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Sonntag, den 18. Dcptembrr 1928. -kr. 17.',. Seite 2 Die Anlttiliaktise Vr. Cavss Neust ort» 15. Septcmbrr. Ter frilftere Reichskanzler De. Eun » ist hier eingelrossea und äußerte sich in sehr prss!« mi frischen Ausdrücken über die Zukunst Deutschlands. Dr. Cnn» wiederholte, daß das Reich mehr als dreißig Mil liarden Goldmark zu Reparatlonszwcckri» nicht auszubrin» aen vermöchte, Er tilgte hinzu, Dcnrschland sei bereit, innerhalb der Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu zahlen nnd machte aus- llihrliche Angaben zur Erhaltung deS Reiches. — Ter „Chicago Tribüne" zufolge bestreitet Tr Euno, daß er den Aesandtenposten in den Bereinigten Staaten erstrebe. Er habe sogar erklärt» daß tr diesen Posten, falls er ihm angebvten werden würde, nicht anznnrhmen gedenke. In den volitischen Kreisen nnd in den Kreisen der Geschäftswelt zerbrich« man sich über die eigentlichen Zwecke der Reise Tr. Ennos den Kopf. Wie dir „Chicago Tribüne" weiter milteilh nahm Tr. Cun» zu den Gerüchten, wonach Tentsch« land eine Anleihe in Amerika aufzunebmen beabsichtige, keinerlei Stellung. Die Mienen deS Kanzler» erhellten sich, a!S er gefragt wurde, ob er mit Herrn Herriot. dem Bür- germeistcr von Lyon und französischen Tevnncrte' zusammen' zntre'e» wünsche. Tr. Enno fragte Überrasch», ob Herr Herriot sich cenn in Amerika «ntthalle. Als mrn antwortete, daß er beute in Amerika eintr'kfen warne, gab Tr Euno als Antwort» bah er rin solches Zusammentreffen nicht beabsichtige. Elve neue Dlmdnnng des ükviskvktiiuiniffllrs Berlin 15 Sevt'mb.'r. Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten von» 7. September 1923 (NeichSgesetzblcttt Teile Nssft und der Durchführungsbestimmungen zu dieser Verordnung bestimme ich in Ergänzung meiner Bekanntmachung vom I I. Sep tember 1923, betr. Anmeldung von Edelmetallen wie folgt: <! 1. Ter Anmeldepflicht unterliegen bis auf weiteres u i.h i Gold, Platin und deren Legierungen, sofern der Gesamt wert den Betrag von >< 9 Goldmark nicht über steigt. Silber »nd desirii Legierungen, sos>rn der Gcsainiwert den Ueirag von 199 Goldmark nicht übersteigt. 8 2. Ter Anmeldepflicht unterliegen nicht Gold- oder Silbcr- münzen, die auS besonderem Anlaß geprägt worden sind (Tcnk- münzen und Münzen von besonderem Kunst- oder Lammelwert.i 8 3. Ter Anmeldepslichi g:waß 8 3 meiner Bekanntmachung vom II. September 1923 unterliegende Edelmetalle brauchen nicht angemeldet zu werden, ko,er» sie bis zum 29. September 1923 bei einer Reichsbankanstilt abgeliefert worden sind. Ter Kommiisar sür Deuisencrfassung. gez, Fellinger. Erste Börsevnotierunq der Goldaaleihe Berlin. 13. September. Die Goldanleihe wird voraussicht lich am nächsten Mittwoch an der Berliner Börse z n m e r si e » Male amtlich notiert werde», uno zwar wird die Notie rung in Mark sür je einen Dollar lauten. Wahrscheinlich dürfte eine getrennte Notierung für Sie großen und kleine» Stücke er- sickgcn. Zahluncsschluh für die wertbeständige Anleihe Berlin. 13. Septemb-r. dige Anleihe deS Deutschen mittags l Uhr geschlossen. Dir Zeichnung auf die wertbcstän- Re'ches wird am 18. September W Wirren in Spanien Paris 1.3. September. König Also nS ist gestern In Madrid eingetrofjrn nnd hat sofort den Miiristcrpräiiaentcn empfangen. Später empfing der König die Führer der Militär- Partei, d'e ihre unbedingte Loyalität persichcrleu und erklärten, ihre Bewegung richte sich nur gegen die nirglückliche Politik der Negierung und besonders gegen deck Anstennnnister Alba, sowie gegen den K r i e g s ra i n i it e r. Nachdem «in Miniiicrrnt stattgefunden hat!-, überreichte dee Ministerpräsident in der elften Vorinittagsstunde Sem König die D e m i f s i oik des Kabinetts, die vom König a n g e n o m m e ck wurde. Paris, 15. September. Ans Barcelona wird über die Bewegung n. a. mitgeteilt, das; sie auf die Reinigung der Politik gerichtet ist nnd darauf, eine strengere An weck, dnng de r Ge sehe zu erzwinge». Tie Bewegung wurde vock militärische» Gruppe» beschlossen, die die Gedanke« der Offiziere anSdrücken. Der Gcncralkapitän non Barcelona. Margnis de Estclla, erklärte einem Vcrtr-tcr der Agentur Havas: Tie Bewegung sei ohne irgendein Kompromiß mit zivilen Elementen ausgc-i brochen, entspreche aberdem Empfinden des Volkes. Wenn die Bewegung die Obcrhanv behalte, so werde eine neue Politik dnrchgcsührt werde», die die strenge Unterdrückung der revolutionären, kommunistischen mrd separatistischen Machen schaften, soweit diese auf migcschlichem Wege porgiuge», mit sich bringen werde. Ein weiteres Ziel sei die regionale Gesetz-« gebung, chic die Landescinheit nicht gefährde, nnd die srcie regionale Entwicklung zu gMührleistcn. Paris, 15. September. Pan der spanischen Grenze wird gemeldet: Nachdem das bisherige Kabinett demissioniert hat, glaubt man zu wisse», daß als Nachfolge eine Kombinalioir ge wählt wird, in der dem bisherigen M!nistc>'prSsIdcnteir Grasen Salhuccmas und irgendeinem De R'vera ergebenem General gleiche Vollmachten gewährt werde». Die ganze von Barcelona auSgcgangene Bewegung hat die öfsentllche Ruhe i>r Spani n bisher nicht gestört. Die Mörder der italienischen Kommission Nom, 15. September. DaS „Gioraale d'Jlalia" veröffent licht cine Mitteilung, wonach die Ergebnisse brr bisherigen Unter suchung an der griechisch-albanischen Grenze bereits die Namen der Mörder zutage gefördert haben. Sie seien alle bekannt. Auch dir italienisch« Negierung kenne sie. Ihre Namen könnten aber aus begreiflichen Gründen noch nicht veröffentlicht werden. ES handele sich um sieben Soldaten und Zivilisten, von denen zwei bekannte Bandrnführer seien. Sin-kühl Dr. Schm Berlin, 15. September. Als Ergebnis der Besprechungen,' welche In den letzten Tagen in Berlin bei den zuständigen Stellen zur Beilegung des Konfliktes zwischen dem Reichs wehr minister und dem sächsischen Ministerpräsidenten Tr. Zeig ner stattgefunden haben, ist gestern folgender Be- sehl deS R e i ch s w e h r m t n ist e r s an die Reichswehr her- auSgegeben worden: An die Reichswehr! Es ist verständlich, daß In bewegter Zeit wilde Gerüchte aller Art die öffentliche Meinung erregen. Diese beschäftigen sich auch mit der Reichsivehr als dem letzte»» Mittel sür Volk nnd Staat zur Aufrechterhaltung von Verfassung, Recht nnd Ordnung. Häufig behaupten vcrfassinegSfc'mdliche Or ganisationen, Verbindung mit der Reichswehr zu haben, mit der Absicht, versassungSirene Kreise für ihre trübe» Ab sichten zu gewinnen. Im Iieteresse des Vaterlandes und der Truppen muß Ich diese» Behauptungen ccktgegcntrct,». Durch mich sind derartige Verbindungen längst verboten wurden. Ich gäbe schon wiederholt und insbesondere im Deutschen Reichs tage zum Ausdruck gebracht, daß Verbindungen der erwähnten Art in den Einzelfällen, wo sie wirklich bestanden haben, ge löst worden sind. Wie der Herr Reichspräsident, so habe ich mich selbst immer und überall für die Ehre der Truppen gegen über allen Angriffen verbürgt. Ich bin überzeugt, daß auch Liirslers ttesrnxxlsprvil-i 6er dritten Zeptembervvoclie vom 15. big 21. Leptember 1923 liegt der beutigen Kummer bei. Oer Os?ugspreis betrügt tür unsere sümt- licben kerieker (Verlags- und postabonnen- ten) 3 000 000.— Nar>< akrüglicli Porto — 2 r>8<>§>«<>.— Uit pücksicbt aus die täglicli fortsclireitendo Oeldentvvertung bitten wir unsere 6e--ieber den Oerugspreis sotort einrmablen, spätestens bis 19. ds. in pi'icksicbt aut dio ab 20. Zeptemker eintretende portoerböbung. in der kommcnden schweren Zeit die Ehre des deutschen Sol daten blank bleibt. In dieser Hinsicht weiß ich mich ferner einig mit dein Herrn Reichspräsidenten, dem Herrn NeichS-t kanzlcr und der ganzen Ncichsregiernng. Mir sind deshalb gewiß, daß es gelingen wird, derartige Versuche, das Vaterland in Not und Unglück zu stürze», woher sie auch kommen mögen, im Keiine zu ersticken. Tr. Gehler." Ans Berlin wird dazu gemeldet, daß das Kabinett ur sprünglich die Absicht hatte, in Form einer Entschließung znm Ausdruck zu bringen, daß die Reichswehr sich selbstverständlich jeglicher Verbindung init illegalen Organisationen zu enthalten habe. Statt dessen aber habe mau die Form eines Be fehles des Relchslvehrministcrs ai» die Reichswehr gewählt. Da mit werde noch klarer dokumentiert, daß auch das Reichskabinett in dieser Hinsicht nicht den geringsten Verdacht gegen den Reichs- wehrmiinster Hepa. Die Erklärung läßt sicherlich an Deutlichkeit nicht das Geringste zu wünschen übrig. Mail dars glciclHvohl gespannt seil«, ob sich Herr Tr. Zeigner — der ja erklärt Habelt soll, daß ihm diese Affäre zum Halse heranshänge — mit diesem politisch einwandfreien Schritt zufrieden geben wird oder ob cs ihm weniger um die Sache als vielmehr um den Slurz Dr. Gcßlers um jeden Preis aukomntt. Ter sächsische Mi nisterpräsident und seine Genossen hatten ja ihre Entscheidung bis zum Sonnabend zurückgestcllt. Von einer Erledigung des Konsliktes kann man also vorläusig noch nicht reden, solange diese Entscheidung noch airssleht. So gewichtig allerdings er scheint uns diese nicht, nur die eine Klarheit dürfte sich in Kürze ergebe», woran Herrn Tr. Zeigner in Wahrheit ge legen ist, ob a»r einer Wciterschürnng des Unfriedens und der Volksleidcnschaslen oder an einer Gewährleistung einer ruhigen innerpolitischen Entwicklung, wie sie der bittere Ernst der Stunde gebeut. Gellen Dr. Kermes Berlin,'13. September. Tie Münchner Neuesten Nachrichi ten veröffentlichen einen Artikel, der schwere Anschuldigungen gegen den früheren Reichsfin.auzminister Dr. Hermes bringt. Nach Ser Meldung dieses Blattes hätte Dr. HermcS wesentttch dazu beigitragen, das Vertrauen in die wirtschaftlichen Maßnahmen des Kabinetts Enno zu erschüttern. Vor allem wird in dem Artikel erklärt, HermeS iväre geradezu der eigentliche Urheber deS Sturzes seines Kabinetts chefs gewesen. Er hätte d:e linke Minderheit der sozialdemokratischen Fraktion wissen lassen, für Sen Fall eines Sturzes Euno wäre er bereit, di- Kanzlerschaft zu übernehmen. Diese Mitteilung hätte dem luden Flügel der Sozialdemokratie Gelegenheit gegeben, m der Fraktion den Beschluß auf ein Mißtrauensvotum gegen Euno dnrchzusetzcn. Der linke Flügel der Sonaldemokratie rechne mit öiner baldigen Erledigung des Kabinetts Strcsemann und wenn man HermeS als künftigen Botschafter in Paris genannt hätte, so hätte man ihm in diesem Posten cm Sprnn.brett für die künftige Kanzlerschaft schaffen wollen. <> Wir können die Mitteilungen der M. N. N. im gegen wärtigen Momertt nicht nachprüfen, und müssen darum die ganze Verantwortung für die Smsttion dem Blatt sttbst überlaisen. Wir hoffen aber, daß die Angelegenheit in irgend-mer Form in der Oeffentlickkcit geklärt wird. Erhöhung der Erwerbslosennnterstiitzungen Dresden, 15. September. Die Höchstsätze der Erwerbslosen» »rtterstiitzungen betrugen in der Woche vom 12—18. Scvtembcr wochentäglick je nach der Ortsklasse für männliche Personen über 2t Zaire, loftr» sie nickft im Haushalte eines anderen leben, 7 500 600. 7600000, 6500000, 6000 000 M.. männlich- P.-ttonen über 2l Jalue, ioftrn sie im Haushalte e-fttt« anderen leben bcz ehen bis zu 6 000008, 5000000, 6 200000, 4800000 M, männliche Personen unter 21 Jahren erhalten bi» zu 4 500000. 4200200. 8 900 000. 8S60000 M., weibliche Personen über 21 Jahre, sofern sie nickt im Haushalt« eine» onbcren ttben, beziehen woLentäglich dis 6000000. 5 000 000, 5 200 000, 4 800 000 M.» weibliche Personen über 21 Jahre, sofern sie im HaiEkatte eines anderen leben, erkalten bi» zu 5 000 000, 4660 000, 4 300 000, 8850000 M.. weibliche Vertonen unter 21 Jahren erhallen bi» ->U 8 600000, 8 250000, 8 000 000, 2750000 M., Familienzuschläg? werten wochentäglick «"zahlt iür den Ehegatten 2 750 000, 2 550000, 2 850000, 2160000 M.. sür K-nber und sonstige unterstützuiigsbercchtigte Angehörige bi« zu 8 250000, 8100 000, 1950 000, 1800 000. Telegraphen- «. Fernsprechqebühren verdoppelt Berlin, 15. September. Gestern abend wurde i« Reicks» pvstministerimn beschlossen» die Telephon- »nd Telegra ph e n - G r b ü I, r e n, die mit dem morgigen Tage in Kraft tre ten sollten, infolge der weiteren Geldentwertung n o ch m n > s zu verdoppeln. Es kostet demnach ein einfache; Gespräch bis zu s Kilometern 569 MO Mark. Die Tclegrammgeiühre, betragen 'Nt Fernverkehr 890 009, im Ortsverkehr 409 903 Mark. — Tie Schlüsselzahl beträgt demnach nicht 2 599 090, sondern 5 099 099. 399 Millionen Mark Sptpenlohn im Buchdruckgewerbc. Berlin, 15. September. Der d.-nlsche Buckibrnckerverein teilt mit: Die Tari?kvmmini°inm des deutschen Buchornckcegc- werbcs einigten 'ich gestern in später Nachtstunde ans kinenj Spitzenlohn in der Wockie vom 15. bis 21. September bon 3 v 0 M i l l i o » e n Mark. Die Schlüsselzahl für das Bn-li- druckergewerbe ist demgemäß auf 7 29 999 mit Wirkung vom 15. September ab erhöht worden. Der Lohnsteurrndzug verdoppelt Von« 10. September an werde» die Ermäßigungen beim Steuerabzug vom Arbeitslohn wiederum erhöht. und zwar ans das Doppelte der für die erste September. Hälfte geltenden Sätze. Sie betragen von diesem Zeitpunkt ab: a> für Von Steuerpflichtigen und seine Ehefrau monatlich !e 720 000 Mark jbisber 309 oOO Marks, wöchentlich je 172 869 7ttrk jbiShcr dOckw Mark«: b) für jedes- auf dem Steuerbuch vermerkte mii>der,ährige Kind monttlich 4 806 600 Mark ttm-her 2400 000 Mark), wöchentlich 1 152 BO Mark sbisher 570 006 Ml.»; e) für WeröuugSkosteu und sonstig? Abzüge monatlich 6 »99 »69 Mark lbisher 3 069 009 Mark), wöchentlich 1 440 060 Mark lbiSher 726 000 Marli. Jahressckau Dentscher Arbeit „Spiel und Sport". Di, AttSst'ttlniigSicitnng teilt und mit, daß die Jahresschau noch bis Sonntag, den 23. September, einschließlich ge-> esfnet ist. Infolge deS früheren Eintritt? der Dnnkelhrit werden ober die Hallen biL znm 23. September täglich bereftK um sechs Uhr geschlossen. Der Dollarstonv Berlin, 18. September. Sin der heutigen Bor» rnittagSbSrse notierte der Dollar im Frelnerkehr 1I5 090VNN b!3 120 900 9,10. Die Tschechenkrone notierte 3 500 000. Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte Im Bereich einer trockenen nnd warmen südöstlichen Luftströ mung dauert auch heute noch in Socksen heilere .Herbstwft.ernng an. Die Devreision bei Schottland bat ibre Lage ». d Ticse nickt wesent lich verändert; von ihr rcickt eine Tftsdnicknnne iurch Mitteleuropa zum Milteiin r. Allgemeiner Varometencill besonders aber im deutschen Noro- nnd Oitseegebiet und im Bereiche der Letzteren lassen jedoch aus vorübergehende Siörmn der trockene» Witterung Icklikhcn. Vorhersage: Zunächst wenig Aenderung der benschenden Witte rung, dann starke Zunahmeneigung zu Gewitterstörungen. !bi Gedenket heute des Urchristentums Von Prof. Dr. A. DonderS, Münster Wir klage» heute in den Tagen der Not und des allgemeinen Zusammenbruchs soviel über alles das, was von der Vorsehung GolteS »nS auf schwache Schultern gelegt worden ist, Nagen stets stbcr „diese schIechtcn Zeite n". Und doch sind schwere Zeiten, auch große Zeiten, weil Zeiten ernster, ehrlicher Per- antmortiinq sür das gegenwärtige Geschlecht, das dem konnnenden eine bessere Zukunft erobern und schassen, und vieles auS der Vergangenheit wiedcrzntmachen muß. Die Tag: der alttesta- mentlicheu Propheten waren ähnlich hart und voll Be drängnis. Wir dürfen nur nicht meine», im Rahmen der Welt geschichte die Ersten und Einzigen zu sein, d?nen so Vieles zu- gemniet wird. Als Israel nach Babvlon und Assbrien abgetührt wurde und „Gras wuchs auf den Wegen nach Sion, so daß sie trauerten, weil Niemand mehr zum Feste kam", da schien alles ver nichtet und verloren zu sein. Ein „kleiner Nest" nur rettete das Volk und seine Zukunft. Tis Tag? der n e u i e st a m e n t l i ch e n Apostel waren in ihreni Anbeginn umwölbt aind bedroht, umkämpft und durch stürmt von jenem sich aufbänmenden Zorn Roms nnd der Heid, nischcn Mächte gegen oas junge Christentum, daß der ganze Erd boden erzitterte und sie sich in dunkle Tiefen der K a ta k om v e u flüchten mi'ßten. Dreihundert Jahre. Fürwahr, schwere Zeiten. Sie konnten verzweifeln und verzagen. Das taten sie nicht. Sie stiegen mutig in die Arena de? Kampfes, und klopften mit ihreni Karten KreuzeSbolz immer aufs neue gegen den morschen Bau hes römischen Weltreiches an. bis er zusammen sank, Hätte» sie frühzeitig sich den Verfolgern ergeben, dann war?n wir alle nie Christen geworden. Bon ihrem Geiste ein Hauch miusz eben jetzt mE u»S über- sehen, von ihrem Feuer ein Funke, von ibrer Kraft ein Stark, ström, von ihrer heiligen Begeisterung ein kleiner Teil nur: dann stehen wir ausrecht. Mehr M ä r t y r e r g c i st muß uns beseelen, wie er in den Menschen des Urchristentums lebte. Zwar steht Niemand bereit, un^ hxil Kopf abzuschlageu, uns gefesselt in dix Arena deS Kolosseums zu führen und vor die Löwen zu werfen. Aber, die täglichen Nadelstiche eines dauernden Opferlebens tun sehr weh, verwunden und verletzen den ganzen Menschen, und eö gehört viel Kraft dazu, sie zu ertragen. Märthrergeist ist trotziger Geist, der di« Zähne anfeinanderbeißt und sein Nein spricht, ivo die Anderen ein Ja wollen; sein Ja, wo die Anderen e», Nein ver langen; der nicbt den Göttern und Götzen der Zeit Weihrauch streut. Märrqrergeist ist schweigsamer Geist, Geist der heldenhaften Tat, nicht der vielen Worte, er redet nicht viel, aber handelt tapfer, lebt ein Tatchristentum und ein Opferleben: „Wir reden nicht großmächtig, aber wir leben groß", sagte St. Eypria» in jenen Tagen. Märtyrergei st ist fröhlicher Gcjsi, der auch durch Tränen hindurch noch lächeln kann, und leuchtenden Auges der untergehenden Sonne nachschaut, weil er weiß,'daß sie morgen srüh im Osten neu ausgeht. Mehr Geist wahrer Gemeinschaft. Bruderliebe, selbstloser Hingabe. Nie hat man diese heheren Worte soviel auf die Zunge genommen, und nie waren sie in der Tat weniger vor handen als beute. Selbstsucht, Geld, Mommongeist regieren die Wrlt. Selbstlose, dienende, helfende. Liebe sind auS ihr auSge- ..zog-n, wie bre Engel Jehovas aus d?m Tcmvc! zu Jerusalem: „Lasset uns von hinnen ziehen". Mag man noch so viel von der „Gemwnlcbaft" reden, so Wrurgr üben sie, .dienen den Brüdern in Liebe" (Gal. 5,13) „tragen der cine dxs Ändern Lasten" ,GaI. 0 2!. Wie haben die Christen der Urgemeinde gerade durch ihr-: Liebe die Heiden in Erstaunen gesetzt, »nd durch ,hr Beispiel „die Welt überwunden. Die M-tthm glaub,n heute an nichts mehr, als an die Taten der Güte, deS Wohlwollens, der stillen Selbstlosigkeit, die den Geist der Fnßwaschunq Jesu Christi offen bart. Gold und Silber habe »cb nicht, was ich aber habe, daS gebe ich Dir: im Namen Jesu Christi stehe ans und wandle. Wer sich selber gab, hat daS Größte gegeben, was er geben konnte: Eine größere Liebe hat Niemand. lJoh. 15,18.) MehrStarkmut, Großmut, Mut. weil Demut vor Gott und Großmut im Harre» und Hoffen auf die Stunde GotteS und ibre Erlösung. So oft Gottes Hand wie ein Mene-Tekcl. Pharck- Weltgeschichte an die Wände der Menschheit schreibt, dauert e? länger als nur bon heute auf morgen, bis alles sich er füllt hat. „GotteS Mühlen mahlen langsam". Gottes Turm uhren gehen langsam. Gott hat Zeit Er kann warten. Seine Zeit ist die Ewigkeit. Seine Maßstäbc sind Jahrhunderte und Jahrtausende. „Vor ihm sind 1069 Jahre wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre". sPs. 89.4). „Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit". „AlleS wechselt und wandelt wie ein Gewand, du aber bleibst immer derselbe und deine Jahre nehmen nicht ab". jHabr. 1.14 f). Darum heißt Geduld daS aroße GolteSgebot diej>W Diiilde» z?it. Sie läuft nicht gar so rasch voran, wie wir eS uns im Zeitalter des elektrischen Stromes wünschen. „In eurer Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen" <Luk. 21,19). „Ihr sollet Frucht bringen in Geduld" (Luk. 8.15). „Im Harren und Hoffen liegt eure Stärke" (Isai. 30,15). Wenn alles verloren zu sein scheint, dann ist die Stunde der Hochherzigen Seelen gekommen. Die alte Kirche wemte nicht, sie betete und hoffte, schrieb einst Pater Laeordaire. So müssen auch wir, anstatt zu weinen, zu klagen, mnd zu jammern, „beten nnd boffen", an die Zukunft glauben, nnd eben dadurch sie erobern, daß wir nicht den Mut sinken lassen und das Vertrauen nicht verlieren. Die Zukunft erobert nur. wer niit der Zukunft im Bunde steht, d. h. w?r im Bunde steht mit dem allmächtigrii Gott. Solche Seelen reißen die Zukunft au sich. „Denen, die Gott lieben, gereichen alle Dinge zum Besten" (Röm. 8,28), auch die barten: und schwere», ja gerade diese erst recht. Nur wo Gräber sind» gibt es auch Auferstehungen. Wir glauben an einen Karfreitag, aus dem ein Ostertaq erwächst, an Katakomben, ans deren Tiefen ei>ng ganze Christenschar zur Höhe cmporsteigt; wir hoffen auf den Hellen Tag, der aus der dunklen Nacht geboren wird; wir schauen auS auf viele Morgenröten, die über diese Welt noch nicht geleuchtet baben' den» wir glauben an Gott innd an ein -ewiges Leben.