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6450 Börl-IM-U f. d, Tisch», Buchhandel, Amtlicher TeU. ^ 120, 2S. Mai 1912, Herr Artnr Seemann-Leipzigs Meine Herren, das Lied vom Börsenblatt, das ich Ihnen zu singen habe, wird einigen von Ihnen schon wie ein Gassenhauer Vorkommen, so oft ist es da gewesen, aber es ist keineswegs zu oft da ge wesen, im Gegenteil, eine Sache wie das Börsenblatt, die die Achse unseres ganzen Vereins bildet, sozusagen den Kraft speicher, kann man nicht sorgfältig genug behandeln. Ich habe einmal von einem Seifenfabrikantcn gehört, daß die gute Seife sich von der schlechten dadurch unterscheidet, daß man die gute viel länger behandelt, namentlich häufiger mischt und knetet, wodurch sie die feineren Eigenschaften annimmt. Wenn das Verfahren bei unserem Börsenblatt anschlägt, so muß es ja eine ausgezeichnete Leistung werden. Der Ausschuß, der Vorstand, die Vorsitzenden und Delegierten der Kreis- und Orts- Vereine, die Herren, die sich sonst berufen fühlten, bei der Börsenblattfrage mit zu reden, haben in ausgiebigster Weise ihre Meinung über das Blatt kundgegeben; wir sind daher mit einem Material versehen, das durchzusehen eine Aufgabe ist, vor der jeder, wenn er bloß die Aktenbüudel sieht, erschrickt. Ich glaube, daß diese Frage eine der restlichst und sorgfältigst er wogenen ist, die uns jemals beschäftigt hat. Es sind eine ganze Reihe Verbesserungsvorschläge gemacht worden, die sich nach und nach in den Akten des Borsenvercins und des Börsenblattausschusscs gesammelt haben. Dann ist vor einiger Zeit im Börsenblatt ein Referat über diese verschiedenen Punkte erschienen. Sie werden also gesehen haben, daß sich die Sache er streckt aus die Zustellung, dann die Erhebung des Blattes zum Vereinsorgan, die Lieferung des Blattes an sämtliche Mit glieder, dann die an die veränderte Zustellung sich anknüpsendcn Veränderungen nuferer Satzungen, drittens die Veränderung des Inseratenteils, die Veränderung, die wir inbezug aus Illustration des Blattes vor haben, und sonstige kleine Umwand lungen, die dringend notwendig gewesen sind; ich brauche das nicht im einzelnen auseinanderzusetzen. Was nun die Zustellung des Blattes angeht, so erscheint es ohne weiteres begreiflich, daß ein täglich erscheinendes Blatt auf dem schnellsten Wege zugestellt werden soll. Dieser schnellste Weg ist begreiflicherweise die Rcichspost, Wir haben reiflich erwogen, ob man die Post zum Bestell- und Transportmittel des Börsenblatts machen soll. Die dagegen sich geltend machenden Bedenken haben den Vorstand und die Herren des Ausschusses und die sonstigen Ratgeber bei der Börsenblatt reform aufs eingehendste beschäftigt, wir haben sogar verschiedene Rechtsgutachten über die Frage eingezogen, wie weit die Satzungen notwendigerweise geändert werden müssen, wenn wir jetzt die Post als Bezugsquelle des Börsenblattes herbeirufen. Diese Gutachten sind divergierend gewesen, wir sind aber der Ansicht gewesen, daß unbedingt eine Satzungsänderung sich notwendig mache, und diese Änderung liegt Ihnen ja heute zur Genehmigung vor; sie ist vor einiger Zeit im Börsenblatt be kannt gegeben worden. Was die Lieferung des Blattes an sämtliche Mitglieder des Vereins anlangt, so haben sich von verschiedenen Seiten Beschwerden darüber eingestellt, daß man eine zwangsmäßige Lieferung an sämtliche Mitglieder einführen wolle, selbst bei denen, die das Blatt gar nicht wünschten; daß es solche gäbe, gehe daraus hervor, daß mehrere hundert Vereinsmitglieder das Börsenblatt überhaupt nicht halten. Dagegen ist zu bemerken gewesen, daß es sehr wünschenswert sei, daß jeder Buchhändler dieses wichtige Beobachtungs- instrnment des Büchermarktes kennen lerne, und wenn er cs noch nicht kennt, daß es ihm zugcsührt werde, damit er Ge legenheit habe, daraus wenigstens zu entnehmen, was der Vorstand und der Verein an seine Mitglieder unbedingt mitzuteilen hat. Es ist dann von verschiedenen Seiten der Wunsch ausgesprochen worden, daß man wenigstens diejenigen Personen von dem unbedingten Bezug des Börsenblattes entbinden möchte, welche Sozien einer Firma sind und sich daher mit einem Exemplar begnügen können, daß also bei mehreren Inhabern einer Firma nur ein Mitglied des Börsenvereins verpflichtet sein soll, das Blatt zu beziehen. Wir haben diesem besonders von Süddeutschland her stark betonten Wunsche uns nicht un sympathisch gegenübergestellt und in den letzten Tagen zu unserem Antrag einen Abänderungsvorschlag ausgestellt, der dieser Stimmung Rechnung trug. Es hat sich auch gezeigt, daß dieser Vorschlag nicht nur im Verlegerverein, sondern in der Delegiertenversammlung Boden und Anklang gefunden hat, und es ist die Majorität für diesen Vorschlag gewesen. Demnach wird der Vorstand diesen Abänderungsvorschlag in dem Sinne aufnehmen, daß wir bitten, folgenden Passus anzunehmen: 1, In Z 4, Absatz 1, Zeile 3 ist einzuschieben: »Sind mehrere Angehörige einer Firma Mitglieder des Börsenvereins, so kann das zweite und jedes weitere Mitglied auf die Zusendung des Börsenblattes verzichten, wofür dem betreffenden Mitgliede 15 Mark seines Jahresbeitrages zurückvergütet werden,-- Inbezug auf den Inseratenpreis hat der Ausschuß für das Börsenblatt die wünschenswerte Erhöhung des Zeilen preises mit einer Veränderung des Anzeigenteiles verbunden, welche dem Vorstand sehr glücklich geschienen hat. Man wünschte nicht den Zeilenpreis von 1V Pfennigen zu erhöhen, um den Übergang, die Erhöhung, die sich in der neuen Einrichtung des Börsenblattes im Anzeigenteil ausprägt, weniger fühlbar zu machen. Wir haben geglaubt, Vorschlägen zu sollen, daß künftig das Börsenblatt nicht mehr in dreispaltiger Form, sondern in vierspaltiger Form abgesetzt werden soll, um das Überwiegen der zweispaltigen Anzeigen und die Unbequemlichkeit, die die Druckerei durch die Dreispaltigkeit hat und wiederholt betont hat, künftig zu vermeiden. Es ist die Rücksicht auf die Bequemlichkeit und die Schönheit, die uns diesen Vorschlag des Börsenblattausschusses hat annehmen lassen. Nun hat sich auch gegen diese Neuerung ein Bedenken von Süddeutschland her fühlbar gemacht, die Herren haben den Vorschlag gemacht, man solle das Börsenblatt künftig nicht in vier Spalten, sondern wie bisher nur in drei Spalten eiuteilen, dagegen die wünschenswerte Erhöhung von 10 Pfennig auf 12 Pfennig festsetzen. Ich möchte bemerken, daß der Inseratenpreis seit dem Jahre 1887, seit gerade 25 Jahren, nicht mehr erhöht worden ist, daß die Auflage des Börsenblattes in dieser Zeit um etwa 1700 Exemplare gestiegen ist, sodaß die Inserenten jetzt verhältnis mäßig weit weniger bezahlen als früher; daß außerdem die Preise der Lebenshaltung im allgemeinen und auch die Drucker preise sehr stark gestiegen sind, sodaß eigentlich eine Erhöhung des Anzeigepreises längst wünschenswert gewesen wäre. Nun hat der Vorstand sich dem Vorschlag der Herren aus Süddeutschland insofern sympathisch gegenüber gestellt, als er erklärt hat, es komme lediglich aus die Generalversammlung an, was sie über diesen Punkt beschließen würde. Bildlich ausgedrückt: ob der Tisch aus drei oder auf vier Beinen steht, ist dem Vorstand schließlich gleichgültig, wenn er nur nicht wackelt, (Heiterkeit.) Die Sache ist in der Hauptversammlung des Verlegervereins erörtert worden, und da hat sich allerdings eine Majorität sür den Vorschlag des Börsenblattausschusses gezeigt. Der Vorschlag des Börsenblattausschusses geht dahin, daß künftig die Seite in vier Spalten eingeteilt werden solle, und daß einspaltige, zweispaltige und durchlaufende Inserate gestaltet sein sollen, da gegen sollten keine dreispaltigen zugelassen werden, damit nicht der kleine Inserent, der nur eine Spalte besetzt, durch die dreispaltigen Inserate zu sehr gedrückt wird.