den Grundsatz bochgehrlten. -atz ieder wehrpflichtig ist. wenn sein Baterland von roub- giertg-en Horden a»S reiner Erobernnaslnst überfallen w'rd Und iveiter wäre es nationale Pflicht für die Pazifisten, sich »um Kampfe gegen die einseitige Entwaffn»»" Deutschlands inmitten walsenstarrender Gegner mit den iibrigen Volks genossen zu vereinige» und an der Wiedergewinnung unserer militärischen Selbstbestimmung mit allen Kräften mitzuhelfen. statt sich in graue Theorien zu verlieren, die vor der rauhen Wirklichkeit wie Seifenblasen zerplatzen. Der „Hang der Deutschen zum Wgfsenbandil>erk" den die Pazifisten mit schelen -Ingen anieben — auch Herr PersiuS zählt ihn ja unter einer -leihe von Eigenschaften auf, die nach seiner Meinung deutsche Untugenden darstellen —. ist ein altes nationales Erbteil von unseren Bätern her. das auS der angeborenen Mannhastigkeit entspringt Schade. daß dieser letztere Ebarakterzua bei unseren ganz in weichlichem Internationalismus befangenen Pazifisten >'o wenig entwickelt ist. Tonst würden sich auch bei uns Naturen herausbilden können wie der Franzose Paul Bonconr der, obwohl er sich als Sozialist und Pazifist bekennt, doch von keinem fran zösischen Nationalisten an Energie bei der Vertretung der nationalen Interessen übertrofsen wird. Vom deutschen Standpunkt anS ist Boneour gewiß keine angenehme Persön lichkeit. Er ist ein eifriger vorderer der Militarisierung seines Landes und hat seinerzeit, als die Beratungen über den Sicherheitspakt begannen die Parole anSgegcben. dasz Frankreich, da cS ia doch nicht ewig daS Rheinland belebt halten ke ime, unmittelbar hinter seiner Ostgrcnze eine ge waltige HeereSmachl unterhalten müsse, um ieden -lugenblick ..erzbereit" zu sein. Er hat noch kürzlich in Polen knisterst aufreizende kriegerische Reden gehalten und ist in Genf als Vertrauensmann der Pariser Negierung unausgesetzt aus allen Hintertreppen gegangen, um Teui'chland in den Hinter, arun- zu drängen und Frankreichs EinKust aut -er ganzen Linie zum herrschenden zu machen. Wir können also als Deutsche nicht« für ihn übrig haben, aber unseren Pazifisten ist nur zu wünschen, daß sie sich dielen Franzosen, mit Au», „ahme seiner aggressiven Schärfe, »um vetsptrl nehmen möchten, um danach ihre eigen« Haltung einzurichten, wenn es gilt, »um deutschen Nutzen in der internationalen Politik tätig zu sein. Natürlich konnte die Wirksamkeit Boncour» ttt internationalen Pazlfistentrrtsen nicht unbemerkt bleiben und «S sollte auf der tüngst«« Genfer Tag»»« der Zweiten Inter- nationale an ihm ein hochnotpeinliche» HalSaericht vollzogen werden. Seine Ankläger forderten ein Verfahren gegen von- cour wegen seiner „zu patriotischen Haltung", die ihn al» einen Agenten de» franzvsischen Imperialismus im Volker- bund erscheinen ließ«. Boncour dachte aber nicht daran. stt!> einschitchtern zu lassen. Sr verlor kein«« Augenblick seine ruhige und selbstsichere Haltung, sondern erklärt» mit einer von dem Berliner Kommuntstenorgan al» ..provokatorisch frech" bezeichncten Geste, dast er im Falle eine» Widerspruch«! seiner vaterländischen Interessen mit den Richtlinien der Internationale sich keinen Augenblick bedenken würde, sein Vaterland zu wählen und die Internationale fallen zu lassen Bor dieser mutigen Sprache wichen die Gegner scheu »urück. verzichteten auf eine Veschlustfassung und verschoben die Erledigung der Sache auf den nächsten Kongrest der Zweiten Internationale, was natürlich gleichbedeutend mit Verlandung ist. Solche Männer können nur auf einem Boden gedeihen, in dem die Tugenden der Wehrhaftigkeit und der Mannhaftigkeit feste Wurzeln geschlagen haben, aber nicht in dem schlammigen und schnmmmigen Erdreich, aus dem unsere deutschen Pazifisten ihre verstiegenen Ideologien züchten. Wären unsere Pazi. fisten von ähnlichem Kaliber, io könnten ihnen auch unbedenk lich wichtige Posten in der Genfer BölkerbundSvcrwaltung anvcrtraut werden. So aber must eS di« ernste Sorge der deutschen Oesirntlichkeit sein, darüber zu wachen, daß die Ver tretung Deutschland» in Genf nach seinem Eintritt in den Völkerbund keinem einzigen Gesinnungsgenossen der Herren PersluS. Gerlach usw. überantwortet wird. Die Aufgaben, die un» in Gens erwarten, sind wegen unserer erppuierien Stellung in der internationalen Politik so heikler Natur, dast wir zu ihrer Bewältigung unterer in nationaler Hinsicht zu verlässigsten und zugleich diplomatisch geschultesten ^ R-. dürfen werden. Im übrigen wird sich das nationale Deutsch land leine Freude an der Wehrhaftigkeit dnrcll v"-'(>sti- schchi Quertreibereien nicht verderben lasten. Unsere Wehr- Hastigkeit soll aber nicht nur ein« proletarische lein, die da» Volk aus parteipolitischen Rücksichten in zwei Lager Galtet, sondern eine allgemeine vaterländische ohne Unterschied der Partei, nicht zu kriegerischen Angrifiszwecken, sondern zur körperlichen und geistigen Ertüchtigung der gesamten Nation als Vorbedingung unseres Wiederaufstieges. Erst wenn dieleS Ziel erreicht ist. werden wir wieder im Vollbesitze unserer nationalen Kraft sein. Sine neue -eulsche Amerika-Anleihe. vertt». ». Sept. Auf Rückfrage an zuständiger Stelle wird bestätigt. dast mit dem amerikanisch«« Syndikat unter Führung von Harrt». Farbe» ck So ei«, grundsätzlich« Einigung über eine Anleihe von llü WNItane« D»>«r in akprozenttgen Vonb». die im Jahre lvöi fällig werde«, vvar erztelt ist. vor dem endgültigen Abschluss mtisten aber noch ein« Anzabl.Einzelheiten geregelt werden. Auch steht -er Berkaufskur». zu dem die Anleihe aufgelegt werden soll, noch nicht fest. S»lan-r«r «aufchrr t« Bern«. verlt«.H. «ept. Wir die Morgenvlätter melden, ist der deutsche Gesandte in Warschau, Rauscher, »u kurzem Aufenthalt ln Berlin etngetrosfen. Der Gesandte wirb Ge legenheit nehmen, mit den Berliner »ustänbtgen Stellen die Lage im Zusammenhang mit der bevorstehenden Volker, bund »tagung »u besprechen. Die öjterreichisch.-eutiche Annäherung. Festabend z« Ehren der deutschen Parlamentarier in Wien. Wien. 4. September. Zu Ehren der in Wien weilenden deutschen Parlamentarier fand gestern ein von der Groh. deutschen Volkspartei veranstalteter Festabend statt, an dem auch Vertreter der völkischen Vereinigung in Wien teilnahmcn. Auch Vertreter der deutschen Gesandtschaft tn Wien waren an. wesend. Vizekanzler Dr. W e b e r gab tn seiner BcgrUkung». ansprachc der Freude darüber AuSbruck. in Wien wiederum Vertreter des öffentlichen Leben» au» dem Deutschen Reich begrüben zu können. Diese Tatsache sei ein neuerlicher Bewei» sür da» immer stärker werdende Zusammengehörig, kettögcfühl der Deutschen die-seit» und sensett« der Grenze. Im Namen der retchSdeutschen Parlamentarier ant- wortete der LandtagKabgcordnctc Dr. H o l s ch e r. Er erklärte, neben der Herstellung der geistigen Gemeinschaft solle dieser Besuch auch praktischen Wert haben. Die FrledenSverträae sollten die Bildung einer staatlichen Einheit verhindern. Nicht verhindern könnten sie e» ieboch. den praktischen Entschluß 'chon jetzt zu vollziehen. tTll.j Sludienreise von Auslands-Kommunal politikern durch Schlesien. Görlitz. 8 Sept. Zur Teilnahme an einer Studien, reile durch Schlesien trafen hier 26 Kommunalpol i. ttker au» Finnland Estland Ungarn und der Tscheche! ein. Die Studienreise begann am 2 September vormittag» 2 Uhr. mit der Begrüßung der erschienenen Gäste tm Rathaus« zu Görlitz durch den Bürgermeister Dr WteSner. Die Teil- nehmer besichtigten nachdem ihnen der RatSarchivar Professor Dr. Iecht einen kurzen Ueberblick über die GSrlttzer Geschichte gegeben hatte die Altstadt den alten und den neuen Friedhof mit dem Krematorium die Lesehalle, da» Stadttheater und sodann in einer Rundfahrt die Siedlungen. Vereinfachung der Reichsverwallung. Beginn bei den Reichsminiflerien. Ein Vereinsachungsausschuß der Ministerien. Verlin, 4. Sept. Die RcichSregierung hat in der letzten KabiiietiSsitzuna auch eine vom NeichSinneiiniinister vorgelegte gemeinsame GeschästSordnnn" der Reichsmintsterien g e - n e h m i g t. Diele Geschäftsordnung regelt die ankeren Formen dcö Geschäftsganges. Als wesentliches Ziel wird dabei erstrebt, den GescstästSoong auf daS äukerste zu v c r - einfachen und zu beschränken. De Geschäsisvrdnung selbst sagt, dgst dieses Ziel nur dann voll erreicht werden könne, wenn jeder euneln" An"''>öriae der Reill'"'"'n"''"rien un Nahmen seiner Geschäfte auch persönlich in diesem Sinne mit arbeitet. Um den Geschäftsgang weiter zu verbessern, zu ver einfachen und zu verbilligen, soll in jedem Ministerium ein besonderer V e r e i n f a cb n n g S r c s e r e n t den Geschäfts gang überwache». Dieke Veretiifachunasreserenteii bilden zu sammen einen A u S s cb n st für Vereinfach» »gS- fragen, der unter Führung des Reichsinnenministertums dauernd prüft, was zu geschehen hat, um den Geschäftsgang der Ministerien und ihrer na-haevrd»eten Behörden zu ver- vvllkommnen und vor allem die Arbeitsleistungen zu er höhen. Dr. Reinhold hat bereits in Dresden angcdentct. dast feit längerer Zeit Pläne einer organischen Einordnung Im Rcichssinanzministerinm bestehen, die in der nächsten Zeit zum Abschlust gelangen dürsten. Im Zusammenhang damit hcistt es, dast der Staatssekretär Fischer von seinem Posten zurücktreten werde. Anivarlschaflen der Erwerbslosen in der Sozlalversicheruna. Berlin, 8. Sept. In einem Teil der Presse werden Be sorgnisse geaustert, dast die vom NcichSarbeitsminister im Reichstage in Aussicht gestellten Vorkehrungen noch nicht er folgten. wodurch die Anivarlschaflen in der Sozialversicherung für die Erwerbslosen erhalten werden sollen. Wie wir dazu erfahren, sind die entsprechenden Vorlagen im NeichSarbetts- mtnistcrinm bereits scrtiggcstellt und werden sofort »erösient- ltcht, sobald der RcichSrat ihnen zug.stimmt hat. Bezüglich der noch in Unterstützung stehenden Erwerbslosen ist eine Er gänzung der Aussührilngsvvrschristen zur Verordnung über di« Erwcrbslosenfürsorgc nötig, die verfassungsmäßig nicht ohne den Neichsrat ergeben kann. Bezüglich der ansgeftenertcn Erwerbslosen wird die Angelegenheit im Rahmen der übrigen beabsichtigten FUriorgemabnahmen geregelt, die ebenfalls, und zwar aus dringendes Verlangen der größeren LKnder, dem Reichsrat vorgelegt wurde. Das NeichöarbeitSmtn^'ertum bat den ReichSrat um einen möglichst frühzeitigen Verhand lungstermin. lW. T. B.) Rigorose Sparmatznahmen in Frankreich. Selbst die Kascruenbeseu werde« »bgebant. Paris. 4. Sept. Uebcr die Sinschränkungsmastnahmen der französischen Regierung wird ergänzend gemeldet, daß außer 228 Kreisgrricheen 218 Gefängnisse verschwinde« werben, lieber die Beseitigung von 1VN bis 12» Unterpräscktnren wird am Freilag der nächste» Woche ein Ministerrat endgültig entscheiden. Die Ersparnisse innerhalb der Armee erstrecken sich vor allem darauf, daß zahlreiche militärische Stellen, dte nicht der reinen Vorbereitung für den Kriegsdienst dienen, be seitigt werden sollen. Auch auf dem Gebiet der Unterbringung und Verpflegung der Mannschaften soll vieles aus Sparsam- kcttSgrün'dcn geändert werden. Der Kascrnenbesen soll durch technische Ncinigungsavvarate ersetzt werden. Die Mili- tärpfcrde sollen nicht mehr mit gewöhnlichen Bürsten, son dern mit elektrischen Apparaten gereinigt werden. Die Be kleidungsämter sollen in Zukunft an zivile Unter nehmen vergeben werden. Zur Löhnungszahlung sollen Postschecks und Bankkonten verwendet werden. Im übrigen staben die Maßnahmen der Regierung, vor allem soweit sic sich aus die Abschaffung der llnterpräfckturen und der Kreisgerichte erstrecken, scharfen Widerspruch tn parlamentarischen Kreisen gefunden. Eine Reiste von Abge ordneten hat bereits eine Gruppe zur Verteidigung der vom Abbau bedrohten Verwaltungs- und Iustizbeamten gebildet. Sine Flut von P r o t e st s ch r e i b e n ist bereits beim Innen, minister eingegangen. Inzwischen gehen die Beratungen der Regierung weiter. Der Innenminister und der Handels minister haben gestern erneut mit den Vertretern der Parlier Aaststausbcsitzcr verhandelt. UeVer die Einführung von nur z w e i G e r I ch t e n ln den R e st a u r a n t S hat man sich s-tzt dahin geeinigt, daß unter den zwei Gerichten zwei Fleisch, gänge zu verstehen sind. (T.-U.j Look jür neue Slreikverhanblungen. London, 4. Sept. Der Sekretär des Bergarbeiterbandes, E o o k. hat an Churchill einen Brief gerichtet, in dem er Ihn ersucht, eine Konferenz der Grubenbesitzer und der Bergleute ctnzuberusen und dieser betzuwohnen. In einer amtlichen Mitteilung der Negierung wird erklärt, der Brief Cooks stelle eine genügende Grundlage dar, daß die Regierung dte Grubenbesitzer zur Wiederaufnahme von Verhandlungen auffordere. In später Abendstunde Hai die Regier««« beschlösse«, dem Wunsche der Bergarbeiter nachznkommen. Sie ist der Ans« assnng, dast daS Schreibe« eine genügend« Bast» sür die Wiederaufnahme der Verhandlungen bildet. „Times" bezeichnet das Schreiben des Vollzugsausschusses der Bergarbeiter an Churchill als einen wesentlichen Fort- schritt. Die Bergarbeiter seien jetzt tatsächlich bereit, nicht «nr die ttmorganisation der Industrie nnd eine Lolmvcrminderung zn erörtern, sonber« auch eine Veränderung der Arbeitszeit. Dte dringende Frage sei jetzt, ob auf die Einladung der Regie- rung zu einer allgemeinen Konferenz der Bergwerksverband einen Anspruch, für da» ganze Land gültige Abkommen zu 'chliehen, weiter aufrcchterhalte. Der jugoslawische Innenminister geohrieigl. Wien. 4. Sept. Wie au» Belgrad gemelbet wird, er» lebte in einer der letzten Nächte der iugoslawische Innen» minister Martmovic» in Baljevo ein sehr peinliche» Abenteuer. Gegen Mitternacht stürzte «in Le«t«a«t ia daS Zimmer deS Hotels, wo der Minister abaeftiege« war. und fragte: Sind Sie der Innenminister, der di« Leitung der Gemeinden de« Demokraten überlasten hat?, woraus er dem Minister eine Ohrfeige versetzte. Der Leutnant wollte flüchten, wurde iedoch vom Personal des Hotels seftaenommea und der Polizei übergeben. Der verhaftete ist aktiver Ossizier tu der ingoslawische« Armee und Parteimitglied der serbischen Altradikale«. Bulgarien geaen eine Ausiandskonkrolle der Flüchtlings-Anleihe. koolidge droht mit Rüstungsvermehrung. Wegen Sabotage der Abrüstung durch Europa. Nenyork, 4. Sept. Die republikanische Presse verbreitet kn großer Aufmachung eine Erklärung des Weißen Hauses, wonach Coolidge entschlossen sei, die Durchführung des Lust flottenprogramms nnd den Ban von Kreuzern nnd Tauch booten zu beschleunigen, wenn di" Genfer Abrüstungskonferenz erfolglos bleiben sollte. Ter Präsident habe dte Teilnahme amerikanischer Delegierter an dieser Konferenz nur wider strebend und nur deshalb zugegeben, um den friedlichen Willen der Vereinigten Staaten kundzutun. Coolidge sehe sich ver anlaßt, die Aufmerksamkeit der Welt daraus zu lenken, daß Amerika seinen Reichtum möglicherweise zur Vermehrung der Rüstungen verwenden könne, wenn das mit finan ziellen Schwierigkeiten kämpfende Europa die Abrüstnngsvor- schlüge Amerikas auch weiterhin übergehe. Amerika würde e» in diesem Falle ganz gleich lein, ob es dadurch die Füh rung einer neuen RüstungStampagne übernehmen würde. Akklvev Eingreifen Japans in China? Tokio, 4. Sept. Der Generalgouverneur von Korea. General Ko dama. macht seiner Regierung den Vorschlag, kn den Kampf gegen Kanton aktiv einzugreisen. Hierzu sei die Eisenbahnlinie von Mukdcn bis Tjantzin durch japanische Truppen zu besehen. Gleichzeitig seien japanische Schisse in chinesische Gewässer bei Ttanhtn zn entsenden, um an der Blockade Kantons teilzunehmen. Das aktive Eingreifen Japans sei uotwcndig geworden, da sich die japanische» Kaus- leutc und die Industriellen tn China scharf bedroht sehe«. Dte japanischen Kanonenboote haben in Hankau bereits 28(1 Seesoldatcn gelandet. Bor Norden werden umfangreiche Verstärkungen ans den Marsch nach Hankau gesetzt. E» sind Bemühungen tm Gange, den Generalgouverneur Sun- Ugum-Fang zmm, aktiven Eingreifen zu veranlasse». Llarachan verttlkl Peking. Aber er läßt sich nicht anSweiseu. London. 4. Sept. Nack Meldungen au» Peking teilt der russische Botschafter K a r a ch a n, der Peking in einigen Tagen verlaßen wird, nkit, daß seine Abreise nicht durch die chinesische Regierung beeinflußt, sondern nur durch seine Anwesenheit tn Moskau zur Unterstützung de» russischen AußenkommissarS Tlchitschertn notwendig geworden let. <T. U.f MoSkan, 4. Sept. Tlchitschertn richtete an den chine sischen Geschäftsträger tn Moskau eine Protestnote gegen die an die Verwaltung der Ostchina-Eisenbahn gerichtete For. derung Tschangtsolin», alle der Ostchtna-Elienbahn gehörigen Schiffeden Mukdener Behörden zu übergeben. Wupeifus V,fangennokme noch unbeslüttgl. Schanghai, 4. Sept. SS liegt noch keine Bestätigung von dem Gerücht vor, nach dem Wupetfu verwundet und durch seinen eigenen Stab gefangengenommen worden wäre. Die Kantontruppen besetzten nach erbitterten Kämpfen Wu- tichang am 8. September. Wupeifu gab den Befehl zum Rückzug und rief tn Hankau, wo er etne starke Besatzuyg zurücklieb, da» Gtandrecht aus. Aushebung -er gemiichien Gerichtshöfe London. 4. Sept. Wie Reuter erfährt, weisen die au» China eingetrofsenen Nachrichten darauf hin, daß über dte Aufhebung de, Gemischten GerichtShöse tn Schanghai unter den Mächten der Entwurf eine» Abkommen» vereinbart worden sei. Die Vertreter der Mächte mit Aus nahme des Italienischen Generalkonsul» seien angewiesen wor- den, da» Abkommen zu unterzeichnen. Wie Reuter zu der Vorgeschichte dieser Gemischten Gerichtshöfe bemerkt, wurden nach dem Ausstand von 1911 dir Gemilchten Gerichtshöfe von dem Konsularkorp» tn Schanghai übernommen und seitdem verwaltet. Man hosft, daß durch da» neue Abkommen eine Besserung de, ve»t«hungen zu China erretcht werde. Sofia. 4. Sept. Die Blätter veröffentlichen Erklärungen des Minister» de» Aeußeren, Burosf. der betonte, er be gebe sich nach Gens mit dem unerschütterlichen Willen, an der Festigung de» Frieden» und Besserung der Beziehungen zwischen den Balkanstaaten zu arbeiten. Wenn die Nachbar länder von demselben aufrichtigen guten Willen beseelt seien und wenn sie wünschten, dte Souveränität Bulgarien» zu achten, so werde der Herstellung von Beziehungen guter Nach barschaft nicht» tm Wege stehen Znr Forderung der Nachbar länder. an der Kontrolle Uber die Flüchtltngs- anie Ihr teilzunehmen, bemerkte Buross die bulgarische Re gierung betrachte diese Frage als im ablehnenden Sinne gelöst. Bulgarien werde eine solche Teilnahme nicht anneümen können. Buross wird sofort nach Gens abreisen. wo er Bul garien in der Bölkerbundsvcrsammlung vertreten wird. » Geus. 4. Gept. Der rumänische Außenminister MIt > lenu trifft mit dem rumäni^en Ministerpräsidenten am Montag in Gens ein. Bereits am gleichen Tage findet unter Teilnahme de» Außenminister» Dr Benesch und de» Außenministers NIntschttsch eine Besprechung der Kleinen Entente statt, in der über die AuSsührung der in Beide» getroffenen Be schlüsse beraten werden soll. In dieser Konferenz bürst« elu lorstoß gegen Bulgarien erfolgen. Umgestaltung der meridanlsche« Äirchen- gesrße. lDurch Snnkspruch.l «erlr». 4. Gept. Da» Ministerium de» Iuuer« bereitet neu« Ktrchengesrtze vor, die nach ihrer Annahme durch den Kongreß dte neulich erlassenen Kirchengesetzr ersetzen sollen. Die neuen Gesetze werden »war die Zahl der Priester in jedem Staate beschränken, aber gestatten, daß ein aus ländischer Priester in jeder sich tm Besitze einer ausländische« Kongregation befindenden Kirche amtiere. Der Senat ist noch nicht zusammengetrkten, da die Ergebnisse der letzten Wahlen noch nicht endgültig festgesiellt sind. sW. T. B.j Tehera«, 8. Sept. Da» verstscheKabtnetttst gester» zurückgetrete«. tWTL.j —^