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verfahren» in dieser Richtung ohne aeblieben ist. Jeden- falls »st da« jetzt durcha« führte gerichtliche Verfahren am wenig ste« greianet. jene Möglichkeit al» gegeben gewesen darzutun, nachdem fflbst alle gerichtlichen Feststellungen für den Anae- klagten nicht soviel ueberzengungskraft gehabt hoben, um An Zur Anerkennung seine» Unrecht» »u bestimmen.* — Ei» .tiefe« Mitgefühl kann man dem k. Ebeling indessen schwer versagen. — Ueber die Fahrgeschwindigkeit deutscher Eisrnbabne« veröffentlicht die „Leitung de» Verein« deutscher Eisrnbahnverivaltungen" eine »usammenjassende Dar> - Am im ganzen 243 Zugverbindungen mit einer Durchschnittsgeschwin- digkeit von 70 Kilometer» und mehr in der Stunde unterhalten und davon entsallen 3b Zugverbindungen auf Geschwindigkeiten von 80 Kilometern und mehr in der Stunde, 75 Zugvcrbindungen ans Geschwindigkeiten von 7b,1 bi» 79,8 Kilometern und 132 Zug verbindungen mit Geschwindigkeiten von 70 bi« 74,8 Kilometern in der Stunde. Eine ähnliche Berechnung der Zugverbindungen, die nach den Wintersahrplänen 1904/Ob mit Durchschnitt»- geschwindigkeiten von 70 Kilometern und mehr in der Stunde best ' 103 Verbindungen mit 70 bi» 74,9 Kilometern in der Stunde E« ist demnach die Zahl aller dieser schnell beförderten Zug- Verbindungen sür den Sommerdienst 1905 gegen den Winter 1904/Ob von 188 aus 242, d. i. um 28,7 Prozent, gestiegen. Die Zahl aller Zugverbmdungen, die jetzt Strecken von 100 Kilo metern Länge und darüber ohne Anhalten unterwegs zurückzu legen haben, beträgt 150: davon sind 5b Zugverbindungen erst für den Sommerdienst 1905 neu eingerichtet, und es hat sonach eine Vermehrung dieser Verbindungen von 95 aus 150, d. i. um b7 Prozent, stattgefunden. Die längste Strecke, die von den Zügen im Winter 1904/05 ohne Anhalten unterwegs zurückgelegt wurde, ist die bayrische Strecke München-Nürnberg von 198.7 Kilometer Länge gewesen, während jetzt in die erste Stelle die Zugverbindungcn Berlin Zoologischer Garten—Hannover von 253L Kilometer und Hannover—Eharlottenburg von 251,5 Kilo meter Länge eingerückt sind. — Am 5. Juli waren 40 Jahre verflossen, seit die Neu- städter Gasfabrik, die an der Friedens- und Lößnih- stratze liegt, in Betrieb genommen wurde. Die Errichtung dieser Neustädter Anlage wurde seinerzeit zur Notwendigkeit, weil die Mtstädter Anlage, die im Jahre 1839 auf den Ehrlich scheu Gesichtsfeldern errichtet worden war, schon Mitte der fünfziger Jahre den an sie herantretenden Anforderungen nicht im entferntesten mehr genügen konnte. Außerdem waren die Druckverhältnisse in den Rohrleitungen höchst mangelhafte. Den noch zogen sich die Beratungen über die Neuerrichtung einer Gasfabrik sehr in die Länge. Gegen die zunächst ins Auge gefaßten zwei Anschläge am östlichen Ende der Stadt, vor dem Ziegelschlag« an der Blasewitzer Straße, «ine neue Fabrik zu errichten und die Altstädter Gasfabrik entsprechend zu erweitern, erhoben sich schwere Bedenken und Einsprüche, namentlich in der TaaeSpresse. Gegen «rsteren Plan wehrten sich energisch die Priv. Bogenschützengilde und ein Fabrikant, der auf seinem Grundstücke da draußen Malerleinwand fabrizierte und deshalb mit Recht den Ruß zu fürchten hatte. Da man zu keinem Be schlüsse kommen konnte, die Dringlichkeit der Angelegenheit aber inzwischen immer größer wurde, konnte man vom 15. Januar 1867 ab bis auf weiteres keine neuen GaSabnehmer mehr »u- kassen. Endlich beschloß man doch die Erweiterung der Alt städter Fabrik, ober die damalige Kreisdirektion versagte die Genehmigung. Schließlich wurde auf eingewendeten Rekurs nach insgesamt beinahe dreijährigen Verhandlungen die Genehmigung vom Ministerium des Innern erteilt, und 1859 begann man mit den Erweiterungsbauten. Natürlich war das nur ein vorüber gebendes Auskunftsmittcl. Man erwarb von der Neustädter Kircheninsvektion ein an den Neustädter Friedhof anstoßendes Feld und beschloß auf Vorschlag des Oberbürgermeisters Psoten- hauer, dort eine neue Gasfabri* zu errichten. Zwar erhob eine große Anzahl der Bewohner der Neu- und Antonstadt energischen Einspruch hiergegen, da man „erst vor kurzem durch einen Schleusenbau heimgesucht worden* und ob dieses neuen Vor gehens „in Schrecken versetzt worden sei". Nach Ansicht der Unterzeichner durfte die Fabrik in Neustadt entlveder gar nicht oder nur beim „Wilden Mann" errichtet werden Der Einspruch wurde jedoch als „auf Vorurteilen und Verkennung der eigensten Interessen des Stadtteils beruhend" vom Ministerium zurnck- gewiesen. Man begann mit dem Bau 1863 und vollendete ihn 1665. 1890 nach 25jährigem Bestehen wurde die Fabrik völlig auSgebaut. Die erste Bauausführung war für eine tägliche Gas erzeugung von 7500 Kubikmeter, während sie jetzt 96 000 Kukuk- Meter täglich beträgt. Ende 1901 waren von dem Werke 12 495 öffentliche und 92044 private Flammen zu versorqen, während bei der Inbetriebnahme 583 öffentliche und 6496 Privatflammen vorhanden waren. Erst seit 1874 arbeitet die Fabrik übrigens ohne Unterbrechung. Sie erzeugt gegenwärtig im Jahre 17 bis b8 Millionen Kubikmeter, als höchste Zahl unter allen Dresdner Anstalten. — Bei dem großen Gartenseste zum Vesten der Prinz Johann Georg-Stiftung am nächsten Sonn tag im Garten deS Japanischen Palais ist auch sür die Ver pflegung der Festteilnehmer in ausreichender Weise Sorge ge- tragen worden. Die gesamte Bewirtschaftung des Festplakes steht unter der Leitung des Herrn Direktors Stübler von der Kulmbacher Sandler-Brauerei. Es werden zwei große Bierzelte und ztvöls Bierausgaben errichtet. Außerdem wird ein Weinzelt und ein Konditoreibüsett Wollender. Hauptstraße! vorbanden sein. Tie gesamten Baulichkeiten auf dem Fcstplatze werden von Herrn Zimmermeister Seyfarth, FrüblingSstraße 1, ausgeführt. 80 junge Damen des Turnvereins für Neu- und Antvnstadt werden einen Blumenrcigen aussühren. Ein großes Plakat an den Geucke-Säulen weist seit einigen Tagen auf das Fest hin, das ein Glanzpunkt der diesjährigen Sommersaison zu werden verspricht. Das Plakat wurde in der hiesigen Kunstdruckerei von Wilhelm Hossmann, A.-G., hergcstellt. — Zum 27. Male rüstet in diesem Jahre der Gemeinnützige Verein ^Ferienkolonien ans. Viel Segen ist in diesem langen Zeitraum gestiftet worden, mancher Sonnenstrahl in be kümmerte Herren und Familien gedrungen. In diesem Sommer sind eS 900 Kinder, für die eine Ferienpfiege geschaffen werden konnte. Unter jener Zahl sind 100 Kinder der „Ländlichen Ferien- vflege gegen Bezahlung" (einige Stellen sind dabei noch offen), für welche die Angehörigen die Kosten tragen, und 327 .Kinder, die sür Rechnung hiesiger Firmen, des Vereins Töchterhort, der Frau Kommerzienrat Arnholv und Frau Bankier Konsul Arnhold Ferienpflegung erhalten. Bon den 13 Knabeukolonien zu >e 25 Kindern finden 2 im Kliugenbcrger Sommerhcim (Führer Lehrer Zschoche und Maier) und zwei in Sayda (Lehrer Gerhardt und G. Kübel) ein Unterkommen, je eine aber in Döbra (Lehrer Patzig). Fürstenwalde (Lehrer Poppe), Großröhrsdorf (Lehrer Zenker), Hermsdorf (Lehrer Wetzcl). Breitenau (Lehrer Weber), Nebenan (Lehrer Heß), Liebstadt (Lehrer O. Richter). Reichenau (Lehrer Bergmann) und Schönfeld (Lehrer Obenans); vier Mäd- chenkolonicn sind in den Klingcnberger Heimen (Oberin v. Friesen, Frl. Bielaß II. Frl. Rahiffew, Frl. Gök), zwei in Jrauenstein Mehrer Köhler und Oberlehrer Mühlfrlebel). je eine in Klein- bobritzsch (Frl. Köhler), Koppelsdorf (Frl. Otto), Obercolmnitz (Frl. Wom, Porschdorf (Frl. v. Wolffcrsdorfs). Wcifa (Frl. Knauthe), Falkenhain (Frl. Augustin), Friedebach (Frl. Pnnnwitz), Amtsbainersdors (Frl. Augustin), Hallsdorf (Frau Müller), Hart mannsdorf (Irl. Kübel), Liebstadt (Lehrer Wohlrab). Papstdorf (Frau Tümmler) und Psaffendorf (Frl. Lasch) nntergebracht. Unter diesen 36 Abteilungen sind 11 mit Selbstverpslegung, 25 mit GasthofSverpflegimg. 28 Kolonien verbleiben 4 Wochen, die übrigen 3 Wochen ans dem Lande. Die Kosten der Selbst- verpflegunaskolonie Liebstadt ll trägt abermals eine unter Ver waltung des Rates stehende Stiftung. Ueber 1200 Gesuche armer, schwächlicher Kinder lagen bei dem Gemeinnützigen Verein vor: an der AiiSsendung aus Vereinskastcn konnten nur rund 480 Kinder beteiligt werden. Ueber IM Knaben, ärztlich als „sehr bedürftig" bezeichnet, konnten nicht berücksichtigt werden, da bis jetzt die öffentliche» Sammlungen gegen die Vorjahre erheblich weniger ergaben. Sollten die Mittel noch recht reichlich eingehcn, sollen dieselben an der „Nachpflege" in den Klinaenberger Sommcr- pfleaehäusern beteiligt werde». Allen ansaewählten Kindern geht in diesen Tagen die Nachricht über Berücksichtigung ihres Ge suche» zu. 1. Juli ki». die Sächsische Schweiz sind im Vereinsgebiete de» Gebirgsverein» Schweiz die von diesem unterhaltenen >üler- resp. Studenten-Herbergen für dieses r eröffnet worden. Die Schandauer Schuler-Herberae^ die Ich im „Hotel zum goldenen Engel" befindet, bietet in diesem ««er acht Freibenen. — Morgen nachmittag 4 Uhr 40 Min. wird ein Sonder» zug von hier nach Berlin mit Anschluß nach Hamburg, Kiel usw. abaelossen. Der Fahrkarteuverkauf wird heute abend 7 Uhr geschlossen. — Da» Doppel.Konzert deS Fremdenverkebrs- verelnS konnte gestern nachmittag wegen ungünstiger Witterung nicht abgehalten werden, e» ist daher aus Sonnabend nachmittag von >/z5 bis >/ü8 Ukr verschoben worden. Spielen werden die stapelten des Garoereiter- und des 177. Infanterie- Regiments. — In der „Musenballe* in Löbtau wurde ein Sommer-Variötü eröffnet, das für viele Freunde einer volkstümlichen Abendunterhaltung eine dauernde Anziehung auS- üben dürste. Die Vorstellungen finden in dem 1500 Personen fassenden Garten statt, der einen reichen Bestand prächtiger Laubbäume besitzt und daher einen angenehmen Aufenthalt bietet. Der Garten hat eine schmucke Bühn« erhalten, die noch weiter ausgebaut wird. Bei schlechtem Wetter werden die Vorstellungen in dem im ersten Stockwerke gelegenen großen Saale abgehol ten. Herr Direktor Kost ist bemüht gewesen, ein Künstler ensemble zu gewinnen, das mst seinen Darbietungen zu fesseln weiß. Das Programm ist ein reichhaltiges und wird durch zahlreiche Gastspiele ein täglich neues sein. Eine Mecklenburger Bauernkapclle im Nationalkostüm leitet die Vorstellung ein und umrahmt das Auftreten der Künstler und Artisten, von denen das Tanzduett Jean und Henry, Signor Spontelli als Münzen- beschwörer, Charles Wolter als Tanzkomiker und Air. Walton in seinem tollen Musikal-Excentrie-Alte in der Eröffnungs-Vor stellung sich regen Beifall errangen. Possen und Original- Burlesken gehen ebenfalls über die Bühne. Die Eintrittspreise werden ganz gering bemessen. — Aus den Fluren des Gutspächters Klotzsche in Alt- Kadi tz sind seit 5. d. M. bereits Kornpuppen ausgestellt. — Lommatzsch, 6. Juli. Eine Stiftung von 10 OM Mark hat der Oekonomierat Mar Schröder auf Staucha sür seine Arbeiter errichtet, deren Zinsen alljährlich zu Weihnachten verteilt werden sollen. — In Mittweida fand am Mittwoch das erste Sängerfest des Bäckermeister-Sängerbundes „Saxonia" statt. An dem Feste beteiligten sich Vereine aus Chemnitz, Glauchau, Zwickau, Meerane, Hainichen und Mittweida. — In Langen Hessen bei Werdau wurde der 56 Jahre alte Gutsbesitzer Grauer von einem umstürzenden, mit Heu be ladenen Wagen erschlagen. — Der bei dem schweren Straßenbabnun glück in Plauen i. V. lebensgefährlich verletzte Wagenführer Keßler ist un Krankenhause zur Besinnung gekommen, vermag zedoch über die Unalücksfahrt nicht das Geringste anzugeben, da in- folge d»r Gehirnerschütterung eine Lücke im Gedächtnis zurückgeblieben ist. — Landgericht. Geg«l den etwa 23jährigen taub stummen Schuhmacher Franz Max Rinkwitz aus Oberbobritzsch wird vor der 5. Strafkammer wegen Beleidigung und versuchter Nötigung verhandelt. Der Angeklagte hegt einen besonderen Haß gegen einen böhmischen Bcrufsgenossen, besonders deshalb, weil letzterer in Dresden lohnende Beschäftigung gefunven lwtte. Im Herbst und Frühjahr erhielt der Böhme eine ganze Anzahl beleidigender Postkarten, welche die dringende Aufforderung ent hielten, der Empfänger möge schleunigst Dresden verlassen und nach Böhmen zurückkehren, wenn ihm sein Leben lieb sei. Nach angestrengten Nachforschungen wurde sesigestellt, daß R. den In halt der Karten einem Bekannten in die Feder diktiert und die Karten dann selbst zur Post gegeben hatte. Das Gericht ver urteilt ihn zu 2 Monaten Gefängnis. — Die am Montag vertagte Verhandlung gegen den in Großenhain wohnhaften Fuhrwerks- besitzer Bernhard Robert Schatz wird zu Ende geführt. Der Angeklagte erhält, wie schon durch ein früheres Urteil desselben Gerichtshofes, 3 Monate Gefängnis und hat die Kosten des Wiederaufnahmeverfahrens zu tragen. Sch. hat bekanntlich am 20. April 1902 zwischen Großenhain und Zschieschcn einen radelnden Fleischerlehrling überfahren und ziemlich erheblich ver letzt. — Der Untreue angeklaat ist der wegen Eigentumsverachcns mehrfach und empfindlich vorbestrafte, 1684 bei Bautzen geborene kaufmännische Expedient Hermann Oskar Wojack. Die Inhaberin eines hiesigen Toilettengeschästs mußte sich Anfang dieses Jahres in eine Augenklinik begeben und beauftragte für die Zwischenzeit W. mit dem Verkauf der Waren, wobei ein Rabatt bis zu 40 Lager „geräumt". Dieses „Bombengeschäft" hatte dem eifrigen Verwalter zwar keinen Nutzen gebracht, wohl aber der Geschäfts inhaberin, welche selbst in Not geraten ist. cinezi Schaden von mindestens 1000 Mk. verursacht. Wvjack hat mit 10 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust zu büßen. Zur marokkanischen Frage. Obgleich die endgültige Formulierung der bei den Verhand lungen zwischen Deutschland und Frankreich erzielten Ergebnisse noch nicht erfolgt ist, wird nach wie vor angenommen, daß die letzten formellen Hindernisse sehr bald beseitigt werden. Die Unterredungen, die der Leiter der spanischen Regierung Monier» Rios mit den Botschaftern Frankreichs, Englands und Deutsch lands gepflogen, werden laut einer Madrider Mitteilung des Pariser „Tcuips" lebhaft kommentiert. Die spanische Regierung selbst hat die Presse veranlaßt, im Hinblick auf die von rhr er hoffte günstige Lösung der diplomatischen Besprechungen Zurück- Haltung zu beobachten. Die öffentliche Meinung Spaniens be schäftigt sich insbesondere mit der Frage, welche Rolle Spanien auf der marokkanischen Konferenz spielen würde. Zu gleich wird dem Wunsche Ausdruck verliehen, daß Spanien ledenfalls vertreten sei, falls England und Frankreich den vom Sultan von Marokko gemachten Vorschlag onnehmen. Spanien soll seine ganze Aktionssreibcit bewahren, die mit den abgeschlosse nen internationalen Verträgen im Einklänge steht. Anerkannt wird, daß trotz des jüngsten Regierungswechsels in Spanien diese internationalen Verträge, unter denen für Spanien namentlich der mit Frankreich abgeschlossene in Betracht kommt, auch als sür das gegenwärtige liberale Kabinett bindend angesehen wer den müssen. Der Pariser „Figaro" veröffentliHt ein an den Grafen Albert de Pourvonrville gerichtetes schreiben des deutschen Reichstaasabgeordnetcn Prinzen zu A r en de rg, welches im gegenwärtigen Augenblick ein mehr als ge wöhnliches Interesse in Anspruch nimmt, 'Die Redaktion des ^Figaro" setzt das Schreiben in Evidenz unter Hinweis aus die Beziehungen des Prinzen, sowie auf seine Bestrebungen in der deutschen Kolonialpolitik, Der bereits kurz erwähnte Brief, welcher aus einen früheren Austausch des Verfassers mit dem Grasen de Pourvourville Bezug nimmt, hat folgenden Wort laut: „Ich gebe mich der Hoffnung hin. daß die von seiten unserer Negierungen erfolgten diplomatischen Schritte eine Beruhigung der Gemüter herbeigeführt haben, und ich freue mich aufs neue, die Uebereinstimmung unserer Anschauungen mit denjenigen fest- stellen zu können, welche ich Ihnen >m vorigen Jahre darlegcn konnte. Wie Sie halte ich die Marokkofrage für eine Frage zweiten Ranges- meines Erachtens wäre es. wenn nicht sehr leicht, so doch sehr wohl möglich gewesen, sich darüber von vorn herein zu verständigen. Gewiß war die Sprache des Herrn Schiemann (in der „Kreuz-Ztg." Die Red.) eine sehr schroffe, um mich Ihres Ausdruckes zu bedienen, aber Sie wollen sich erinnern, daß sein Artikel die Politik des Herrn Dclcassü kritisierte, der auf das Bündnis und, im Bedürfnisfalle auf die englische Flotte zählend, sich entschlossen zeigte, unsere Interessen wie unsere berechtigten Beschwerden mit Stillschweigen zu über geben. Inäs irae. Ich kann Sie auf das bestimmteste ver sichern, daß der Gedanke eines Krieges mit Frank reich Sr. Majestät dem Kaiser ebenso un sympathisch ist, wie dem deutschen Volke. Dafür werde ich Ihnen zwei Belveisc geben: Zunächst das Könscrcuz- projekt. Es liegt auf der Hand, daß, wenn Deutschland den Krieg gewollt hätte, sei es wegen der Marokkofrage, sei es wegen eines wichtigeren und allgemeineren Zweckes, es nicht so sehr auf dieser Konferenz bestanden haben würde, welche uns ermöglichen wird, nicht nur unsere eigenen Interessen sicherzustellen, ländern auch in den Grenzen des Möglichen und im Hinblick auf gute Be ziehungen die Wünsche der sranzösischen Negierungzu befriedigen und selbst nötigenfalls zu stütze». Der zweite Beweis ist der folgende: Wir hatten allen Grund, anzunehmen, daß Herr Delcassv von einer weit ausgreifenden Politik geleitet und in einem System der Nichtbeachtung uns gegenüber verharrend, vor der Euentualität einer kriegerischen Verivickluna Nicht zuruck- geschreckt sei» würde. Ich nehme sogar keinen Anstand, hinzu- zusügen. daß es unter seinem Regime für einen etwas abenteuer lich angelegten deutschen Staatsmann nicht schwer gewcfen wäre, eine Lage hcrbeizuführen, in welcher dieFlin 1 en vonfelbst losgeä angen wären. Wenn daher der Rücktritt des Herrn Telcasso sowohl von der Negierung wie von dem deutschen Volke mit großer Genugtuung ausgenommen worden ist, so ist das ein Beweis, daß wir keinen Krieg mit Frankreich wollen, sondern daß wir eine friedliche Regelung und gute nachbarliche Beziehungen wünschen. Wir sind weit davon entfernt, Ihr gutes Einvernehmen mit England zu beargivöhne»: aber wir haben kein Verständnis dafür, daß »ns dasfelbe notwendig mit Ihnen entzweien müsse. Auch betrachten (vir ohne eine Spur oo» Neid, ja sogar mit einer ebenso lebhaften wie berechtigten Bewunderung die Ergebnisse Ihrer afrikanischen Kolonialpolitik, von der wir meines Erachtens in manchen Punkten lernen sollten: aber man wird in Frankreich begreifen, daß ein auf die Blüte seiner Industrie bedachtes großes Land darauf hält, derselben olle Ab satzmärkte zu erhalten. Sie wissen, wie „sozial" man bei uns ist, und Sie werden sich nicht wundern, daß mehr noch als anderswo in Deutschland die wirtschaftlichen Inter essen die politischen Fragen beherrschen und sie in gewissen Fällen ausiaugen. Sie sehen also, daß man sich schließ lich verständigen, d. h. dahin gelangen wird, womit man hätte beginnen sollen, und wenn die Erledigung der Marokkosrage ein Einvernehmen über Fragen von allgemeinerem Interesse herbcifuhren würde, so würden wir nicht zu bedauern haben, daß diese Frage in einem Augenblick ousgetaucht ist, wo der gute Wille, sich einander zu nähern, bei unseren beiden Nationen sich kundgibt. Wollen Sie, mein lieber Graf, hierin den erneuten Ausdruck meiner Gefühle aufrichtiger Wertschätzung und Er gebenheit finden. Prinz Franz zu Arenberg." Graf Pour- vourvllle fügt der Veröffentlichung des Briefes ein denselben unterstreichendes Nachwort hinzu, welches besonders betont, mau könne nicht genug das gegenwärtige Prinzip der deutschen Aus- landspvlitik ins Licht setzen, welches man in Frankreich ver kenne, weil man, und zwar mit Unrecht, den Deutschen Kaiser „mehr als einen Lobengrin denn als einen modernen Souverän" betrachte: daß nämlich in der auswärtigen Politik Deutschlands das wirtschaftliche Interesse das politische Interesse beherrsche und sogar aussauge. Das „Pariser Journal" veröffentlicht einen Artikel des ehe maligen Kammerpräsidenten Teschanel, worin Frankreichs leitende Politiker dringend ousgefordert werden, sich mit Eng land nicht allzuweit einzulossen, keinerlei Aggressivpolitik gegen Deutschland zu treiben oder zu unterstützen, sondern das gute Einvernehmen mit allen europäischen Staaten fortzusctzen und an den großen europäischen Problemen Seite an Seite mit dem neu wieder auszurichtenden Rußland mitzuarbeiten. Der Führer der deutschen Militärmission nach Fez, Generalmajor v. Schenck, hat sich gegenüber einem Pariser Berichterstatter über den Verlaus der deutschen Marokkomissio» geäußert und dabei das maurische Soldatenmaterial als gut und kriegstiichtia bezeichnet-, den Sultan schilderte der General als höchst intelligent, wenn auch von geringerer Entschluß- fähigkeit. Zur Matrosenmeuterei auf dem „Potemki n" wird der Wortlaut des Rapports veröffentlicht, den die Mannschaft des „Potemkin" den rumä nischen Behörden über die Entstehung der Meuterei auf diesem Schiffe überreichte. „Am 11. Oktober 1904 wurde das Panzer schiff „Kujaz Potemkin TavriceSki" dem Dienste übergeben. Während der ganzen Zeit wurde die Mannschaft vom Kommando namentlich in bezug auf Nahrungsmittel schlecht behandelt. Unzählige Male forderte die Mannschaft eine Verbesserung der Nahrung, die Varstellungen wurden jedoch nicht beachtet. Trotz dem ertriig die Mannschaft die Behandlung. Am 12. Juni befand sich das Panzerschiff im Golfe Tendrowsky zur Vornahme von Schießübungen. Am 13. Juni wurde aus Odessa Fleisch gebracht, das sich wegen des üblen Geruchs und zahlreicher Würmer zum Kochen nicht eignete. Trotzdem wurde das Essen sür die Be Wasser. Als der Kommandant dies erfuhr, ordnete er einen Zusammentritt der Matrosen auf dem rückwärtigen Verdeck an. Der Kommandant befragte die Mannschaft, warum sie kein Fleisch esse, woraus diese auf den Zustand des Fleisches hinwies. Ter Kömmandam frug -hierauf, welche Matrosen das Fleisch essen wollen und hob die Konsequenzen der Nichtbeachtung der mili tärischen Disziplin hervor. Ein Teil der Mannschaft erklärte sich aus Furcht bereit,, das Fleisch zu essen. Ter Rest der Mann schaft wurde in Gruppen eingeteilt und gleichzeitig die Garde unter Waffen gerufen. Die Mannschaft wurde hierauf nochmals befragt, ob sie das Fleisch essen wolle, und sie antwortete ver neinend, laut eine bessere Nahrung verlangend. Hierauf erteilte der erste Offizier der GardedenBefehl, zu schießen, diese weigerte sich jedoch. Der Offizier riß dem nächsi- stcheudcu Matrosen die Waffe aus der Hand und schoß auf Gri- gori Waknlincnik. den er tötete. Die Mannschaft sah sich äuge- lichts solcher Grausamkeit und erbarmungslosen Behandlung der Nntcrgebenen genötigt, Maßnahmen für die Verteidigung zu er greifen. Die Matrosen sprangen z» den Waffenpyramiden, luden die Waffen und schossen unausgesetzt zehn Minuten auf die Offiziere. Ter Kommandant floh in die Kajüte, von wo er zum Torpedoboot Nr. 267 schwamm, das in der Nähe stand. Der erste Offizier wurde auf dem rückwärtigen Verdeck erschaffen, sein Leichnam ins Wasser geworfen. Hieraus wurde von dem Torpe doboot der Kommandant geholt und hoch aus dem Verdeck in gleicher Weise getötet. Minenoffizier Tan wurde bei dem Pulvcr- dcpot in dem Augenblick entdeckt, als er das Schiff in die Lust sprengen wollte. Zwanzig Arbeiter von französischen Etablisse ments und zwei Fischer, die uns zugcscben haben und Zeugenschaft oblegen können, sind alle am Leben." Wie sehr den Revolutionären bereits der Kamin geschwollen ist. südaß sie sich förmlich als „kriegführende Partei" betrachten, zeigt folgende Meldung aus Feodvsia: Die Be satzung des Panzerschiffes „Potemki n" gab folgende E r - klärung an die frei» den Mächte bekannt: „Der Ent- scheidnnaskainvf gegen die russische Regierung hat begonnen. Wir teilen dies allen fremden Mächten mit unk halten es für unsere Pflicht, z» erklären, das; wir vollständige Garantie sür die Unverletzlichkeit der fremden Schiffe geben, die sich im Schwarzen Meere anfhaltcn, sowie der nichtruffischen Häsen des Schwarzen Meeres." (Wiederholt.) Wie der „Westnik" erfährt, entbehrt die Meldung, daß die Vertreter der auswärtigen Mächte gemeinsam die russische Regie rung ersucht hätten, ihren Reichsangehörigen die wahrend der Unruhen in Odessa erlittenen Verluste zu ersetzen, jeder Begründung. Wiederholt.) Tagesgeschichte. Ziii» Auftreten Jaurös' in Berlin bemerkt die „Post": „Die Meldung der „Antisozialdemokratlschen Korrespondenz", wonach Herrn Janrss das öffentliche Auftreten in Berlin verboten werde» soll, dürste mindestens versrüht sein. So gewichtige Gründe innerer Politik sür ein solches Verbot sprechen, so komme» dabei doch auch schwe»iviegcndc Rücksichten auswärtiger Politik in Betracht, welche eine sorgsame Abwägung der Gründe sür und wider erheischen. Was übrigens die Gründe innerer Politik anbelaugt, welche sür ein Verbot sprechen, so mag daraus lnngewicsen werden, daß, wie die heutigen wutschnaubenden Aeußcriiiigr» des „Vorwärts" über jene Meldung der „Antisozial- deinokratffchen Korresp." zeigen, ein solches Verbot zweifellos unserer Sozialdemokratie einen dicken Strich durch die Rechnung machen würde. Jene Aeußerunge» lassen deutlich erkennen, was von seiten unscrer Sozialdemokraten nnt der Aktion Bebel-JaursS bezweckt wird. Wie in jener Notiz bereits jetzt Jaurös als der jenige bezeichnet wird, den, das Auswärtige Amt seinen diplvma- Dreroirev Nachpichten. 18«. Seite 3. M» Freitag. 7. Juli Lv«6