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Nummer 202 — 24. Jahrgang «mal wöch. Bezugspreis: für Septbr. 8.— einsch^ Bestellgeld, Anzeigenpreis«:Die Igesp. Petittzeile 89^. Stellengesuchs Ai L. Di« Petitteklaenezeile, 8S Milli meter breit, 1 ^l. Offertengebühre» für Selbstabholer Lü bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzol-Nr. 10 L. Sonntags-Nr. 1» Geschüstlicher Teil: IosesJ oh mann.Dresden. SöcklWe Mittwoch, 2. September 1925 s tung grnu. Anzeige» üb«mehme« wir keine Gerant- »petung. Underlangt eiugesanbt, «ud mit Rückporto nicht bersten» Manuskript» «erben nicht «ulbewahrt, Sprechstunde der Redaktion S bi» « Ubr nachmittag», "'eiten Loses «lb»rt. Drerde«. Ivefchitftsftell», Druck und «Verlag, Saxonia- Buchdrucker«! GmbH., DreSdcil-A. 18. Holbetnslrobe 18 genirn! 32722. Postscheckkonto Dresden 11797. Bnnlkonlo Baffen«« L Arltzsche, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsische» «volkSzettuna Dresden-Allst. IS. Holbeiustrabe 18. sterurm 32722 imd 33338. Der Religionsunterricht in der Tschechoslowakei (Von unserem besonderen Korrespondenten) Prag, Ende August 1925. Im Juli 1922 wurde das sogenannt« „Kleine Schul, ge setz" vom Parlamente geschaffen. Der Zweck war eiwe Re gelung des Unterrichts an Bocks- und Bürgerschulen. Das Ge setzt trat sofort in Kraft, wurde während der letzten drei Jahre als Hauptrichtlinie in den technischen und moralischen Fragen der Unterrichtserteilung stets in den Vordergrund gestellt und hotte doch — ein Gesetzesphänomen — drei Jahre auf die Durch führungsverordnung zu warten. Bon mancher Seit« wurde sei nerzeit das „Kleine Schulgesetz" äls Erfolg der Katholiken be zeichnet, in Wirklichkeit hat es dem Religionsunterricht grösste Beeinträchtigung gebracht, weil jede Schulbehörde infolge der fehlenden Durchführungsverordnung sich berufen glaubte, das Ge setz nach eigenem Gutdünken auslegen zu dürfen Infolge des fortwährenden Drängens seitens der deutschen Katholiken ist jetzt endlich, in der Sammlung der Gesetze und Verordnungen vom 16. April 1928, die aus politischen Gründen verzögerte Durch führungsverordnung zum „Kleinen Schulgesetz" erschie nen. Aus der einen Seite gibt sie der Auslegung des Gesetzes einen ziemlich feisten Weg. So wird der Religionsunterricht ge setzlich mtt zwei Stunden wöchentlich festgesetzt und zwar sowohl in den Klassen als auch in den Abteilungen. Ferner wird bei Zusammenziehung von Schucklassen zu Schulabteilungen nicht mehr die Zahl 69 zur Grundlage genommen, sondern eine Abtei lung darf „in der Regel" <!) nicht mehr als 10 Kinder zählen. Aus der anderen Sette enthält jedoch die Durchführungsverordnung Bestimmungen, mit denen die Katholiken keineswegs einverstan den sein können. Dieser Teil der Durchführungsverordnung wird zweifellos bei allen Katholiken auch außerhalb der Tschecho slowakei Aussehen erregen. So besagt zum Beispiel Paragraph 8, daß die staatliche Aufsicht über den Religionsunterricht die Schulin spektoven besorgen. Die Aufsicht erstreckt sich hauptsächlich daraus, ob der Religionslehrer sich an die Gesetze und Verordnungen hält. Dies ist eine unerhörte Sonderbestimmung gegen die Religion als ob- l-igativen Pslichtlehrgegenstand wie auch gegen die Religionsleh rer. Paragraph 8 sagt: Dle AnMldung aus Befreiung vom Re ligionsunterrichte ist von den hierzu Berechtigten zu Beginn des Schuljahres zu überreichen. Der gesamten Lehrerschaft ist es im Dienste verboten, auf die Eltern für oder gegen den Religions unterricht oder religiöse Hebungen Einfluß zu nehmen. (An einer Stelle wird der Religionsunterricht zu den Pflichtgegenständen gezählt, dann heißt es wieder, daß das Kind durch ein Gesuch ohne weiteres von ihm befreit werden könne, trotzdem eine Be freiung bei einem anderen Pflichtgegonstand ausgeschlossen ist.) Der Paragraph 9 enthält die viekenorts undurchführbare Bestimmung, daß die zwei wöchentlichen Religivnsstunden aus die erste oder letzte Stunde eines SchUihaMagcs äu verlegen seien, auch bei A-bteilungsunterricht: ganz ausnahmsiveise können aber, wenn es mit Eckstundeir nicht gehe, „einige Religio-nsstunden auch an freien Halbtagen angeseht werden." Also eine Bestra fung religiöser Eltern und Kinder durch Entziehung der Erho lungszett? Und die letzte „Eckstunde" bei den schon ermüdeten Schülern, und die erste an solchen Orten, wo der Seelsorgegeist liche doch vorher erst den Gemeindegottesdienst und manche dringliche Amtsgeschäste zu erledigen hat! Da die Durchführungsverordnung nicht nur nicht den be- rechbi-Aen Forderungen religiöser Eltern und der Gewissensfrei heit entspricht, sondern, was den Religionsunterricht anbelangt, einige sehr verletzende Bestimmungen enthält, werden Proteste und das Verlangen nach Abänderung aus der Tagesordnung blei ben. Bemerkensivert ist eine letzter Tage in der Bischossstadt Leitmeritz abgehaltene massenhaft besuchte Elternver sammlung, die erfreulicherweise gemeinsam von den Katho liken, Protestanten und Juden veranstaltet worden war. Die breiteste Oeffentlichkeit konnte an diesem Tage erkennen, daß, wenn auch die Katholiken bisher fast allein den großen öffent lichen Kampf geführt haben, auch die übrigen Konfessionen durch die atheistische Richtung ln der hier geübten Schul-gesetzgebuug schwer getroffen werden, ja so gefährdet sind, daß sie es nun auch für notwendig gefunden haben, ihren Standpunkt der Oefsent- l-ichkeit darzulegen. In einer einstimmig angenommenen Ent schließung wurde gegen die Drosselung des Religionsunterrichtes Stellung genommen und in tiefster Ueberzeugung von dem Wert einer guten religiösen Erziehung unter anderem gefordert: „Der Religionsunterricht ist immer im Einvernehmen mit dem Neli- gionslvhrer anzusehen und darf nie auf schulfreie Halb- oder Ganztage verlegt werden. Die Teilnahme an den reli giösen Ueb ungen, soweit sie für Angehörige der verschie denen Bekenntnisse eben vom Standpunkte ihres Bekenntnisses au» Pflichtgemäß sind, muß ungehindert und ohne jegliche Er schwerung möglich sein. Kein Unterrichtsgegenstand darf in Ge gensatz zum Religionsunterricht gekracht werden,- Im ganzen Schülbetriek ist vielmehr alles zu meiden, wodurch das religiöse Gefühl der Schüler verletzt wirb. Den Mittelschulreformentivurs löhnt die Elternversammlung, abgesehen von anderem, haupt sächlich deshalb ab, weil nach demselben der Religionsunterricht gänzlich ausgeschieden erscheint. Die Versammlung fordert viel- M Meilen WIWes Neuyork, 1. September. Um Mitternacht hat der Streik »n nordamerikanischen Steinkohlenbergbau eingesetzt. Der Streik wird sämtliche Steinkohlenbergwerke der Vereinigten Staaten in Mitleidenschaft ziehen. 185 000 Bergleute wer den in den Streik treten. Präsident Cooltdge erließ eine Erklärung der Bundesregierung, wonach die Negierung nicht beabsichtigt, in dem Streik zu intervenieren, es sei denn, daß die Streiklage lebensgefährliche Formen annimint. Neuyork, 1. September. Der Kchlenarbeiterstreik begann ohne jeden Zwischenfall. Er hat sich auf alle Steinkohlenzechen ausgedehnt, jedoch nicht aus die Braunkohlenbetriebe. Die Berg- werkskesitzer erklären, daß Amerika bis zum Januar ausreichend mit Kohle versorgt sei, so daß der Streik sich nicht auf andere Industrien auswirken werde. In Fachkreisen der Industrie wird jedoch angenommen, daß die Vorräte nur bis November ausreichen werden. Philadelphia, 1. September. Der Bergarbeiterstreik, der ge stern um Mitternacht ausbrach, bewisst in Pennsylvanien 828 Schächte und 272 Bergbaununternehmungen, die 138 verschiede nen Gesellschaften und 10 Grafschaften des Staates Pennsytvanien gehören. 188 000 Bergarbeiter sind daran beteiligt. Die Ar beitseinstellung vollzog sich ohne Ruhestörungen. Man rechnet auch damit, daß solche weiterhin unterbleiben, da die Gruben- arbe-iterge-werkschast auf das Ansstellen von Streikposten verzich tet hat. Nachdem die Stillegung eine vollständige geworden ist, forderte Swampscott Hammond, der Obmann der Bundcs- kohlenkommission, einen Schritt des Präsidenten Cootdtge, um die Zustimmung des Kongresses zu dem von der Kommission empfohlenen Verfahren zu erlangen, wonach die Negierung di« Regelung der Verhältnisse in der Grubenindustrie übernehmen soll. Lohnerhöhung im lothringischen Bergbau Paris, 1. September. Nach einer Meldung aus Metz sind im Verlause einer Besprechung, die gestern nachmittag zwischen der Direktion der Bergwerke und Vertretern der Bergarbeiter von Fvrbach stattgefunden hat, von der Direktion eine Erhöhung der Löhne um 5 Prozent ab 1. September bewilligt worden. ISüvv Tabakarbeiler in Sachsen ausgesyerrl Die Lage im Baugewerbe und in ver Textilindustrie. Dresden, 1. September. Nachdem an verschiedenen Orten der Bezirl'Sgruppe Sachsen des ReichSverbandcs deut scher Zigarrenhersteller die Arbeiter in de» Ausstnnd ge treten waren, ist gestern von dem Reichsvcrband sämtlichen Belegschaften der genannten Rezirksgruppe die Kündigung zum 12. September zugestellt worden. Von dieser Maß nahme werden etwa 15 000 Arbeiter betroffen. Chemnitz 1. September. Obwohl gestern im Baugewerbe des ganze» Reiches die Arbeit wieder ausgenommen'werden sollte, ist dies in Chemnitz nnr zum Teil geschehen. Die sogenannte Richtung „Hain-Straße", die am Platze oen kommunistischen T-il der Arbeiterschaft ver-ri t und die als eine der ersten in den Streik eingetreten ist, hat sich dem Be schluß der Organisation nicht gefügt, ihre Angehörigen haben im Gegenteil gestern beschlossen, die Wiederaufnahme der Arbeit aus verschiedene» Bauie» in der Stadt zu verhindern. Berlin, 1. September. Die Arbeitgeber haben de» Schiedsspruch im Lvhnstreik in der west- und mittel- jäch fischen Textilindustrie angenommen und die Vecbindlicht'eirscikiärung beantragt. Die Arbeitnehmer h'ben den Schiedsspruch abgelehnt. Neber die Frage der Vervind- lichkeitserkiürung wird heute im Neichsarbeiisiniiiisterinin verhandelt werden. «AM Der kompferslillte Orient Ter Mil m NW Konstantinopel, 1. September. An der Grenze von Mossul ist der Angriff von irregulären Truppen und bcwasfneten Ban den, -die in türkisches Gebiet cindrange», abgeschlagen worden. Die Angreifer wurden mit schweren Verlusten zurllckgejchlagen. Der Finanzminister ordnete die Schließung -der Konstantinopler Börse auf die Dauer von einer Woche an, da die Ereignisse an der Grenze von Mossul von der Spekulation auf Grund über triebener Gerüchte ausgenutzt wurden. Genf, 1. September. Der türkische Außenminister legte Pressevertretern gegenüber die Stellung der türkischen Delega tion zur Mossulfrage klar. Er wandte sich entschieden dagegen, daß diese Frage lediglich eine finanzielle Frage oder eine Pelro- leumfrage sei. Ihre Regelung würde den nahen Orient beruhi gen, den Bestand der Türkei si.chern und damit die Beziehungen der Türkei und Europa in entscheidender Weise fördern. Die türkische Negierung werde der legitimen Ausbeutung der Petro leumfelder jede Erleichterung gewähren. Die Frage, ob in letz ter Zeit irgendeine Borständigung zwischen England und der Tür kei zustandegekommen sei, wurde von dem Außenminister ver neint. Schließlich betonte der Minister noch die Völker bund s s r e u nd l i ch k e i t der Türkei, deren etwaigen Eintritt in den Völkerbund er in keiner Welse von dem Eintritt irgendeines anderen Staates in den Völkerbund abhängig machen werde. Paris, 1. September. Die öffentliche Meinung lreunrnhigt sich immer mehr über den Mangel ausführlicher Erklärungen über die Lage in Syrie n und bezeichnet die offiziellen Demen tis der verschiedenen, von englischer und amerikanischer Seite verbreiteten ernsten Nachrichten als vage und ungenügend. Der „Temps" vergleicht die gegenwärtige Lage in Syrien mit der in Marokko zu Beglnp der Feindseligkeiten und verlangt eine ge naue, ins einzelne gehende Darstellung sowohl der militärischen Operationen und der eingeleiteien Verhandlungen. Die Negie- ruilg müsse endlich non General Sarrail genau informiert wer- de», um ihrerseits die Oessentlichkeit über die beunruhigendes- Vorgänge in Syrien unierrichien zu können. London, 1. September. Die „Times" meldet aus Jerusa lem, daß offiziellen Berichten zufolge die Loge im Drusengediete unverändert ist. Verstärkungen in Höhe von 1800 Monn sind abgegangen, weitere 1000 Mann werden erwartet. Da auch Panzerwagen und Tanks angefordert werden, ist anzunehme», daß mit einer Ausbreitung der Unruhen gerechnet wird. Ein Franzose, der für die Drusen in Palästina Massen auskausle, ist verhaftet worden. Nach zuverlässigen Meldungen sind jetzt noch zwei französische Kompagnien in GcfangensäMst der Drusen, nach dem 100 Mann gegen 8 Druscnsührer ausgetauscht worden sind. Eine Verzögerung der Offensive gegen die Drusen sei für diese vorteilhaft, da die heiße Jahreszeit bald zu Ende gehe. Während der dann folgenden Regenzeit seien militärische Operationen nicht durchzusiihren. Paris, 1. September. Wie dem „Journal" aus Algeriers gemeldet wird, wurde nach Ankunst Primo de Rioevas in Aige- ciras ein Kriegsrat abgehalten, dem die Befehlshaber der ver schiedenen spanischen Kampfzonen sowie die Befehlshaber der spanischen und zwei Vertreter -der französischen Marinestreit- krüfie beiwohnten. Nach einstündigcr Beratung wurde der Presse mitgeteilt, man Hab« sich vollständig «ns einen endgültigen Ope rationsplan geeinigt. Das Direktorium werde nur die unum gänglich notwendigen militärischen Operationen durchführen lassen. General Primo de Rivera i>ai sich dann an Bord des Kreuzers „Estremadura" nach Ce-uta begeben. Das französische Kriegsschiff „Paris" wird sich bei Algesiras mit der spanisch-französischen Flotte vereinigen. Man nimmi an, daß die vereinten Flotten bei Alhucemas einen Fiottcn- angriff unternehmen werden. Japan und die chinesische Nuionomie London, 1. September. Der Korrespondent des „Daily Telegraph" erfährt aus guier Quelle, daß die Haltung Iapa n s hinsichtlich der Autonomicvorschlä-ge Chinas absolut negotiv sei. Bevor Japan als einer der Hauptgläubiger Chinas seinen Handel zugunsten Chinas ändere, müsse es die Garantie haben, daß China bereit sei. das Kapital und die Zinsen der außen stehenden Anleihen zurückzuzahlcn. mehr auf das bestimmteste die Beibehaltung bez-w. Wiederein führung des wöchentlich zweistündigen obligatorische» R e . -ligiansünterrichtes in allen Klassen der Mit- telschule". Kürzlich beschloß der Reichoschulausschuß der deutsch:» Ka tholiken in der tschechoslowakischen Republik, in einer eigenen Denkschrift -das Bedenkliche in der Durchführungsverord nung 'hervorzuheben. Er evivartet, daß soivohl die christlich-deut schen Parlamentarier als auch all« christlich-deutsche» Organiso» tionen ihre Tätigkeit auf eine entsprechende Oievision der Durch führungsverordnung einstellen werden. Eine Ae-nderung der Durchführungsverordnung ist in näch ster Zeit allerdings nicht zu erwarten, zumal die tschechische (ka tholische) Bolkspartei aus nationalen Gründen (!) mit der Ver ordnung einverstanden ist. Für die deutschen Katholiken gibt «s nur ein Endziel i-m Schulkampse: Fü r katholische Kinder katholische Schulen, katholische Lehrer und Lehrbücher!