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N«««er 4L 1» Februar I»r« Sächsische Dolkszeitung SozialpoMK in U S A. Pro.essor Briefs über amerikanische Sozia'polilik — Ei« Dorlrag m -er Kochschule für Politik in Berlin Eine soziale Tagung -es lisch. Akademiker-Derban-es Zur Auswirkung «unserer bisherigen soziologischen Tagungen von Essen, Aachen und Duisburg findet vom 2. bis 4 Marz 1929 im Mittelpunkt des Rheinisch-Westfälischen Industriegebietes, in Eelsenkirchen eine industriepädagogiiche Tagung statt. Die „Industriepädagogik" — ein neuer Teil des groben Gebietes der Gefellschastslehre und Erziehungswissenschaft — will das Ver antwortungsgefühl für die gemeinsame» volklichen Lebens forderungen in der heutigen arbeitenden Gesellschaft wecken. Sie möchte einerseits Mittel und Wege finden, die Industriesamilie auf dem Boden des Schlotenlandes mehr heimisch zu machen, sie möchte anderseits aus einer vertieften Arbeits- und Berufsauf fassung. die sich des wahren Wertes aber auch der Grenzen des Sozialpolitischen und Organisatorischen voll bewußt ist. die soli darischen Beziehungen im Arbeitsleben pflegen, Mitverant wortung aus beiden Seiten wecken und so den „Arbeitsraum" des modernen Industriearbeiters wieder zu einem „Lebenrraum" werden lassen. Es gilt nunmehr, auf einer Tagung aus unserer katholischen Haltung heraus den Anteil des katholischen Akademikers an dieser Volkserziehuug im Industrieleben zu begründen und Wege zur Praxis zu weisen. Das Programm sieht im Anschluß an den Rahmen der Duis burger Tagung des vorigen Jahres vor: I. Beratungen in Arbeitsgemeinschaften: Samstag, den 2. Mürz, 15)4 Uhr: Verhandlungen zwischen Akademikern aller Berufe, der Lehrerschaft und Ver tretern der Industrie (Uuternehmer. Direktoren, Ingenieure, Syndici usw.) Thema: „Der katholische Akademiker vor den Aufgaben der Industriepädagogik", l. „Christus in der moder nen Großstadt", 2. „Die Frage der Eignung und Erziehung des katholischen Akademikers zu einem volksverbindeuden Wirken". Samstag. 20 Uhr: Verhandlungen zwischen Aka demikern, Industriellen und Vertretern der Kaufleute, des Hand werks und der Arbeiterschaft. Thema: „Wie schassen wir ge meinsame Beziehungen und rechtes Mitverantwortungsgesühl im modernen Wirtschaftsleben?" Es handelt sich hier besonders um die natürliche, eigene Bedeutung der Industrie an der Volkserziehuug innerhalb der Arbeitslebens. Sonntag, den 3. März, 16 1L Uhr: Fortsetzung der Beratungen von Samstag und in einer besonderen Arbeits gemeinschaft Beratungen 'wischen Akademikern, Lehrerschaft und Jugend. Thema: „Die Eigenart der Jndustriejugend und ihr« Behandlung". Montag, den 4. März. 10 Uhr: Verhandlungen im Nahmen des Samstag. Thema: „Industrieseelsorge". Es han delt sich hier besonders um den Anteil der Laienakademiker am Apostolate in der Pfarrgemeinde und um die Methoden des Seel sorgers, die Abscilsstchenden wieder zu gewinnen. II. Kirchliche Feier. Sonntag, den 3. März. 9 Uhr: feierliches Pontifikalamt des Diözcsaubischofs. Montag. 8 Uhr, gemeinschaftliche heilige Kommunioumcsse. NI. Oeffeutliche Versammlung. Sonntag, den 3. März: 16 Ubr: Versal »nlung für di" brelle Oeffentlichkeit mit Ansprache des hochwürdigsten Herrn Bischoss und des Verbands- präsideuten. Vorträge: „Kirche und Iudustrievolk". „Moderne Jndnstriefragen und katholische Moral . Es sind n. a. folgende Redner gebeten: Nniversitätsprofcssor Dr. Theodor Brauer. Direktor des Soziologischen Instituts der Universität Köln. Lehrer Göbel von der Zweigstelle des deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik in Münster i. W Generaldirektor Dr. ten Hompel, Münster i. W Prälat Dr. Kaller, Schneidemühl. Abgeordneter Joseph Ioos, M. Gladbach. Pfarrer Jakobs, Mülheim (Ruhr). Dr. Heinrich Kautz, Hamborn. Dr. h. c. Florian Klöckner, Löttring hausen 1. W. Dch Franz Schürholz vom Arbeitsausschuß für Be rufsausbildung in Berlin. Die Leitung der Arbeitsgemeinschaften liegt in den Händen von Professor Dr. Brauer, Köln, Studiendirektor Dr. Dirking, Herten. Generalsekretär Dr. Landmekier. Köln. — Kongresse in Danzig. — Vom 18 bis 26. Mai hält in Dan- Ug der Allgemeine Deutsck»« Sprachverein seine diesjährige Tcgung ab. Vom 22. bis 25. Mai folgt der Deutsche Verein kür Psychiatrie, während die Nordostdeutsche und Nordwest deutsche Gesellschaft für Chirurgie am 28. und 29. Juni dort tagen. Im ganzen wird Danzig in diesem Jahr gegen 36 Kon- tzressc beherbergen. Man ist bei uns zu unrecht geneigt, den Begriff der Sozial politik schlechthin mit dem deutschen System der Sozialpolitik gleichzufetzen und die Matzstäbe sozialpolitischer Beurteilung nur von hier zu beziehen, ohne die individuellen Entwicklungsbedin gungen in Rechnung zu stellen. Gerade die Sozialpolitik, wie sie sich in den Bereinigten Staaten in Ansätzen herausgebildet hat, steht unter besonderen Entwickluiigsbedingungen historisch politischer. -wirtschaftlicher und -sozialer Art. di« in diesem Zu sammenhang die höchste Beachtung verdienen. Professor Vrief», der reiche Erfahrungen aus seiner kürzlichen Amerika reise gesammelt hatte, machte über das Problem der amerikani schen Sozialpolitik in einem am vergangenen Donnerstag an der Hochschule für Politik gehaltenen Vortrag bemerkenswert« Aus führungen. Voraussetzung jeder Sozialpolitik ist die spezifisch« Klassen- lage der proletarischen Schichten, die bei uns von vornherein gegeben war, während in den Vereinigten Staaten im Gegen satz dazu «ine sozial« Frage im strengen Sinne nicht existierte. Amerika ist ein Land „im Aufbruch", die Verteilung der Güter ist keine definitive, Stände und Klassen sind zunächst nicht ver festigt. die soziale und wirtschaftliche Struktur ist wandlungs fähiger als bei uns. Sozialpolitik konnte sich nicht im selben Sinne in Amerika „einrichten" wie in Deutschland, wo die sozial wirtschaftliche Differenzierung geradezu providentiellen Charak ter zu haben scheint. So ist es kein Zufall, wenn gesetzliche Maß nahmen sozialpolitischen Charakters auf einen gewissen Wider stand nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch weiter Teile der Arbeitnehmerschaft stützen. Dazu kommt die eigenartig« Rechts lage. nach der die sozialpolitischen Gesetz« der Bundes- und der Einzelstaaten durch das Bundesgericht für „unkonstitutional" erklärt werden können, weil sie in die garantierte Freiheits sphäre des einzelnen eingreisen. Trotzdem ist ein gewisses Vor rücken sozialpolitischer Akte zu verzeichnen, zumal auch Amerika sich immer mehr vor ein proletarisches Problem im europäischen Sinne gestellt sieht. Bemerkenswert für große Teile der Union ist das staatliche System des Schutzes der Kinder- und Frauen arbeit, der Unfallversicherung und anderer, wobei augenblicklich das Problem der Altersversicherung besonders in den Vorder grund tritt. Mit der staatlichen Sozialpolitik konkurriert in viel höherem Matze als bei uns die korporative Sozialpolitik der Gewerkschaften, die sich vor allein aus das Gebiet der Lebens-, Kranken-, Unfall- und Arbeitslosenversicherungen erstreckt. In Vreden und Umgebung Sächsische Kra.tsahrlinienordnung Dresden, 18. Februar. Zur Ausführung des Kraftfahrlinieiigesetzes von 1925 und der Kraftfahrlinienverordnung von 1928 hat dir sächsische Negierung, einem uns aus Dresden zu- gehenden Bericht zufolge, bestimmt, daß oberste Landcsbchörde das Ministerium des Innern in Gemeinsckmst mit dem Finanzininisterium ist. Die Genehmigung zum Betrieb einer Kraftiahrlinie wird sowohl bei Linien innerhalb des Landes gebiets auch bei solchen, die das Gebiet mehrerer Länder be rühren, durch die oberste Landesbehörde erteilt. Im einzelnen werden sodann Bestimmungen über die Einreichung von An trägen u>sw. getroffen. Ist die Benutzung der Kraftfahrzeuge ähnlicher Richtung bewegen sich sozialpolitische Maßnahmen de» einzelnen Betriebe, die bestrebt sind, den Nutzen der sozialpoli« tisck-en Leistungen dem Betriebe unmittelbar zukommen zu lassen. Hier sehen wir, wie der Betrieb selbst zum Träger einer sozialen Betriebspolitik wird. Hinter diesem sogenannten „smericaa plan" verbirgt sich eine erslau»li»:e Aktivität amerikanischer Be triebspolitik, der ncan sckzon durch diesen Namen die national« Not« zu geben bemüht ist. Lehrstühle an Universitäten für da» Gebiet der industriellen Beziehungen, Forschungs- und Studien gesellschaften, Sozialingenieure und soziale Abteilungen in den Betriebsleitungen, planvoll« Menschenbehaudluiig in den be trieblichen Sphären des Arbeitsprozesses oder allgemein sozialer Belange, systematische betrieblich« Wohlfahrtspflege, Fürsorge und soziale Sicherung des arbeitenden Menschen in und durch die Unternehmung, Kultivierung eines neuen Werkstones, einer neuen Betriebsethik, einer neuen Wirtschaftsgesinuung. Befrei ung der Lohnpolitik von den engen Gesichtspunkten der bisber herrschenden Unternehmerauffassung — all das sind charakte ristisch« Kennzeicl>en dieser neuen Entwicklung im Sinne einer „Anierikanisierung der Arbeit". Die Tendenzen der amerikanischen Sozialpolitik, um deren Feststellung und nicht etwa Bewertung sich der Borirag bemüht, lausen mithin zum Teil durchaus im Sinne der europäischen Entwicklungslinien, zum andern Teil tragen sie die spezifisch amerikailiiche Note, insbesondere in dem geschilderten „Lineric-cn plan" der amerikanischen Industrie. Das Gedeihen dieses Systems industrieller Betriebspolitik ist eng verknüpft mit d«r gegenwärtigen Monopolsituation der amerikanischen Volkswirtschaft, und es wird nicht zuletzt finanziert aus der Vorzugsreute, die die amerikanische Wirtschaft aus dieser monopolartigen Stellung bezieht. In einem möglichen Ab sinken der Konjunktur, in der Verschiebung im Altersaufbau der Bevölkerung und di« dadurch bewirkte Nerichärfung des Pro blems der Allercfürsorge, in einer Verlagerung der Machtposi tionen der sozialen Gruppen scheinen sich Momente herauszu bilden, die für die weiteren Wandlungen der amerikanischen Sozialpolitik immerhin von entscheidender Bedeutung sein kön nen. Die amerikanische Sozialpolitik ist — das darf nicht über sehen werden — eine Frucht der laugen, bis heute andauernden Hochkonjunktur, die aller Voraussicht nach früher oder später ein Ende nehmen mutz. Es bleibt adzuwarten, welche Wege das soziale Schicksal Amerikas dann nelmcen wird. Nr. Dd. eines Unternehmens auf einen bestimmte» Personeulcreis bc- schinullt, ist keine Genehmigung erforderlich, also z. B. auch nicht, wenn ein industrieller. goivechUcher oder laudwirlsckxnt- licher Betrieb im Nahmen seiner ges.lzästlicheu Beziehungen seine eigenen Güter aus Lastirrastivagen befördert, anstatt mit Bahn oder Fuhrwerk, oder wenn Krastwagensohrte» für ein'eine Personen oder für geschlossene Vereine, Geselisckiaslen usw. aus- geführt iverden. Am 1. März 1929 iverden folgende neue staatliche Kraft- ivagenlmieii in Betrieb genommen: Eillinie Z i l l a » — L ö b a cr und Eillinie Zwickau — Leipzig, außerdem d e L nie Riesa -Großenhain.— Ferner wird ab 1. März 1929 anläßlich der Frühjahrsmesse in Leipzig der stäicd ge Be,hehr Dresden—Oschatz—Leipzig ausgenommen. Während der Dauer der Blesse wird der Fahrplan der Linie Chemnitz—Leipzig um ein« drille Fahrt verstärkt. Belgische Küste im Winter Ostende, im Februar. Während die Meldungen von der sibirischen Kälte in Deutschland sich überstürzen, liegt das flandrische Land unter einem unwahrscheinlichen Vorfrühliugszelt und die Sonnenwürme über Mittag läßt vergessen, dass inan unter halb der Dünen über immerhin lcichtgesrorenen Muschel- sand wandert, wie ihn die Ebbe zurückläßt. Die großen Luxushotels an den breiten Strandpromcnaden trennen, in ihrer winterlichen Ausgestorbenheit wie grillenhafte Greise anzusehen, das Hinterland ab. Etwa die fleißige Stadt Ostende, die da wie Knocke und Heyst und Blanken- bergste und Middelkerke um die kurze Badcsatson herum ihr Fischerhandwerk besorgt. Für den geringen Ackerbau sind die Frauen da. Still und bescheiden liegen die oft schon aus dem Mittelalter stammenden Fischerdörfer, die den heutigen Luxusorten und Familienbädern ihren Namen gegeben haben, weiter landeinwärts: dafür schreien die schmalen bunten Logemants und die vielstöcki gen Riesenkarawansereien ihr „Palace-Hotel", „Splendid", „Royal". „Maiestic". Erandhotel", „Atlantic" in end losen Varianten über das silberglitzernde Meer hinaus. Ein großer orangefarbener Lampion in grauen und »ioletten Schleiern am Horizont: die untergehende Sonne. Menschenleer der imposante Damm, der das mondäne Flanierpublikum des Sommers über Mariakerke, Middel kerke bis nach Westende führt. Alles leer: Polo- und Ten nisplätze, Hippodrom und Rennbahn. Flugplatz und Segel hafen. die Kolonaden und der scheußlichschöne Kursaal. Run weht es doch winterlich kalt durch die bläuliche Däm merung. Man biegt in die schützenden Sätzchen ein. Liebende, die sich nun ins rauchige Musikcafü hocken Müssen, ein biederes Ehepaar, mit einem undefinierbaren Köter den Penaten zustrebend, ein einsamer Wanderer. Sonntägliche Ruhe im malerischen Fischerhafen. Das rotierende Auge des Leuchtturms flirrt spukhaft durch den Mastenwald. Die Tram klingelt aufgeregt in den engen Straßen mit den belgischen und flämischen Namen. Ein großes Denkmal für die Gefallenen, bei dem wie anders wo auch die gute Meinung künstlerisch« Gestaltung er setzt. vor der Kircke St. Pa»l. deren aotiiche Türme arge» den blauen Tageshimmel immer wie vom Zuckerbäcker ge macht aussehen. Das kleinbürgerliche behagliche Städt chen ist nicht wenig stolz darauf, das eleganteste, exklusivste Seebad der Küste zu sein und auf der Kurliste auch die Anwesenheit der belgischen Königsfamilie jahraus, jahrein vermelden zu können. * Man sollte meinen, daß man diese nebeneinander auf gereihten Badeorte, alle mit prachtvoller breiter Ufer- promenade, sandigem Strand, pittoresken Dünen und Hotelkästen im Jugendstil, kaum voneinander unterscheiden konnte. Und doch hat jeder bei näherem Zusehen seine Eigenart, wie etwa das parkartig gelegene Le Coq oder Zeebrügge, das gleich Ostende im Krieg zum deutschen U- Bootsstützpunkt ausgebaut mar. Fast überall in der Dünenkette sind noch betonierte Geschützstände. Kavernen, Veobachtungsposten An der halbmondförmigen Mole von Zeebrügge steht auf hoher Eranitsäule der englische heilige Georg, der im Namen der Gerechtigkeit den deut schen Drachen besiegt. In der Nähe auf eingezäuntem Grasplatz eine deutsche Mine, Fliegerbomben, jenseits ein mit der Patina der Salzlnft überzogenes deutsches Ge schütz. Ueberhaupt hat fast jedes dieser kleinen Küstenorte sein bescheidenes „hluasum ok war". Grausigere Kriegs wahrzeichen wie der zerschossene Wald von Houthulst und ehemalige Schützengräben werden von Negierung» wegen erhalten. Natürlich gehen auch Eesellschaftsfahrten zu den Schlachtfeldern an der Pser. Für zwei Franken Eintritts geld kann man sich hier das Entsetzen der ohnmächtigen Kreatur vor der mordgierigen Technik nachschmeckend ein suggerieren. Etwaigem Sammeleifer fällt eine Tafel an den säuberlich aufgeschichteten Ruinen der zerschossenen Hallen von Ppern in die Arme: „Dies ist heiliger Boden. Kein Stein darf weggenommen werden. Es ist die Erb-' schaft für alle zivilisierten Völker!" ' Vor dem einsamen Wanderer an der winterlich stillen flandrischen Küste stehen schaurige Namen auf: Cvrtemarck, Dixmude, Nieuport. Hier war der Vereinigungspunkt von sechs Kanälen, deren Wasser aus sechs mächtigen Schleusen Vas ganz« Flußgebiet der Pser überfluteten und also nach den Plänen der Alliierten den deutschen Vormarsch zum Stehen brachten Und Poelcapelle, Boesinghe, Lange- marck? Denn«. Rouler». Lourtrai! Längst sind die »er- Norten Ortschaften neu erstanden voll mit geschäftigem Leben, die gonze flandrische Küste lebt schon wieder von dem internationalen — meist wieder dcntschen — Frem denstrom... Längst wieder trisst man sich bei Tennistur nieren, Schönheitskonklirrenzcn. beim „Jeu" und beim Tb« äaasant. und zwischen den Kiirvernnstaliungen der Woche stehen auch die bequemen Gesellschaftsfahl ien nach den Schlachtfeldern an der Vser. Nein, man kann sich nicht entschließen, dir verwüstete Erde zu sehen, wo Gottes Hand die blinde Menschheit schlug. * Das große Palace-Hotel in Blankenberghe hält als eines der wenigen mit der Tafel „touie I'annee" durch. Aber der große Speisesaal ist leer und in dem kleinen Teeraum kämpft die Heizung mit der aus hohen Fenster rahmen hereinströmenden kalten Seeluft. Drüben ragt der noch nicht wiederhergestellte Pier in den aufkränselnden Riesensächer der mählich Hereinkonimenden Flut. Auf- geschlagene Zeitungen auf dem Tisch, daraus ein paar Pfeifen, die goldgerahmten Oeldrncke an der Wand und die mit weißen Schondeckchen besteckten altmodischen Sessel schaffen eine Atmosphäre wie in einem englischen Familien roman. In weiten Abständen geht draußen auf der Digue jemand vorüber, die Sinn und Veschwingtheit erst durch den bunten Sommer erhält. Uebers Meer beginnen jetzt regelmäßig Signalschreie durch die lastende Dämmerung. Von Osten her rückt deut lich eine Nebelwand vor. Und weit dahinter steht lauernd die tückische Kälte. hl k. ö. Theater und Musik Staatsoper. Am 1. April werden es 13 Jahre, daß dir damalige Hosoper die „Schneider von Schönau" als Uraufführung heraus-brachte. Ihr musikalischer Schöpfer. Jan Brandts Bugs — von Geburt Niederländer, lebt jetzt in W en — ist bei uns auch mit anüeren Oper» zu Worte gekommen. Aber weder der „Eroberer", noch „Der Man» im Monde", noch „Traumland" haben sich halten können. Jedoch die kecken „Schneider von Schönau" tauchen dank ihrer prickelnden, ent zückenden Musik und ihres heileren, leicht burlesken Textbuches immer wieder im Epieiplane auf. Vor drei Jahren sahen wir sie letztmalig auf unsrer Bühne. Die gestrige Reubelebung