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AM i»m MW i»er VerWlllW Der unfähige sächsische Lan-lag — Keldk bttdei kein Kabinett aus eigener Inittakive — Donnerstag Absiimmung über die Mitztrauensankräge Ans »em kleparallovszrvlscheiiderlchk. Der Generalagent sür Reparalioiis-zahlung«,, legt ge- »rinsam mit den Berichten des Reiä>sbaiikkommilsars, des Eisen- bahnioennnssars, -es Kammissars sür die verpfändeten- Einnah men «nd der Treuhänder für die Eisenbahn- und Industrieobli- gationen einen Zwischenbericht kür die Zeit vom 1. September IS26 bis 31. Mai 1927 vor. Der Bericht berücksichtigt auch noch die jüngste Diskonterhöhung der Reichsbank. Er umfaßt 13ü Druckseiten. Dem Kapitel „Schlußfolgerung" entnehmen wir solgen-e Ausführungen: „Die Ereignisse der letzten Verichtsmonate haben sür sich selbst wenig Anlas, sür allgemeine Schlussfolgerungen hinsicht lich der Arbeit des Sachveritändigenplanes gegeben. Auf der anderen Seite haben diese Monate ei» ungewöhnlich lebhaftes Zeugnis über das Spiel der verschiedenen Kräfte abgelegt und sind in diesem Sinne reich an Erfahrungen gewesen. Im allge meinen ist der Fortschritt der deutschen Wirtschaft ständig, wenn auch nicht allgemein und nicht frei von Schwierigkeiten auf wärts gegangen. Starke Arbeitslosigkeit hält immer noch an. aber alle An,eichen deuten auf gesteigerte Prckmktions- und Lerbrauchsoerhältnisse und aus eine gewisse Besserung des Lebensstandards hin. Auch die Ersparnisse sind weiter gestiegen. Jedoch wirst der große Umfang der Einfuhr ohne eine «ntspre- ckfendc Aussuhrsteigerung die Frage aus. ob sich Deutschland neuerdings im Innern nicht überentwickelt hat, ohne seine Fä- hiakeit zu steigern, in wirksamen Wettbewerb auf den Welt märkten zu treten, was so nötig für die Entwicklung »nd die Auusdchnung seines auswärtigen Hndels wäre. Der grosie Ein fuhrüberschuß der letzten 6 Monate war in der Hauptsache für die kürzlich-,' Beanspruchung der Reichsbankreserocn und für die Erreichung des Gold- und Exportpunktes durch die deutsche WÄrung ocrantwonlich. Die ganze Periode hat weiterhin un ter dem Einfluß der Kreditpolitik der Reichsbank, die von w i - derstreb enden Einflüssen bestimmt und nicht in der Hauptfackie auf den Schutz ihrer auswärtigen Guthaben gerichtet wurde, gestanden. Die Rcichsbank als der Wächter der deut schen Währung hat weitgehende Mittel und Ermächtigungen, und die Stabilität der deutschen Währung bleibt völlig gesichert. Was den deutschen Haushalt betrifft, so sind die Erwar tungen -er Sachverständigen hinsichtlich der Einnahmenseite völ lig gerechtsertigi worden. Die Erfahrung dieser Monate, in denen die deutsche Wirilchaft so vielen Veränderungen unter warf en-wurde und sich im ganze» gebessert hat, gestattet wiede rum Nachdruck auf die dem Plan zugrundeliegende Auffassung zu leaen, nämlich, das,, was im Interesse der deutschen Wirt schaft liegt, auch dem Inlercssc der Aussiihrung des Planes ent spricht. In ihrem Gutacht erhaben die Sachverständigen aus- , .-ührt. das, der Plan seine eigene Sicherheit darin finden mutz, tag cs im Interesse aller Parteien liegt, ihnimgutenGlau- b l n d u r ch z u fü h r e n. Guter Glaube und gegenseitiges Verständnis haben seit Beginn des Planes bestanden, und das fonoauerndc Interesse der deutschen Regierung und die Eläu- biaermächte an seinem regelmässige» Fortschritt enthalten die stärksten Grundlagen für seine Weiterentwicklung." Rußlands zweite Nole an Polen Moskau, 13. Junk. Am Sonnabend nachmittag wurde die russische Antwort auf « die Note der polnischen Regierung vom g. Juni dem polnischen Gesandte» Patck überreicht. Die neue Note trägt einen ernsten, aber keinen ultimativen Charakter. Wenn im allgemeinen die Worte des Inhaltes gemüßigt klingen, so lassen die darin aus gestellten Forderungen doch ernste Befürchtungen über die Zukunft zwischen Rußland und Polen aufkommen. Die Note nimmt zu Anfang mit Befriedigung Kenntnis von dem Ausdruck des Bedauerns der polnischen Regierung anläßlich der Ermordung Wojkows. Die Sowjetregicrnng lehne aber das polnische Angebot, der Gattin Wojkows eine Entschädigung zu zahlen, ab, da cs Pflicht des Sowjetstaates selbst sei, die Familie ihres auf seinem Posten gefallenen Vertreters zu ver sorgen. Alsdann wendet sich die Note in scharfem Tone gegen die polnische Auffassung von einein individuellen Akt eines Wahn- jinnigcns vielmehr sei dieser Mord die Aeußerung syste matischen »nd planmäßigen Kampfes dunkler Mächte der WcUrcaltion gegen die Sowjetunion. Die Ermordung Wojkows habe eine ungleich größere Bedeutung, als ein isolierter »nd individueller Akt, und stelle an sich eine Bedrohung der friedlichen, normalen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Polen dar. Die Sowjetregierung sei gezwungen, fcstzustcllen, daß die Duldsamkeit polnischer Autoritäten gegenüber den verschiedenartigen terroristischen, gegen die Sowjets arbeitenden Organisationen ein Hindernis sür die günstige Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Staaten darstellt. Ferner wird die polnische Darstellung, der Mörder Wojkows sei lein polnischer Staatsangehöriger, widerlegt. Kowcrda, der Sohn eines bekannten Gegenrevolulionärs sei nach seiner Aus reise aus der Sowjetunion dem polnischen Staatsangchörigen- oerband beigctrelcn. Die Naturalisierung derartiger Elemente lege der polnischen Regierung volle Verantwortung sür die Tätigkeit derselben ans. Der Falle stehe nicht vereinzelt da. Die Sowjetregierung könne sich nicht damit einverstanden er klären, daß die polnische Regierung die Verantwortung für den Mord unter Berufung aus den VcrzichtWojkowsaufdie ihm angebotene persönliche Schutzwache ablehnt, da eine derartige Schutzwache eine ungenügende und unwirksame Maßnahme sei. Die polnischen Autoritäten sollten ihre Be mühungen vielmehr aus die Einstellung der verbrecherischen Tätigkeit dieser Personen und Organisationen lenken. Es sei der polnischen Regierung längst bekannt gewesen, daß sowjet feindliche Organisationen einen Anschlag aus das Leben des Sowjetvertrelers geplant hätten. Eine wirkliche Sicherheit der Sowjetvertrelcr könne nur erzielt werden, wenn die polnische Regierung in Erfüllung des Artikels 5 des Vertrages von Riga den weiteren Aufenthalt von Organisationen und Personen in Polen verbietet, deren Tätig keit gegen die Sowjetunion und ihre Vertreter gerietet ist. Die Sowjetregierung erwartet 1. daß die polnische Regierung alle nötigen Maßnahmen zur umsassrndcn llnters» chung der Angelegenheit, zur Fest stellung des Schuldigen nnd zur Ausdeckung aller Fäden des Ver brechens sowie zur raschen und strengen Bestrafung der Schul digen. insbesondere des direkten physischen Mörders treffen wird; 2. daß die polnische Regierung, den Vorverhandlungen des provisorischen Sowjetgcschiiftsträgcrs Mjanow mit dem Ver treter des polnische» Ministeriums des Acuhern entsprechend, einen Vertreter der Sowjetregierung zur Teil- , ahme am Untrrsnchungsvrrkabrru in diesrin ,»lallen wird: Dresden. Ick. Juni. Der Sächsische Landtag erledigte in seiner heutigen Sitzung die bereits feststehende Tagesordnung, ohne ans die Frage der Regierungsbildung zunächst irgendwie einzugehen. Bon seiten der Linksparteien liegen aber Mißtrauens anträge gegen die noch im Amt befindlichen Minister Heldt und Elsner vor, die aber erst am Donnerstag zur Verhandlung, kommen dürsten. Außerdem ist von kommunistischer Seite er neut der Antrag aus Auslösung des Landtages ae- stellt worden. Es mutz demnach sestgestcllt werden, daß Ministerpräsident Heldt entgegen den Auslassungen in der Presse es nicht ge wagt hat, heule aus eigener Initiative ein Kabinett zu ernennen und dem Landtag vorzustellen. « „Es besteht Aussicht, daß . . .", so hieß cS noch gestern. „Er gebnislos abgebrochen" — so lautet das Urteil über die sür gestern Montag nachmittag angesetzte» interfraktionellen Ver handlungen ,dic unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Heldt abgehalten wurde». Es kam nicht einmal dazu, das; man eine ge meinsame Erklärung abgegeben hätte. Ter Sächsische Zcitungsdicnst bringt de» d c u t s ch n a t i o n a l c » Standpunkt folgendermaßen zum Ausdruck: Zu den Verhandlungen wurde ein Vorschlag unterbreitet, der dahin ging, sechs Minister z» ernennen nnd den altsozialistischcn Mi nisterpräsidenten als siebenten bciznbchaiten. Tabei war beabsichtigt, die sechs Ministerien ans die sechs Regierungspar teien unter Einschluß der Deutschiiationalcn zu verteile». Es war also lediglich ein Spiel um Warte, denn es würde nach diesem Vor schlag bei den bisherigen sieben Ministerien, von denen zwei die A lr s o z i a l i st c n gehabt batten, geblieben sei» Da dieser Vor schlag, gegen den sich die Tcutschiiationalen wandten, nur die Zu stimmung von der Altsozialistischcn Partei und den Demokraten fand, blieben die weiteren Beratungen ergebnislos nnd der Ministcrpräsi 3. Haß Sie po«ul>qe Negierung endlich «nd tatsächlich unver zügliche nnd energische Maßnahmen zur Liquidierung der aus polnischem Gebiet entfalteten Tätigkeit der terroristischen Banditenorganisationen und Personen, die gegen die Sowjetbcamten und deren Vertreter gerichtet ist, ergreifen, nnd Personen, die eine derartige Tätigkeit ansübrn, ans Polen auswcisen wir»-, Polen antworlet umgehend Warschau, 13. Juni. Wie die „Warszawianka" erführt, hat man schon gestern in der polnischen Regierung an der Antwort auf die zweite in der Angelegenheit Wojkows an Polen gerichtete sowjetrnssffche Note gearbeitet. Die Antwort soll heute telegraphisch nach Moskau abgcsandt werden. Bekanntlich leitet Ministerpräsident Marschall Pilsudski für die Dauer der Ab wesenheit Zalcskis das Ministerium des Acußern. Wsikow5 Versetzung. Moskau, 11. Juni. Der Sarg mit der sterblichen Hülle Woikows wurde nach dem Eintreffen des von einer militärischen Ehrencskorte beglei teten Trauerzuges auf dem Roten Platz auf einem Postament gegenüber dem Leninmausolcum ausgestellt. Vertreter der Re gierung, der kommunistischen Partei nnd der Gewerkschaften hielten Trauerreden, worauf der Sarg von Rykaw, Bncha- rin, Litwinow und andere» Persönlichkeiten zum Bcstat- tungsort an der Kremlmaucr getragen wurde. Im Augenblick, wo der Sarg in die Gruft versenkt wurde, gaben die Geschütze Salutschüsse ab. Bis spät in den Abend hinein zogen viele Tausende von Demonstranten, die dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen wollten, am Grabe vorbei. Heu!s wieder Veichskag. Die erste Plenarsitzung des Reichstags nach den Pfiugst- ferien am Dienstag beginnt um 3 Uhr nachmittags. Vorher tritt um 12 Uhr der Aeltestcnrat zusammen, um den Arbeitsplan des Reichstags bis zur Sommerpause sestznlegen. Der Feme- untersuchungsausschuß des Reichstags tritt am Mittwoch vor mittag zu einer Sitzung zusammen. — Abermals eine falsche Zarentochter. Di« Liverpool«« Po lizei hörte, daß sich aus der Heimreise aus Amerika auf dem Dampser „Eedrio" eine russische Prinzessin Lharow befinde, die sich alp Zarentochter Anastasia ausgebe und in England ver weilet! wolle. Bei näheren Ermittelungen wurde svstgcstellt, daß die angebliche Prinzessin bereits in Amerika ein Gastspiel gegeben hätte. Sie erklärte, die Photographien Anastasias Mit ihrer Unterschrift, die man in ihrem Gepäck fand, seien harmlose Andenken. Die Polizei verbot die Einreise nach England. Wittcrungsaussichte». Wechselnd bewölktes, vorwiegend trockenes Wetter. Jedoch Neigung zu Gewitter oder gewitter- artigen Störungen. Wärmer. Lchivache Lustbewegung. küc!«Ltsn<!ige kerugrbelkSge siir eile Zonale »Hsi untt luni xverffen ub 15. 6s. Ms. äurck ^aclinuffme erhoben Den Verlsg. r>c»t kündigte an, daß er nun morgen, Dienstag, rin Kabinett ans Grund des liente vorgclcgten Vorschlages ernennen werde. Sollte der Ministerpräsident diese heute nngekündigte Absicht wirklich durchführen, dann würde das neue Kabinett zweifellos im Landtage sofort einem Mißtrauciisantrag grgcnüberstebcn, der sowohl von den LiukSparteieu, als auch von einzelnen der jetzigen Regie rungsparteien ganz bestimmt zn erwarten ist. Wenn sich also in letzter Stunde, wo man allgemein kurz vor der Verständigung zu stehen glaubte, neue Schwierigkeiten ergeben babcn, so ist dies nur aus die Forderungen der A. S. P. S. znrück- znsübren, die nach einem Beschluß ihrer Parteiverlrclcr- vcrsammlung für ihre vier Abgeordneten weitere Zwei Minister sorderie. 'Alle anderen Parteien wären mit einer Kompromißlösung, »ach der die Tcutschiialioiia!en, die Volkspariei. die Wirtschastspartei, die Tcmokraleu, die Auswcrtler und die A. S. P. S. je eine» Minister erhalten sollten, einverstanden gewesen." Einigermaßen das Gegenteil wird aber von der Deut schen Volks Partei nahestehender Seite verbreitet. Es heißt La „In den heutigen interfraktionellen Sitzungen träte» d>e iTentschnationnlcn wieder mit Forderungen hervor, die durch die Verhandlungen vom vergangenen Sonnabend überholt waren. In folgedessen konnte eine Einigung trotz mchrftiindigcc Verhandlun gen nicht erzielt werden. Nunmehr wird wohl damit zn rechnen sein, daß der Minftrrpräsident Heldt auf Grund seiner verfassnngö- maßigen Vollmachten dir Berufung der Minister vornehmen wird." Es ist leider aus dieser Stellungnahme nicht ersichtlich, welches die Forderungen der Tcutschiiationalen gewesen sind. Andererseits, wird cs als irrig hingesteüt, daß die Allsozialistc» tatsächlich zivei Mi nister siir sich beansprucht bällcn. Es wird behauptet, sic wären durch aus damit einverstanden gewesen, daß sie durch den Ministerpräsidcn te» H cldl im Kabinett vertreten seien, der dann zweckmäßigcrwcffe das Ressort des 'Arbeitsiniiiisleriuiiis mitverwalten könne. Gegen diese Lösung Hai auch die Teutschuatianale Presse uicbls cinzuivendcn, io daß cs >ni Grunde höchst dunkel bleibt, was dann der liefere «'«rund für das Scheitern der gestrigen Verhandlungen gewesen ist. Sächsische LanSeswohlsahrks- tagung Zwickau, tck. Juni. Monlagvormitlag begann in Zwickau die vom sächsi schen Londeswohlsahrls- und Jugendamt« eiiiberufene sechste sächsische L a n d e s w o h I sah r t s t a g u >« g. Die Tagung steht wiederum unter einem einheitlichen Thema. Und zwar ist es die heikle Fra;O der E r sa tz e r z i eh un g, wie sie in der Fürsorgeerziehung zum Ausdruck kommt, die hier von aus- gewähllen Berichterstattern in rechtlicher, pädagogischer un sozialer Richtung behandelt ivcrden soll. Als Vertreter des sächsischen Arbeils- und Wohisahrts- ministcriums erössnete Ministerialdirektor Dr. Kittel die. Tagung mit einer Begrüßung der aus den Reihen der Iugcud- ämter zahlreich erschienenen Teilnehmer. Außer den Rcseren- te» des Arbeite- und Wohlfahrtsmiuisteriums sind erschiene» als Vertreter der Landesregierung Niederöstcrreichs Landrsrat Beyer und Dr. Don in, ferner Erziehungsral The» nier von der Lander-Kommission für Ingendschutz in Böhmen, als Vertreter des Landeshauptmanns der Provinz Niederjchlesien Lanücsrat Dr. Lrchmeier.,, Ministerialdirektor Dr. Kitte« sührle u. a. aus: Der zahlreiche Besuch aus In- und Ausland zeige, daß 'die sächsische Wohlsahrtstagung aus dem Rahmen einer Fachkonferenz zu einem W o h t fa h r t s k o n g re ß ge wachsen fei. Für die Berichterstatter sei es wichtig, mit den Frontkämpsern der Wohlfahrlspslege draußen im Land« Aus- sprach« zu halten. Gatt es im Vorjahr, in Bautzen zu „eigen, daß vorbeugend« Fürsorge eine wirtsckiastliche Sparmaßnahme darstelle, und di« Angriffe abzuwehreii, die sich aus Gründen angeblicher Sparpolitik gegen den Ausbau der Wohlsahrispslege richten, so sei es nunmehr an der Zeit, in Zwickau auf dem Gebiete der Wohlsohrtspslege neue Wege zu suchen. Ls erschien dein Landeswohlsahrts- und Jugendamt« notwendig, die großen Fragen der sozialen Pädagogik aus-, zurollen, die von der öffentlichen Jugendfürsorge zu erfüllen seien. Die diesjährige Zwickauer Tagung werde weniger eine Aussprache icker die bisherigen Ersahrungen bringen als einen Austausch von Ratschlägen führender Sozialpädagogen. Zwar marschiere das sächsische Schulwesen an der Spitze und auch die Wohlfahrtspflege sei führend in Sachsen. Aber ln der Fürsorge sür die gefährdete erziehungsbedürstige Jugend gebe es noch recht viel zu verbessern. Das Landeswohlsahrts- und Jugend amt wünsche, daß die Zwickauer Tagung dazu Helsen möge, daß die Iugendsürsörge nicht hinter der vorbildlichen siichsisä>en Schularbeit und der hochwertigen Wohlfahrtsorbeit auf anderen Gebieten zurückstehe. » An die Regierungserklärung des Ministerialdirektors Dr. Kittel schloß sich eine bedeutsame Aussprache über die Reform der Fürsorgeerziehung. Zunächst behandelte der Generalreferent für die Wohlfahrtspflege Ministerialrat Dr. Maier, Dresden, die rechtliche» Grundlagen der Ersatz- erziehnng. Die Fürsorgeerziehung, dos Sorgenkind der Wohl- sohrispslcge, sei die schwierigste Aufgabe aller Erzieher, weil sie es mit gescheiterten, meist anormalen Zöglingen zu tun hade. Der Jurist !>obc dabei hinter dem Pädagogen »nd Arzte zurnck- zntrelen. Redner prägte für die neue Form der Fürsorge erziehung den Begriff Ersatzcrziehung. Das Stigma der Fürsorgeerziehung müsse sollen, damit sie nicht mehr das nega tive Privileg der Mittellosigkeit bleibe. Die Fürsorgeerziehung sei als eine an bestimmte Voraussetzungen gebundene Sonder- Maßnahme der Jugendfürsorge in Sachsen nicht mehr erforder lich, da ihr Zweck auch aus anderen Wegen erreicht werven könne. Der Hamburger Privatdozent Dr. Bonay erörterrc di« Frage: Anstalts- oder Familienerziehung? Nicht jede Familie wolle sremde Kinder ausnchmen. und nicht jedes Kind sei sür Familienpslege geeignet. Daneben irele die Anstaltserziehung als E r so tz m a ß n a h m e. Sie sei sehr vus-bansühig unter Berücksichtigung -er Differenzierung der Zöglinge und der Anstalt. — lieber die Behandlung von Fllr- sorgczöglingen in der .Reisezeit, die schwierigste Seite des Problems, sprachen Universitäts-Professor Dr. Hossmann, Leipzig, hinsichtlich der männlichen und Fra» Regierungsral Dr. PauIsen, Haimbnrg, hinsichtlich der weiblichen Zöglinge. Zur Nachmittagslaguiig war der Arb-»'»»- un.z Wohin; minister Elsner neriönlick erschienen