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6452 Börl-Ear, 6 d. Dtschn. Buchha»d°I. Amtlicher Teil. 120, 25. Mai 1312. Anders steht es mit dem zweiten Teil des Antrags. Diesen hatte der Börsenvereinsvorstand ursprünglich auch zu dem seinigcn gemacht, insofern als er sagte: uns ist es recht, wenn es bei dem dreispaltigen Satz bleibt, nur müssen dann gewisse Unstimmigkeiten in dem Stuttgarter Antrag beseitigt werden; es soll heißen: 12>/z Pfennig statt 12 Pfennig usw. Nachdem der Börsenverein diesen zweiten Teil zurückgezogen hat, nehme ich den Antrag in der Form, wie ihn der Börsen vereinsvorstand formuliert hatte, also in der seiner Ansicht nach guten Form wieder auf. Es ist Geschmacksache, ob man das Börsenblatt dreispaltig oder vierspaltig lieber hat. Wir sind der Ansicht, daß die Freiheit, zweispaltige Inserate aufzugcben, die als außerordentlich wirksam anerkannt sind — das geht schon aus dem Umfange hervor, in dem sie auftreten — erhalten bleiben muß, und daß diese zweispaltigen Inserate in der jetzigen Breite erhalten werden sollen, nicht in der so viel geringeren Breite erscheinen, die sie bekommen würden bei vierspaltigem Satz, wo außerdem wieder ein zweispaltiges Inserat daneben steht und diese Inserate sich gegenseitig stören. Außerdem finden wir, daß bei Vierspaltigkeit die Seiten so schmal werden, daß man einspaltige Inserate kaum mehr wird aufgeben können, daß die Inserate sich viel schlechter lesen werden. Es müßten mehr Wörter abgebrochen werden, bei gesuchten und an gebotenen Büchern müßten die Büchertitcl entsprechend gekürzt werden usw. Wir möchten daher Vorschlägen, es bei der alten Dreispaltigkeit zu lassen, zumal das finanzielle Ergebnis für den Börsenverein genau dasselbe sein wird. (Bravo!) Noch eins, meine Herren! Wenn Zeitungen oder Zeitschriften ihren Anzeigenpreis verändern, ist es üblich, das lieber durch einen Formatwechscl zu verdecken, als offen die Preissteigerung anzukündigen; das ist das sogenannte psychologische Moment, auf das mutmaßlich Herr Meiner noch kommen wird. Ich möchte aber vorwegnehmen, daß dieses psychologische Moment bei uns herzlich wenig Wert hat. Wir wissen alle ganz genau, um was es sich handelt, mögen wir nun 12>/« Pfg. für die breitere gedrittelte oder 10 Pfennige für die schmale geviertelte Zeile zahlen, da es doch unser tägliches Handwerks zeug angeht. Meine Herren, ich bitte Sie, auch diesem vom Börsenvereinsvorstande verbesserten Stuttgarter Entwurf zu Nummer 2 Ihre Zustimmung zu geben. Zu dem dritten Punkt hat sich Herr Seemann nicht geäußert; ich nehme aber an, der Vorstand des Börsenvereins findet dafür die geeignete Form, daß nicht alle Beträge, auch die großen, mit Barfaktur erhoben werden; das ist eine so selbstverständliche Forderung, daß ich nicht nötig habe, darüber Worte zu verlieren. Herr Arthur Meincr-Leipzig: Ich möchte nur zu der Frage des drei- oder vierspaltigen Satzes das Wort nehmen. Es ist darüber schon gestern so viel gesprochen worden, daß ich Neues nicht beibringen könnte; ich möchte aber doch die Hauptsache »och einmal wiederholen und den Standpunkt des Börsenblattausschusses präzisieren, und die Gründe, die ihn zu seiner Stellung veranlaßt haben. Es sind uns viele Klagen zugegangen wegen des schlechten Aussehens des Börsenblattes, wegen der Unübersichtlich keit seiner einzelnen Teile. Wir vermochten diesen Klagen die Berechtigung nicht abzusprechen, und mußten daher suchen, sie in irgend einer Form abzustellen. Zum anderen mußten wir uns bemühen, den Anzeigepreis zu erhöhen, da wir ja seit 25 Jahren schon den niedrigen Preis von 10 Pfennigen haben, der den jetzigen Kosten nicht mehr angemessen erscheint, und da auch die Auflage des Börsenblatts sich erhöht hat und wir einen Ausgleich dafür durch Preiserhöhung für die Inserate schaffen sollten. Es erschien uns als bester Ausweg der vierspaltige Satz, wie er in den gedruckten Bestimmungen Ihnen vorgeschlagen wird. Der vierspaltige Satz wird von vielen anderen Zeitschriften gebraucht, und es ist nicht ein No vum, das wir hier einführen wollen, es sind außerdem verschieben? Momente, die man dafür ins Treffen führen kann. Zunächst: er ist praktisch. Die zweispaltigen Inserate sind zwar beliebt, das hat uns Herr vr. Ruprecht gesagt, und das sieht man ja bei jedem Durchblättern des Börsenblatts, das wünschen die Herren aus Stuttgart auch beibehalten zu sehen, sie wollen die Übermacht der zweispaltigen Inserate gewährleistet wissen und die Inserate besser wirken lassen, ohne allzuviel dasür zu bezahlen. Es werden aber auf diese Weise die in jeder dritten Spalte stehenden Inserate erdrückt, der Antrag ist eigentlich sehr egoistisch. Die Herren sprechen von ihrem -zweispaltigen Standpunkt« aus, wenn ich cs so ausdrücken darf, sie wünschen diese Vormachtstellung in Zukunft bewahrt zu wissen, sie wollen die Kleinen tot machen; der Börscnblattausschuß muß aber seine Gunst den Kleinen wie den Großen zuwenden und glaubt von seinem Standpunkt aus das bessere Teil erwählt zu haben. In Zukunft sollen zwei zweispaltige Inserate nebeneinander stehen. Das hat den weiteren Vorteil, daß der Metteur in Zukunft nicht mehr so viel Schwierigkeiten hat, wie er bisher hatte, wo es ihm oft sehr schwer war, die zweispaltigen Inserate unterzubringen; er konnte dies nur dadurch tun, daß er die Inserate der folgenden Rubriken, Angebotene und Gesuchte Bücher, sehr weit vorzog; in einem von mir zufällig gefundenen Beispiel standen auf 22 Seiten hintereinander sowohl künftig erscheinende, wie angebotene und gesuchte Bücher, ein Zustand, der in einem geordneten Blatt, das die Rubriken hintereinander bringen will, sehr merkwürdig wirkt. Der dreispaltige Satz hat auch den Nachteil, daß wenn das Börsenblatt an die einzelnen Abteilungen einer Firma verteilt wird, der eine Teil für den Sortimenter, der andere für den Antiquar, die Teilung unmöglich wird. Bei einer Einteilung in vier Spalten wird auch der Satz nicht so unharmonisch wirken wie jetzt. Es wird infolgedessen dem ästhetischen Empfinden besser genügt als bisher. Die Finanzfrage spricht ja bei der Frage, ob man drei- oder vierspaltigen Satz wählt, nicht so sehr mit, weil das Endresultat ungefähr das gleiche ist. Wenn man den Zeilenpreis, wie er von uns vorgeschlagen wird, mit 10 Pfennigen belassen kann, so hat das zwei Vorteile. Das Eine ist die angenehmere und bequemere Multiplikation mit zehn statt mit zwölf oder zwölfeinhalb, und zum anderen, damit ich meinem Freunde Or. Ruprecht den Gefallen tue und das Wort erwähne, kommt das psychologische Moment in Betracht: bei vierspaltigem Satze und einem Preise von 10 Pfennigen tritt die Preis erhöhung nicht so deutlich zutage. Ich bitte Sie also, aus praktischen, ästhetischen und psychologischen Rücksichten, es bei dem vierspaltigen Satz, wie es der Ausschuß vorschlägt, zu belassen, und den Antrag des Herrn vr. Ruprecht abzulehnen. Vorsitzender Herr Kommerzienrat Karl Siegismund-Berlin: Wer wünscht noch das Wort zur Generaldiskussion? — Es meldet sich niemand, ich schließe diese. Wir kommen zur Spezialdiskussion. Ich möchte aus den verschiedenen An trägen zunächst folgenden herausgreisen. Wenn Sie damit einverstanden sind, beschäftigen wir uns vorerst mit der Abänderung des Z 4 der Vorlage, dem Antrag 1 der Stuttgarter Herren, der lautet: »Sind mehrere Angehörige einer Firma Mitglieder des Börsenvereins, so kann das zweite und jedes weitere Mitglied auf die Zusendung des Börsenblattes verzichten, wofür dem betreffenden Mitglied? 15 Mark seines Jahresbeitrages zurückvcrgütet werden.«