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Lonnadenck rr. verember Unterhaltung unü MMeri Numinci- r»r Se»r t in Wort una VUli » MI I «I MI «II MI MI II» «II MI MI MI II» >»I »I» II» II» II» II» II» »»II» II»»»II» II»«» «II «» II» II» II» «» »» II» «» II» II» II» II» «» II» «» II»II»II» II» IIII MI MI IUIIttlIIuMI MIIIIMIIIII Bilder -er Kindheit Von Hans Heinrich Ehrl er. Das Wappen meiner Baterswol, vom deutschen Orden be kommen, führt im weihen Schild ei» schwarzes Kreuz: unter dem Querbalken blüht links und rechts je eine Rose, ob oem Balken glänzt je ein Stern. Inmitten sitzt der Reichsadler. Welche deutsche Stadt hat ein Wappen gleich geweihter, gleich freudiger und gleich erhabener Bedeutung? Um diese selbst gewählte Frage schrieb ich in der Lateinschule einen Aussatz. Ich sehe das Wappen wieder an: Unter oem Kreuz die Rosen, ob dem Kreuz die Sterne . . . Meine Hände möchten das Zeichen über bas Vaterland heben. Ich trete oben in meine Stube und erinnere mich an den Tod der Mutier. Ich war ihr Jüngster und Liebling, sie fütterte mich in ihrem Siechcnbctt mit den ihr verschriebenen gebratenen Tauben, und aus dem Lager wuroe mir ein geivaltig farbiges schottisches Kleiülein anprobiert. Die gleich der Kranken sromme Freifrau von Berlichingen, ihre Freundin sah davor. Ich habe in mir das auserwählt stolze Gefühl des noch nicht Fünfjährigen aus gehoben. Und mich als den schutzlosen Nestling empfahl sie zuletzt dem Schutz Gottes. * > Beim Tod war die Grohmuttcr von Wimpfen da. Die keineswegs phantastische Frau schlief damals in der mir später eignenoen Stube und erzählte: während der argen Nacht sei die Türe aufgegangen, sie habe die Tür zugemacht, die Tür sei wieder nusgegangen, sie habe die Tür wieder zugemacht, die Tür sei zum drittenmal ausgegangen, sie habe die Tür z.um drittenmal zugemachi. Wir getraute» uns ein paar Tage nicht in das Ge mach dieser Ankündigung. Als ivir endlich doch hinein muhten, ging meine ältere Schwester voraus, »ahm aber ihre Schürze und drückte damit die von dem Geiste des Toten berührte Klinke behutsam auf. lieber meinem Bett in der Stadtwohnung hängt eine Pho tographie, das schon vom langjährigen Leiden angegrissene Bild der Mutter, mich, unsichtbar, in dem leichtgewölbien Schah bergend, lieber mir auf der Brust hängt ein kleines goldenes Kreuz. Der schwere Geist jener Nacht ist mein Lichtgeist geworden. * Unter meiner Stube war die vornehme Stube, die scharrte auch aus den Marktplatz hinaus. Sie war mit blauem Muster tapeziert, hatte weihlackierte Türen, Fenster und Lamperien. Den hell gescheuerten Booen durchquerten schwarz gebahnte Friese, ihn in grohe weihe Bierecke teilend. Mitten in der Stube lag mein neunjähriger Bruder Valen tin im Sarg ausgebahrt, wie in schwebendem Blumcnschrein. Der Vater führte mich hinein, und ich Kind muhte, das bleiche tote Gesicht sehend, den Wachszieher fragen: „Hast du ihn so durch sichtig gemacht?" Nebenan i» der Ecke stand noch eine Waschschüssel, darin Blechcnten schwammen. Das. Magnctsläblein lag dabei, ivomit der Tote vor drei Tagen mir zur Lust die Enten in dem Wasser umhergezogen hatte. Und vielmals erzählte mir der Vater schuldbeschwert, dah er drei Tage vorher den Buben noch durch Schlüge bestraft habe. Durch keine Wiederholung des Bekenntnisses vermochte ich den Truck von seinen Gedankengrünüen wegschiebcn zu lassen. Es war manchmal gleichsam eine unausgesprochene Antwort auf meine dortige Frage dabei „Ja, vielleicht habe ich ihn so durch sichtig gemacht". Der alte Lehrer ocs Knaben aber rühmte de» Gestorbenen als das geistige Wundergeschöpf seiner vierzigjährigen Schul meisterei. Die inneren Fäden wurden mir nie ansichtig, welche mich irgendwie mit einer geheimen Pflicht der Lebensgestaltung au den zart verblühten Bruder gebunden haben. Es war. ich hätte etwas unerfüllt Gebliebenes zu vollbringen. Ich gehe zur Marienkirche. Als kleiner Bub sah ich. wie die gotisch hochgesprengte Halle umgebaul wurde, und durste, ei» Liebling, zu den Wauo malern aus die Gerüste kuscheln und Pinsel heben. An dem Altar der schmerzhaften Gottesmutter, vor dem uralten Vesper bild, habe ich in eine»! Gelübde inein Leben dem heiligen Dienst geopfert. Ist das Gelübde gebrochen? Ist es nach dem Bruch, vom Schicksal hcibeigesnhrt. jetzt über die Höhe des Lebens daran, aus Umwegen an der Wundstelle wieder verbunden und erfüllt zu >ve den in seinem Sinn? Ich knie mit der schwere» Frage nieder an derselben Stufe. Eininal fand ich daheim unter der Slubeubank eine» Gro schen. den ich eb enliich hält! abliefern sollen. Aber in Kauf manns Stahls Sckausensler stand eine Glasbückse ganz frischer Bonbons ausgestellt in Form farbiger, seidig glänzender Kissen. »Mm Sizilianische Weihnachtskrippe. Im Nationalmuseum in München ist eine interessante Krippensammlung, deren eine unser Bild zeigt. Es Han- seit sich um eine sizilianische Weih nachtskrippe aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, deren Figuren etwa :Z0 Zentimeter gross sind und aus Holz, ge schnitzt wurden. Die Kleidung besteht aus versteiften Stoffen deren Farben angcmalt, aber vom Alter stark gedun kelt sino. Mit den zehn Pfennigen kaufte ich eine Gucke mit zehn hinein- gezählten Stücken. Es war zur Zeit nach aer ersten Kommunion, und so befiel mich das Gewissen. Ich brachte wie mein Leben auch die Bonbons zum Altar derer, die ihren heiligen Sohn hin gegeben hat. Aber einen einzigen versuchte ich. um das Platz des Verzichtes zu nehmen, welchen mich die Opferung der neun anderen kostete. Ich gehe hinaus in de» Kreuzgang und ziehe verwegen an dem einen Glockenseil. Die Glocke schlägt a». Es waren einst zwei. Die Kanonenschmelzc des Krieges hat das Geschwister verzehrt. Ich habe das Paar viele Abende zum Ave geläutet, indes ich selig wusste, dass in der Kirche ein srommes Mädchen neben ihrer Mutter betete. Einmal setzte ich mich nach dem Läuten in den Schalten einer Säule und lies; vom Metzncr die Türe schlichen. Die ganze Nacht blieb ich in der Kirche. Die Nacht war ohne Himmelslichter. Nur die Lampe des ewigen Lichtes brannte. Ich sah sie von meiner Bank aus wie einen roten Stern in denn Kreis eines Lichtnebeis zittern. Es war mir wohl nicht bange, nur feierlich: und so zeichenhaf! allein bin ich nirgends mehr gewesen. Ich ging zum Altar und sprach halblaut, uni die Stille nicht tot zu lassen, lateinische Responsorien. Dann setzte ich mich unter die Lampe und erlebte, wie nach und nach die kleine Scheinquelle den Raum aus dem Schatten hob. Der Altar glitzerte magisch, die Fenster färbten sich wie matter Schiefer, ja die bemalten zeigten gedämpft gleich nicht abgezogenen Abziehbildern ihr Figurenwerk. Das erzene Grabmal des Hochmeisters Walter von Eron- bcrg, der die Würde aus Preusseu dauerno jus Tanbcrtal trug. Ruhmesstück aus Peter Bischers Werkstatt, schälte sein Relief aus der Düsternis. Tie wunderbar leichten Gewölbe des Ehores zweigten sich viel Kötzer denn am Tag. als wollten sie ausschweben: und hinten das Pseilerschiu verlies weiter bis zur Orgel, deren Pseije» aus der serneu Empore schimmerten und bald ertönen muhten Ich war so allein, dah cs wohl in jener Nacht keine Welt nichts gab als müh vor dem Geheimnis oes Herrn, und das heilige Haus um dieses und um mich herum. Freilich schlief ich nachher in einer Chordank ein und wurde morgens vom Mehner geweckt. Am Grabe des Vaters nnd der Mutter muh ich mein Herz in die Hand packe», dah es sich nicht benehme. Nicht um eines eitlen Gelüstes willen öars ich von dieser Stelle aus vom Tod meiner Mutter den Frauen dieser Zeit er zählen. Tie starb an einer schweren Operation, oie Narkose ver weigernd, auf das; der Kelch des Leidens nicht au ihr r riiber- gche. Der Arzt als greiser Plan» erzählte mir es späte, »och ergriffen von der beispiellosen Erinnerung. Mein Vater hat lang her auf ihr Grab eine» kleinen Lebensbaum gepflanzt: und ich darf hinzu erzählen, was ich schon einmal in einem Buch berichtet habe: Unser Garten tag um zwei, drei Wege weiter unten, und Vaters Bienenstand war mit den farbigen Fluglöcher» der Bie nenstöcke breit gegen den Kirchhof hinaus gerichtet. In dem Stand hatte jeder Stock seilten Namen, der rot dataus gemalt, und seinem gereimten Spruch, der aus einem Zettel angeklcbl war. Auch seine Geschichlstasel halte jeder an- geschrieben. Neben den Stocken aber hatte sich der Vater einen eigenen Kiemen Raum geschossen, mit Tuch ausgeschlagen und mit kuriosen, allen, srommeu Bildern behängt. Auch ein Klemer Schast erbaulicher Bücher lies über den Lehnstuhl hin. In dieser Zeit sah der Vater jeden vom Wetter geschenkten Nachmittag stundenlang allein, rauchend, ieseno und sinnierend. Und ge ade vor sich Halle er eit, kleines Glassensler in die Trier eingesetzt, das dann immer oiscn stand und über die Sstaucher, Obslbättme. Gartenzäune und über die Gollesackermaucr hin gerade das Grab der Mutter hell in seinem Ausschnitt sanie. Ich war Jahr um Jahr drauhcu in der Fremde und kam selten heim. Jedesmal sah dort in der Zelle des Bienenstandes ein älterer Mann mit ivciherc» Haaren und schaute aul den Lcbensbaui» hinüber, der über dem Grob der Mutter i'T smal grösser und dunkler geworden war. Dann haben wir den Vater begraben. Jetzt vom Kirchhof gekommen, sitze ich i» der noch vorhan denen Zelle des Bienenstandes Unter den Bäume» des Gottes ackers ist keiner so groh. wie der seine Eine Amsel höre ich vom Wipfel herübecsinge». Tie ist wie bestellt von eitler wun derbaren Fügung." Lalernen Vvn Peter Bauer. Wie Snulenheilige halten sie auf ihren E'Zenstündern aus, woh.» ihr Schick,al sie stellte. Ganz bescheiden und demütig haben i:e ihre kleinen Lichtstitmpschen, m l denen jie sich jo sehr vor dem strahlenden Tag schämen zwischen die prangenden Biätterknppcln der Akaz:en und Linden ver steckt. lind doch glimmt ein starker Glaube in diesen blassen Fünkchen, der sie geduldig harren heisst bis ihre Stunde kvmmt. Hat erst das Feuerrad des Tages ausgejprüht, und lst d e letzte Glut ans Berg und Tal zu Dämmergran und Dunkelheit verraucht und verkohlt, dann blühen sie vor den jehnjüchtigcn Blicken der Menschen auf wie Herzen im Strahl der Liebe. Im Zeichen ihrer Wachstuben Flam men läutet der Abend ei». Glitzernde Gewänder, Perlen und Gemmen erwachen aus ihrem TageSichlaf und schinücken schöne Frauen mit ihrem lockenden Prunk. Ein neues Leben raujcht in die Festsäle der Theater nnd Tanzpalästc, i» die Gemächer und Gürten der Gesellichaft. Und die Laternen stehen se er lich Spalier in de» Straften und Alleen, auf den Terrassen und Brücken, in Gärten und Park. Da jagen und bummeln zwischen ihnen die Zerstreungs- dürst.gen nnd Erlebnishungrigen in Automobilen nnd Droschken, auf elegante Stöcke gestützt oder mit lässig rudernden Armen. Einige werfen diese Arme wie Pvlhpen aus mit B icken, die gleich Harpunen funkeln, andere tragen ihre Hände, die sanft und schmal sind, wie kleine Kostbarkeiten, nach denen die Finger zucken, weil es jüh ist. j.e zu greifen und zu halten, lieber alle flutet das Gold licht der Laternen m:t gleicher Liebe. lieber die ärmliche, leidvcrwüstete Gestalt der kleinen Zeitungsfrau, die mit ewig freundlicher Miene thre Blät ter nnpreist, indes ihr Gehirn iin Gedenken ihrer Kinder wie in einer Tretmühle nach einem Ausweg aus Hunger und Elend rast, lieber den kreijelhast um seine Achse j:ch drehenden Schutzmann, in der Straftcistrenznng, der mit Puppenhast-inechanZchen Bewegungen seine Arme ais Wegweiser schleudert, lieber den tvrkclncsten Trunken bold, der gleich einem gefällten Baum in den Rinnstein schlägt, lieber die bemalte Larve der Dirne, die inst ibren nnfgetakelten Lebenskräften nach Beute wittert, wie über den apachenhast lungernden Verbrecher, :n des en Tasche Dietrich und Revolver nach „Arbeit" lechzen. Ihrem Licht ist vieles offenbar, was vom Niedergang der Sonne bis zu ihrem Aufgang geschieht. Wenn sic erzähl ten —: der und jener würde sich morgen nicht vor un'er Angesicht trauen: irgendeine, die mit llnschuldsnngen schil lert, verginge vor Scham. LH, und um wieviel Kuiderglück nnd -träume, um wieviel junge Sehnsucht wissen nur sie! Ich kenne noch die Laternen meiner Kindheit und IünglingSjahre. Wie liebe ich ist und streichle nn Bor- übcrgehcn mit hemilich kokenden Blicken ihren stillen Gianz. ES ist die Laterne in dem kleinen Gäftchen nahe beim Markt, wo das alte Mietshaus mit meiner elterlichen Woh nung steht. Mit listigem Lächeln blinzelte sie sti mein Schlasgemach, wenn die Mutter nach dem Nnchtgebct das winzige Flümnichen der. Stearinkerze zwischen Damnen und Zeigefinger totdrücktc, damit es dunkel wäre und ich schliefe. Dann kraulte sie mich mit ihren Lichtfingcr», spielte Hasch- Hasch mit mir auf den schneeige» Kissen nnd malte mir znm Schlich allerlei phantastische Goldfignren an die dunkle Wand bis mir die Augen sanft znsielen. Die andere Laterne, die erst viele Jahre jväter meine Pertraute wurde, umstrahlt die verschwiegene Beichttrnhe aller Verliebte», einen blauen Postbriefknsten, in den ich allabendlich — ein Tag war ewig — mein Sehnen, Leiden und Selig,esti versenkte und dafür m:t dein stiften Herzcnscchv meiner Hvlden beglückt wurde. Dann grüß ich noch mit innigem Angcnaufschlag die wenigen Lichtträger der hvchgewülbtcn Brücke, die mich und „Sie", armverjchluiigen, über den ran'-chenden Strom in die Stille der lenzaiinenden Land schaft geleiteten und schlieftlich znrnckbleibend. dem Schutze der gütigen Sterne empsahlen . . . Noch andere Laternen kennen mich in Geoftstädten nnd Dörfern, deren Straften und G'iftcheii ich ais F-remdl nz durchwanderte. Sie alle l'lichteten zu estiem vor'-estinnn- te» Begebnis, das »i ch ivek vder beglückend ir.n uns von denen manches, znm E rlebnis geworden. 11 die er Smnbe des Er nnerilS mit all seiner dunklen Schönhei t vor mir aufblüht. Si, e haben vielle: cht keinen Freund wie d e viest'n andern in ihre r nächi stich:» Eimamkest. dst i -»!».->' nur schenken und sp lenden. E » Paar surrende Nac! i,:ük nelier- lnige vi elleichr, einige Motten und Blöcken nn> d::- 'eene b rüder hl erz'.iche Lächeln der Sterne. Bezahlte Höflichkeit Auf einem Kriegsmarsche erbot sich Friedrich der Zne :o Vvn Preußen einmal von einer Bauerssran A.'pefel nnd bezahlte jie mit etliche» Goldstückchen. Vv!i D.inibae .it über die reiche Bezahlung provhezcile ihm d e B i e- rin Glück im nächsten Feldzug. Bald daraus rich tatsächlich die Schlacht bei Liegnst, mehreren Wochen wieder in die gleiche Ge Begegnung mit der Bauer n gehabt hatte, strafte standen schon die Einwohner des Bäuerin, die dem siegreichen König laut Glück wüistch e. Dststr dankte huidvollst und sagte dann znm neben hn reitenden General Z etcn: „Das muft man den Schic" e:ir lassen, j.e habe» alle eine angeborene seine Lebensart; denke Er sich einmal daneben seine Priegnstzcr!" D e s Worte verdrossen Zicke» und er antwortete: „O, bezah e.i, Eure Majestät, nur meine» Priegnitzern jeden Apsel mit fünf Taler», dann werden jie gew!ft noch höflicher sein." ,s gewann F, : eb nnd kam ne ch geud. wo er die Aui d er He. l.cA- Dorfes l und die