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Viertes Blatt Sächsische Lolkszeituag vom 31. Oktober 1SV8 Nr. 251 ILI. Generalversammlung des Katholischen Frauenbundes. 6po. Münster, den 28. Oktober 1908. Am Mittwochmorgeil fand die letzte Veranstaltung der diesjährigen Generalversammlung statt. Gegen 9 Uhr begann die siebente öffentliche Versammlung. Auf die telegraphisch an den Kaiser und die Kaiserin über- mittelten Ausdrücke der Ergebenheit sind von diesen Dank- telegramme eingelaufen. Sodann erhält das Wort Gräfin M o n t g e l a s - München zu dem Thema: „Die Frau in den Kolonie n." Die Rednerin führte etwa folgen des aus: Unter den neueren Aufgaben, die dem deutschen Volke in den letzten Jahrzehnten erwachsen sind, nimmt die Kolonisation eine hervorragende Stellung ein. Diese kul turelle Aufgabe ist mit ernsten Pflichten für das kolonisie rende Volk verbunden. Als Ergänzung des Mannes gehört die Frau in die Kolonie. Der Mann braucht die Gefährtin, um mit ihr vereint die Familie zu begründen. Unterstaats, sekretär von Lindequist und Staatssekretär Dernburg haben auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, unsere Kolonien mit Weißen Frauen zu besiedeln und deutsche Heimstätten zu gründen. Wenn die deutschen Frauen nicht in die Ko lonien gehen, entsteht eine Rassenmischung, die sich bisher immer als verderblich für die Entwickelung der Kolonien er- wiesen hat. Von der Frau hängt es ab, ob die Kolonie den Stempel der Heimat tragen, ob auf ihrem Boden wahre Zi vilisation zur Entfaltung gelangt. Wenn im kolonialen Leben schwere Stunden hereinbrechen, dann muß die Frau am Platze sein, um Mut und Vertrauen einzuflößen und Wunden zu heilen. Durch soziales Wirken wird die weiße Frau der schwarzen nahe kommen. Die weiße Frau ist die Beschützerin der schwarzen und hat dem Manne zu lehren, auch in dieser das Weib zu achten. Auch Hüterin der Reli gion hat sie zu sein, da, wo notgedrungen die wirtschaft lichen Fragen in den Vordergrund treten. Im gesamten deutschen Kolonialbesitze ist das Zahlenverhältnis der weib lichen zur männlichen Bevölkerung ein ungenügendes. Die Frauenorganisation muß die Bahn frei machen für Frauen- arbeit in den Schutzgebieten. Die Frauenfrage in den Kolonien ist von einem anderen Gesichtspunkte aus zu be trachten als im Mutterlandc, denn in diesem herrscht Ueber- fluß an Frauen. Es gibt auch noch in den Ansiedelungs kolonien primitive Verhältnisse. Durch die Bildung de-5 deutsch-kolonialen Frauenbundes sucht man der Frau die Wege zu ebnen, in Witzenhausen ist zu demselben Zwecke eine koloniale Frauenschule gegründet. Auch hat sich be- reits ein deutscher Frauenverein zur Krankenpflege konsti tuiert. Das ist zu begrüßen, denn Kolonialpflege ist neben der Lehrtätigkeit der Hauptwirkungskreis der gebildeten Frau. Ich möchte an den katholischen Frauenbund den Appell richten, sich der Frauenfrage auch in den Kolonien anzunehmen, er wird sich dann ein Verdienst um unser Vaterland erwerben. (Lebhafter Beifall.) Als letztere Red nerin spricht Freiin von Carnap- Köln über den „ Iu- g e n d b u n d ". Unsere Frauenbewegung muß die Jugend gewinnen, um ihnen ihre Ideale zu zeigen. Wir brauchen die Jugend, weil sie begeisterungsfähiger ist, als die reifere Frau, und sich der Verwirklichung unserer Ideale mit grö ßerer Tatkraft annimmt und der Frau zu ihren Rechten verhilft. Die katholischen Mädchen sollen in großer Zahl für den Jugendbnnd gewonnen werden, in ihm sollen sie zu tüchtigen katholischen Frauenrechtlerinnen erzogen werden, und dem katholischen Frauenbünde stetig frische und gut ge schulte Kräfte zugeführt werden. Der Jugendbund soll also nichts weniger als eine Vorschule für den katholischen Frauenbund sein. Will die katholische Frau auf sozialem Gebiete mit Erfolg tätig sein, dann mutz sie über alle so zialen Fragen und Verhältnisse aufs beste unterrichtet sein. Und diese Kenntnisse will der Jugendbund unseren jungen Mädchen übermitteln. Nicht Emanzipation soll unserer weiblichen Jugend vom Frauenbünde vermittelt werden, VirUietie 8r§xarnk m der Man Verl «ge ausdrücklich sie ist und bleibt die beste! nein, wir wollen ihren Charakter vertiefen, sie zu einer wahren Frau erziehen. (Lebhafter Beifall.) Im Anschlüsse an den Vortrag wurde sofort ein Jugendbund in Münster ins Leben gerufen: eine große Anzahl junger Mädchen mel dete sich sofort zum Beitritt. Als Ort für die nächste Generalversammlung wird Düsseldorf bestimmt. Damit hat die diesjährige General versammlung des katholischen Frauenbundes ihr Sude erreicht. Katholisches Arbeitersekretariat Dresden - Löbla», Wernerftr«he 11. Unentgeltliche Auskunft und Arbeitsn rchwei- Sprechstundeu von 11 — 1 Uhr und von 8—7^, Uhr. Katholischer Frauenbund, Dresden jeden Mittwoch (außer an Felertazeu) nachm. v>m 4 bis 8 Uh> Sprechstunde i« allen Angelegenheiten des »Frauenbundes in der Geschäftsstelle Käufferstroße 4, l. Verein kathol. erwerbstätiger Frauen und Mädchen, Dresden Sekretariat: Anionstraße 7, pt. — Telephon 818«. Auskunft zu jeder Zeit über alle einschlägigen Fragen Kostenloser Arbeitsnachweis. Leipziger Volksbureau Sssentliche gemeinnützige Auskunft-stelle Vvimmaischer Sterrrwes 18, II. Wochentags von V bis Uhr und von >/,8 bi« r/,8 Uh:. erzielt jede Hausfrau mit k'rodefläsoiiokkn Xd l>t. deshalb sparsam verwenden! ,,^äE6>s Kurs, spsessms xüctis." Unsere verehrlichen Leser werden gebeten, ihre Einkäufe möglichst nur bei den in unserer Zeitung inserierenden Firmen zu machen und sich dabei ausdrücklich ans unser Blatt zu beziehen. - 116 — Verbringen, wo die Liebe Ihrer harrt, aber vielleicht weder Glanz noch Ueber- flutz — so tragen Sie an dem Empfangstage dasselbe dunkle Kleid, in dem ich Eie heute sehe. Dann führe ich Sie heim als die süße Herrin meines Hauses und Herzens. — Ist Ihnen aber der berauschende Wein der Schmei chelei zum Bedürfnis geworden, fühlen Sie, daß Ihre eigentliche Sphäre da ist, wo Ehre und Reichtum Sie umgibt, so kleiden Sie sich in köstlichen Samt und schmücken Sie sich mit Perlen und Diamanten. Sie sind würdig, in sol- Glanze zu prangen, ich aber würde es als Zeichen nehmen, daß ich kein Recht hatte, Sie dieses Schmuckes zu berauben. — Wir entgehen auf solche Weise jeder peinlichen Auseinandersetzung. Mir sagt der erste Blick, welche Zukunft meiner wartet, und Sie trifft kein Vorwurf, wenn die Entscheidung zu meinem Ungunsten ausfällt, denn ich würde auf der Stelle das Haus i-erlassen." — Sie hatte in schweigendem Kampfe dagestanden, ohne die Augen zu er heben-, als sie sah, daß er jetzt im Begriffe war, zu gehen, reichte sie ihm di« Hand. „Eins haben Sie mir noch nicht erklärt," sagte sie. „Was soll mit dem Gelde geschehen, wenn ich es aufgebe?" „Herr Degraw würde es zurückerhalten, um cs einer jungen Schullehre rin zu geben, welche hoffentlich keinen eifersüchtigen Verehrer besitzt, der ihr verbietet, es anzunehmen." „Auch eine Jenny Rogers?" „Ja. — und ein sehr hochherziges Mädchen." „Das ist alles, was ich zu wissen wünsche; ich halte Sie nun nicht länger." Wie anders hätte sich alles gestalten können! Wäre er weniger begehr- liöst gewesen, hätte er sich nicht mit eifersüchtigen Gefühlen gepeinigt, an nichts gedacht als an ihr holdes Selbst — sie läge jetzt in wonnigem Entzücken an leiner Brust, statt ihm kalt gegenüber zu stehen. Ihm war, als erhöbe sich eine Eisesschranke zwischen ihnen, als ginge er einer lebenslangen Trennung entgegen, einem vereinsamten Dasein. Es hatte in diesem Augenblicke wahr- lich nicht den Anschein, als werde sie um seiner Liebe willen alles aufgeben wollen. — An seiner völligen Hingebung sollte sie jedoch nicht zweifeln dürfen. Von den heftigsten Gefühlen übermannt, sank er vor ihr nieder und hob flehend die Hände empor. ...Ich liebe Sie, o ich liebe Sie unermeßlich!" rief er mit leidcnschaft- lichem Ungestüm. Im nächsten Augenblicke war er fort und sie sank halb bewußtlos auf ihren Stuhl zurück. 32. Neue Furcht. Als Degraw aus dem Hause eilte, lief er in blinder Hast mir einer Frau zusammen, welche durch die Vorhalle kam. Beschämt über seine Un- höflichkeit blickte er auf und murmelte eine Entschuldigung. Die Frau aber ging, ohne ihn weiter zu beachten, die Treppe hinauf. „Wahrhaftig, es ist die Portugiesin!" rief er; „ich irre mich nicht, es ist die verkleidete Portugiesin. Tiefer Gang, diese gewölbten Schultern — ich kann mich nicht täuschen!" — — 113 - „Hätte ich sic nur zu meiner Frau machen können, ehe sie jenen Degraw zu Gesicht bekam!" rief er. Byrd beobachtete ihn mit wachsender Teilnahme. Er hatte den Same« öcs Mißtrauens in seine Brust gestreut und sah nun, wie er aufging. Was wird derselbe für Frmyce tragen? — 31. Unerwartete Bedingungen. Am nächsten Morgen las Hamilton Degraw folgende Worte in den Spalten eines der ersten Newyorker Tageblätter: „Fräulein Rogers ist aus Newport zurückgekehrt (heutzutage gibt eS i« Ncuyork nur e i n Fräulein Rogers) und empfängt jetzt ihre Gäste in ihrem eigenen Hause in der Fünften Avenue." Das war eine Freudennachricht: denn die für die Trennung festgesetzte» drei Monate waren vorüber und durch ihre Rückkehr nach der Stadt gab sie wenigstens zu erkennen, daß sie das Wiedersehen nicht scheute. Im ersten Entzücken zog der Künstler den Vorhang von seinem Gemälde und weidete sich nach Herzenslust an ihren lieblichen Zügen. Das erhöhte jedoch nur seine Un geduld, sie selber zu sehen; er verhüllte es wieder und wollte sich an die Arbeit setzen, aber bald legte er Pinsel und Palette nieder, griff nach seinem Hute und eilte aitt die Straße. Er schlug die Richtung nach ihren! Hause ein. Das war für ihn kein neuer Weg: oftmals war er daran vorbeigcgangen während der langen Wartezeit. Ten ganzen Sommer über hatte es leer gestanden; cs war nur ein einfaches Wohnhaus, das sie gemietet hatte, aber er empfand eine förm liche Anhänglichkeit dafür und kannte jeden Stein der Außenseite so gut, als wäre es sein eigenes. Jetzt hatte dieser bisher so tote Vau eine Seele bekommen; das empfand er nicht ohne Scheu, als er in die Nähe gelangte. An der Ecke kehrte er jedoch wieder um, er wollte nur das Pflaster sehen, das ihr Fuß erst kürzlich be treten hatte; nun war er beruhigt und konnte geduldiger bis zu der Stunde warten, da er sich schicklichcrweise bei ihr melden lassen durfte. Er wählte den Nachmittag, erstens, weil er es nicht bis zum Abend auS- halten konnte, und zweitens, weil er hoffte, alsdann keine anderen Verehrer dort zu finden, deren Gegenwart ihm bei seiner jetzigen Stimmung unerträg lich gewesen wäre. Um fünf Uhr stand er vor ihrer Tür, sah aber zu seinem Verdruß, daß noch zwei andere Wagen außer dem seinigen am Eingänge Vor fahren: zwei Damen und ein Herr warteten mit ihm zugleich auf Einlaß. Als er der öffnenden Dienerin seine Karte reichte, glaubte er ihr zwar am Gesichte anzusehen, daß sein Besuch nicht unwillkommen sein werde, doch führte sie ihm nach demselben Empfangszimmer, wo die Damen bereits ein- getreten waren. Der Herr hatte nur ein Billett abgegeben nebst einem Blu menstrauß, den Degraw mit feindseligen Blicken betrachtete. Es überraschte den Künstler, das Zimmer so einfach und schmucklos zu finden. Es war ihm als selbstverständlich erschienen, daß er die reiche Erbin in einer prächtigen Umgebung Wiedersehen werde, aber die Wände waren fast kahl und die ganze Einrichtung weder erlesen noch kostbar. Hatte sie keinen Sinn für eine prunkvolle Ausstattung oder widersprach es etwa ihrem Gefühl, ihren neuen Reichtum in auffallender Weise zu entfalten? Vielleicht legte sie desto mehr Wert auf die Kleidung. „Um Millionen.'