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Sächsische Volkszeitung : 25.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192109258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-25
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.09.1921
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Bonne- de» 2., September 1821 Sächsische Volkszeitung Eipinski -er Zweite ^ Vor einigen Wochen nahmen wir an dieser Stelle zu der „Beurlaubung" des Herrn Ministerialdirektor Schmitt vom Ministerium des Innern Stellung, uird erbrachten den Nach weis ,daß es nicht allein Gesundheitsrücksichten wären, die zur .Beurlaubung" geführt haben, das; vielmehr Herrn Ministerial direktor Schmitt ungeheure Verwalt».igssckwierigkeiten durch die Amtstätigkeit des Herrn Ministers Lipinski erwachsen sind. Damals hatte der „über den Wassern" schwe bende „Dresdner Anzeiger" sich in einer Art Dementi versucht, das; in keiner Weise die Nichtigkeit unserer Behauptungen in Frage stellen konnte. Es war das nicht nur ein Versuch m:t untauglichen Mitteln, sondern man hat sich auch gefragt, warum ausgerechnet dieses Blatt etwas abzustreircn versuchte, was die Spatzen von den Dächern pfiffen. Denn was von der Amts tätigkeit des Herrn Ministers Lipinski zu halten ist, ist wahr- hastig seit langer Zeit hinreichend bekannt geworden. Wir brauchen nur an den Fall Ryssel zu er'nnern. Unter den sieben Minister» des Freistaates Sachsen bat nach der Regierungsbildung vom 14. November 1920 Herr Mi nisterpräsident Buck ausgerechnet Herrn L pmski den ve-antwvr- tungsvollsten Posten übertragen. Die Partei des Herrn Li pinski, die Unabhängige Sozialdemokratie, stellt nicht auf dem Boden der Demokratie, sonder» auf dem der Diktatur Diese Partei hat diese Tatsache vor einiger Zeit noch ausdrück lich durch einen Trompetenstoß des unabhängigen Abgeordneten Schnirch im Landtage verkünden lassen. Herr Lipinski selbst ist stark veranlagt, absolut zu herrschen, und macht, wie man all- gemein gesehen bat. davon hinreichend Gebrauch. Herr Lipinski ist P o l i z e i m i n i st e r. Damit ist ihm der Schuh der Verfassung und der Schutz der Regierung anver traut. Er hat die Pflicht, sich sowohl für di», deutsche Reichs verfassung als auch für die sächsische Verfassung mit aller Kraft «inzusetze» und olle friedliebenden Elemente vor Gewalttaten und vor Putschen, mögen sic von rechts oder von links kommen, zu schützen. Als Mittel dazu dient die L a n d e S p o l i z e i. Ein Gesetzentwurf über das Landespo.izeimesen ist seine zeit im Landtage angenommen worden. Er war außerororntlich weitgehend — nach links. Der eigenen Partei de» Herrn Li pinski war er noch nicht weitgehend genug und sie letz ihren Minister und Führer in diesem Falle i<n Sstckie. Das Gesetz fand die Zustimmung der MehrheitSsozia'demokraten und der nichtsozialistisch'n Parteien, fand Annahme gegen die Stimmen der Kommunisten und der unabhängigen Sozialdemokraten. Wir wollen heute in keine Erörterung darüber eintrete», ob cS taktisch richtig war, das; damals die nichts izia'istischen Parteien für den Gesetzentwurf in der Ansschußfassung stimmten. DaS Gesetz ist da und es must nach ihm gehandelt werden. Man kann sich aber des Eindrucks nicht erwehren dast die ablehnende Haltuna der Partei deS Herrn Lipinski auch heute noch, sa heute erst recht, von großem Einfluß auf seine ministerielle Tätigkeit ist. Dieser Einfluß zeitigt recht eigentümliche Erscheinungen. Es sind in der letzten Zeit eins ganze Reihe von Nachrich ten über die Tätigkeit des Herrn Livinski als Polizeiministcr veröffentlicht worden, die in weiten Kreisen mit Recht außer- vrdentlich beunruhigend wirke» müssen. Wir brauchen ja nur an die Vorgänge in Chemnitz zu erinnern, wo es zu einer Auflehnung von Landcspolizeimannschaften gekommen ist, Zn dieser Zeit vertrat Herr Buck, Ministerpräsident des Frei staates Sachsen, den Minister des Innern. Er nahm einen Anlauf zu energischem Handeln. Es blieb bei diesem Anlauf. Die Wiedereinsetzung derer,'die sich ausgelehnt haben, ist ein Schlag gegen die Autorität, wie er schlimmer nicht gedacht werden kann. , Inzwischen ' wurde bekannt, daß der Führer der Landesvolizei, Herr General Neichardt, von seinem Posten zurnckgcti etcn ist. Die amtliche Meldung, gab als Grund GcsitndhcitsrUcksichten an. Herr General Rei ch a r d t aber erfreut sich der besten Gesundheit, so daß daS also nicht der Grund für seinen Rücktritt sein kann. Ter wabrc Grund ist. tme wir versichern können, Saß Herr General Neichnrdt für die Zustände innerhalb der Landespolizei nicht mehr die Verantwortung übernehmen konnte nied wollte, daß ihm die absolute RcgiernngSmethode des Herrn Minister Li pinski es unmöglich machte, fein Amt weiter zu führen. Wie müssen sagen, das; die Tinge heute bereits so weit gediehen sind, um von einer Katastrophe sprechen zu könne». Herr Mi nister Livinski wird nicht umhin können, in Bälde darüber Rede und Antwort zn stehen, ob die Organisation der Landespolizei heute so lückenlos und so dnrchgcsnhrt ist, daß sie den Schutz der Negierung und der Verfassung gewährleistet, oder ob das nicht der Fall ist. Wir wollen nicht verfehlen, Herrn Minister Lipinski die Antwort etwas erleichtern, indem wir folgende Tatsachen seststellen: Herr Lipinski hat stets seit einiger Zelt alle noch so berech tigten Maßnahmen des Generals Reichardt durchkreuzt. Auch der Fall M ück l e r-B r an d en b u rg ist »och nickt er- ledigt. Der Polizeimajor Müller-Brandenburg ist ans Beran- laslung der Reichsregicrung von seinem Posten in Thüringen entsernt worden. Westn der Wunsch des Herrn Livinski, diesen Herrn an die Svitzc der sächsischen Landespolizei zu setzen, noch nicht durchgeführt worden ist, dann bloß deshalb, weil recht zeitig in der Presse Alarm ge chlagen wurde. Und wie will Herr Lipinski den Fall Brand rechtfertigen. Es handelt sich um eine Persönlichkeit, die er zum Leiter der Nachrichtenstelle auSerseheu hat, und der bei seiner Beförderung zum Major 13 Vorderleute übersprang, ohne daß irgendwie in eine Prü fung der Qualitäten dieser Vorderleute eu.getreten wurde. In dem erwähnten Pclizeigesetz ist auch, die Einrichtung der söge- nannten Kommissare geschaffen worden, denen an sich eine vermittelnde Tätigkeit zugedacht war. Auch bei der staat lichen Polizei in Berlin besteht diese Einrichtung und sie hat dort zu Beanstandungen noch keine Veranlassung gegeben. An bei s bei uns in Sachsen. Die Tätigkeit der Landespolizeilom- missare in Sachsen wächst sich dazu aus, da> diese Kommissare einmal sich zwischen Führer und P c l i z e i b e a m t r schieben, und dann zum großen Teile ihre Tätigkeit dazu be nutzen, unabhängig-sozialistische und kommu- nistische Propaganda zu treiben. Der Wunsch der Kommissare ist für den Herrn Mi nister Lipinski Befehl. Sie erhalten über die Köpfe der Führer der Hundertschaften hinweg sogar direkte Anweisungen vom Minister. Wenn Herr Livinski es wünucht, könne» wir ihm mit Material dienen, das geradezu staunenswert ist. Vielleicht kan» auch Herr Landtagsabgeordneter Easian von der MehrheitS- Nr. 222, Seile S Herr Minister Lipinski ist nicht der erste seines Zeichens, der in Sachsen dirigiert. Ilm das Jahr 1339 war nämlich der p o l n i sch e G e i g e n v i r t n o s Karl Josef Lipinski Kviizertiiieister in Dresden. Die Chronisten rühmen ihm nach, daß er sich durch Feuer und Großzügigkeit des Spiels ausge zeichnet habe. Auch Herrn Minister Lipuiiki wird inan einst eine gewisse „Großzügigkeit" nicht abstreitsn töliiie». ebensowenig daß er mit dem Feuer spielt. Dabei wird dann besonders be merkt werden, das; er vor allem darin „großzügig" war, in dem Organ der LanLeSpolizei, das zum Schutze der Verfassung gc- schaffen ist, jeglichen Sinn für Autorität und der nun einmal unbedingt notwendigen Disziplin zu untergraben. Der Chronist erzählt, daß der Geigenvirtuos Karl Josef Lipinski nach erfolg reichen Gastreisen im Jahre 1839 als Dirigent nach Dr. .m gekommen sei- Lipinski dem Zweiten wird und muß einst der Chronist sagen, daß ec eine katastrophale Po litik getrieben Hobe. Leider dauert das Gastspiel des Hec.cn Lipinski, seines Z-LchenS Polizciminister in Sachsen, länger, als es für Volk und Vaterland erträglich ist. Tw 'Frage, wie lange das noch weiter der Fall sei» wird, wird von der mehrbcin- sozialdemokratischen Partei in Sachsen beantwortet werden müssen. Es kann nicht unsere Aufgabe s-iu. die Meluehcue-- soziuideniokratie in Sachsen vor den Folgen der Kaiastropl Politik, die sie mit Herrn Livinski betreibt, zn bewahren. Je länger aber sie Herrn Lipinski den Zweüen gewähren lässt, in desto größerem Maße ist nickt nur ibr e'genes Schicksal damst verbunden, sondern wächst auch der Schaden für das oe- sointe La» d. Und darum muß nicht nur die breiteste Oes- fenilichkeit auf die Mißstände knngew'ssen. sondern es muß mit Entschiedenheit darauf ansnicrksrm gemacht werden, das; dabei nach unserer Ansicht auch das Reichst ntercsse und da-? Auseben des Reiches eine nicht geringe Rolle stvclt. lGl. Dis Kstkvttksn Können SA'' nickt SenuA iüi- ilipe Dresse tun, besonäers äurck Abonnement unä iMarbeit. ?»pst I^o XIII. sozialdcmokcatie in seiner Eigenschaft als Kommissar der Lan despolizei darüber Auskunft geben. Jedenfalls scheint Herr Castan eine recht eigenartige Rolle zu spielen. Ein besouderes Kapitel ist die Frage des staatsbür gerlichen Unterrichtes bei der V a n d c s p o l i z e i. Unter den Lehrern des staatsbürgerlichen Unterrichtes findet sich kein einziger Nichtsozialisl, dabei aber auffällig viele unab hängige Sozialdemrkralcn. Diese Stagtsbürgerkunde bei der Landespolizei bat sich zu einem reinen Partei unter richt im Sinne der äußersten Linken entwickelt. Nur zwei kleine Beispiele seien angeführt: Den Landespolizeibcamtcn wurde neulich in einer staatsbürgerlichen Unterrichtsstunde an?- cinandergesetzt, das; der Wald Allgemeingut iei. das; man es also bei Eingriffen in die Waldbestäude nicht so genau zu nebmen brauche. Beim Reckeuuiiterricht hat ein Lehrer zum Kirche n- au Stritt ansgcfordert. Es sind also allerliebste Zustande, die sich da entwickelt haben. Dagegen mich mit aller Entschiedenheit Einspruch er- hpben werden. Was für ein Geschrei würde sich bemerkbar machen, wenn, Offiziere den staatsbürgertichen Unterricht etwa zur monarchistischen Propaganda benntzen wollten. Es müßte dagegen natürlich mit Recht protestiert werden. Dasselbe gilt aber selbstredend auch für den umgekehrten Fall. Man kann an der Frage uichr borübergehen, wie sich denn eigentlich die M e h r b e i t S sö z i a l d e m o k r a t i e zu der Sache' stellt. E? sind in Görlitz in bezug auf den Schutz der Reichsverfassung und die Haltung der Parteien in dieser Hinsicht znm Teile recht ver nünftige Worte gefallen. In Sachsen ist bis zum heutigen Tage vom Geiste des Gcrtitzer Parteitages der Mehrhcitssozialdemo- kralie »tcht da» Geringste zu verspüren. Die Mehrheitssozial- demotralen haben vier Minister in der sächsischen Regierung sitzen, die Unabbäugigen drei. In Wirklichkeit regieren aber die unabhängigen Minister. Tatsächlich schwingt in Sachsen einzig und allein die Unabhängige Sozialdemokratie — mit Unter stützung der Kommunistischen Partei — das Zepler. Das; das auf die Tauer unhaltbare Zustände sind, ist an dieser Stelle schon mehr wie einmal betont worden. Sozialdemokratischer Parteitag Görlitz, 23. September Die Verhandlungen wurden um *410 Uhr vorniinags wieder eröffnet. Zunächst erstattet die B e s ch w e r d e k o Im mission ihren Bericht. Hierauf folgt die Aussprache über den Vortrag Hermann Müllers zur auswärtigen Poli,tik. L ew er en z-Krefeld begründet folgende Erklärung: Die Vertreter aus dem besetzten westlichen Industriegebiet unterstützen nachdrücklich die Forderung nach sofortiger Aufhebung der wirtschaftlichen und militä rischen Zwangsmaßnahmen. Mit den übrigen Be- vötkrrungsschichten leiden die Arbeiter, Ungestellten und Be- amten schwer unter dieser ungerechtfertigten Vergeltungsmaß nahme. Kurzarbeiter, Erwerbslose, verschärfte WohnungsNvt. Schließung vieler Schulen und viele andere Segnungen stad Folgen der Zwangsmaßnahme». Die sozialistischen Arbeiter der besetzten Gebiete erheben Einsvruch g-gen die erneute Ver schärfung der Zensur, gegen die Einengung oeS Versammlnngs- und KoalitioiiSrecktes, gegen die Unterdrückung der republika nischen Hoheitszeichen, gegen die Eingriffe in die verfassimgs- recksttichen Freiheiten überhaupt. Die rheinische Bevölkerung bat in säst zweisäbriger Besetzungsdaner gezeigt, daß sie einer Mili tärdiktatur nicht bedarf. Die Vertreter aus dem besetzten Ge biete erneuern im Aufträge der saz i a li ttiscktzen Massen das Bekenntnis zur deutschen Repub lik. Weder Zwangsmaßnahmen noch andere Bedrückung, wetzÄ französische Kustnrwerbung noch andere Mittel französischer Po litik worden die Angstederung der Rheinlande. oder der rheini schem Pufferstaaten erreiche». Unauflöslich verbunden mit ',«str deutschen Republik wollen die rheinischen Sozialisten gern tzet Verständigung mit dem französischen Volke dienen. ' L.ö K - Frankfurt a. M. bittet die Genossen, die. Einflnßcgns die Lieferungen für die Wiedergutmachung hätten, dafür -zu 'sorgen, daß wir .möglichst. Pom Diktat der Svnditate sreibleihgin ES empfehle sich die Kontrolle durch Betriebsräte. Auch den AiistandA-enischcn müßte die demokratische Grün-' uz« der deutschen Rcpullik nabcgehracht werden. Inzwischen ist der Pr-, rvammensrvrrrk ei'iigegangen, der u. a. fordert: Wirtschaftspolitik: Grund und Boden, die Boden schätze, sowie die natürlichen Kraftquellen, die der Energie- erzcngnmg dienen, sind der kapitalistischen Ausbeutung zn cnl ziehen und in den Dienst der Volksgemeinschaft zn überführen. Sächsische VolkSzeilung — Nr. W2 — 28. September 1921 Aschenbrödel Originatroman von Erich Eben st ein Copyright 1919 by Grein-.r u. Eomp., Berlin W. 30. (50. Focrsehung.) Isolde fuhr sich mechanisch ü er die Stirn. „Sie muß wahnsinnig sein," dachte sie, „oder ich bin es!" „Wollen Sie mir diese . . . merkwürdige Behauptung nicht näher erklären, Fra» Perez?" sagte sic dann laut. „Gewiß, deshalb bin ich ja hier." Und sie begann Isolde in aller Ruhe Brigittes Geschichte zn erzählen von dem Augen blick ihrer Geburt an bis jetzt, wo sie i,n Hause ihres Groß vaters ei» Heim und die Beweise für ihr Erbrecht gefunden hatte. Oppach hatte den Wagen Frau Perez' Vorfahren sehen und stand nun feit Minuten hinter dem Fenstcrvorhang, ungeduldig ihre Abfahrt erwartend. Wo blieb sie nur so ewig lange? Er hatte ihr doch sagen lasse», daß er krank sei. ... Was tat sie den» noch n jeinem Hause? Endlich hielt er es nickst länger ans und klingelte seinem Kammerdiener. Er solle sich erkundigen, wo die Ecmde Dame sei »nd weshalb sie noch nicht wicdcr sortgcfahrrn war. Zwei Minnten später halte -r die Antwort. Frau Perez habe darauf bestanden, van den, gnädigen Fräulein ernpsangen z» werde» und befinde sich gegenwärtig mit dem gnädigen Fräu lein ini kleinen Salon. Ovpach halte die Empfindung, als gerinne sein Blut zu Eis. Tann stürzte er wie ein Rasender durch die dazwischen liegende» Zimmer nach dem kleinen Salon. Dickt vor der Schwelle versagten ibm die Kräfte. Er taumelte so, daß er lieh am Türvorbcmg halten musste, n» nicht zn fallen. Drin w'rde leite gebrochen. Das heißt, eine Person sprach nur . . . Frau Perez. Er erkannte diese klare kühle Stimme sofort. Er wollte lauschen. Aber in seinen Ohren war ein Brausen wie von Meereswogen. . . . Dann fuhr cr jäh zusammen. Drin war ein Schrei gnS- gcstoßcn worden. Ein wilder, anastvoller Schrei aus Isolde? Kehle Da? ist eine Lüge! Eine Lüne! Eine Lüge . . ." Immerfort nüederholte I'olde da? Wort. Sinnlos, stam melnd, außer sich. Oppach riß die Tür ans. schritt taumelnd über die Schwelle . . . den Bl'ck mir auf Frau Perez gerichtet, flehend, als wolle er sie beschwören, zu schweigen, doch endlich zu schweigen — obwohl sie in diesem Augenblick gar nicht sprack. Kaum hatte Isolde ihn e. blickt, als sie wie eine Furie auf ihn losfuhr, ihn wild am Arm schüüetnd. „Ist das wahr? Sage ihr doch, daß sie lügt! TaS kannst d» doch nicht getan haben . . . mich zur Bettlerin . , . zur Tochter eines . . . Ver brechers gemach! zu haben?" Oppach raffte sich zusammen. Versuchte ein sorgloses Ge sicht zu machen. „Unsinn! Wer — sagt -- das?" Seine Stimme, die sorglos und übcrtcgen klingen tollte, war rauh und klanglos. „Ich!" sagte Frau Perez, chn scst anbiickend. „Und ich bin heule in der Lage, Ihr gewissenloses Verbrechen auch beweisen zu können! Die Originaldokiimente haben sich gesunde». Eckardt sandte sie seinerzeit in seinen Vater, der sie nun in Verwahrung hat . . . oder.vielmehr mir übergab!" Oppachs Gesicht wurde plötzlich aschgrau. Kraftlos sank er in einen Stuhl und stierte abwesend vor sich hin. ES war also zu Ende . . . olles zn Ende. Er fragte nicht einmal, was werden Sie nun tun? Er wußte, diese Frau we hier stand im Namen einer Toten, würde »nerbittlicki sein - um diefer Toten willen. — Sein Blick irrte scheu zu Isolde bi». „Isolde . . . mein Kind?" stammelte er leise, und es klang wie ein Hilferuf, sehnsückstig und flehend. Sie aber hatte kein Ohr für den Klang dieser gebrochenen Stimme, die ein Wo st de? Trost.'s erwartete von dem einzigen We'en, da? Oppach io im Leben wahrhaft geliebt batte. Fast zornig wandte sie sich ab. „Geb! Las; mich! Weißt du nicht, wa du getan hast! Welche? Leben rinn vor mir liest durch deine Schuld? Arm — bettelarm sein und dazu »och die ^-"btcr eines Zuchthäusler? — welcher Manu, glaubst du denn, der sick darüber lstnweg- setzcn wird? Und selbst wenn -- welche Stellung habe ich dann ihm gegenüber? Die einer Frau, die d-n Mund nickst austuii darf, die froh sein muß . . . aus Mitleid . . . geheiratet wor den zn sein!" Trockenes Schluchze» erzisterte ihren Körper. Sie Klst ir die Hände vor ibr Antlitz, warf sich in einen Sinkst und wecnte — wie sic, die stolze, kalte Isolde wohl noch me im Leben ge weint batte. Oppach ertrug den Anblick nicht länger. Mühsam rcstfte er steh auf und sagte tonlos: .Weine nickt. Isolde. Fritz ist reich und liebt dich ja! Den > . . den Zuchthäusler aber . . . werde ich euch . . . ersparen." Er sprach mühsam. And müh- farn war auch sein Gang, als :r sich jetzt der Tür zuwandst, durch die er gekommen. Isolde antwortete nicht. Aber wie von einem eben ge» kommcnen Gedanken neu belebt, sab sic Frau Perez an- „Glau ben Sie nickt, daß Brigitte Mit'eid mit mir hätte und mir, wenn ich sie bäte, einen Teil . . . einen kleinen Teil wenigstens ihres Reichtums — — schenken würde? Ich kann doch nicht dafür, daß alles so gekommen ist!" Frau Perez. die bisher in schweigender Genngtnung die Wirkung ihrer Enthüllungen bei Vater »nd Tochter getrosten hatte — denn es schadete ihnen ja gar nichts, wenn st^ ein wenig „zappelten" — wandte üch nun von Ekel ergr'ssen ab Pfui, wie unwürdig und ichmählick benahm sich doch i 'e junge Mädchen aus schnöder Angst, die Vorteile ihres bisherigen Lebens zn verlieren! Da war der Vater doch noch anstäu- diger. Wenigstens sü'r sein Kstid liste er die Fähigkeit, ;n fühlen und Opfer zu bringen, a'cht verloren. Ihr Blick juckte ihr. Aber Ovpach war bereits ins Neben zimmer verschwunden. Ohne Isstde einer Antwort zur wür digen, eilte Frau Perez ihm "ach. Oppach, dessen Haltung gebeugt, wie die eines Gre'st? war. tastete sich mechanisch vorwärts. Test» Gang war ii-.m n noch schleppend und mühsam, als Ware plötzlich alle Kraft aus seinem Körper gewichen. „Einen Augenblick, Herr Oppach." sagte, da die Stimme seiner Peinigerin hinter ibm. Er »lieb, stehen, wandte sich um »nd sab sie gramverstört an. „Was wollen Sie noch? B'n ich Ihnen noch lüchi genug zu Baden geschlagen?" „Mein Auftrag ist noch n cht zu Ende. Ich habe Ihnen noch etwas zu übergeben — von Brigitte." Sie reichte ibm die in einem "uschlgg steckenden, sorg fältig mit Banknotenklebcpaviec wieder znjaminengesügte» Do kumente, die Brigitte zerrissen hatte. „Es sind die Originaldokumente ,er Minenangeleaenbeit. Der Vlan des Entdecker^- und der »'aus'.-erträg E !»rdi? übc>' " ' Land'treckc, in der die Minen ie.gen. Brig'tz.o bat sie zerrisst".'. weil sie wcd>» Wert darauf leat, >eck> s - G.-hrm,!b davon machen w'll. Denn sie verachtet Geld in r." ü-'diacrweile «ckenso, w'-e Sic und Ihre Dichter c? anbei ">! Ra e 'drein Wunsch soll da her alle? bleiben, wie e-S bi aber war. Ick aber konnte e? nickt versagen, die Dokumente »"—der aebrauck'Stäkig zn macker und Ihnen zn überbriuiwn. Sie Kosten "-eniastens wineu. d-E Briaitte die Macht hatte. Sie zu vernicksten iii'd daß Sie c-1 einzig und allein ihrer Großmut ' rdnnien. wenn cs nickt oe> schielst. Vielleicht wird der Ged rite, ^oß Sie fortan jede Aw nchmlichkeit de? Leben? nur als Ge'Heu. Brigittes genießen können. Sie und Ibrc Tochter wenigcr — hochmütig machen'" Hinter ibr ertönte ein Inöctschrei. Iststde hatte ilm onS- gestoßen. ^vpack abe'- oriff sich an die Stirn und sah Fra» Perez verständnislos an. „Briaitte will wirtlich . . . aber das ist doch gar nicht mög> lich! Nicht — möglich?" IFortsetzung folgt.)
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