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Sonntag, oen -i. Oktober 192r unreryauungsvettags ^cr. 225; Seite 2 Freudig rüsten sich die Dresdner Katholiken zu einer würdigen Feier der 700. Wiederkehr des Todesjahres des heiligen Franziskus von Assisi. Sie haben alle Ursache dazu. Bestand doch fast 300 Jahre lang auch in Sachsens Hauptstadt ein blühendes Franziskaner- kloster. von dem ein unendlicher Segen in die säch sischen Lande ging. Ungefähr 50 Jahre nach der ersten Niederlassung der Franziskaner i» Deutschland, gründete der fromme Mark graf Friedrich der Erlauchte in seiner Residenz stadt in der Nähe seines Schlosses ein Kloster der Brü der des heiligen Franziskus. Im Jahre 1272 wird es zum erstenmal urkundlich erwähnt. Bon dem Wirken und dem innern Lebe» der Brüder sind fast gar keine Nachrichten auf uns gekommen. Nur über den Ausbau des Klosters und der Kirche haben wir einige chronika lische Nachrichten. An Stelle der kleinen Barfüszerkloster-Kapelle ent stand unter Markgraf Friedrich dem Strengen, und zwar im Jahre 1351. der Bau jener Kirche, die noch jetzt als »vangelischc Hof- oder 2 ophienkir ch e besteht.' Ihre ursprüngliche Anlage als Zweihallenkirche, mit Kreuz gewölben geschlossen, ist uns noch jetzt trotz der öfter» 4m- und Anbauten erhalten. Im Jahre 1407 vernich- ete ein durch die Unachtsamkeit eines Mönches entstan- >enes Feuer einen grasten Teil der Klostergebäude. Da >as Vermöge» des Klosters seiner Natur nach sehr gering var, überwies ihm Markgraf Wilhel in das dürre vindbrüchige Holz in der Heide, und setzte dem Kloster jährlich 8 Pfund Wachs sowie 4 Schock Groschen als Un terstützung aus Zum Wiederaufbau der Gebäude und Besserung der Kirche gab er den Mönchen außerdem 50 Schock Groschen. Ein anderer Wohltäter des Klosters war der Priester Meister Franz, der den Brüdern im Jahre 1410 ein Terminirhaus in Dippoldiswalde ver machte. Durch die kirchliche Revolution zu Anfang des 16. Jahrhunderts wurde auch das Kloster aufgehoben. Bei der Aufhebung bestand der Konvent aus 5 Mönchen, nämlich dem Guardian Hieronimus Hausmann von Freiberg. Hans Rauscher von Leipzig. Wenzel Meyer van Döbeln, Georg Pfeilschmidt von Zwickau, Friedrich Hesse von Torgau nebst den beiden Laienbrüdern Mar tin Zumpfe von Pirna und Michael Spring in Klee von Dresden. Es müssen keine besonders starkmütigen Männer gewesen sein, diese letzten Insassen des Klosters, da sie, als Herzog Heinrich, nach dem Tode seines Bruders Herzog G e o r g des Bärtigen, im Jahre 1530 die Reformation in Dresden einsührte, sogleich verspra chen, in die lutherische Predigt zu gehen, ihr Ordenskleid abzulegen und dafür bürgerliche Kleidung anzulegen. Sie wurden durch eine geringfügige Pension abgefunden. Bei der Inventarisierung der ..Klosterschütze" fanden sich nur zwei leichte Kelche und einige einfache Meßgewänder vor. Kirche lind Klostergebäude wurden dem Rate übergeben (1541). Tie Klostergebäude verfielen nach und nach, so daß im Jahre 1680 nur noch einige kleine Gebäude vor handen waren, die dann ebenfalls später niedergerissen wurden. Die Kirche selbst stand lange Zeit unbenutzt, bis sie im Jahre 1507 durch den Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg, als damaligen Ad ministrator der Kur-Sachsen, dem Rat zu Dresden als Beerdigungsstätte eingeräumt wurde. Jedoch 2 Jahre später, 1500, lies; die Kurfürstin Sophie, Witwe C h r i- stian 1., sich die Kirche von dem Stadtrat gegen eine Entschädigung von 3000 Gulden abtreten und richtete wieder Gottesdienste darin ein. Das nebenstehende Bild zeigt das Franziskaner kloster und seine Umgebung, so wie es im 16. Jahrhun dert war. Das Bild ist nach einer noch vorhandenen pla stischen Darstellung der Stadt gezeichnet. Man erblickt vorn den K l o st e r g a r t e n, dann Teile der großen und kleinen Brüdergasse, der Wilsdruffer Straße und einen Teil des die Stadt umgebenden Walles nebst Graben. Tie Kirche selbst hat noch die ur sprünglich alte, durch keinen Anbau entstellte Form. Th. lllilerstW die MM! Franz und Bruder Leo Der heilige Franz lehrt Bruder Leo. ihm zu antworten — Bruder Leo aber sagt immer das Gegenteil. Einst, als der heilige Franz in der ersten Zeit des Ordens mit Bruder Leo in einer Einsiedelei war, wo sie keine Bücher hatten, die heiligen Tagzeiten zu beten, sagte er, als die Stunde der Mette kam, zu Bruder Leo: „Lieber Bruder, wir haben kein Brevier, nach dem wir die Matutin beten könnten. Aber damit wir die Zeit zu Gottes Lobe nutzen, will ich sprechen und du sollst mir antworten, wie ich dich lehre. Ich werde sagen: Bruder Franz, du hast soviel Böses getan und soviel Sünden in der Welt begangen, daß du wert bist, in die Hölle zu kom men. Und du, Bruder Leo, antwortest: Es ist wahr, du verdienst die tiefste Hölle." — Bruder Leo entgegnete einfältig wie eine Taube: „Gern, Vater, fang an im Na men Gottes." Da begann der heilige Franz und sprach: „O Bruder Franz, du hast soviel Böses getan und soviel Sünden in der Welt begangen, daß du wert bist, in die Hölle zu kommen." Bruder Leo antwortete: „Gott wird durch dich soviel Gutes tun, daß du ins Paradies ein gehst." Der heilige Franz sagte: „Sprich nicht so. Bru der Leo, sondern wenn ich jetzt sage: Bruder Franz, du hast soviel Unrecht getan gegen Gott, daß du wert bist, von Gott verdammt zu werden, dann antworte so: Wahr lich. du bist wert, unter die Verdammten geworfen zu werden." Bruder Leo erwiderte: „Gern. Vater." Da sprach der heilige Franz unter vielen Tränen, mit Seuf zen und Schlagen an seine Brust also: „Mein Herr und Gott des Himmels und der Erde, ich habe gegen dich so großes Unrecht und so viele Sünden begangen, daß ich ganz und gar wert bin, von dir verdammt zu sein." Bru der Leo antwortete: „Gott wird dich so machen, daß du unter den Gesegneten einzigartig gesegnet bist." St. Franziskus wunderte sich, daß Bruder Leo just das Ge genteil antwortete von dem. was er ihm aufgegeben. Er wies ihn zurecht und sagte: „Warum antwortest.,)» nicht, wie ich dich lehre? Ich befehle dir durch den heiligen Ge horsam, mir zu antworten, wie ich dich weise. Ich werde sagen: Bruder Franz, du schlechter Kerl, denkst du. Gott wird Erbarmen mit dir haben, wo du doch soviel Sünden begangen wider den Vater der Barmherzigkeit und de;. Gott alles Trostes, daß du nicht würdig bist, Erbarme'- zu finde,;? Und du. Bruder Leo, mein Schäflein, mit Worte: Auf keine Weise bist du würdig, Erbarmen z>>: finden." Als aber der heilige Franz so gesprochen, wi: er gesagt, antwortete Bruder Leo: „Gott der Vater, des- sen Erbarmen noch unendlicher ist als deine Sünde, wir»,, dir große Barmherzigkeit und darüber hinaus viele Gua den erzeigen." Ob dieser Antwort sagte der heilige Franz in aller Sanftmut erzürnt und in Geduld unwillig z''- Bruder Leo: „Woher hast du die Vermessenheit, zu Um wider den Gehorsam, und hast schon so viele Male das Gegenteil geantwortet von dem, was ich dir aufgegeben? Bruder Leo erwiderte gar demütig und ehrerbietig: „Gott weiß es. mein Vater, daß ich mir jedesmal im Herzen uorgesetzt zu antworten, wie du mir befohlen. Aber Gott läßt mich sprechen, wie cs ihm gefällt." Darob wunderte sich der heilige Franz und sprach zu Bruder Leo: „Ich bitte dich in aller Liebe, mir diesmal zu antworten, wie ich dir vorspreche." Bruder Leo versetzte: „Sprich in Gottes Namen; gewiß antworte ich dir diesmal, wie du willst." Und der heilige Franz sprach weinend: „O Bru der Franz, du Bösewicht, denkst du. Gott wird Erbarmen mit dir haben?" Bruder Leo antwortete: „Viel mehr du wirst große Gnade von Gott empfangen. Er wird dich erhöhen und zu Ehren bringen in Ewigkeit; denn wer sich erniedrigt, wird erhöht. Und ich kann nicht anders reden, Gott spricht durch meinen Mund." So wachten sie in diesem Wettstreit der Demut mit vielen Tränen und viel geistlichem Trost, bis der Tag anbrach. Aus der Uebersetzung der Florett! „Der Blumenstrauß -des hl. Franz von Assisi" von Dr. Otto Kunze, München. Ver lag Tyrolia, Innsbruck-Wien-München-Bozen, 1921. /' . ' l - '! §' ° - Tos Dresdner Fra»,iska»<rNoster ii» 1K. Fahrhnndert Die damalige „Barfützerkirche" ist die heutige Svphienkirche (jetzt „Domkirche" genannt) 8 r i-, Die Ranken Skizzen von Leo Sternbcrg. Wenk Gluzinien die Fenster mit ihren Lilalrelten umklet tern, amethyslsarbcnc Blütentraubcn von den Balken der Per gola schütten und in üppiger Mähne über Gartenmauern schäu men, dann scheint alles aufgelöst in Duft und die Erfüllung des Südens. Seidig sprudeln die Blütenhängel aus dem nackten Holz der verknäucltcn Rankcntaue und bauen überall Him melsnester in das starre Geflecht der unbelaubien Erde. Und die schivarzblauen Hummeln versummen trunken in honigsüßen Kelchen. M'er wenn die Blüten ausgcblichen sind und die Herrschaft des Laubes beginnt, schließen eines Tages Banken mit sehnenden Hälsen aus dem Grün. Mochten Blüte werden und dehnen sich darnach — in die Ferne. Doch je mehr sic sich hinausrccken, um so mehr entfernen sie sich von dem, was sich vergeudet und aus schüttet. Nur su<i,ender Trieb, peitschen sie ewig im Wind, ins Leere liebend, glücklich zuletzt einen Ast zu craugcln oder eine Brudcrranke oder die eigene Gestalt. Nur zurück aus dem Ab grund des Raums! Nur Berührung mit gcschöpslichcm Wesen! Wie Schlangen umwickeln sie, was sie ergreifen, und Hallen es fest in verknotenden Spiralen, cs härter und härter umklam mernd. um es nie mehr zu lassen. Ten Armen aber, die nirgends ein Irdisches erfaßten, so weit sie die zarten Schlingen der Sehnsucht ausivarsen, ver trocknete währenddessen der Lebenssaft, und wen» die olivcn Schoten sich gebildet, deren Sammctbett schon künftige Blüte wiegt, kappte die unnützen Schößlinge längst der Wind. — Tie ersten Hotels. Die Hotels sind sehr viel jüngeren Datums, als inan gemeinhin glaubt. Zwar gab es schon im Mittelalter Gasthäuser, aber diese ivaren sehr selten, und sie ivaren nur aus die „Zehrung", nicht aber auf den Logirrbesuch eingerichtet. Wer an einem fremden Ort übernachten «wüte, mußte die prbxtte Gastfreundschaft in Anspruch nehmen Das war auch zu Beginn der Neuzeit noch so. Nur für Wavoer- burschcn und Fahrende ivaren seit dem 15. Jahrhundert die so genannten Herbergen, da: wer einigermaßen menschenwürdig logieren wollte, mußte sich Privatquartier verschossen. Oder wenn der Gast ein vornehmer Mann war. dann wurde er am Torweg vou einem Sladlbediensteten empfangen und nach dem Rathaus geleitet, wo er die Gastsreundschast des Magistrats ge noß und aus dem Rathaus nächtigte, das für solche Zwecke Zim mer enthielt. Das erste Hotel in modernen Sinne entstand erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts, und zwar in Paris. Berlin hatte im 17. Jahrhundert drei Gehöfte: das Gasthaus zum gol denen Hirschen, welches als das vornehmste galt, die „Altrup- pincr Herberge", die von minder vornehmen Güsten ausgesucht wurde, und die „Weiße Taube", die, was Vornehmheit betrifst, in der Mitte zwischen Sen beiden erstgenannten stand. Erst als der Postkutschenverkchr allgemeiner wurde, wurden die Hotels zahlreicher. — Gemütliche Rechtsprechung. Sicherlich ivaren die Richter früher gemütlicher als heutzutage. Sie sprachen Recht, wie es ihnen eben im Augenblick guidünkte, eine Berufung kam in minder wichtigen Sachen kaum in Frage, viel Rechenschaft hatte» sie auch nicht abzulegcn. Heinrich von Kleist hat ja in seinem Lustspiel „Der zerbrochene Krug" ein prächtiges Genre bild aus den, richterlichen Leben früherer Zeiten geschaffen. Aber der Gemütlichkeit die Krone aufgesetzt wurde doch von einem Richter, von dem die Zimmersche Chronik erzählt. Dieser Richter hatte die löbliche Angewohnheit, vor jedem Termin, den er abhiell erst eine kleine Zeche zu veranstalten, zu der sich Kläger und Beklagte meistens einstellten, um keine Gelegenheit vorübergehc» zu lassen, sich bei dem Richter in Gunst zu setzen. Danach sing die Gerichtssitzung an. und mochten auch noch soviel Klagen sein, in ein bis zwei Stunden hatte der Richter sie alle erledigt, halte die Schuldigen verurteilt und auch sogleich die Strafe, sofern es Geldstrafe ivar, eingezogen. Dann wurden, wie die Chronik berichtet, „Männlein und Weiblein alle, so vor dem Gericht gewcson ,varcn", zusammenberusen. Die „ver- zcchcten dann die gesallnen Strassen und man ,oar fröhlich, guter Ding mit Tanzen und Springen". Ja, jo, die gute, alte Zeit! Aber eins muß man dieser Sitte lassen: sie muß — versöhnlich gewesen sein! Kauten Lie lkre vücksr in der lcatkoliscken kueliliandlung pustsl Verlag Kösel §: pustet K. O. KuäolktrslZeL / pernspreekei 28373 Katalogs gratis Xösel, Kempten I5YZ gegründet pustet,Kegensburg1826gegri'indet