Volltext Seite (XML)
Die Weltmenschen haben und verschaffen sich viele Freuden, aber sie haben keine Freude. Ihre Freuden sind Schaum und Schein: daher kann man von Weltsreu den nicht satt werden, man wird nur ihrer satt: sie sät tigen nicht und über sättigen doch so bald Bischof Dr. v. Keppel er, „Mehr Freude". Gelegenheit znr Siebe Sollte wirklich einem Menschen gar keine Gelegenheit zur Liebe gegeben sein? Sollte es auf Erden auch nur ein einziges Kind der ewigen Liebe geben, dem es verwehrt ist. Liebe zu üben? Das Leben, das uns die ewige Liebe gab, wird doch wohl auch selber eine Gelegenheit zur Liebe sein. Ja, eine Gelegenheit zur Liebe zu sein, ist sogar der zarteste Reichtum eines jeden Menschenlebens. Und zwar bricht auch nicht ein Tag in unserm Leben an, an dem nicht, gleich dem Morgenstern, eine solche Gelegenheit uns erwartet — möge der Abendstern eines jeden Tages die benützte Gelegenheit sein! „Dürste ich", so schrieb ein junges Mädchen einmal in sein Tagebuch, „so würde ich Gott fragen: Was tue ich? was soll ich tun? ich weih es nicht! . . . meine Tage fliesten nutzlos dahin, und ich trauere ihnen nicht nach. Könnte ich nur während einer Minute des Tages mir oder jemand anderm etwas Gutes tun!" Einige Tage später aber las sie in einer ruhigen Minute diese Zeilen wieder durch und schrieb darunter: ,.O mein Gott, was ist leichter? ich brauche ja nur ein Glas Wasser einem Durstigen geben!" (Holnstein, „Goldkörncr".) Jeder Tag ist dir eine Gelegenheit zur Liebe — auch wenn du a r m b i st. Co arm ist niemand, daß er nicht jeden Tag diesen Reichtum hätte, wenn auch nicht mit Gold und Silber, so doch mit einem guten Wart, einem kleinen Dienste, einer kleinen Freundlichkeit an andern Liebe zu üben. Jeder Tag ist dir eine Gelegen heit zur Liebe — a u ch wenn du einsa in b i st. So einsam ist niemand, daß nicht wenigstens einmal ini Tage ein andres Menschenkind mit ihm zusammenträse Nie mand aber, so sagt ein Geistrsmaun, kommt uns nahe oder entgegen, es sei denn, Gott habe dabei die Absicht, daß wir ihm Helsen, ihn besänftigen oder erfreuen mögen. Jeder Tag ist dir eine Gelegenheit zur Liebe — auch wenn du krank bist. Wieviel Liebe hat etwa eine Frau, wie Emmy Gichrl, die 50 Jahre krank gewesen, riam Krankenbett aus erwiesen! Du kannst eine zufrie dene Miene machen, kannst ein Wort des Dankes und der Anerkennung sprechen, eine Klage unterdrücken, eine Belästigung der andern vermeiden. Der Kranke kann nicht nur viel Liebe ernten, sondern auch wieder Liebe säen. Jeder Tag ist eine Gelegenheit zur Liebe. Und wenn wirklich einmal einer vergangen wäre, der gar keine Gelegenheit geboten hätte, dann würde uns vor ihm fast wie vor etwas U n e r l ö st e in grauen, und mit Gewalt miistte man ihm eine solche Gelegenheit ent reißen, indem man noch seine letzte Minute benützt, um wenigstens für irgendeinen Menschen zu beten. Nur ein Tag ist keine Gelegenheit zur Liebe — die dies irae, der Tag der Ewigkeit — oder vielmehr die Nacht der Ewigkeit, „wo niemand inehr wir ken kann". (Joh. 9, 4.) Mer die Gelegenheiten zur Liebe im kurzen Erdcnleben nicht benützt, dein wird auch die lange Ewigkeit keine Gelegenheit'mehr bieten. Das ist auch ein Stück jener erschütternden Armut der Verdamm ten, daß sie keine Gelegenheit mehr zur Liebe haben. Wenn der Baun, gefällt ist, dann ist die Möglichkeit, Blätter zu treiben, mit Blüten das Herz zu erfreuen und Früchte zu tragen, sür immer vorüber. Ein Teilchen jener ewigen Verzweiflung kann man aber auch schon auf Erden erleben. Wenn auch die Gelegenheiten zur Liebe im allgemeinen bis zu unserm letzten Atemzug uns angeboten werden, so geschieht das doch nicht mit jeder einzelnen Gelegenheit. Jeder Mensch, zun, Beispiel der mit uns zusammenlebt, Verwandte und Ärbeitsgenossen, Dienstboten und Freunde, sind eine solche Gelegenheit. Wie traurig ist ein Grab im Friedhof -rausten oder ein Sarg in der Kammer, wenn er nicht nur einen lieben toten Menschen, sondern mit ihm auch eine herrliche, aber un benützt gebliebene Ge legenheit zur Liebe umschließt. Als eines berühmten Mannes (Earlylc) Gattin gestorben war, da eilte er her bei, kniete sich nieder und küßte sie auf die kalte Stirne, und was ihn dabei am meisten bewegte, das lesen wir in seinen Aufzeichnungen: „Ach. sie hat nie ganz ersahren ... wie sehr ich sie zu allen Zeiten hochgeschätzt, geliebt, be wundert habe ... O, daß ich nur noch fünf Minuten hätte, um dir alles zu sagen!" Bei einem modernen Dichter aber steht der Satz: „I m wer ist es so und an jeden, Sterbebette fühlen wir es. daß wir mehr Liebe hätten erweisen können." So laßt uns denn heute abend etwa, wenn in unserm Haus alles schläft, durch die Kammern gehen und denken, die da schlafen, seien tot. Welche Vorwürfe hätten wir uns dann wohl zu machen. Vorwürfe ü b e r u n g e s ch e h e n e Taten, „„erwiesene Dienste, „„gesprochene Worte, nicht betätigte Liebe! Doch nein, noch ist dieser und jener nicht tot: noch können wir sie lieben. — Was sollen wir nur tun, um ihnen die Liebe zu beweisen? Die Antwort auf diese Frage laßt uns schon morgen erfüllen. Wir ket, solange ihr das Licht habt! Wenn ihr wohltu n könn t, soverschiebtesnicht!" (St. Polykarp.) Aus: Abt Bonifaz Wöhrmüller, Das königliche Ge bot. Kleine Kapitel von der Nächstenliebe. München, Josef Köscl L Pustet. Das Lal Von P a Als wir einst, ein Freund und ich, über all die Müh sal und Drangsal redeten, welche uns Sterblichen als Erbe zugefallen, als schon die große, grausame Wehmut über uns ihre düsteren Schwingen schlug, da sprach mein Freund: „Weißt du, ich finde immer in meiner Seele ein Tal, wo die Sonne säfeint und wo Blumen stehen." Mein Freund sprach diese Worte ganz unbefangen, ohne weitere Bemerkungen und Ergänzungen, und ging weg. Er hat wohl gar nicht daran gedacht, wie schön und wie tief seine Worte waren, und auch mir kam das erst nachher zum eigentlichen Bewußtsein, obwohl ich so fort fühlte, daß in diesem Bilde etwas mehr als nur Ge wöhnliches lag. Vor meinem Geiste tauchten alte Erinnerungen auf: Wie ich einst auf dem Rigi stand und ins weitgedehnte Land schaute, jagte der Ostwind ein Gewitter daher, und die schweren Wolken warfen ihre Schauer und Schatten über die Erde dahin, — nur in der Ferne war ein scharf begrenzter Landstrich noch besonnt; das Seetal, und seine Wasser funkelten und seine Matten glitzerten, und selbst an den Tannen seiner Wälder hing ein seltsames Leuchten. Und nun sagt mein Freund, er finde in seiner Seele immer ein Tal, wo die Sonne scheine. Dann stieg eine zweite Erinnerung empor. Es war im Frühling und es war in Rom. Ich hatte mich müde geschaut an der Ewigen Stadt, und ihre Größe hatte sich wie eine Wucht über meine Sinne gelegt. Da ging ich hinaus ins Albanergebirge, um mich zu erfrischen und zu erleichtern. An den Hängen war das Rotbraun des Winters, selten ein verlorenes Bellis perennis oder eine verfrühte Anemone. Da führte mich der Pfad in ein schluchtartiges Tal, welches von einem mäßigen Berg bach durchgerieselt wurde. Die beiden Uferseiten waren schon begrünt und mit weißen Krokusblüten wie ver schneit. Oben aber an den Talseiten, unter Steineichen, standen Zyklamen, so groß und glühend, wie sie bei uns nur das Treibhaus zeitigt. Und nun sagt mein Freund, er finde immer in seiner Seele ein Tal, wo die Sonne scheine und die Blumen stehen. Meine beiden Erinnerungen vereinten sich und bil deten ein besonntes, blnmenbestrcutes Tal, wie cs wohl nirgend so im Märchenreiche liegt. Aber ich hätte so gern ein solches Tal voll Sonne und Blumen wirklich geschaut, — mein eigen genannt. Ta ging ich auf die Suche, ob ich wohl auch in meiner Seele ein Tal fände, wie es mein Freund in seiner Seele birgt. Das war eine Entdeckungsreise in der eigenen Seele. Tu darfst nicht darüber lächeln, esliegtin jeder Seele soviel unerforschtes Gebiet, daß man sein Leben lang wandern kann und n i ch t z u E n d e k o m m t, w ei" l b e i d e P o I e i n d e r Ewigkeit ruhen. Aber wie viele, welche an allen Ecken der Erdoberfläche herumgetretcn, wagen keine Forschungsreise in die eigene Seele; — was Wunder, wenn sie oberslüchli ch bleiben! Ich ging also suchen nach dem sonnigen, blumigen Tal in meiner Seele. Ein weiter Weg, bis ich nur das bekannte Land durchstreifte. Ackerfelder, wo ich täglich mit Schweiß und Schwielen arbeite, um die Garben zu gewinnen, welche mein Meister im Lebensherbst non mir verlangt: das ist wohl ein fruchtbares, breites Tal, aber Ankunft des Kerrn Von Gottfried Hasenkamp. O Nacht des Lichtes; denn der Herr Ist wiederum gekommen! Als Sein Diener uns Die heiligen Gestalten zeigte, wußten wir, Der König ist gekommen. Mit den Opfergaben trugen zum Altäre wir Das Seufzen nach Erlösung noch. Wir sind erlöst! Gekommen ist lins die Erlösung, wie ein Held Von den seligen Thronen des Himmels. Heller noch ward als der lichteste Tag Die heilige Nacht. Der im Brote Dort und im Wein Geheimnisvoll unter uns ist, Hat uns an Sich gezogen, wie Er Verheißen hat. Beim heiligen Mahle Dürfen wir Ihn Empfangen, zu werden Wie Er. Siehe, ... Das Kind in der Krippe T Bon Bethlehem, Seiner Mutter. D«r Jungfrau, ewige Freude, Der Dank ihres heiligen Hüters, Die Gnade der Hirten, der Stern der Völker, das Glück auch der Seele u I i n u s. die Sonne scheint dort nicht immer und darf dort nicht immer scheinen. — Der Acker, den Gott mir zu bebauen gab, zu dem er mich berief, er will Regen, der netzt und nährt, und Sturm, der rüttelt und reinigt. Ich schritt weiter im Lande meiner Seele und kam über Gestein und Geröll, wo die verschütteten Hoffnungen ruhen. Hier war es wohl heiß, aber Blumen standen keine, die wachsen nicht auf ausgebranntem Boden. Da setzte ich die Suche fort und fand wohl manche unbekannte Täler in meiner Seele, fast unheimliche und wieder freundliche. Aber entweder hatten sie nicht das ganze Jahr Sonnenschein, oder dann welkten die Blu men. Und ich wollte ja ein Tal, wo immer die Sonne schien und Blumen standen. Schon war ich müde geworden, denn auch in der Seele kann man müde werden, wenn man sucht und nicht findet. — Da kam mir auf einmal in den Sinn: Vielleicht wissen die Kinder, wo dieses Tal liegt, denn Kinder lieben ja die Blumen und finden solche, wo Erwachsene keine vermuten, Kinder gehen ja gerne der Sonne nach. lind so fragte ich meine Kinderjahre: Wo ist in mei ner Seele das Tal, welches immer Sonne und Blumen hat? Die ersten Kinderjahre schauten mich an mit gro ßen wachen Augen — sie verstanden die Frage nicht, und die letzten Kinderjahre schüttelten überklug das Haupt — sie glaubten nicht mehr an ein solches Tal. Nur eines von den Kinderjahren, jenes, in welchem man die erste heilige Kommunion empfängt, das schaute mich mit un schuldsvollem Blicke an, und mit einer Silberstimme, die wie selige Erinnerung klang, sprach es: Komm, großer, grauer Mann, ich kenne jenes Tal und wohne dort am liebsten, aber weißt du. der Eingang zu diesem Tal in deiner Seele ist verzaubert und verschlossen für die Klugen und Ueberklugen und nur die Klei- neu und Reinen dürfen hinein — das Tal in deiner Seele, wo die Sonne immer scheint und wo immer Blu men stehen, ist die Einfalt. Da begriff ich, warum diefes Kind mir den Weg zei gen mußte und warum ich das Tal in meiner Seele ver- loren und vergessen und so lange nicht mehr gefunden hatte. Nun aber kenne ich das Tal wieder, und es ist mir so lieb geworden, daß ich täglich dorthin gehe. Und rufen und reißen, mich die Menschen heraus, so überkommt mich das Heimweh, und ich ziehe sobald als möglich zurück in jenes Tal meiner Seele, dos immer Sonne und Blumen hat — in die Einfalt der Gesinnung und Auffassung. Die Sonne dieses Tales ist die göttliche Liebe — darum geht sie nie unter, und die B l u m e n. welche sie weckt, so mannigfach sie sind, tragen den gleichen Namen: Dankbarkeit — Dankbarkeit, die bekanntlich in ihren Formen unerschöpflich bleibt. Und außer Gottes liebe und Dankbarkeit ist nichts in diesem Tale, deshalb ist es das Tal der Einfalt, weil diese nur zwei Lebens elemente kennt, Goitesliebe und Dankbarkeit. Seitdem ich dieses Tal in meiner Seele gefunden, wo immer die Sonne scheint und die Blumen stehen, bete ich oft um ein Wunder — daß dieses Tal sich weite und meine ganze Seele einnehme. Denn damit meine ganze Seele einfältig werde, bedarf es eines Wunders. Entnommen der ZUli'chnft „Alte und neue Wett". Ver aLsanstalt Venziger L Co.. A.-G.. Cinsicdein (Schw.). Der unvernünftigen Kreatur. Siehe, das Wort, Das aus ewigem Rate Geworden ist Fleisch. Gekommen Ist Gottes eingeborener Sohn Zum Tode am Kreuz und zur Auserstehun.! Zur Auffahrt gen Himmel, zur Rechten Sitzend des Vaters. Siehe, Er ist gekommen, zum anderen Maie Wie uns die Engel verheißen. Als Er gen Himmel fuhr, auf den Wolken In großer Kraft und in Herrlichkeit Zum Gerichte. Sein Zeichen Gehet Ihm. wie aus Licht Ein Schwert, Zu zerteilen die Bosheit, voraus. König der Glorie, laß uns Leben mit Dir in Ewigkeit, alleluja Mit heiligem Schrecken Latz uns empfangen Unseres Todes Brot, alleluja, Das Brot Deines Lebens, Auf daß Du lebest in uns und verklärest Unsere Niedrigkeit, alleluja. So lasset nun. Brüder, in Frieden Fromm und gerecht Uns leben in dieser Zeit, Ausschau haltend nach Unserer seligen Hoffnung Und nach der Ankunft des Herrn.