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r. ''L" .""ma stV, der >".d ->!. " g». Pali. Lünntag den LS. September 1921 Sich fische Volkrzrttung Nr. L22. Seile IS u> rer b'-'zeich. NlUn.ie,, Reinlich,. '^K>!e„ 'L'!b so Fvrllrr. G" auf " u»ir. ""ßcre„ »e „vch wch der wird. » wc„!„ wl'il st, »»d ^tüvcn ichrr/ jr so Staates wo »nd e. in ehr darstrllt drigeren tätlicher Wcnsätze kleine» nn iiichl >deii ist als An^ e» drei« ileftstaiid da ko»„ ne ,lbse- ist nicht ne Hufs» T " h rt. and ein. l bleil». S. I. ich! auch Zweck !ik. die !»!e zu llcrdiu.gs > sciiien l neu n ernstlich W irt. bcob. darüber näunern nt eiiie? S Volk?, an? de.! der Ek ln mehr ewaltige le„ her- VotteS. kcjt siir gcr nild keil und mäßiger laut eiie. u? Ver- zn de nn und qein zu von der ui auch crlvren. K'vnses- desbalb verbä-t- en Tak-- !esai>i" > ür sie isiniigs- § wirk- aftliclier ,bci der id das» schkaud? er Zei> 1 imi e» der ld >ie- lsiaudeS zu tD' lik dem an ver kam eiste Nutz- 42 Die heutig ÄröeLierfrage Von Dr. H. Brauer sülirch die Ereignisse der letzten Jahre hat die Arbeiter frage in vielenl ein neues Gesicht bekommen. Man kan» ohne llebcrtreibung von einer heutigen Arbeiterfrage rede» im Unterschied von derjenigen Arbeiterfrage, die und vor Krieg und Nevolntion in Atem biett. Wie die Massen der an Fabrik und Wcrkstätte gefesselten Menschen in das neuzeitliche Kulturleben cingesührt werden können — das war immer der Kernpunkt der Arbeiterfrage. Vor den neuesten Ereignissen dagegen hatte die Frage zwei Seiten: einmal wurde, gewiß, a» die Selbst» hstsc der Arbeiter appelliert: sie sollten sich gewissermaßen selber, durch eigenes Vorausdrängcu, zu erlösen suchen, sollten der Kräfte Herr zu werden versuchen, die sie nieder hielten. Dann ferner aber wurde doch die Lösung der Arbeiterfrage immer im Zusammenhang mit dem guten Willen der an deren Schichten des Volkes verstanden und erstrebt. Es muß ten. so war die Auffassung, die übrigen Schichten die Arbeiter schaft in ibre Mitte anfnehmen. um sie tcilnehme» zu lassen au ihrer Kultur, an der Zivilisation, wie sie zunächst und vor wiegend die anderen, vor allem die sogenannten gebildeten Schichten, geschaffen. So War's früher. Heute dagegen? Mit dem Zusammenbruch des alten Deutschlands ging die po litische Macht an die Arbeiterschaft über. Sie tvird seitdem icdenfalls die Entwicklung der Volksgeschicke maßgebend beein- stusse». Damit ist die Arbeiterfrage in ei» gani neues Stadium eingciretcn. Zunächst sieht nunmehr die Arbetterscl-aft, da sie im Besitze der Macht ist. vollständig ans sich selber. Dazu kommt aber als ganz neue unendlich große und wich tige Ausgabe: Die Arbeiterschaft ist für das Wer den einer neuen Kultur verantwortlich. Es kann nicht gesagt werden, das; in den breiten Massen für diele Auffassung ausreichendes Verständnis vorhanden sei. Allzuviele ichen in der politisch machtvoller gewordenen Stellung der Arbeiiersihast nur ein Mittel, um sich möglichst breit in den Belitz zu sehen. Die Auffassung fand ja stets außerordentlich v/.e Anhänger, daß zur Lösung der Arbeiterfrage eigentlich nur da? bisherige Verhältnis von Besitzenden und llnbesitzenden um gekehrt zu werden brauche. In den Führer» der ernsten Ar- I meibewegnug dagegen seht sich die Ansfassnng von de» Knliur- w.ngaben der Arbeiterschaft in steigendem Maße durch; sic rin ge» mit dem furchtbare» Problem, die Arbeiterfrage in ihrer ganz besonderen heutigen Gestaltung zur Lösung zu bringen. Eine der gräsuen Sebwierigkeite» liegt darin, das; die Arbeiter schaft. die vor dem Kriege in vermessenem Trotz sich von aller kvlmrlichen Ucbcrliefernng abwcndcn wollte, beute in vielem nichts Besseres zu tu» weiß, als Sitten, Gebräuche und Ge wohnheiten der anderen fast sklavisch nachzuahmcn. Si kommt cS, das; beispielsweise die Lösung de? BildungSoroblemcS da durch erstrebt wird, daß man ohne weiter-- die Arbeiterschaft in die Lern- und Bildiuigömöglichleiten hineinführen will., die früher nur den Begüierlen offen standen. Damft ist natürlich »ick'? gewonnen, denn nicht auf die Vermehrung de-- BildungS- Uoletariats kommt es an, sondern ans eine wissentlich andere Auffassung der Bildung selbst, in deren Mitteln»! kt die soziale Bildung sieben muß. Und wie aus desi-m Gebiete, so ans den meisten anderen. Tiescibe sricher so vermessene und eigenwillige Arbeiter schaft entbehrt heute vielfach des unbedingten Glauben? an sich selber, der notwendig ist, wen» eine neue Kn.inr w'rden soll. Wir iu der christlichen Arbeiterbewegung fticben die Lesung der h-ni gen Arbeiiersrage. indem wir in den Manschen van beute den Sinn für die Bedeutung der B c r n f s w e : e wieder zu Wicken trocknen. Von da ans läßt sich weiter bauen zu einer innen sozialen Schichtung, wie sie der Natur und den Bedürf nissen des Mensche» angepaßt ist. Wir wollen dabei den gräß- I'chße» aller Fehler, den die Sozialdemokrat - begangen bat, n ieder gut machen, indem wir die Religion ans der Ent- wü>diguug zur Pr ! vatsachc wieder zur G e m c i n s ch a f i S - lache machen. Wißen wir doch zu gut. daß es lein- stärkere GrnieinschoftSkraft gibt als sie. ES mag auch der anßenüebende Leser an? dieftn ganz k.a'cn Andeutungen ersehen, in welch weite Peripekt-nen die h.utiie Arbeiiersrage biucinfübri. Und er möge sich derbe: zum Gelöbnis machen, derjenigen Arbeiterbewegung, die diel: Frage im Sinne der christlichen Weltanschauung lösen will, seine ehr liche llnicrlint'nng zu leihen! Mutier, woöm aeht dem Nmd? Von Anna Hrsilciii-Jarger Einer jungen glücklichen Mutier, die zur» ersten Male 'kr Kleine? in den Armen wiegte, schrieb die eigene Mutier ins Gc- dcnkblalt: ..Mutier sein, heißt in Sorgen glücklich sein." Ilnd es ist wahr! Mit der kleinen. unschnldSbollen Seele, die Gott der junge» Mutter iu die Arme »ud anö Herz legt, legt er auch ganz unmerklich ein kleines Bündelchen Sorge, ein größere?-, das ist Glück, und ein ganz großes Bündelchen, dak beißt Verontwortnng und Rechenschaft. — Das kleine Päckchen Sorge, das jede kleine Menschenblnmc mit in?- Leben bringt, erscheint der Mutter groß und schwer. Gras; die Sorgen um Nahrung und Kleidung, groß die Sorgen um Gedeihen und Er hüben, groß dio Sorgen um die ersten Zahnchcn, um den ersten ir.tniu. Groß die Sorgen beim Schulbeginn und Schulbesuch. Und manche Muiter hat neben diesen Sorgen noch ganz ändere Sorgen. Die Sorgen um die Erhaltung der eigenen Schönheit und Jugend, Sorgen und Kummer um all den Lebensgenuß, der nun beiseite geschoben werden muß. weil da? k eine Kind auch Anspruch stellt an die Zeit der Mutier. Manch törichte Mutter glaubt viele kostbare Lebensjahre zu verlieren mit der Wartung und der Pflege der Kinder. Sie ha! sie nicht verloren, wollte sic nur neben den Pflichten in der Kinderstube auch die Freuden der Kinderstube sehen. Ilnd wie viele Freuden birgt doch die Kinderstube. Schon da? liebe, leuchtende Strahlen e-r Augen, wenn da? Kmd die Mutter erblickt, den Jubclschrei. >. m: e? emporgehoben wird, die innige Freude, wenn das kleine Händchen znm Gebete sich faltet und der Mund ein Unschuld, volles Geberlein spricht. Eine wahre, wirkliche Malter, eine Monika-Mnltcr in dcS Worte? schönster Bedcntnng, sieht beim Anblick dcS Kindes, das Gott ihr geschrillt. Las kleine Bündelchen der Sorgen der Kin- drrcrzichung »nd schrickt nicht zurück. Sie opfert manche Stunde de- Tages und manche schlnmmennüde Stunde der Nacht, denn sic sieht und erkennt das Glück, das das Kind ihr gebracht, und Gent sich der vielen lieblichen KlückSstunden, die ihr in der Kin- 'erhübe erblichen. Sic seht alle Vergnügen, ihr eigenes Ich hintenan, sie verzichtet auf Zerstreuung, Tanz und Flitter, sie la: ja einen viel größeren Schatz daheim, der ihr alles tausend- w-ch answieat. Eine Mo»ika-Mut!er sieht aber auch neben kleinen Sor gen und großem Glück noch ein anderes, das ist die Verantwar- uma. die von ihr wird gefordert werden, dio Rechenschaft, die be oblegen muß am Ende der irdische» Lansbahn, über die ihr mw'rtravie. unsterbliche Seele. Sie schrickt nicht davor zurück, ne ist sich bewußt, daß mit Gottes Hilfe der schwerste Weg zu erklimmen ist. Diese Verantwortung, die immer größer wird, je mebr da? Kind znm Menschen heranreift, diese Verantwor tung ist eS, die den Mnttcrbernf erst völlig ernst und schwer macht. Diese Verantwortung leitet da? ganze Handeln »nd Denken der Momka-Mukter, wenn da? Kind zur Schule kommt und vor allein, wenn es in späteren Jahren die ersten Gehver. inckle im Kampfe des Lebens mackck. Da muß cs die Frage der Mutter sein: „Wo geht mein Kind hin?" Wenn die häusliche Erziehung und diejenige in der Schule in allen grundsätzlichen Dingen der Religion »nd Lebens« Wenn aoec oie>e !<zoranoic»znng vuuu mugeu v>e nn alles ansbieten, um den Weg der Kinder immer unver- : vor Augen zu haben. Ilnd doch! Wie diele christliche :rn gibt es, die hier, in jahrelanger Arbeit ermüdet, zu leicht auffassnng übercinstimmtcn, wenn Mutter und Vater es ver. standen haben, auch iu den Jahren des Hera»rcifens da- Ver trauen der Kinder sich zu erhalten und zu vertiefen, dann ist e- gnt. Wenn aber diese Voraussetzung fehlt, dann müssen die Eltern deckt Eltern die Zügel schleifen lassen. Eine Monika-Mutter aber läßt trotz Ermüdung die Arme nicht sinken. Wie viele christliche Eltern gibt es, die in keiner Weise die Freistunden ihrer Kinder über wache». Dort geht das junge, kaum Illjährige Mädchen Son - tags zum Tanz in öffentliche Lokale, niemand denkt daran, eS zu schützen, niemand denkt daran, daß in kurzer Zeit die ganze Jugendfrische dahin und der erste Reif die Blüte schon zerstört hat, ehe sie überhaupt zur Entfaltung kam. Wie manche Akut« ter denkt, daß Jugend sich anSIoben muß. Ist das wirklich not- wendig? Gibt eS nicht noch viele andere harmlose Vergnügen, die dem Tanzen niit zweifelhaften Elementen, wie der Sonn tag sie auf die Tanzböden treibt, weit über sind und Geist und Körper erfrischen »nd zu neuer Arbeit stählen. Wie unendlich schön ist doch eine Fußwanderung durch Wald und Feld, die ohne viele Kosten ansgcführt werden kann, an der Pater und Mutier auch teilnehmen könne». Nicht da-- rohe Wandern, wie ek heute in der Mode ist, bei klimperndem Lautenklang, mit Gröhlen und Schreien moderner sckcküpsrigcr Ein- »nd Zweideu tigkeiten. Junge Mädckien mit abgeschnittenen .Haaren, in un ordentlicher Kleidertracht, junge Burschen roh und verwildert ausschauend, so schreiten sie dahin, ein Greuel für jeden Wan derer, der sich gerne in der Stille in die Wunder der Natur ver» senkt und über dieses Heer der schreieirden und so verrohte» Jugend den Kopf schüttelt. Wer wacht über diese wondem-d: Jugend? Wo sind die christlichen Eltern, die einst dem Herrn am Altäre gelobten, ihre Kinder zu guten Christen und anstän digen Menschen zu erziehen ? Kann eine christliche Mutter wirk, lich der Verantwortlichkeit sich entziehen, und die junge Tochter ti^er den jungen Sob» sich selbst an freien Tagen überlassen. Wer irr der Großstadt lebt, muß naturgemäß auch mit allen Gefahre» rechnen, die die Großstadt für unsere Heranwachsende Jugend in ihren Mauern birgt. Da sind Abend für Abend die KrnoS gefüllt, meist mit unreifen Menschen, die tanSübcr in, Kontor oder in der Fabrik ihr Brot verdienen müsse». Hat denn die traute Häuslichkeit nm die brennende Lampe am runden Familientisch keinen Reiz mehr für unsere Jugend? Hier könnten sich doch Geist »nd Körper erholen nach den Strapazen des Alltage?. Hier könnte» die christlichen Eltern manches mit den Kindern und der erwachsenen Jugend besprechen und be raten. hier konnte manch hübsche? Spiel und manch kleiner llu- terhaltungSscherz die Jugend fesseln. Doch statt dessen wandert des abend? die Tochter oder der Sohn hinaus in die grell- be leuchtete Straße, vergeudet das schwer verdiente Geld mit nutz. kemMlisül ÜWttlMSlMMMt!. »I!!!i!!!tHt!tiIt!t!t!it!ttI!t!t!!!i!!!ti!!!i!l!!!tt!I!!i>,„!>! Oosltslb nolimon Liv kitte im Lecksrtskallo ßsnr revang- lose Küelcspruehe mit mir! ttSID6N-ü<l0l1SN vamsn-küslisn v.'ghl aber lcann MSN sillli mit einem xeriNMii dlnizen kesclie:- cken, sockstZ ieclem Xmickcm eine reelle keckienunx; xesieliert ist. MIX M»M Lclmeiclesmcister AsiIlMts sjjs MÜSlllS Misllltlllg F vükisollkl-ü., Ltrektsnsi- LtcsSs 15 S : — z SllmUcn vom lls»i>N>.i!ml>ns ----- losem und verderblichem Zeitvertreib, bevölkert bis spät in die Nacht hinein die Gaststuben, »in am nächsten Morgen übermüdet und übernächtigt von neuem an eine freudlose Arbeit zu gehen. Und ist das Elicrnhau? nicht immer in der Lage, der Jugend das Heim dauernd anziehend zu mache», so haben wir doch auch in der Diaspora unsere blühenden, katholischen Sian- deLvercinc, die allen Anforderungen der Zeit gewachsen sind, die Unterhaltung bieten und auch Zerstreuung und die vor allem das Band der Zusammengehörigkeit, da? Band des gemenisamen Glaubens und der gemeinsamen Ueberzeiignng um ihre Mitglie der schlingen. Und doch, wie viele noch stehen unseren katho lischen Vereinen gleichgültig gegenüber. Wie viele scheuen sich, einem katholischen Verein beizutreten. Doch wie minchcS Un glück haben dieselben schon von den Mitgliedern abgcwcndet und haben segeiispcndcnd ihre Hand über dieses oder jene? Menschen kind geholten, das in Gefahr war, im Strudel des Leben? zu straucheln und »ntcrzugeheii. Darum, katholische Mutter, sei deine erste Frage d:s Mar iage und wohin lenkt cs »ach der TageSarbcit seine Schritte. Eine Mvnika-Mntier darf Erinüdnng nicht nachgeben, eine Monika-Mutter muß machen über ihre Kinder in den glücklichen Tagen voll kleiner Sorgen und Kümmernisse der ersten zarten Lebensjahre. Eine Monika-Mutter aber muß wachsen in der Stärke ihres Geistes mit der Heranwachsenden Jn.end. Sic muß mit Liebe und Güte, aber auch gegebenen Falls mit Strenge das große Kind führen und leiten in den gefahrvollen Jahren, wenn das Kind den Kampf mir dem Leben anfnimmt. Sic sei ihm eine treue Beraterin und Fübrerin, eine liebevoll Verzeihende, wenn der Fuß strauchelte und eine tapfere Weg genossin und Freundin, wenn es gilt, der nach Freuden und Frohsinn verlangenden Jugend ein frohes Fest in gegebenen Grenzen zu veranstalten. Eine Monika-Mutter vergißt aber auch eines nie, ohne da? ihr leuchtendes Vorbild nie und nimmer zum Siege hätte gelangen können, das Gebet nm Go'teS Hilfe. Und die große Verantwortung, die auf ihr liegt durch ihre Mut terschaft. sie wird ihr nicht zur Last werden. Im Gegenteil, sie wird ihr werden zur freudigen Bürde bis zum Ende der Erden tage, und wenn der ewige Nichier sic fragt: Mutter, wohin gebt dein Kind, dann wird sic sagen können, daß eS den Weg geht, der dornenvoll ist. der aber dahin führt, wo da? Licht de? Glau bens uns in ewiger Kraft leuchtet. Dante und seine ?eit Von UniversiiätSprofessor Dr. theol. Franz Xaver Teppelt Unweit dcS Hafen? von Neapel mit seinem bunten, lär- mcnden Treiben erhebt sich die Kirche Santa Maria del Car mine. Sie ist keine der hervorragenden Sehenswürdigkeiten der Stadt, die den Stroni der Fremden znm Besuche locken. Und doch versäumt es schwerlich ein Deutscher, jene Kirche zu be suchen. Denn i» diesem Gotteshaus hat der letzte unglückliche Sproß des edle» Staufcrgeschlechte?, der Jüngling .Konradtü, seine Ruhestätte gefunden. Mit tiefer Ergrisfenhcit steht man vor seinem Mnrmorsiandbild, das Thorwaldjen entworfen, da? Maximilian ll. von Bayern als Kronprinz sim Jahre 18-17) ge stiftet. Wenige Schritte von der Kirche entfernt (auf der Heu- tigcn Piazza di Mereato) halte fick, da? traurige Schicksal voll- zogen: hier erlitt Konradin, der nach dem Unglückstage von Tagliacozzo durch die Frangipam cm Karl von Anjou verraten worden war, am L9. Oktober ILlB. mit io Gesährten. den Tod von HenkerShand — eS ist eine der erschütterndsten Tragödien der deutsche» Geschichte. — Drei Jahre, bevor dieses Bluturteil des düsteren, grau samen Karl von Anjou vollstreckt wurde, ward Tante Alighieri zu Florenz geboren, als Sproß einer angesehenen, nicht unbe. mittclten Adelsfainilic. Sie rühmte sich der Abstammung von Caeciaguido, den Kvnrad III. zun, Ritter geschlagen. „als Lvhn für Dienste, die er löblich fand" (Par. 18, 141), und der d.'eGm Kaiser auf dem zweite» Kreuzzuge gefolgt war, auf dem er den Tod fand. Mit Siolz erfüllte cS Dante, daß er dem Ahn im Paradies begegnet. Wenn TanieS Geburtsjahr und KanradinS Hinrichtung in Beziehung gesetzt werden, so ist das keine Willkür. Denn die ergreifende Katastrophe de? letzten Staufers ist die grell herbortrctende Episode einer verhängnisvolle» Entwicklung, die in ihren Wirkungen auch in des Dichter? Lebe» machtvoll und unerbittlich cingriff und seinem Werden und Dichte» die be stimmte Bah» vorzeichnete. Als Konradin sich zur Heerfahrt nach Italien entschloß, das ihn gleich seinen Ahnen mit schier zwingender Gewalt lockte, mochten stolze Hoffnungen sei» und der Seinen Herz schwellen, daß es ihm vergönnt sein würde, das Erbe der Väter zu gewinnen. Diese Hoffnungen konnten sich nicht erfüllen, denn inzwischen war — zumal nach der Niederlage und dem Tode seines Oheim? Manfred — die Macht des Anjou unter der kurzsichtigen Beihilfe Papst ElcmenL IV. im sizilischen Königreich und in Neichsiialie» allzufcsl gegründet; und die Abhängigkeit des Papsttums von Frankreich war infolgedessen zu einer Tatsache geworden, deren bedenkliche Fö.'gcerscheinun- gen bald deutlich wurden. — So war Konradins kühner Zug zum Mißlingnn verurteilt, »lochte immerhin Zahl und Macht der Freunde und Anhänger dcS SlaufergeschlechteL in Jlalien nicht unbeträchtlich sein. Noch rangen ja damals und in den folgenden Jahrzehnten die An hänger der Stausee und deren Gegner in de» italischen Kom munen um Einfluß und Vorrang. Ilnd nicht zum wenigsten wurde die Vaterstadt Dante? m wcchselvolle», erbitterten Kämpfen von den Parteien umstritten. — In Florenz waren auch die bekaunlen Nomen der sich befehdenden Parleien zuerst ansgekvminen, der Name der Gbibelliiien — so benannt nach Waiblingen, nach dem die Staufen sich selber seit ÜlarbarossaS Zeiten als einem sali scheu Erbe z» nennen bklegtcn — und der Name der Gnetten — nach Kaiser Otto kV., der den, Hause der Welsen entstammte. Von Florenz hatten sich diese Partei- »amen dann weiter verbreitet in Toskana und über die an grenzenden Landschaften. Freilich waren weder in der Arno stadt nach anderwärts Ausgangspunkt der scindiichen Sonderung der Bürgerschaft und der Parteienbildung die großen, poliiisckwn und lirchenpolttnchen Gegensätze, die man bis heute m!t diesen Parieinamcu zu verbinden gewohnt ist. Die Parteiungen wurzelten vielmehr in kleinen und kleinlichen persönlichen Hän deln und MißhelNgleiiem So geht in Florenz die Entstellung der Gneisen« und Gbibelliiienpartci zurück aus die Festlichkeit einer Niiterweihe im Jahre Illlll. bei der c? infolge eines übel- ansgenommellcil, albernen Scherzes zu einem Streit und wilder. Feindschaft zwischen zwei AdclSgesclilechtern kam. Prwairache wurde dann politischen Zwecken dienstbar gemichi. In F'orenz Vielten sich ursprünglich zur Gnelsenparlei alle die. wc.'cke in Erinnerung daran, daß einst Barbarossa und Heinrich VI. dis Rechte und die Macht der Stad! cinpnschränkcn bestrebt gewesen waren für die Ilnabhängigkeii, für die Autonomie ihrer Heimat stadt kämpften. All die folgenden Jahrzehnte der florenkinischen Siadigeschichte sind nun erfüllt von erbitterte» weehselvollen Kämpfen der Parteien in der Kommune, n>D deren Gesin- nnngSgenossen in der näheren und weiteren Umgebung. In der Stadt selber gewann seit dem Sturz de? ltausischen Ge schlechtes das Gncisentnm endgültig die Oberhand. Früh schon ist auch Dante an diesen Kämpfen beteiligt gewesen. Im Jahre 1880 nahm er persönlich teil an der Schlacht bei Campaldino in der man gegen die Glnvellinen und die Bewohnee von Arezzo kämpfte, deren Führer Graf Buaiieontc von Mouteß'ltro in dem unglücklichen Kampfe blieb. Heber Dantes Jugend- und Bildungsgang fehlen un? glaubwürdige Nachrichten. WaS Boccaccio zu erzählen w-äß. der mit seiner Vita di Dante im Jahre 1M-! tue Reihe der eigentlichen Dantcbiogravhen eröffnet, ist unzuverlässig. — Doch da, Ivo die zeitgenössische» Biogrorhien mit den begehrten bio graphischen Ausschlüssen fehlen, hat Dante selber mit tiefer, feiner Seelenkunst von den entscheidende» Ereignissen seiner Lebens nnS Kunde hinrerlasseii. Freilich die äußere» Gescheh nisse seines Lebensweges — auch seine Vermählung mit Donna Gemma an? dem mächtigen Guelfengeschlechte der Dona!' — übergeht er mit Stillschweigen, wie alle?, wa? ohne tieftwe» Einfluß ans sein geistige? Werden geblieben. Nur wa? ihn im Innersten gepackt, wa? seinem Leben und Dichte» Inhalt und Richtung gab und zum Wendepunkt seiner Entwicklung ward — nur davon kündet er nn? in seinen Werken: von seiner Juawd- liebc und seiner Verbannung an? der Heimatstadt. Als Dante 9 Jahre alt war, da „erschien", so eruibli die Vita »novo, „znm ersten Male meinen Augen die glorreiche Herrin meines Geistes, die Vcatriee von vielen genannt wurde, die nicht wussten, wie sie zu nennen wäre ... Sie erschien mir in einem Gewände von edelster Farbe, in einem bescheidenen und ehrbaren Blutrot, gegürtet und geschmück: nacb der Weis: die ihrem kindlichen Alter geziemte". Der Aubli.r Lebcnkaeist, der in dcS Herzens innerster Kammer wohnt, er zittern . Mit diesen: Erwachen seiner Liebe beginn: di- Ge schichte seine? Lebens, das .,Nene Leben", „Vita nuova" - Da? ist der Titel seine? Werke?, in dem er die Geschichte seiner Liebe niedergeschrieben. Man hat de» Titel mit „Li-bcSsrnh!:ng" wie. dergcgcben im Sinne nuferer deutschen Dichtung, und dies ist! vollem Rechst denn die Vita nuova ist ein Werk voll Anmut »nd zartem Liebreiz, da? in wunderbar feiner Seelen»,akere: und mit höchsstgestcigertcr seelischer Empfindung von der Seligkeit und dein Schmerz Zeugnis gibt- die ihm der Liebe Allgewalt bereitet. So stark ist die ursprüngliche, leidenschaftliche Krall seiner Gefühle, daß sie immer wieder die Fesseln starrer, inpilch gewordener Formen sprengt, in die da? Vorbild der provenz-i- lischen Troubadour? die LiebeSdichtung gezwängt, und daß sie auch die italienischen Vorbilder und Vorgänger Guido Giunieell: und Guido Eavalcanii, die Schövfer de? „dolce sii! nnovo" weit hinter sich im Feld lässt. —' Die Vita nuova, dieses, fteblichc Werk, in dem in eigentümlicher Anlage Gedichte ans die .Gen, tilissima Donna" mit einer erläuternden und verbindenden Prosaerzählung zur Einheit gestaltet sind, ist aber ganz natür lich keine gewöhnliche Liebesgeschichte. Au? Wahrheit und Dich tung ist eS wundersam zusammeugcwebi, e? ist die dichterische Ausgestaltung einer tatsächlich und geschichtlich erlebten Getstes- entwicklung — und so bedarf cs behutsamster Kunst der Ein- fühfting, nm aus ihm — 'glrich wie an? Garthe? Werther —- de? Dichter? Seelengeschichte ahznlesen. Man hat Vcatriee da? geheimnisvollste und rätst.haftest: Geschöpf der Weltliteratur genannt, und io unübersel'var wie die Zahl der Danteforschcr, so zahlreich fast ist die Fülle der Dentnnge», die sie von der Donna Gcutilissima gegeben. Die Mehrzahl der Danteforschcr hält wohl »och he»! daran seit, in Beatriec eine geschichtliche Persänlichkcii zu sehen, und noch beut sind viele geneigt, so wie e? früher zumeist geschah, sie zu iden tifizieren mit Vcatriee Portinar!, die Tächter de? Patriziers Folco di Rieovero Portinari, die sich dem Simone Bard: ver mählte und am 9. Juli 1899 in der Inoend Maicnblüie starb. Aber sehr viele ernst zu nehmende Dantekmncr streite» bis ans den heutigen Tag Beatriec die geschichtliche Ernte»; ob. sie legen ihr nur allegorische Bedcuttmg bei und erblicken m ihr daS Papsttum, die Theologie, die Kirche, die Gnade, die sapicntia divina. die aktive Intelligenz, da? römische Kaisertum. V-u In. begriff der Heilsmitte! der Kirche. Trotz alle? Scharfsinne?, der anfgewandt worden ist, nm diese Theorien zu stützen, müssen meine? Erachten? all diese Versuche, Veairiee zu einer blut leeren Allegorie zu verslnclnioen, als Irrwege und Abwege an gesehen werden: sie leisten gllznsehr psuchologischc? Verständnis »nd Feingefühl vermissen, sie zwingen de» Worlen de? Dichter?, die von ungeheurer Intensität de? Erleben? dnrchglüht >'-nd.