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Sächsische Volkszeitung : 19.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192902199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290219
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-02
- Tag 1929-02-19
-
Monat
1929-02
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.02.1929
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Der unbesiegle Winter Schadenfeuer und Kütte! Kochbelrieb aus der Elbe TreSden, 18. Februar. Bisher >var drr Winter nur kalt, jetzt wird er auch noch dreist- Nie Welt meintk. als gestern di« Sonne einen echten Sonnlag ßin« leitet« und das Thermo,neter bis an. ja teiliveis« knapp über den Nullpunkt stieg, der Frühling sei vor der Türe, um d«n Kamps mit den meisten Massen aufzunrbmen. Don einigen Häusern der inneren Stadt sieien nasse Tautropfen zur Erd« und auch di« Straßenbahn- ichienen verbreiteten elektrisch« Wärme. Biel« Simse zierten sich mtt imposanten Eiszapfen. Ausder Elbe war dank des milden Wet ter? Hochbetrieb. Unterhalb der Augustusbrücke ivore» einige Eis- rutschbahnen in vollem Betrieb. Ein Strom von unternehmungs lustig«» Menschen zog über den zugesrorenen Strom. Mit der Ueberquerung gab inan sich kemeSmeqS zufrieden. Do» drr Nugu- sttisbrücke ging mitten ans dem Stroin« eine Karawanen» straste durch die Carola- uno Albertbrücke auswärts Zwischen Carola, und Augustusbrüeke war deutlich eine offene Stelle in der mit Schnee bedeckten Eisfläche sichtbar. Mit gutem Grund« wird daher von behördlicher Seite auch heute »och vor dem Betreten des Eises gewarnt. Biele der Eis-wonderer suchten das seltene Bild aus die Photop'atte zu bannen. Auch das Dresdner Stadtbild war von dem ungewohnten Standort de? Clbciies aus ein begehrtes Objekt für di« Kunst drr Pbotoamatenre Aber trotz all dieier Begeisterung hat der Temperalurunischwung nicht lange angebalten. Bereits um sechs Ubr abends zeigte das Thermometer wieder bei sinkender Temperatur einen Starld von minns acht Grad, der aber im Lause der Nacht kaum wesentlich übertrofie» wurde. Die Wetter meldungen lassen ein Ende des trockene» kalten Winteriveltcrs noch in keiner Weise absehen. Die Kvhlenmttere Dresden, 18. Februar. Tie sozialdemokratisch« Fraktion hat im Landtag einen Antrag «ingebiachi, worin sie behauptet, in vielen Orlen Sachsens hielten die Händler zwecks Preistreiberei die Kohlen vom Verkauf zurück. In Pirna sei es desivegen bereits zu Zwischenfällen gekommen. Tie Sozialdemokraten beantragen den Erlaß einer Verordnung, die de» Gemeinde» das Recht gibt, in Fällen von Koblennot der Be. Volke,»»g zwecks direkter und gerechter Verteilung Kohlen der Prl- vatl'ändler z» b e.s <b l a g n a h m e n, serner alle Maßnahme» z» ergreifen. »,» die Zufuhr von Kohlen, besonders von Braunkohle», wenn notig durch staatliche .Kral!mag«», z» beschleunige». Wie wir hierzu hören. I>at die Staatliche Krastwageii- ri e r w a ! > » » st bereits ihre sämtlichen Lasta » los für die sen Zweck bereitgestrllt. Das Brauukohlenwerk der Sächsischen Werke i» Hirschselde arbeitet mit voller Kraft. Die Nrikeltsabrik und das Grostkrasllverk weide» nach, wie vor voll beliefert, so daß weder eine Stockung in her Brikclcherstellung »och in der Stromlicfcruug z» besürchlcu ist. Tie Hausbransverlorqung mußte aber wegen her staikcn Anforderungen rationiert, brauchte jedoch nicht eingeschränkt zn »'erben. Die Tagcscrzcugüng geht gcgrmvürtig bis zu 10 000 Tonnen; mehr wird auch in, Sommer nicht erzeugt. Im mitteldeukschen Brau »kohl« nfyndikat ist eins gewiss« Entspannung eingetreten. Nach den Be richten de« mitteldeutsästn Braunkahlensyndikatez betrugen di« Nerladungen 80 Prozent des normalen Verkehrs. Die Schmie- rigkeiten in den Kohlenbelieferungen Anfang voriger Woche sind daraus zurückzusiihren, daß am letzten Sonntag in den Gruben nicht geoibeitet morden ist. da die Betriebe eingefroren waren. Grund zur Beunruhigung liegt nicht vor. da neben der Produktion auch die Staprlverlodungen In größerem Umsange durckzgesührt werden. Di« Koblennot, die insolg« der mangelhaften Zufuhren turel, die Eisenbahn in vielen Orten entstanden ist, hat in Dresden zu Berriebsein schränk nn gen und -still eg u n g e n ge- uchrt. so das; sich die Zahl der Arbeitslosen erneut um 1176 aus rd ?«', 000 erhöht«. Selbst größte Firmen leiden unter der Kohlen not. Mit weiterer Verschlechterung des ArbeitSmarkles wird ge rechnet, wenn auch das Nachlassen der Kalle uiH das Ende der Schneesälle die Lage etwas verbessern dürften. Neustadt >. Sa.. 18. Februar. In der Nacht zum Sonnabend brach in Neustadt (Ser.) in dem Haus« de» Friseur» L«« d «ld »in Sch-d«ns,u«r au«, da, nach kurzer Zeit auch aus das danedenstrstrnd« Haus de« Flei. schrrm»Ikter» Ha nt sch Übergriff. Das Feuer nahm bald einen großen Umsang an. s» daß auch für di« anderen in der Näh«, liegenden, meist älteren Häuser, große Gesahr entstand. 8s getan« der Feuerwehr jedoch, trotz der durch die grimmig« Kälte euii,eilenden Schwierigkeiten, da» Feuer aus seinen Herd zu beschränken. Nur ein Teil des Dachftuhls des Hause» von Kauf mann Nlisch mann fiel den Flammen noch um Opfer. Da gegen brannten di« beiden zuerst vom Feuer ergriffen«» Häuser vollständig aus. Die Bewohner und auch der größte Teil der Möbel kannten jedoch in Sicherheit gebracht werden. Schmorkau. 18. Februar. Am Soiinobendvormittag brach in der Schneide- und Mahlmühl« von Louis Wünsch« «in schiveres Schod«nseu«r aus, das sich bald über das ganz« Gebäude erstreckte. Auch hier gestalteten sich di« Rettungsenbeitcn außerordentlich schwierig, da die Spritzen vollständig vereisten. Es konnte nur ein Teil des Maschineiihauses gerettet werden. Dagegen sind di« Mahl- mühie und dos Sägewerk mit der gesamten Einrichtung völlig niedergebronnt. Auch einig« hundert Zentner Getreide fielen den Flammen zum Opfer. Die Aen-erung -es Lan-eswahlgefeftes Dresden. 18. Februar. Das G e so m t m i n i st« r i u m erläßt im Gesetzblatt Nr. 2 vom 15. Februar folgende Verordnung: Die Landes wahlordnung vom 6. Oktober 1926 wird wie folgt geändert: 8 29. Abs. 3 Satz 2, erhält folgend« Fassung: An Stell« von 500 Wählern genügen 20, wenn dies« glaubhaft machen, daß min- destens 500 Wähler Anhänger des Wohlvorschlages oder eines anderen sind, mit dem der Wahlvorschlog nach ß 1k des Landes wahlgesetz«» verbunden ist. Ferner enthält das Gesetzblatt ein« fünfte Aenderung der Verordnung über den Verkehr mit Geheinnnltteln und ähnlichen Arzneimitteln sowie dir vom Landtag beschlossene Aenderung des Landeswohlgesehes. Neuer Fahrplan -er Skrahenbahn Dresden, 18. Febrimr. Am Dienstes, den IS- d. M , tritt für alle Straßen bahn- »nd Kraftomnibnslinirn rin neurr Fahrplen in Kraft. Die Abfahrtszeiten von den Linien-Eiidpunkivn haben sich zum Teil geändert. Die genauen AbsahrlS. und Durchfahrtszeiten an den Haltestellen sind Im neue» Fahrplanbuch und in den Aushänge- fahrplänon an den Haltestellen ersichtlich. Im Omnibusbetrieb treten folgende Aenderungen «in: Linien A und I: Der 8-Minutenverkchr saus der genreinsamen Strecke 4-Minulcnverkehr) ist werktags ausgedehnt worden auf die Zeit von 15.30 bis 20 Uhr. An Sonn- und Festtagen verkehren hi« Wagen alle 10 sauf der gemeinsamen Streck« alle 5) Minuten statt bisher alle 15 bzw. 7)4 Minuten von 12 Uhr bis BetricbSfchluß. Linie C: Zwischen Hauptbahnhos und Schandauer Straße ist ab 24 Uhr werk- ui«d Sonntags Nachtwagenvevkehr eingerichtet worden. Linie D: hat laird- und stadiwärts Anschluß an die Straßen bahnlinie 17 in Mickten. Linie K: lM fand- und stadiwärts Anschluß an die Krast- omnibuSlini« I. Gleichzeitig mit dein Inkrafttreten des neuen Fahrplanes wird die neue Großgaragc Schandauer Straße in Betrieb genommen. Sälntliche Kraftomnibusse rücken nunmehr von und nach der Schandauer Straße aus und ein. Das neu« Fahrplanbuch ist bei den Schaffnern. Arrffichts- beamten, in den Straßenbahnhösen und an der Zeitsahrkartenkass«, Stadlliaiis. Theaterstraße 13, für 20 Pf. zu haben. Es enthält die Fahrzeiten und Wagenfolg« sämtlicher Straßenbahn- und Kraft- omiiibrislinieu im Tages- und Nachtverkehr sNachtwagenfahrten einzeln angeführt 1, die Tarisbeftinumingen und Fahrpreise und erst malig ein Straßen Verzeichnis mit Stadt plan. Nnneberg, 18 Februar. Was schon köugst befürchtet wurde, ist nunmchr eingetreten. Dir Wasfervorräle gehen zur Neig«, so daß bereits die «de ren Stadtteil« keln Wasser mehr erhalten. Der Rat rrläßt eine Be- kanntinachung. nach der jedes Wäschervaschrn, Flur, und Treppen- scheuern, Baden. Spülen von Aborten mit Trinkivasser strengsten» verboten ist. Man will aus dies« Weise »ersuchen, den Behälter wie der allmählich zu füllen. Trinkwasser wird, soiveit möglich, mit dem Sprengwagen zugesahren. Löbau, 18. Februar. Di« Ueberreste des „allen" Löbau, die von der Oelsorr Wasserleitung gespeisten Rohrhüttrn und Brunnen, di« bisher ein stilles, verträumtes Dasein fristeten, haben bet der am Sonnabend zum zweiten Male in Löbau ringetretenen und seit Sonntag morgen glücklicherweise wieder behobenen Wassernot sich doch noch einmal glücklich bewährt. Mit Kannen. Krügen und Waschwannen hatten sich Hausfrauen und Dienstboten in großer Zahl dort am Brunnen in der Garlenstraße eingesunden und aus dessen Tiefe das begehrte Trinkivasser vermittelst Eimern heraufgeholt wurde, die man an starken Drähten de- festigt hatte. Ein interessantes Bild aus der Zeit der Kälte- Katastrophe! Lauwetter in Köln un- London Köln, IS. Februar. Bei leicht bewölktem Himmel und Sonnenschein zeigte das Thermometer hier heute nachmittag um 3 Uhr drei Grad Wärm«. London, IS. Februar. Hier herrscht Tauwetter. Auch in der Umgebung ist «in leichtes Steigen der Temperatur scstzustrllen. : Drr Ortsverbend der katbolischrn Vereine Dresdens hält am Dienstag, den 5. März, 20 Uhr iia Kol pinghause seine Hauptversammlung ah. SS werden wichtig, Fra gen der Katholischen Aktion zur Debatte strhen, so daß dieser Ver» sammlung ganz besondere Bedeutung zukommt. sSieh« Inserat) : Lin geklärter Akt der Notwehr. Der 38jährige Bäcker Richard Krause in BrandeAüsdorf. der Ende Dezember v. I. seinen 63jährigen Stiefvater Pappelbauin in Dresden-N. in de» Notwehr erwürgt hatte, wurde auf Antrag der Staatsanivalt« schaft außer Verfolgung gesetzt und am Sonnabend aus der Untersuchungshaft entlasten. Krause hatte seine Mutter gegenüber den Angriffen des Stiefvaters verteidigt. : Der Dresdner Schriftsteller Arthur Schurlg ist im 59. Le bensjahr« in Dresden gestorben. Er war der Verfasser einer vielgelescnen Moartuiogrophie, ein hervorragender Uebersetze» und dichterischer Erzähler. : Amerikanischer Besuch. In Begleitung eines Teiles der Delegation, die gegenwärtig zur Teilnahme a» dem Slapellauf des Hapag-DampserS „Milwaukee" in Deutschland weilt, tnrs Sonnabendabend Bürgermeister Hoan aus Milivaukee von Berlin kommend in Dresden zu einem kurzen Besuche ei». Sonntagvormil- tag unternahmen die Gäste in Begleitung der Hapag-Direkloren Ncurnann und Wilke eine Ruirdsahrt durch die Stadt, besichtigte» di« Gemäldegalerie uiü) das Schloß. Am Nachmittag folgte «In« Autofahrt noch der Sächsischen Schweiz zur Bastei Die ausländi schen Gäste verließen am Abend Dresden, um der bayerischen Lan deshauptstadt einen Besuch abzustatten. : Reger Besuch der Lustfahrtausstellung. Die Lustsahrt» ausstellung im Ausstellungspalast, die gestern zu Ende ging, hatte «inen überaus starken Besuch aufzuweisen. Das Flug, zeug „Bremen" mußt« im Lause des Sonntags vor dem An drang der Ausstellungsbesucher des öfteren polizeilich gesichert werden. : Edert-Gedenkfeier. Der Ortsverein Dresden des Reichs banners Schwarz-Not-Gold veranstaltet am 24. Februar 1929 1130 Uhr ;m Lichtspielhaus „Capitol", Prager Straße 31, ein« Friedrich-Oberi-GetächtniS-Feier. Bei der Feier soll gleichzeitig der für die Republik Gefallenen gedacht werden. : Der bekannt« Zirkus Ainarant, der augenblicklich in Pirna gastiert, wird in nächster Zeit auch Dresden zu einem kurzen Gastspiel aussuchen. Amarant heißt zu gut Deutsch „Tausendschön", und tausend schön« Zirkuswunder will Ama rant in zwei Manegen und einer 400 Quadratmeter großen Rennbahn bieten. Als besondere Sensationsnummer bisingt Amarant den neujährigen Breitbart, einen Herkules in Kinder schuhen. der ob seiner unglaublichen Kroftleistungcn in allen illustrierten Blättern abgebildet rour. zeigt«, daß dos reizvoll« Werk, in dem di« behagliche Welt der deutschen Kleinstadt an uns in senkügen Bildern norüberzieht, an Frisch« und Lebenskraft nichts eingebüßt hat. Wieviel« Nieten im Epiclplan« sind in diesen 13 Jahren fühlbar gewor den. Die „Schneider von Schönau" repräsentieren sich aber stets auss neue als schöner Gewinn. Ein Rückblick aus di« erst« Aussiibrung ruft mancherlei Interessantes ivach. Die erst« Veronika Scheoälbl« ivar Minni Nasi. Als Partner (Florian) gesellte sich zu ihr R'ckfard Tauber. Den Christian Folz sang Friedrich Ploschke Von den drei Schneidern stehen setzt noch Ludwig Erinoid und Hanns Lang« aus dem Theater.zettel. Hon« Rüdiger lmt unterdessen dem Tlstater Valet gesagt. Die ameri- banisckst Primadonna Elisabeth Rethberg steckte damals im tsie- nande eines der drei Lehrjungen Den Dirigentenstob schwang — wenn ich mich nicht irr« — schon damals Hermann Kutzsch- bach. In der gestrigen, mit Grete Nikisch als liebrenenden tveronika. mit Rudolf Schmalnau er als biederen Folz, mit Stöbert Büssel als bitter Klage sichernden Kälble, mit den heiratstollen Wiegele, Biege!« und Ziegel» — Heinrich Test en er. Hanns Lange, Ludwig Ermold —, dem lustigen, vom Glück begünstigten Florian Max Hirzels. aus» beste betreute Vorstellung, waren mtt Ausnahme der bewährten Effried« Haberkorn (Heinele) zwei Lehrjungen — Michel« und Tonele — mit Hildegard Weigel und Sigrid Roth- ermel neu besetzt. Im großen und ganzen fanden sie sich mit ihrer Ausgabe gut ab ivenn auch hier und da der Taktstock des Dirigenten noch rhythmisch nachhclsen mußt«. Einen Sonder- bcisall holte sich Ludwig Er wo Id mit seinem Krokus Werbe lied im zweiten Bilde. Die stimmungsvollen Bühnenbilder — besonders entzückend der Blütengartcn des zivriten Aufzuges — versehllen ihre Wirkung gleichfalls nicht. Mit Feinheit und Delikatesse umkleidete die Staatskapell« die blühend« N^lodik der Brandts-Buysschcn Musik. Als musikalischer Führer bewährte Hermann Kutzschboch sein« Eignung für .derartig seinempkindsame und graziöse Mnsikgattung. Das Piihlikum zeigte sich sehr beifallsfreudig. —Ist— 10. Sinsoni«konz«rt der Volksbühne. Eduard Mörike ha»r an den Anfang des Abends «in Werk des Ncu-Italieners Alsrcdo Cosel la (ged. 1883 in Turin) gesetzt: „Scorlat- tiona". Divertimento über Motive von Searlaiti für Orchester uird obligatem Klavier. Die fünf Sätze zeigten den geschickten Bearbeiter von Themen des allilalien>sct)«n Klavier-Komponisten Domcinco Scorlalti (1685—1757), der eine Zeit der lebens vollsten. blühendste» Melodik vertrat. Und man muß sagen, daß Casetto in dieser naä-empsundrnen Musik iveit mehr Glück hat, wie beispielsweise mit dem „großen Krihz", den wir seiner zeit in drr Staalsoper als Tonzkomödi« sahen. In der Elfin. dungskrast muß man sich freilich an Ecarlatti halten, aber die Farbigkeit der orchestralen Palette spricht doch ganz bedeutend für «ine sesselnde Instrumentotianstechnik Casellas. Den Klavierpart in dem reizvollen Werke betreut« mit Geschmack Tkeophil De mrtrie scu. Er ist jedoch für «in« ziemlich passive Rolle bestimmt: denn irgendwelche hervorstechend« vir tuose Not« ist dem Klavier nicht zugeteilt. Unter Mörikes gewandter Leitung erspielten di« Philharmoniker, di« das Werk sehr frisch und beweglich anfatzten, der Neuheit einen beachtenswerten Erfolg. Dem Konzert für Violine mit Orchester von Ludwig van Beethoven war Simon Gold, brrg ein feinfühliger, empfindsamer und technisch reifer Interpret. Mit der Leonorenouvertür« HI von Beet hoven klang der Abend in klassischer Größe aus. Trotz der scharfen Kälte war der Geiverdehoussaal dicht besetzt. —lst— « Lchauspielheus Dresden. 5 .Morgenfeier — HanS Psihner. In der vierten Morgenfeier fand der Cbarakter der jüngsten Miifikrichtuiig Verkörperung in dem musikalischen Spötter und Zyniker Igor Strawinsky. Rückkehr zur Romantik brachte die gestrige Morgenfeier. Gewissermaßen «in« Vor-Geburtstagsfeier. Sie galt Hans Psihner. Am 5. Mai d. I. begeht dieser Meister seinen 60. Geburtstag Sein Geburtsort ist Moskau. Die Eltern ivaren Dentche. In den einführenden Worten würdigt« Dr. Er hard t die kompositorische Tätigkeit PsitznerS besonders auf dem musikdrainatischen Gebiete. Auch in diesem Musiker glüht die Sehn sucht, etivas Außerordentliches zu vollbringen, und daher ist seine Dramatik aus innerem Zwange gek oren. Man könnte sein« Opern als drainotischr Legenden bezeichnen. Di« Aufführung des „Armen Heinrich" in unsrer Staatsoper gibt Erhardt Veranlassung, dieser Oper besondere Ausmerksanckcit zu schenken. Der Vortragende streift« weiter die vielen Anfeindungen, denen Psihner begegnen mußt«. Mögen die Erläuterungen für einen großen Teil der Besucher zwar ganz interessant gcivcscn sein, so hat Erhard! damit jedoch nicht wesentlich mehr gesagt, als n«n in jeder neuen Musikgeschichte lesen kann. ES war dechcr Psihner selbst Vorbehalten, seiner fest umrisse neu Persönlichkeit aus seinen Werken Nachdruck zu verschaffen. Das geschah in „Sechs Sonetten", herzenktlesrn und eindrnckS- starken Dichtungen, die Antonia Dietrichs reise und eniserwählte Sprechkunst zu starker Wirkung brachte. Drr Musiker offenbarte sich aus vier Liedern für Bariton u;ch Klavier, dem Streich quartett in Eis-Moll. Werk 36. ui» vier Liedern für Sopran und Klavier. Dok Streichquartett trägt «in« ausgespro chen charakteristische uiü persönliche Note des Psitznerschen Schaf fens. Ein Werk, aus innerem Aivonge geboren. Klarheit des Stiles und edelste Klangschöicheit bestechen gleichermaßen wie starkes Innenleben mld geistige Höh«. Es ist ein echtes Kainineriuusikwerk in der Form u>ü> im Ausdrucke. Die Herren Dahme», Ianda, Seisrrt uiü) Au der erspielten meisterlicher Interpretation zu folge dem Streichquartett einen vollen Erfolg. In den Dienst der seinempsmckenen, die dichterischen Grundlagen charakteristisch erfas senden Lieber stellten Maria Rajdl und Paul Schösfler ihre klangprächtigen Stimmen und ihr prominentes Künstlertum. An« Flügel saß Hans Psihner, nick demzufolge bekam die Begleitung persönliche Färbung und individuelle Gestaltungskraft. Ein ziemlich gut besuchtes Haus ehrt« den Tvnsetzcr niil sreudtner und aufrich tiger Begeisterung. Otto Hollstcln. Leipzig- Das siebzehnte GewandhouS-Konzert wurde geistig beherrscht von dem warmblütigen, unerschöpflichen Johannes Brahms (1833—97). Diesmal überraschte „ns sehr an genehm Wilhelm Backhaus, zur Zeit Leipzigs größter Pianist. Wohl ist er in einer blendenden Technik «in ausgemachter BirtuoS. Ader er wurde am Flügel zu einem nachschofsenden Cyirqrboniker von großem Ausmaß. Dieses feinnervig« Zufommenspiel mit dein Orche ster, beflügelt und seelisch angeregt durch die grösst Kunst der Aus legung dieses B-Dur-Konzertes <83. Werk) am Flügel. Wann hört« man sich je satt an dieser seelenvollen, geistig hochbedentsamcn Kunst i 4 Brahms, zumal dri so vollendet» Wiedergabe. Uird aickstrer. st - ivie markig mußt« dieser hochbegabt« Musiker Backlstius di« einzelnen Züge dieses fesselnden Merkes herauszuarbellen. In der Tat. ein köstlicher Mrnd. — Auf Brahms folgte R. Cchmuann (1810—1856) mit seiner ES-Dur-Symponie <97. Werk). In den lebhaften Ecksähen tritt etwas anfsällig die Geigennielodie in den Vordergrund. Es fehlt zum Teil am kontrapunktischen Geger^ gewicht. Dagegen entschädig!« das langsame Scherzo und der fol gend« langsame Satz durch blühende Melodieführung in den einzel nen Orchestergruppen, während der feierliche Bläserchor wenig Be- deutsameS zu sagen wußte. Di« vollendete Wiedergabe ließ dies« kleineren Schwächen gern übersehen. Zum Beginn erklang die auf Neukunst eingestellte, annehmbare „Comadiclta" (82. Werk) von Paul Graewer (ged. 1872). Zum ersten Male. Ohne sich in das Bedeutungsvolle zu erheben, weiß der Komponist durchweg den Charakter einer kleinen Koenödie unterhaltsam zum Ausdruck zu dringen. Der Beifall war freundlich. — Auch dieser Abend legte Zeugnis ab von der gediegenen, zuverlälstgen Dirigierkunst eines Bruno Walter. Für diese inner« Hingabe an seine durch die Um stände nicht gerade leicht geinachte Aufgabe dankte ihm de« volle Saal herzlich und anhaltend. Dr. Hugo Löbmann.
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