Volltext Seite (XML)
Kur «Irr l.suLi1i 12S Jahre Sla-Nheaker Zittau Das Stadttheater in Zittau wird am 25. Oktober l>. I. einundeinviertel Jahrhundert alt. Man erösfnete es nach seiner in den Jahren 1801/02 erfolgten Erbauung am 25. Oktober 1802 mit Jfflands Schauspiel „Der Verbrecher aus Eifersucht". Jahrzehnte lang kamen und gingen darin die verschiedensten Wandergruppen, darunter die bekannten und bewährten Direktoren Opitz, Hermann, Rcichardt, Leichsenring, Weißenborn usw. mit ihren Gesellschaften. Erst seit Sen 80cc Jahren kann man überhaupt von einer festen Di rektion sprechen. Als eine solche erwies sich die des tüchtigen Direk tors Julius Seder, dessen Witwe später, außer in Zittau noch Direktorin der Stadt-Theater von Meißen und Döbeln war. Auf ihrer Zittauer Bühne spielten oft berühmte Dresdner Hofschauspie ler wie Porth, Emil v. d. Osten, Dettmar, Ellmcnreich, Ulrich, so gar Friedrich Haase und Adalbert Matkowsky, der für die „Mutter Seder" eine persönliche Schwäche hatte und ihr mehr als einmal sein volles Gastipiclhonorar wieder zurückgcgeben hat. Auf die Direktion Seder folgten später u. a. die des rührigen Ludwig Hansing, welcher Direktor außer klassischem und modernem Schauspiel Oper und Ballett bot und eine Zcitlang die Stadttheater von Zittau, Bautzen und Bunzlau in Schlesien gemeinsam führte. Von 1695 bis 1905 war der früher mit einer Operettengesellschaft in Böhmen hausende E. Karlin Zittau Direktor, der seinen Ehrgeiz darin suchte, daß er alle großen Neuheiten oft noch vor Dresden und Leipzig auf der Bühne der alten Siebenstadt herausbrachte. Unter seiner Direktion konnte das Zittauer Stadttheoter vor 25 Jahren seine Hundertjahrfeier im Radmen einer Vorstellung begehen, in der außer dem einstigen Jss- lansschen Eröfsnungsstüek noch der Einakter „Am Ende" von Marie Ebencr-Eschenbach gespielt wurde, in dem die beiden Dresdner Hof schauspieler Pauline Ulrich und Adolf Müller gastierten. Nach dem Rücktritt Karls übernahm der frühere und kürzlich in Zittau ge storbene Leipziger Schauspieler Carl Gr einer die Direktion des Zit lauer Stadttheaters, die er über 15 Jahre hindurch ehrenvoll ge- sühri hat. Unter seiner Leitung nahm das Kunstinstitut einen er freulichen Aufschwung. Nach Greiner wurde Fritz Klötzel, der ehemalige Mitdirektor des Waldtheaters in Oybin, Leiter der Zit- lauer Stadtbühne, die später in eigene Regie überging und gegenwär tig in Rolf Ziegler einen neuen städtischen Intendanten hat, dem die schwere Aufgabe zusällt, Zittaus Stadtheater, das wie so viele mittlere Bühnen unter oen Zeitverhältnissen schwer zu leiden hat, als östlichen deutschen Kulturvorposten zu behaupten. Möge es ihm gelingen! E. H. Das Burgmuseum im Rathaus zu Lttrschau Am Sonntag, 23. Oktober, ist in der Zeit von 10—12 und 15—18 Uhr zum ersten Male dos Burgmuseum im Kirsckzauer Rathaus geöffnet. Dieses Museum unterscheidet sich von den anderen Heimatmuseen dadurch, daß es nur Funde der Burgruine bringt. Darum wird sich auch für den, der schon andere Museen gesehen hat, ein Besuch lohnen. Der Besucher des Schloßberges und seiner Ruine wird die Eröffnung des Museums besonders begrüßen. Um dem Besucher eine Ge- samtübersicht zu geben, wurden die Funde iveder nach der zeit lichen Reihenfolge, wie sie erhoben wurden, noch nach dem Fundort zusammengestellt, sondern die gleichen Gegenstände kamen in einen Kasten. Kommt man zur Türe herein, so liegen im 1. Kasten die Waffen des Ritters und seiner Getreuen. Hier findet man neben dem breiten Schwert die 2 Kurzschwerter. Ob die vielen Messer zum Kampse gedient lwben? Daneben liegen Lanzrn- und Speerspitze^ Die Streitsicheln dienten dazu, den Pferden die Sehnen zu zerreißen. Der Morgenstern war die Waffe des Gefolgsmannes oder Bauern. Im 2. Kasten sind von de» Nüstungsgegenständen aus gestellt der tstanzerhondschuh, aus Uber 60 Teilen durch Herrn Kl im Ke zusammengesetzt. Hier liegt auch das Gold des Ritters mit dem Geldbeutel. Von den kleineren Sachen ist noch auf den Spielwürfel. den Kamm, die Spindel und das S<l)abe- messer lRafiermesser?) aufmerksam zu machen. Besonders wird man sich die heilige Katharina ansehen. Die Schlüssel sollen von selbst ins Auge. — Dem treuen Gefährten des Ritters ist der 3. Kaste» bestimmt. Neben Hufeisen siehst du 2 Steigbügel, Trensen. Schnallen und Zügelteile. Im 4. und 5. Kasten liegen Töpfe und Topfschevlwn, überrascht ist man von dem Reichtum der Ornamente. Der letzte .Kasten zeigt zunächst die Fsrnwaf- fcn der damaligen Zeit. Bolzen- und Pfeilspitzen. Hier fehlen auch Teile der Armbrust nicht. Türbeschlagstücken, Nägel, Farkelhalter u. a. füllen den übrigen Raum aus. Don den Steinkugeln haben nur wenige Platz gesunden. Erwähnenswert ist eine Kugel aus Sandstein. Alle anderen sind aus Granit. Die Mühlsteine sind hereingebracht, leider zerschlagen. Das Vorstehende ist kein vollkommener Führer durch das Museum. Man muß selbst kommen und sich alles betrachten. Eine alte Zeit vor 600 Jahren ersteht vor dem Auge, wenn man in unser Burgmuseum eintritt. Das Museum ist am 1. Sonntag im Monat geöffnet. Schulen und Vereine, die zu anderen Zeiten das Museum an sehen wollen, mögen sich deswegen an den Geschäftsführer des Zwcigvereins Schirgisivolde-Kirschau-Crostau der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen, Lehrer Steude in Kirsck-au, weivdev. l. Weih« des Gemeindeamts- und Postneubaues. In Ge genwart der Gemeindeverordnungen, des Gemeinderates, des Amtshauptmanns und Oberbürgermeisters der Stadt Zittau, sowie zahlreiche Ehrengäste, fand in Iohnsdorf die Weihe des Gemeindeamts und Postneubaues statt. Der Amtshaupt mann, der Oberpostdirekio». sowie der Oberbürgermeister von Zittau überbrachten die Grüße und Wünsche der von ihnen ver tretenen Behörden. l. Kleistfeier der Kath. Oberschule mit Aufbauklaffen zu Baut zen. Aus Anlaß des 150jährigen Geburtstages Heinrich von Kleists fand am 18. Oktober in der Aula der Schule eine schlichte Gedächtnis feier statt. Herr Konrektor Dr. Neubner entnxirf in seiner Rede ein Bild von dem Leben des unglücklichen Dichters, würdigte unter Bortrag einzelner Stellen sein dramatisches, lyrisches, publi zistisches Schaffen und feierte vor allem Kleists tiefe, ihn verzehrende Vaterlandsliebe, die ihn in vielem vorbildlich mache für unsere Zeit. Die Darbietung eines vaterländischen Liedes durch den Chor gab der Feier einen würdigen Abschluß. Kur. l. Notlandung eines Flugzeuges. Am Dienstag vormittag lan dete ans der Fahrt von Löbau nach Leipzig das Vcrkehrsflnazeug G 60 in Schcckwitz bei Knbschütz infolge Motorschadens. Die Landung ging in freiem Felde glatt vonstatten. Von Bautzen wurde telepho nisch Hilfe herbeigcrufen. l. Neuerössnung des Gemeindebadeg Hainewalde. Das Gemeindebad, das seit längerer Zeit stillgelegt war, ist den Forderungen der Neuzeit entsprechend instandgesetzt und pacht weise dem Ortsarzt Dr. med. Döring überlassen worden. In dem Pachtverträge ist die Abgabe von Reinigungsbüdern in Form von Wannenbädern an die Ortsbewohner vom 18. Ok tober ab vorgesehen, und zwar allwöchentlich Mittwochs und Sonnabends von 8 bis 12 Uhr vormittags und 4 bis 8 Uhr nach mittags. Benuhungskarten sind in der Badeanstalt zu ent nehmen. Der Preis beträgt für ein Bad 60 Psg., für sechs Bäder 3 Mark. Die Gemeindevertretung hat sich zu der Instand setzung in der Hossnung veranlaßt gefühlt, daß damit einem allgemeinen Bedürfnis der Gemeinde nachgekommen und die Einrichtung rege benutzt wird. l. In Klelnwelka wurde der Anstaltsteich gefischt. Der Ertrag war nicht so hoch wie in anderen Jahren. Ein kleiner Taucher, der di« Bewunderung der Schuljugend erregte, wurde nach vielseitiger Besichtigung wieder ins Wasser gesetzt, wo er nur zeitweise an der Oberfläche zu beobachten ist. l. Gibts das noch? Von einem Zopfabschneider will die 13jährige Tochter des Färbereiarbeiters Alfred Hirte in Ober Ullersdorf belästigt worden sein. Als das Mäd chen im Orte Besorgungen erledigte, wurde es, nach seinen eigenen Angaben, längere Zeit von einem Unbekannten verfolgt, der ihm schließlich ans dem Fußweg beim Restaurant „Zur Wilhelmshöhe" einen Zops ganz, den andern teilweise Abschnitt. Der Täter entkam unerkannt. l. Kühe auf Eisenbahnschienen. Ein Eisenbahnnnsall er eignete sich in Ne schwitz an der Straßennbersührung nach Lomccke. Gerade als der Mitlags-Personenzng die Brücke tras siert hatie, trieben zwei Hütejungen vom Rittergut Neschwitz Weidetiere über das Bahngleis; eine Kuh wurde schwer verletzt und mnßte abgestochen werden, während eine Kalbe vom Zuge erfaßt und etwa 80 Meter mitgeschleppt wurde, sie war sofort tot und arg verstümmelt. Wegen der Brücke und der starken Kurve konnte der Maschinenführer die Gefahr erst Im letzten Moment erkennen und den Zug nicht schneller zum Halten bringen. 8 Der katholische Geseklcnverein Bautzen ! Sa. feiert am 29., 30. und 31. Oktober sein OOjähriges Bestehen. !,n Sonntag 10,30 Uhr findet in der Donikirche Festpoliesdienst statt. 15 Uhr Festzuq durch die Stadt, am Abend ei» Fcstaktns im Hotel „Zur Krone" lSteinstraße), bei dem P. Siebers S. I. /Berlin) die Festrede hält. Am Montag halten die Vorstände der sächsischen Gcsellenvcreine im Gesellenhaus eine Konferenz ab. I »MIIWMMW Der einsame Vera. Roman von Josef AusZerhofer. (34. Fortsetzung.) Das Weib an seiner Seite schluchzt, trr zieht ihr die nassen Finger vom Gesicht und trocknet ihr lieb die Tränen. Da wird sie ruhiger. Den Pfannenschmied überfällt mit eins die ganze Trost losigkeit seiner Lage, und mit einem wilden Fluch wirft er sich in die Kissen zurück. Nun faßt das Weib nach seiner Hand und er empfindet die Berührung wie einen linden Trost. Und sie beginnt zu sprechen: „Simon," — er horcht überrascht auf den seltsamen Klang ihrer Stimme — „sag', ist jetzt alles aus?" Er beginnt laut vor sich hinzurechnen: „Zweitausend die Hypothek, zweitausend dem Pollinger und lausend dem Mucheler. In einem Jahr darf ich dem PoUinger nichts M'bc schuldig sein. — Das geht nicht." „Dann ist es doch aus?" fragt die Regina beklomme». „Wenn ich das Haus günstig verkaufen könnt'! Wenn es aber versteigert wird, dann schaut kaum mehr heraus, als die Schulden betragen." Eine gute Weile ist'; still. Schließlich tut die Regina die Frage: „Was willst sann anfangen?" „Auswandern muß ich," knirscht er, „und schauen, daß ich irgendwo als Arbeiter unterkomm'!" „Und in vierzehn Tagen soll dein Kind auf die Welt kommen!" stöhnt das Weib. Der Pfannenschmied sagt nichts darauf. In seiner Seele sind wilde Flüche. Flüche gegen den Pfarrer, Flüche gegen die Vomper, die ihn aus ihrer Mitte vertreiben wollen, Flüche gegen die Rohlinge, die ihn den letzten Rettungs anker genommen und mit den gemeinsten Mitteln das Maß seines Unglücks vollgemacht. Und er flucht dem Schicksal, das ihn in Verhältnisse und unter Menschen gestellt, worunter all sein Wollen und Arbeiten in Unglück enden mußte. Doch es sind keine schwachen, verzagenden Gedanken in 1km. Nur Trotz und wieder Trotz. Aus dem tiefsten Un» glück will er sich emporheben. Denn der Wille zum Leben, zur Tat ist in ihm so stark, daß er alles Rührselige und Traurige überwindet. Nur das Weib tut ihm leid, das er ins Unglück gebracht. In vierzehn Tagen wird sie ihm ein Kind geben. Vielleicht ist es möglich, daß er noch einige Zeit hierbleiben kann. Und jetzt beginnt er, ruhig und klar seine Gedanken zu ordnen. Mit den fünfundzwanzig Gulden, die er von den Fremden bekommen, kann er sich noch einen ganzen Monat behaupten. Inzwischen will er schauen, daß er für sein Haus einen Käufer findet. Viel leicht kann er sich dabei doch tausend Gulden oder mehr her ausschlagen. Sonst muß er eben den Konkurs anmelden. Und wenn das Haus, das ihn und seinen Nachkommen die Heimat hätte werden sollen, nicht mehr sein eigen ist, dann muß er fort. Muß schauen, daß er anderswo Arbeit findet, vielleicht tm Sensenwerk in Jenbach oder sonst wo. Dann will er von vorne anfangen, will einer von den stillen, bescheidenen Menschen werden, die es vergessen lernen, daß sie einmal nach großen Dingen gestrebt. Teufel noch, wenn es nach ihm ginge, möchte er alles kreuz und klein schlagen. Aber das Weib! Das ist wie der Weg in die Stille. Sie wird mit ihm gehen und es wird sich ihnen ein Glück auf- tun, zwar klein und ärmlich, aber doch immerhin ein Glück. In zärtlicher Aufwallung tastet der Pfannenschmied nach seinem Weib. Er faßt die Hand der Regina und streicht ihr das Haar aus der Stirn. Da sinkt sie schluch zend an seine Brüst. „Simon," fleht ihre weinende Stimme, „tu mir alles verzeihen, was ich dir angetan Hab'!" „Aber geh', was hast denn!" wehrt er. ..Ich Hab' dir doch gar nichts zu verzeihen." „Mir ist ganz wirr im Kopf", sagt sie und drückt dis Hände gegen dis Schläfen. „Tu jetzt schlafen," tröstet er. ..es Ed ai>->- ""ch aut werden." . . „Simon!" — sie will noch sprechen, aber die Stimm« erstickt und sie bringt nur ein unterdrücktes ..Gute Nackt" heraus. Wie ein Abschiednehmen ist's, da sich dke beiden Menschen loslösen. Den Pfannenschmied will die Rührung übermannen. Doch das will er nicht. Er Kraucht jetzt soviel Trotz, wie noch nie in seinem Leben. Eemrincke- unck Vereiniveren 8 Die Jungstauen-Kongregation DreSden-Löbtau hält am Sonntag, he» 23. Oktober, im G e s e l l e n h a u s c lKäufscrstr. 4) einen Theaterabend ab. Zur Aufführung gelangen die Lustspiele: „Im Jungfernbund" und „Im rolen Ochsen". Einlaß 18,30 Uhr, Beginn 19,30 Uhr. 8 Kipsdorf. Sonnabend, den 15. d. M., fand hier in der ka tholischen Kapelle St. Maria im Gebirge die feierliche Trauung der ältesten Tochter des in Ulbendorf-Dippoldiswalde ansässigen Fabrikbesitzers Heinrich Blanke statt. Die in gepflegtem Garten reizvoll liegende schmucke Kapelle war im Inneren festlich durch Herrn Gärtnermeister Holfert-Kipsdorf ausgeschmückt worden. Bei glänzen dem Sonnenschein traten gegen 12 Uhr die zahlreichen .Hochzeitsgäste in den Kirchcnraum und gruppierten sich um den In festlichem Schmuck prangenden Altar. Die kirchliche Handlung vollzog der zuständige Geistliche, Prälat Feßler-Freital. Er begrüßte den Bräutigam, Herrn Kaufmann Ferd. Jansen aus Paderborn mit seiner lb. Braut, Frl. Emma Blanke, und all die viele» Angehörigen und Gäste an hl. Stätte, legte die Heiligkeit des Ehestandes dar und bat um inniges gemeinschaftliches Gebet für das Brautpaar. Ergreifend war cs, als unter den leisen Klängen des Orgel-Harmoniums der Geistliche die Hände der Beiden zusammenlegte und den Ehebund segnet«. Es war die erste Trauung in dem Kirchlein St. Maria i. Gebirge. Mögen dem jungen Ehepaare nur schöne Stunde» tm Westsalenlande be- schiedcn sei»! Die Hochzeitsgesellschaft »erlebte bei heiterer Familien tafel im Fürstenhos-Kipsdorf den Nachmittag in fröhlicher Gesellig keit, in bekannter trefflicher Art vom Wirte, Herrn Hansen, bedienst 8 Der Elisabeth-Frauenverein zu Bautzen hatte am Sonn- tag seine Pflegebefohlene» samt ihren Helferinnen zu einem traulichen Nachmittagsstünüchen geladen. Gegen 40 unserer armen Alten waren erschienen. An festlichen, blumengeschmiick- ten Tafeln wurden sie empfangen. Die jungen Mädchen des Marienbundes, welche schon bei anderer Gelegenheit durch Spiel und Tanz unsere Veranstaltungen verschönt hatten, waren eben falls geladen, und hatten sich in reicher Anzahl eingefnnden. Frau Vorsteherin Prof. Dr. Neubner begrüßte alle Anwesen den. sie zum Genüsse der Spenden herzlichst einladend. Bald hatten die Helferinnen fleißig zu tun. um die Tassen mit wohl, schmeckenden Kakao zu füllen, und ihre Pfleglinge zu bedienen, die nach Herzenslust Zugriffen. Dann traten die Marienkinder mit Gesang. Tanz und Lantenspiel an. Pfarrer Sprenhel be tonte in seiner Ansprache, daß, anderen Freude zu bereiten, die schönste Frucht der Liel)e sei, und. daß die Liebe »ns lehrt, den Mitmenschen zu verfiel)«», mit ihm zu fühlen, und schloß mit dem Wunsche, daß alle, die Gebenden und Empfangenden, einen reichen Anteil der Freude mit nach Hause nehmen möch ten. Die jungen Mädchen konnten sich an Spiel und Tanz nicht genug tun. so. daß die Alten, angesteckt von der überschäu menden Iugendlusst selbst verjüngt und aufgeheitert. mit allerlei kleinen Liebesgaben — vor ollem Mitteln des Lebensbedarfe». Kakao. Zucker und Marken zum Kohlenbezug — den Heim weg antretcn konnten. 8 Kirchenchor Cacilia" Dresden-Strehlen. In Beglel. tung ihres Pfarrers Hochw. Pater Wiegand, der es sich nicht hat nehmen lassen, in selbstlosester Weise einen ganzen Tag seiner „Cacilia" zu opfern, unternahmen die Strehlener Kirchensänaer ihren Herbstansfluq in das Schrammstein, gebiet. Das Hochamt in der Marienkapelle in Bad Schandau verschönten die Dresdner Eäcil'ancr durch eine wohlgelnngene Aufführung der Grudcr-Messe Op. 96 unter Leitung ihres be währten Dirigenten. Herrn Lehrer Franz Dünnebier. Die Begleitung am .Harmonium lag wie schon so oft in den Händen des Herrn Direktor Diinnebier, der eigens zu diesem Zwecke aus Dresden herbeiaeeilt war. und auch diesmal wieder durch seine meisterlmfte Beherrschung des Instrumentes die Sänger zur Entfaltung all ihres Könnens hinriß. Der Hochw. Herr Pfarrer Anreden aus Rad Sckxmdan begleitete die Dresdner Sänger auf ihrer mühsamen, aber herrlichen Wande rung über Berg »nd Tal und eroberte sich die Herzen aller durch seinen köstlichen Humor und seine Leutseligkeit im Sturm. Der goldene Herbsttag und die wundervolle Bergwckt ließ die Sängerherzen überschäumen und manches begeistert gesungene Lied trank der im Herbstschmuck prangende Wald. — Der Tag wird denen die ihn miterlebt lxrben. unvergeßlich sein: darum allen herzlichen Dank, die zum Gelingen beigetragen haben, vor allem aber Dank unserem unverwüstlichen Veranii- gungsvorstand. Herrn Höhle, der weder Geldopfer noch Mühe scheut, in unserer Strehlener Gemeinde den Frohsinn zu seinem Recht zu verhelfen. An alle Strehlener Vemeindemitalieder, die unserer Eäcilienbewegung noch fernstehen, sei die herrliche Bitte gerichtet: schließt Euch uns an und erwerbt Euch Him- melslohn durch die Berkwrrlichung Gottes im Kirchengesang und nehmt Teil an unserer Fröhlichkeit, die uns im schweren Kampf ums tägliche Brot so notwendig ist. Die Regina liegt mit offenen Augen. Schlafen will sie nicht, schlafen darf sie nicht. Denn sie muß wach sein, muß noch einmal ihr ganzes Leben überdenken, bevor alles Widerwärtige und Häßliche von ihr abfällt. Doch di« Gedanken wollen sich gar nickst klar ordnen. Die Jugend scheint ihr wie ein fernes Land. Bäume ragen irgendwo und blauer Himmel über hohen Bergen. Die Gestalt des Pfannenschmiedes taucht aus, schön und groß über allen andern Menschen. Aber das Schicksal ist wie schwarzer Himmel und dunkle Erde. Und den Pfannenschmied drückt es nieder, daß er klein und unansehnlich wird. Jetzt kann er sich nicht mehr schützen gegen die Feinde, die über sie her fallen. Die Meute spottet, schreit und hebt vom Weg die Steine. „Regina, hergelaufene Dirn du! — Numpkschmied« regina!" Die Steine fliegen und die Fensterscheiben klirren. Aus dem Haus brechen die Flammen und schlagen mit wahnsinnigem Getöse hoch zusammen. Die Regina beißt sich in die Lippen, daß ihr de» Schmerz die Besinnung wiedergibt. Und da ist es in ihr un heimlich klar. Ich werde ihm nur eine Last sein, sagt sie sich. Wenn er auch auswandert und anderswo Arbeit findet, frei und glücklich kann er sich nach all dem nimmer fühlen. Und die Sorge um Weib und Kind w>rd ihn ganz zermürben. Sie war immer nur Hemmung und wird es immer sein. Wenn der Simvn gedeihen will, muß er un gehindert seinen Plänen nachgehcn können. O, sie hat ihn verstehen gelernt, sie hat ihn so lieb, daß sie ihm jedes Orster bringen könnte! Nun ist's auf einmal wie eine große, blendende Helle in ihr. Ein Ziel ist vor ihren Augen, ganz nahe und un entrinnbar fest. Und ein schönes, strahlendes Wesen spricht zu ihr die bis in den Tod bereite Liebe. Regungslos liegt die Regina. Das Helle, Freudige bleibt in ihr wach. Tief dunkel ist die Nacht, und ihr milder Atem strömt durch das Fenster. Spät ist der PfannenschmiÄ doch eingeschlafen. Jetzt redet er im Traume auf. Und es muß ein schöner Traum sein, der ihn glücklich macht. Denn seine Stimme klingt weich: „Das Meer, das Meer! Die ganze "" "aufgetan und voll von Wundern!" Fortsetzung folgt.)