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Sonnabend, den 85. Dezember 1926 Nr. 298: Seite 3 1 Million Deutsche in Rußland Der dcutiche Staatsverlag der Wolgadeutschen Repu blik (Pokrowsl) hat erstmalig in 'einem soeben erschienenen Jahrweiser für das Jahr 1987 eine Zählung fast aller d e n t 1 ch e u Siedlungen in der Sowjet-Union veröffentlicht. Es sind nach seiner Angabe etwa 99 Prozent aller deutschen Gebiete ersaht. Demnach wohnen in den einzelnen Bezirken Deutsche: Wolgarcpublik Sibirien Krim 38 252 in etwa 14 283 in etwa ll 3l>li in etwa 3 369 in etwa 227 <>l!7 in etwa 14927 in etwa Kawkislan Baschkirien Kirgisien Ukraine TranÄauia'icn Enzclne Gaue und Gouvernements 49» 439 in etwa 282 Gemeinden 57 545 in etwa 337 Gemeinden 293 Gemeinden 128 Gemeinden 59 Gemeinden 9 Gemeinden 597 Gemeinden 22 Genie'»den 113 883 in etwa 318 Gemeinden zusammen: 995 153 2942 Gemeinden Da diese Zusammenstellung überhaupt die erste ein gehende Zählung der Deutschen in Rustland ist, lohnt sich e.n näheres Eingehen. Wenn wir berücksichtigen, dass nur etwa 99 Prozent der Gebiete erfasst sind, so können wir also rund 1 Million Deutsche in Rnstland se Wellen. Was zunächst die W o l g a r e p u b l i k betrifft, io finden wir unter der Gesaniteinwohnerzahl von 599 95» Pcr oncn 4 9 9 4 3 9 Deutsche. Dies sind 71,4 Prozent. El weicht also die Zahl von der letzthin angegebenen iovietrussischen Statistik, die für die Gesamteinwohnerzah! 533 99» Seelen angab, um etwa 39 »99 ad. Der weben fcstqestellten Pro- zcutzahl von 71,4 Prozent steh: die rnsfischerseitS veröffent lichte von »7 Prozent gegenüber. Das ganze Gebiet der Wolgarepnblik umfasst 14 Kantone, in 13'von ihn 'n finden wir eine deutsche Bevölkerung, u. a. Kanton Marrstr.dt mit 95 999, es folgten Kanton Kamenka in t 51 897 (Ka- »icuka-Sladt 3952s, Kanton Balzer mit 4!) 529 lBa'zer- Stadt 3214, Stadt Grimm 5399», Kanton Po stowe k 44 829, wovon 9829 aus Pvkrowsk-Stn.dt, die Hauptstadt der Repu blik, entfall, n. Tie geringste Zahl hat der Kanton Staraja Poltawka mit <1987 Deutschen in 4 Genieinden gegenüber '2 789 Rüsten in l5 Gemeinden, Der rein russische Kanton Solotojr zählt 29 219 Einwohner in 24 Gemeinden. In der Ukraine stnd 227 997 Deutsche gezählt. Hier bestehen noch einige klicken, da aus verschiedenen zerstreut liegenden Siedlungen keine Angaben gemacht wurden Das Hanptgcviel liegt um Odessa (Kreis Odessa) mit 48 812 in 94 Gemeinden. Im Kreis Nikolajew haben wir 29 !>>.'! ui 29 Gemeinden, im Kreis Wolpnsk (Ihitomir) 2.8 998 in 193 Gemeinden, in den Kreisen Saporoschjö 27 154, Mel:roPol 24 499, Jekaterinoslaw 4598, Cherson 4987, Aus den übrigen russischen Gauen und Gon- veru.'ments sind 43 349 Einwohner verzeichnet, und zwar :n den Gouvernements Len ngrad 9523 (Leningrad-Stadt nichi inbegriffen», Wvronetch 949, Saratow 19 411, Sa mara 9778, >!ralgau (Rayon Tscheljabinsk) 1398 und Oren- burg 5999, Es bleiben noch die sibirischen Gebiete, wo wir n der Kosakenrepublik (Kaiakistan) 44 283 Deutsche in 128 Gemeinden finden. Sic verteilen sich auf das Gou vernement Aiinol'.nsk und den Kreis Knstanai mit 29 993 in 94 G, neinden und aus das Gouvernement Semipalatinsk m t 18 199 Einwohnern in ebenfalls 94 Gemeinden. Im eigenll che» Sibirien gibt c-s 57 545 Deutsche in 337 gz neind'n. Es sind hierin die Kreise Siawgvrod, Omsk, Nnbzowsk. Barabm k und Tatarsk einbegriffen. Die Mehr zahl findet sich !» Slnwgvro'o und in Omsk. Dresden 32300 Ardettssuchends Die ungünstige Eniwickiung des Arbeilsmarlites hielt nach einem Bericht des öffentlichen Arbeitsnachweises Dresden und Umg. in der Zcii vom 19. bis einschließlich 23. Dezember 1026 a», so dast sich der Bestand an Arbeitsuchenden nm !>!>» auf 32 5-17 (31557) erhöhte. Es standen 2409 Nenmeldunge» von Arbeitsuchende» 1416 Abgänge durch Vermitllung und Sclbst- abmeldnng gegenüber. Aus Mitteln der Erwerbs lose »für sorge wurden insgesamt 34 184 (33 216) Personen umersiiilzt und zwar 20 825 (20 156) Vollerwerbslose, 13 633 (12 606) Zuschlags- cmpfänger und 326 (364) Kurzarbeiter, Die Zahl der nicht- uitterstntztcn Kurzarbeiter blieb mit schätzungsmeisc 6000 die gleiche Während im Jahre 1024 um dieselbe Zeit beim öffentlichen Arbeitsnachweis Dresden und Umg. insgesamt 11500 Arbeit suchende gemeldet waren, hatte sich die Ermerbslosenziffer zu Weihnachten 1025 auf 21 500 erhöht. Die Gegenüberstellung der Zahlen oon 1024 ins henie zeigt, wie ernst die Lage ans dem Arbertsmarli! gegenwärtig ist. Der hohe Bestand an Arbeit suchenden läszt erhennen, dast sich die Ansturbelnng der Wirt schaft ans dem Arbeitsmarlst bei weitem nicht so nnsgeivirlst hat. wie dies zum Teil die Auffassung der Oesfenilichsteit ist. Aus London kam dieser Tage folgende erfreuliche Meldung: Im Unterhaus ist die Roman-Catholic Relief Bill angenommen worden. Es handelt sich um eine so genannte private Bill, wie sie bei der Ueberlastnng des Unterhauses mit offiziellem, von der Regierung eingebrachten Beratnngsstoff selten genug und nie mit großer Aussicht auf Erfolg zu Gehör kommen. Die Urheber waren zwei konservative Abgeordnete, aber die überzeugten Freunde des Entwurfs lasten nicht so sehr bei der Regierungsmehrheit als bei den Liberalen und vor allem der Labour Parks). Zweck der Bill war, eine Reihe von Ausnahmebestim mungen gegen die Katholiken zu beseitigen, die in nicht weniger als acht Geietzen, datierend von Eduard Vl. in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts bis zur Königin Viktoria, niedergelegt sind. Manches von di'ser Gesetzgebung stand seit langem nur noch auf dem Papier, und die Gegner der Bill beriefen sich gestern »echt >o sehr auf ihre Schädlichkeit als ans ihre Ueberflüssigkei-t. Unter praktiichen Gesichtspunkten sind es im wesentlichen vier Uebelstände, welche d:e Betätigungsfreiheit der Katholiken bis heute gelegentlich eingeengt und die Relief Bill not wendig gemacht haben: das P r o z e s s i o n s v e r ö o t, die R e ch t Z n n s: eh e r h e: t des Grundbesitzes in Hän den katholischer Orden, eine besonders umständliche Pvlizeilische Meldepflicht für katholische Ordensn»tc>li>r- der und die Benachteiligung katholischer Stif tungen, verglichen mit protestantischen in puncto E,n- ko»im"»,s!ener. Es braucht istchl ge'agt zu werden, dast nach der Annahme der Oielief Bill dis Katholiken nicht beab sichtigen, Prozessionen mit dem Ailerheiligstcn z» einer alltäglichen Einrichtung in den: Protestantisch:» England zu machen. Was die übrigen unter den genannten „Eatholie disab.lities" aiilangt, so sind sie, wie bereits gesagt, in »euerer Zeit selten dem Buchstaben nach angewandt worden, haben aber gelegentlich zu langwierigen Prozessen gettihrt, die in England noch kostspieliger zu sein Pflegen als anderwärts. Die beiden Urheber der B ll, Herbert und Blnn- dell, die zunächst die Gleichgültigkeit der Negierung der nicht katholi'chen Parlamentarier und zuletzt eine ans ang likanischen Kirchenkreisen angeregie ernstliche OP- vllsition zu überwinden hatten, haben ein unvergleich liches takt.'ches Geschick mnfallet. Sie beschränkten vor ollem die Wirkung der Bill ans England, Schottland und Wales. S'e machten also eine Ausnahme für Rord- lrland, der Form nach, weil es sein eigenes Parlament besitzt und seine Gesetzgebung keine Eatholie disabilitteH mehr kennt, in Wirklichkeit, weil die Opposition der Ulster-) Protestanten im Oberhaus die Bill zum sicheren Misserfolg verurteilt hätte. Schliesslich ist das Gespenst einer anglo« katholischen Verschwörung an die Wand gemalt worden, die mit Hilfe der Roman-Catholle Relief Bill die Ritnal- bewegung in der Hochkirche stärken möchte. Die Urheber Lev Bill haben deshalb gestern ielbst eine» Absonderungsanirags eingebracht, der die Katholiken von jedem Verdacht derartige« Eiiiniischnngswnnsche reinigen musste, ohne die Zwecke des Entwurfes zu beeinträchtigen, und der tatsächlich seine An nahme gesichert hat. Die Debatte, in der die Opposition ihr Zitt nntev jeder erdenklichen Verschleierung zu erreichen versuchte, war ein in vielen Beziehungen amüsantes Stück echt englischen Parlamentarismus. Der Svlicitor General, an und für sich ein Mitglied der Regierung, der jedoch nur für seine per sönliche Meinung sprach, verteidigte die anfzuhebenden ant'v kathvlischen Gesetze mit der Begründung, dast die „Denk mäler der a l t e h r w ü r d i g e n Geschichte Eng lands" seien. Ein anderer unversöhnlicher Gegner dev Bill verlangte, dast die Katholiken, wenn man ihnen solche Zugeständnisse mache, zum »lindesten garantieren sollten, dast die katholische Kirche in Zukunft nicht mehr ans ihren Vorschriften für Mischehen bestehen werde. Einige wichtige A ns n a h m e best i m m ungen har freilich auch diese Bill noch nicht a »zu tasten gewagt, so jene, die bestimmt, dast die Thronfolge nie einem Katholiken znfallen darf, ebenio wenig wie der Posten eines L o r d k a n z l e rs, d. i. des Kabincttsministers, der das Nesetzungsrecht für eine grosse Zahl von niedrigen Geist- lichen-Stellen besitzt und deshalb immer Anglikaner sein must. — Verwunderlich :st, dast bei so unerhörter Unfreiheit im sonst so „freien" England die Gesamtheit der englischen Kaiholiken bisher nur eine einzige Tageszeitung besäst, die ihre Interessen vertreten konnte! Zeitschriften' und Wochenblätter gab es genug, wie sich ans einer katho lischen Presse-Ausstellung in London vor kurzem zeigte — ober sollten die unwürdigen Zustände, die durch die jetzig« Aushebnngsbill wieder recht zutage treten, nicht gerade dadurch von den englischen Katholiken mitverschuldct sein, dast (ie nicht dafür sorgten, dast zahlreiche Zeitungen im. ganzen Land täglich Kraft und Stimme für sie einsetzten? Die Dresdner S!ad!anlsihen Nachdem sich das Reich bereit erklär: Hai, für die Anmel dung oon Reichsanlcihen a.ten Besitzes zur Gewährung von Ans- losnngsrcchten eine Nachsr'st za bew.lUgen. soll das gleiche auch für die Dresdner Staat- u:i< vormaiiaen Straßenbahn-Anleihen allen Besitzes sowie für Sie V a r o !, lös» n g der Inflatio n s- a»lei he» geschehen, und zwar unter den gleichen Voraus setzungen wie beim Reich', E- Kain aiia, wenn di.> reckizeitige Anmeldung der Baee nlöstnig wen n Krovuhett, Gi schüstsunge- waadlheii, Alters oder i-g ' " '"''" >: r G r'! n d e an- terbl'edcn ist. schr'fi!:Rer Antrag au' Gewährung einer Nach frist svätestcns bis zum 31. Dezember 102» beim Finanzamt — Anteiheablösangsstelle — Benes Naihaus, 2. Obergeschoß, Zim mer 200 bis 301, gestellt werden. Wenn Goliath „singi" Dresrcn, 24. Dez. Die Erwerbung des Riesen- v r a n g Goliath hat schon zu einer intereüanten Berei cherung unserer Kenntnisse von dieser höchWehenden Afsen- >ippe Gelegenheit gegeben. In dem Standardwerk der Biologie, in der neuesten Auflage des Brehin, heißt es: „Der Kehllack hat zur Stimme keine Bedeutung, der Orang ist beinahe stnmnim. Man neigt daher mehr dazu, den Kehl- sack als eine Art Luft- oder Wasserkissen aufznsas'en. auf dem der Kopf ruht." Dies ist nachweislich unrichtig. Schon beim Betreten seines hiesige» Käfigs sah man, wie sich der Kehlsack bei dem kurzen, hustenärtigen Bellen entspre chend blähte, und jetzt können wir melden, dast der alte männliche Orang eine Art von Gelang besitzt, desst'n Klang wellen an dem Kehlsack sichtbar werden. Jeden Tag kann man den Gesang vernehmen. Wenn es recht ruhig ist, hört inan ein leises, aber anhaltendes Geräusch, das den Eindruck eines in ziemlicher Entfernung auf holprigem Pflaster fahrenden Wagens macht: allmählich tönt es iiiimer lauter bis zu einer beträchtlichen Stärke, um dann wieder : Katholische Hof- und Propstcikirche Trson. Sonn tag, den 25. Dezember, früh 7 Uhr (Kath. Kirchenchor Eäcilia Dresden-A.): Missa „Salve Regina Paris" von Heinr. Huber, Introitus und Eommunio Choral (Vati cana), Graduate und Offertorium von Peter Griesbacher- Einlage „Resonet" von Gallus. : Diözesan Haupt stelle des Bonisatius-Tam- melvereins. Das Wokzltöligkeitskonzerl des Winterfestes findet am 31. Januar 1027 im Konzertsaale der Ausstellung »nie« Leitung des Herrn Hoftiapellmeisters Pembanr statt. : Tie Straßenbahn an den Feiertagen. Wegen )ehv schwacher Wagcnbesetznng in den zeitigen Morgenstunden cur Sonn- und Feiertagen verkehren an diesen Tagen die Wagen der Linien 2, 5, 9, 9, 19, 11, 12, 13, t4, 15- 17 und 29 von Betriebsbeginn bis etwa 7.30 früh in' Abständen bis zu 29 Minuten. : Einbrüche der verschiedenste» Art. Das Kriminalanik Dreien teilt mit: In der Nacht zum 22. Dezember wurde eins Bausirma Am Weiszeritz-Mühlgrabcn von Einbrechern heim gesucht. Die Taler stiegen in das im t. Stock gelegene Kontor- stiirzlcii den 6 Zentner schweren Geldschrantz nm und versuch ten, oepen Panzerplatten auf.zumeiseln. Ta das nicht gelang,' durchwühlien sie die Büroräume. Auster Kleidungsstücken nahmen sie Fachschriften über Eisenbetonba» mit dem Stempel: „Rudolf Kaden, Tresden-A.". und einen Schnellhefter mit Rech nungen vom Jahre 1025 der Firma Pani Mittag mii. — Bei einein weiteren Einbrüche in Altstriesen erbeuteten die Diebe Butter, Käse, Eier, Schokolade und andere Lebensmittel. Tos gestohlene Gut fuhren die Diebe mit dem Wagen des Eigen tümers weg. Der Wagen ist grün angestrichen, oie Hinteren Rungen sind neu. — In der Nacht zum 23. Dezember zogen Diebe in der Iosephinenstraste in einem Geschäft die Rolladen hoch, schlugen eine Scheibe ein und entwendeten 12 Gänse. Sachdienliche Mitteilungen zu diesen Einbrüchen erbittet die Kriminalpolizei. : Brandstifter sestqenominen. Festgenvmmen wurde ein lüjähriger Fnrsorgezögling. Er hatte bei Oeis i. Schl, eine Mühle, in der er beschäftigt war. in Brand gesetzt, anszerdcm mehrere Einsteigediebstähle begangen, : Nachtwagcnverkehr an den Weihnachtssclertagen. Ta an beiden Feiertag:» die Polizeistunde bis nachts 2 Uhr verlängert worden ist, verkehren an diesen Tagen die Nachtwagen auf fast alle» Linien dis etwa 2,39 Uhr früh in kürzeren Abständen. diesem lud man sie zum Abend- und Mittagessen, je nach der Zeit, ein und als Belvhniing sang dann d'e Eicr- haniie irgendeines ihrer lange Zeit noch von den T- du«r Kindern gesungenen Liedchen, wie z. B,: Hopp, hopp, hopp, Küchcnbcsen! Wo hist du so lang gewesen? In der Küche hinterm Herd, Wo der Besen ewig währt. Hopp, hopp, hopp, Stadtsoldat, Nimm's Gewehr und steh' gcrad'. In dem heute »och bestehenden Gasthvf „Zum König Anton" in der Friedrichstadt, verkehrte außer der Eier- hanne auch ein bekannter Dresdner Pvstillivn, der lange die Wilsdruffer Post kutschierte und der auch gesangSknndig war und öfter m't der Eierhanne zusammen Duetts sang, darunter eines, das im Ausgange der 89er Jahre Vvn Sem früheren Direktor des Residenz-Theaters, Engelbert Karl, in dessen Lokalposse „Spitzelsammlcr" zum Teile mit verwendet wurden ist, wie: Fahr mit me n' Liebchen in der Wilsdruffer Post, Steig ans, denn die Fahrt nur neu' Sechser kost. Den Rest holt sich dann zum bc'sren Lohn Mit 'nein Kuß 'chnell der Wilsdrusfer Postillon nsw. Vor mehreren Jahren noch konnte man in einem Dresdner Aruignaiial ein Bildchen sehen, auf dem eine stattliche Familie Gäniebraten schmausend, beim brennen den Lichterbnnm be sainmen saß. Unter dem Bildchen stand: „Weihnachten der Familie Magnus". ES war die be kannte „Witwe Magnus", die auch als Dresdner Ori ginal in der Weihnachtszeit in ihrer Wohnung so manchen armen Schauspieler empfing, der an dem reichbe'etzten Fe'er- tagemittagstisch bei Magnnisens mit schmausen dnrfte. Der Theaterdircktor Magnus, der seinerzeit Trompeter bei dem alten Dresdner VürgcrgenoarmeriekorpS war, Pflegte in t Vorliebe die Redensart zu gebrauchen: „Der had 'nen Appe- d.d, wie 'n richdcher Dräsdner Bierchcrschangdarm", und und bei den verschiedenen Weihnachtsschmäusen bei Mag- nussens wird wohl der Gastgeber und Hausvater Magnus selber so manchem erschienenen Kollegen mit gutem Bei- »Piei vorangcgangcn sein. Das also waren die einstigen Dresdner Originale zu Weihnachten. I r haben es allem An'chein nach auch an diesem Feste für ihre Ehrenpflicht gehalten, ihrem „Original" treu zu bleiben. Daher diese sonderbaren Weihnachtssittcii. vom .Heringssalat bis znm billigen Pvsirl- lion. Damit soll ganz und gar nicht gesagt sein, daß diese Originale den Sinn des Weihnachtssestes besonders gut verstanden hätten. Aber sie sind ja nun einmal ein Stück Geschichte und mancher mag vielleicht mit einer gewissen Wehmut daran denken, daß dieses „originale Zeit alter" heute vorüber ist. E. H. Theaüer und Musik Nesidenztheater. Die Weihnachtsoperetie „Die Z > rk n s- prin z essin " von Bramnier und Grünmold. Musik von Kai man, sonü gestern abend bei sehr gut besetztem Hause sehr bei fällige Ausnahme. Will man den Beifall nach dem ersten und zweite» Akte als Gradmesser ansehen, dann war der Erfolg durchschlagend. Direktor Witt dürfte für die nächsten Wochen der Sorge enthoben sein, für das Publikum wieder Ausschau halten zu müsse» unter den Neuerscheinungen auf dem Operetten markte. Der gute Nikolaus hat ihm etwas Nichtiges ans den Weihnachtstisch gelegt. Man darf die Hoffnung hegen, daß oie „ Z i r k n sprinzessi n " denselben Siegeszug antreicn wird, wie die „Gräfin Mari,za". Die Operette bringt aber auch Otto Mariä als Gast mit. Das erhöht ihre Zugkraft um ein wei teres. Magdalone Witt entzückt als Titelheldin mit ihrem bekannien Sckarin. Da aber auch sonst dankbare Rolle» vor handen sind und durch das Milien eine lebendige Handlung ge geben ist, so fesselt oie Neuheit trotz ihrer Länge bis zum letzt maligen Fallen des Vorhanges. Es war bereits kurz vor Mit ternacht, als die beiden Paare aller Schwierigkeiten, die ihnen zumeist in der Operette in den Weg gelegt werden, enthoben waren. In der nächsten Nummer wiiH über die erfolgreiche „Zirknsprinzessin" noch einiges zu sagen sein. —ist— Staatsopcr. In „Figaros Hochzeit" konnte Greie Nikisch auf ein tausendmaliges Austreten an ihrer Wirkungsstälte zurückblicken. Sie erfreute als „Susanne" durch ihre Munterkeit, ihr graziöses Spiel, ihr Geschick, der artige Rallen mit der nötigen Charakteristik z» färben und durch die Art. ihrer Stimme durch Knllur n»d Ookonomie heute noch Bühnenwirksamkeit zu geben. Die Zahl ihrer Partien ist sehr reichhaltig, und Grele Nikisch hat sich in jede ihrer Rollen, ob lustig, heiter oder auch ernst, stets trefflich eingclebt. Es würde zu weit führen, genauer auf die von ihr gemimten Bühnen gestalten einzugehen. Nur eine soll heransgehvben sein, die ganz anszerordenilich von Poesie umwoben ivar. Das war die „Ar-, sinoe" in d'Aiberis „Toten Augen". Auch gestern fand sie als „Susanne" starken Beifall, und alle Zuhörer werden der beliebten Künstlerin den Herzenswunsch damit enlgegenzuiragen haben, daß sie noch möglichst lange unserer Bühne und der Kunst er halten bleibt. —Ist— Theaker -Wochenspielpläne Staatliches Opernhaus. Sonniag, 29. Dez., außer An- recht: Die Macht des Schicksals (7s. — Moiilag, 27. Dez., An rechtsreihe B: Der Waffenschmied (7 30). — Dienstag. 28. Tez.: Anrechtsreshe B: Die Hochzeit des Figaro (7.30). — Milwoch, 20. Dez., außer Anrecht: Der Freischütz (7.30>. — Doiuiersiag. 30. Dez., Anrechtsreihe B: Sizilianische Banernehrc. Ter Bajazzo (7.30). — Freitag. 31. Dez., außer Anrecht: Die Fledermanus (7). Sonnabend. 1. Jan., außer Anrecht: Die Meistersinger von Nürnberg (6.30). — Sonntag. 2. Jan., außer Anrecht: Tiefland (7.30). Vormittags 11.30 Uhr: Oesfcntiiche Hauptprobe zum 2.' Beethoven Konzert. — Montag, 3. Jan.. Konzcrt-Sonder A»'echt: 2. BeethonemKoiizert. Staatliches Schauspielhaus. Sonntag, 26. Dez., nachmit tags 2.30 Uhr: Trilltrall und seine Brüder. Abends 7.30 Uhr, außer Anrecht: Vvlpone. — Montag, 27. Dez., nachmittags 2.39 Uhr: Trilltrall und seine Brüder. Abends 7.30 Uhr. Anrechts« reihe B: Die Jungfrau von Orleans. — Dienstag. 28. Tez., An- rcchtsreihe B: Dame Kobold (7.39). — Mittwoch. 20. Dez., An, rcchtsreihe B: Minna vvn Barnhelm (7s. — Donnerstag. 30. Dez., nachmittags 2.30 Uhr: Trilltrall und seine Brüder. Abends 7.30 Uhr, außer Anrecht: Vvlpone. — Freitag. 31. Dez., Anrechts- reihe B: Dover—Calais (6). — Sonnabend, 1. Jan., nachmittags 2.30 Uhr: Trilltrall und seine Brüder. Abends 7.30 Uhr, An rechtsreihe B: Vvlpone. — Sonntag. 2. Jan., nachm. 2.30 Uhr: Trilltrall »nd seine Brüder. Abends 7.30 Uhr. außer 'Anrecht: Die heilige Johanna. — Montag. 3. Jan.. Anrechtsreihe A: Toner—Calais (7.30). Albert-Thrater. Sonniag, 26. 12., !41 Uhr. Prinz Schweine hirt, Weihnachtsmärchen: abends 7.30 Uhr . Lconie. Montag. 27.' 12.. 3.30 Uhr. Prinz Schweinehirt. Weihnachtsmärchen: abend»