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Nummer 136 — 26. Jahrgang «mal wöch. vezugsprei, fiir Juni 3.0« Mk. elnschl. vestellgelL. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitzelle »0^. Stellengesuch« «l L. Die Petitreklamezeile. 89 Milli, meter br«t. I ^i. OffertengebUhren für Selüstabholer Lü L. bei Uebersendung Lurch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L. Sonntags-Nr. 1SL, Veickältlicher Teil: Artur Lenz in Dresden. SöMsctie Mitlwocli, den 15. Juni 1927 Im Falle höherer Bemalt erlischt seöe Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzelgenaufträge, u. Leistung o Sckzadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern, ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver« antmorlung. Unverlangt eingesandte ». m. Rückporto! nicht versehene Manuskr. ts -verd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmfttag» Hauptschriftleiter: Dr. G. Desczyk. Dresden. Geschäftsstelle, Trmku.Berlag: Germania. A.-G. sitr Verlag und Druckerei. Filiale Dresden. Dresden-«. >. PoliersiraheN. Fernn,f2I0I2. Postscheckkonto Dresden 2703. Bankkonto: Gtadtbauk Dresden Nr. «171!» Für christliche Politik und Kultur Erste Besprechungen in Genf — Danzig und Memelgebiei vor dem Völkerbundsrai Erörterung -er Rheinlandsrage hinker den Kulissen Föderalismus und Volkswirtschaft 6on Otto Polster, Volkswirt R. D. V., Dresden. Nicht die bekannten innerpolitischen Probleme der deutschen Länder sollen hier erörtert werden. Voin industriellen Standpunkt aus verdient aber die Arbeit der einzelnen Länder eine be sondere Beleuchtung. Vielleicht ergibt sich aus solcher An schauung auch eine bessere Lösung der Frage: Reich und Länder oder nur Reich? Man wird zunächst in der deut schen Volkswirtschaft die Industriezweige zu gliedern haben, und zwar in solche, die ihre Rohstoffe im Inlande finden und in solche, die ans den Import ihrer Urstoffe zum großen Teil angewiesen sind. Allen den Werkstätten mit Verarbeitung ausländischer Rohstoffe zu Fertig- und Edelfabrikalen ist zunächst das Interesse an bequemster und billigster Einfuhr bis zur Fabrik gemeinsam. Ta in vielen Fällen Einfnhrvorteile auch Ausfuhr var t e i l e in sich schließen und die entscheidenden Stellen dafür in der Reichszentrnle, in Berlin, liegen, so werden die einzelnen Industriezentren, zum Beispiel der Textil branche, der Feinlederverarbeitnng, gewisser Lnxus- zweige, auch der Kleinmetallindustrie u. a. m. nach Berlin um Hütung ihrer Interessen rufen. Liegen diese Crwerbs- zweige in einem großen einflußreichen Bundeslande. so ist bei vorkommender Schwerhörigkeit der Reichsstellen die Regierung des betreffenden Landes die gegebene und auch erfolgreichste Vermittlungs- und Interventionsstelle. Je kleiner das Bundesland ist, um so langsamer wird i:n all gemeinen die Beachtung erfolgen. Die Beweise hierfür lagen aus der Kaiserzeit vor, sind auch jetzt noch zu er bringen. Wir haben Länder mit wenig oder mit er lahmenden Energiequellen und doch dichter Fertigindustrie. Die Länder des Reiches sind in diesem Punkte aufeinander angewiesen. Es geht nicht an, daß ein stark industrielles Land von einem energie- und koh lenreichen Land etwa deshalb im Stiche gelassen würde, weil das führende Kohlenland seine eigene Fertigindustrie besonders stützen oder auf Kasten des anderen Bruderstaa- tes ausbanen möchte. Gewiß kommt bei diesen Ländern mit dünner und dichterer Bevölkerung auch der Ausgleich mit Agrarprodukten in Betracht. Die bestenSchIich- ter sind auch dann die Landesregierungen im Rahmen des Reiches. Weiter spielt das Tariswesen im industriellen Wa- rontransport eine besondere Rolle. Man sage nicht, die nunmehr bestehende Reichsbahn-Aktiengesellschaft ver bürge eine gleichmäßige Behandlung in jedem Falle. Da gilt es, immer wieder Spezialinleressen auszngleichen und — soweit der Land- und Wassertransport in ein harmonisches Verhältnis gebracht werden soll — erst Mit Hilfe der Länderregierungen Gleichlagen anzubahnen. Einige deutsche Länder haben seit Jahrhunderten Spezialindustrien, die besonderen Gefahren ansgesetzt sind. Für Bayern sei die Brauindustrie, für Preußen die Schwerindustrie genannt, die in Erzeugung und Absatz, in ihrer zollpolitischey oder gesetzgeberischen Behandlung eigene Fundamente aufwedsen. Selbst die Kartellbildun gen. die bei jedem Industriezweige von anderen Voraus setzungen getragen sind, heischen andere gesetzgeberische Behandlung, sofern eben das Volk solche wünschte. Auch hier können Gegensätze hervortreten und ini Reiä)e am besten durch die Länder beseitigt werden. Wir haben Länder mit glücklichen Ernährungs- und Siede! ungsvoranssetzungen, wiederum Länder mit einseitiger Wirtschaftsstruktur, bei allen aber werden Hermnungen entstehen können, die von einer Reicksstelle aus allein selten befriedigend zu lösen sind. Ja, das Reich oder die Reichsregierung werden oftmals bei Durchführung von an sich recht begrüßenswerten Plä nen die Hilfe von Ländern erhalten, die Ber lin n i ch t u m s ch l t e ß e n. Zuletzt liegen in den Charakteren, in den Sitten und Gebräuchen der einzelnen deutschen Stämme (und diese prägen sich auch im Geschäftsleben aus) mannigfache Un terschiede. Eine bureaukratische Zentralisierung würde auch hier Grund zur Verbitterung geben. Die Länder balancieren auch hier im Rahmen des Reiches vorteilhaft. Ein gesunder Wettbewerb der Länder, soweit er sich mit der Gesamtlage Deutschlands und seiner Finanzen verträgt, schützte schon früher auf den Gebieten des Ver kehrs, der Hygiene, der Kunst und Wissenschaft, des öffent- Di« Kinderbeilog« ..Für unker« kleinen Leute" «eat Kieker Nummer bet Genf, 1t. Juni. Dir elften Besprechungen zwischen den Außenminister» der gro ßen Biiikerbundsmatcn habc» gestern stottgesundcn. Briand such inn 5 Ukr nachmittags bei St re sein an» vor. Die Unterredung dancrtc elwa eine Stunde. Ztresemann begab sich kurz nach balb 7 Ul», ins Hotel „Beau Rivage", wo er mit Ebanibersain bis gegen 8 llbr konferierte. Ter belgische Außenminister Bande coelt e baue gleich zeitig eine längere Unterredung n,i> Slaa'.sfekrelär v. S ch » b e r t. Die allgemeine Annahme geht dabin. dast die Frage Ser Beiahnnas- vermindernng den Gegenstand dieses ö>eda»lenans1ansches gebildet Hut.-— Ainisterialdireklor Tr. Gatts verhandelte mit dem Rerbls- betrat der litauischen Delegaiion über die von Litauen ertiobe- ncn juristischen Eitiwände gegen die Behandlung der Memelnage vor dem Völkerbund. Von seilen der deutschen Delegation wird über den In halt der Unterredungen S t i l l > ch iv e i g e n bewahrt. Es wird ledig lich betont, das: die Verbandlnngen in sreundschasllichen, Tone ver lausen seien. Reben den Tenisuiland direkt berührenden Fragen wurde insbesondere auch die allgemeine politische Sitnaiion in Eu ropa erörtert. In >treisen der deutschen Delegation bestellt jedoch der Eindruck, das; zu besonderem Optimismus vorläufig keine Veran lassung vorliege, da in den Rlteintandfragen gegenwärtig noch immer nicht unerhebliche Schwierigkeiten bestehe». — Auch von seilen der iranzösischen und englischen Delegation verlautet über den Inhalt der Verhandlungen vorläufig »och nichts Memel uns Danzig Gens. I l. Juni I» der heutigen Sitzung des Vülkerdnndsrates interessiert be sonders die Behandlung der Beschwerden, die die Bk eine l- dentsche» gegen die litauische Regierung beim Völkerbund er hoben haben. Die litauische Regierung ha! bekanntlich Vertagung der Behandlung dieser Beschwerden verlangt, während Deutschland ausdrücklich snr die Behandlung vor dem Väikerünndsrat eingetre ten ist. Der deutsche Außenminister Dr. Siresemn „ n und der litau ische Außenminister Woldcmaras haben, wie wir bereits meldeten, diese Frage in einer Unterredung am Sonntaa bereits zu klaren ver sucht. Diese Unterredung hat aber zu einem Ergebnis nicht ge führt. Der Völkerbnndsrat wird daher diese Angelegenheit entschei den müssen. Die Memeldeutschen beschweren sich bekanntlich über folgende Punkte: Ungesetzliche Ernennung eines GonverneurS für das Memel- gebict. ungesetzliche Schließung und Neuwahl des Memel-Landtages, Amtsentschnng deutscher Lehrer und Geistlicher, Ausweisung deut scher Redakteure u. a. m. lichen Lebens vor Erstarrung. Gegen die heutigen Länder- gronzen mag mit Recht manches eingewandt werden. Das Wechselspiel zwischen Reich und Ländern aber ist nicht nur eine historisch gewordene Tatsache, die mit Rücksicht auf die Gefühle weitester Volkskreise nicht mehr beseitigt werden kann, sondern auch eine Volks wirtschaft liche Notwendigkeit Die Aersrörungsarbeilen im Osten veerise» Offizielle Note der Reichsregier ung. Nachdem der Sachverständige der Reichsregierung. General leutnant von Pawelsz, die Besichtigung der Zerstörungs- arbeitcn an den 34 Betonnnterständen im System der deutschen Ostbefestigungen, die nach den Pariser Restpunkte-Vereinbarun- gen zerstört werden sollten, beendet hat, sind heute, wie die T. U. von zuständiger Seite erfährt, die Berliner Missionen der in der Botschasterkonserenz vertretenen Mächte von der Durch führung der Schleifungen in Kenntnis gesetzt worden. Nach Len ersten einleitenden Verhandlungen, Li« einigen Optimismus auskommen liehen, scheinen sich in der Frage der Ostsestungen nunmehr Loch einige Schwierigkeiten zu ergeben. Der Standpunkt der Alliiertem. Last die Zerstörung Ler Unter- Gens. t4. Juni. Die Tagung des V ö l k e r l> n n d s r a t e s ist gestern vormittag tl Uhr mit einer Geheim sitz» ng eröffnet worden. Man sah Briand, Lhamberlain. Dr. Stresemann, Szialojo und Graf Jshii. Rumänien ist wieder durch den Londoner Botschafter Titulescu vertreten. An den Verhandlungen nehmen ferne« Dr. Benesch. der holländische und schwedische Außenminister sowk» die ständigen Delegierten von Uruguay. Chile und San Sap vador sowie der chinesische Gesandte in Rom, Chu, teil. Die Frage Ser 0 enIschen Z i v > I l u s l j a h r ; wurde auf Antrag von Dr. Ttresemann von der Tagesordnung der Geheimsitznng abgesetzt. da diese Frage inzwischen durch direkt« Vereinbarung geregelt worden ist. Die N! eine l-Be sch werden sollen gemäß einem Antrag Chamberlains heute belzandelt werden. Tic ässe » ilicke Ratssitzung sci löst sich an Fn t!» wurden die Danziger Frage» erledigt. Die Frage der Auf hebung der einsttnünkenden Bestimmungen riir den Danziger Flugzeugbau löste eine kurze Diskussion aus. da Senats- Präsident Sah:», unterstützt vom Bötkerbniidkommistar van H a m e l. um Beschleunigung der Entscheidung bat. an der Dan zig ein erhebliches wirtschaftliches Interesse habe. Ans formelle» Gründen wurde trotzdem die Vertagung bis zur nächsten Ratsjessiou beschlossen. Der Rat »ahm sodann einen A .rag van Hainels an, nach dem der VölkerbunLscommissar in Danzig die Entscheidung über die Durchsnhrnng von Kriegs- m aterial nach anderen Ländern als Polen treffen soll. Fer ner wurde ei» Antrag des Danziger Senats und der polnischen Regierung angenommen, nach dem das Generaljekretariat des Völkerbundes die Ernennung des Präsidenten des gemischten Danzig-polnischen 2 chicds g r i ch t s h o s e s auf Grund des Abkommens über das Tabakmoa o p o l treffen soll. Es wurde dann eine Reihe von Fragen geringerer Be deutung besprochen. Entsprechend dein vorliegenden Bericht des Juristenkomitees wurde beschlossen, aus die Tagesordnung der Vollversammlung im September den Antrag aus Einberufung einer besonderen Konferenz zur K o d i s i z i e r u n g des internationalen Rechts zu setzen. Nach Entgegennahme von Berichtet, des Hygieneausschusses, des Opiumausschusses und des Generalsekretärs begründete der englische Außenminister und neue Ratsprästdeut Cb am der- lain seinen Antrag auf Herabsetzung der Zahl der ordentlichen Ratstagungen von vier aus drei im Jahre, schlug aber entgegen den Erwartungen der Oessentlichkeit vor, diese Frage erst in der nächsten Ratstagung und in Ver bindung mit der Volkerbundsversammlung zn entscheiden. Die nächste öfsentliche Sitzung wurde aus Dienstag vor mittag angesetzt. stänLe im Osten von den dre; Berliner Militär- A rtaches der Westmüchle festgestellt werden mühte, wird von der deut schen Regierung nicht geteilt. Man sieht daher ans deutscher Seite de» weiteren Verhandlungen ohne übertriebene Erwar tungen entgegen. Ls ist bekannt, daß man aus seiten der West machte einen Zusammenhang zwischen der Besalzungewerminde- rung im Westen und der Zerstörung der Unterstände im Oste» für gegeben hält. Diese Zerstörung ist bekanntlich die letzte Forderung nach Entwassnung, die Dentschianö zu erfüllen hatte. Erst wenn die Erfüllung dieser Forderung sestgesteill ist. soll eine Verminderung Ler Besatzung im Westen eintreten Die deutsche Negierung steht auf dem Standpunkt, daß eine Kontrolle von seiten anderer Mächte in diesem Falle nicht gegeben sei. Rach Absüzasfung der MitilärkaiUroil-Kommispon können militärische Kontrollen, sogenannte ..Investi.'ationen". n u r a u s Beschluß des P ö l k e r b n u d r a t e s vorgenom- men werden. Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß sich der VölkerbunLrat noch mit der Angelegenheit befassen muß Vormarsch LschangkaUcheks London. 1!. Juni. Nach einwöchiger Ruhepause haben die Kricgshanüinnge« in China wieder eingesetzt. Wie berichtet wird, ha! Tschang- kaischeh die Städte Haichau und Simzang besetzt und marschiert auf ShuhLien. Die Einnahme Ler wichtigeren Städte am Kai serkanal ist für die weitere Entwicklung von großer Bedeutung. Tschangtsolin führt seine c-»a,vtitreitkräste in der Rici»- tuna ausMuKLen rnriick.