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Aus der Jenlrumsparlet Tie Zentrumsortsgruppe Dresden hat einen kominunalpolit!- ^ben Ausschuß gebüvet. der dem Siadtvcrordneten R. M üllcr be ratend zur Seite sieben soll. Ter Ausschuß bat am .30. Dezember eine Sitzung abgel>alten. die der Vorsitzende der Ortsgruppe, Apo theker Trän kn er. leitete, Eine Nelke aktueller Fragen der Kommunalpolitik wurden cingekcnd besprochen. Der Vorsitzende be nützt« die Gelegenheit dieser Sitzung. um nochmals den Dank des Vorstands an alle Parteifreunde anszwprcchen. die zum Erfolge der Zentrnmspariei bei der Gemeindeivakl im November beigetra gen haben Ein ftaatspolitischer Schulungskursus mit dem Thema „Die Regelung der K r i c g s la st e n " wird im Januar und Fe bruar 1930 im KolpingShaus Dresden abgelmlten. Veranstalter des Kursus sind die Gesellcnveccine. der Ju»a-KKV. Dresden und der Jugenö-insickus; der Zcntrnmsvartci. Kursuslcitcr ist Dr. O. Splett. Ter Kursns beciinnt am Sonnabend, den 11. Januar, abends 815 Ukr im ehemaligen Studentenheim des Kolpingsliauscz. Käusfcr- straße 1. Alle politisch interessierten junge,, Katholiken sind zut Teilnahme an dielen, Kursus cinaeladen. S»W»»»MWWWMWWWM«S»W»WS«MWMM-MWMWWW»WMWW, klagte einen andere» Mann zu einen, Meineid verleiten wollen. Dieser zweite gelier batte de» falsche» Eid bereit? geleistet. Da sich zivei Schecks über ie 250 Mark in den Taschen des Beklagten vor- fanden, hielt das Gericht den Beweis für Sie Schuld des Beklagten, eines Krastnmqensührcrs, für erbracht und verkostete diesen wegen Verdachts ver Verleitung zum Meineid uns de» einen Zeugen wegen wissentlichen Meineides. tz. Eine schwierige Operation. Im Sladtkrankenhaus in Lim back muhte durch Oberarzt Dr. .Kleine an einem elwa 80 Jahre alten Mann, der sich hier als Obdachloser gemeldet hatte und den Eindruck eines Eieistcskranken machte. eine schwierige Darmoperation auSgesnhrt iveroen. Von einer Wahnidee besallc», hatte er mehrere Metallteile im Gewichte von 45 Gramm verschluckt. Diele halten bereit? den Magen passiert und be fanden sich an verschiedenen Stellen im Darm. Die Wahnidee, die schon einigemal über den rfteda »er n «werten gekommen ist bringt ihn zu der Meinung, daß er zu einer wichtigen Mission ausersehcn sei. Das verschluckte Metall zersetze sich in seinem Innern und erzeug« bei ihm ganz besondere Kräne und Fähigkeiten. Diese ginge» von iln» aus seine Mitmenschen über, die sich dadurch von ihrem Joch und ihrer Not befreien konnten. Der iungc Mann, der an anderen Orten schon mehrmals ähnliche Operationen dulchgcmacbt bat (in Chemnitz bat man ibm einmal eine Schere unp eine Mundharmonika aus Sem Magen entsernt), ist wieder soweit bergcstcllt, daß er wahr scheinlich bald wieder seinen Berns als Humorist aussüllcn wird. tz. Eigenartiger Fund. Abseits der Staatsstraße Lang- burkersdorf-Hohwald wurde ein herrenloses Motorrad aufge funden. in dein sich ein mit Blut befleckter Motorradfahrer- anzug befand. Das Motorrad war einem Dohnacr Einwohner gestohlen worden, ohne das; dieser non dem Diebstahl gewusst Halle. Der' blutbefleckte Anzug bann nur von dem Täter Her richten. Da das Motorrad nur noch einen Benzininhalt von drei Liter hatte, muß angenommen werden, das; der Täter in folge Benzinmangcls das Motorrad hat stehen lassen. Nach ihm wliH gefahndet. Kur der I-surilr Das wendische Volkslied Bautzen. Mitglieder und Freunde der wissenschaftlichen Ver einigung Macica Serbska sausen sich am Freitagnachmitlag zu einer WcilmachlSsitzuug im Wendischen Vereinsbause zusammen. Der gegenwärtige Vorsitzende, Herr Justizrat Dr. Hermann, be- grüsfte die Anwesenden mit Tank für ibr Erscheinen und wünschte am nahenden Ende des allen Jahres allen ein „Glückseliges Neu jahr" und Gottes reichsten Segen. Daran schlossen 'sich zwei niler- cssante Vorträge. Herr Kantor Simmank (Bautzen) sprach über „Geschichte des wendischen Kirchenliedes" und be handelte sowohl das cvaugcliscbe als auch das katholische. Dieses Thema hatte insofern erlöstes Inlcresse. als evangelische »nd katho lische Wenden darangeben, ihre kirchliche» Gesangbücher »enauszu- legcn. Diese Arbeit dürste im Fahre 1080 zum Abschlüsse komme». Für scne ist es sie 85. Ncuauslagc seit den Tagen des Erstdruckes — also vor mcbr als 800 Jahren — der allerdings nur wenige Kirchenlieder enthielt. >,'ährend ihre gegenwärtig« Zahl weit über 800 beträgt. Bei den katholischen Wengen waren die beiden Radi- borcr Pfarrer Johann Swcilik und Michael Walde bahnbrechend für das Kirchciilies. Ter herrschenden Verschiedenheit machte der Domkapitular Michael Hornik ein Ende durch Herausgabe seines „Wom.oük" (Der Paroclnaner). dessen 4. Auslage in Angriss ge kommen morde» ist, Redner schilderte die allmähliche Entwicklung ur kirchlichen Gesangbücher, die ansänglicb dcnlsch-ivcndisch waren, Pater aber getrennt wurden. Neben Ilebersetznnge,, aus anderen lawischcn Sprachen, dem Deutschen und Lateinischen führte er eine ganze Anzahl wendischer Originalsieder an, deren Entstehung» ivelt znrückcr.chl und für lie weder Zeit noch Autor ermittelt werden konnten Am Schlüsse seiner Ausführungen bedauerte er lebhaft, dafz in vielen evangelischen Gemeinden der Lausitz das wendische Kirchenlied ansgebört lml. ein Teil der Liturgie zu sein. Dadurch ist ein wichtiges Kulturgut des Volkstunis verloren gegangen. Nach kurzer Aussprache, die zur weiteren Ausklärung so man ches beitrug, folgte der Portrag des Herrn Kunstmalers Marti» Nowak aus Nechern über das jugoslawische Volkslied, desto» Eigenart und Innigkeit sogar deutsche Dichter wie Goethe, Jakob G,m„n und Wilhelm von Hnmboldt zu Ucbcrsctzungcn veran lasst habe» Neben den sprachlichen Schönheiten und dem mannig fachen Jntmlle, der alle Lebenslagen des einzelnen wie der Ge» samlhcst behändest — wenigcr die Vorzüge der Natur — sind es die eigenartige» Melodien, die de» ausgesprochen slawischen Charak ter anfweisen, von denen Fräulein Alice Schmaler einige Proben mit Klavierbegleitung zu Gehör brachte. Der Vorsitzende dankte beiden Redner,, für ihre gii»sa»greick>e „nd gründliche Arbeit. Nach Erledigung einiger interner Vereinsangelegenheile» wurde die an drei Stunden dauernde Versammlung mit der wendischen Hymne geschlossen. Tödlich verunglüchker Radfahrer Zittau, 31. Dezember. An, Montag stürzte der Rotten führer Richter aus Marien thal auf der Strecke Nosen- Ihal—Rohna,, mit dem Fahrrad die sechs Meter hohe Böschung hinab. Er wurde von einem Streckenarbeiter schwerverletzt aufgesundcn und mit dem von Görlitz nach Zittau verkehren den Personenzuge mit nach Hirschfelde genommen, wo er bald darauf starb. Der Zug erlitt durch den Unfall eine halbstündige Verspätung. I. Löbauer Stadtvätersorgen. In der am Sonnabend statt- gehabten letzten Sitzung des bisherigen Stadlveroidnetenkolle- giums wurde n. a. mitgeteilt, daß der Haushaltplan für 1929 mit einem ungedeckten Fehlbetrag von 133 545 NM. schloss. Dieser Fehlbetrag dürfte sich jedoch aller Voraussicht nach auf etwa 86 000 RM. ermäßigen. Ueber die Deckung des Fehl betrages ist noch kein Beschlich gefecht. Wie weiter mitgeteilt wurde, betrug das Reinvcrmögen der Stadt Löbau am Iahres- abschllch 8 223 827 RM. l. Die wendischen Studierenden und Schüler an höheren Schulen, die zerstreut an Deutschlands Erziehungs- und Unter- richtsanstaltcn — so in Bautzen, Dresden. Leipzig, Berlin und anderivärts. auch im Ausland — ihrem Studium obliegen, geben sich alljährlich mehrmals in den Ferien ein Stelldichein, Sie haben sich vor mehr denn 40 Jahren zu einer losen Vereinigung zusammengeschlossen, deren Wiege in Crostwitz stand. Hier trafen sie sich nun am 2. Weihnachlsfeiertage zur ernsten Be ratung und fröhlichen Unterhaltung. Im Mittelpunkt der am Nachmittag stattgefnndcnen Versammlung, an der sich auch viele Dorsbewohner beteiligten, standen zwei Vorträge „Das Ge richts- und Rechtswescn bei den Altslaven" — stud. jur. Georg Ziesch aus Säuritz — und „Was uns nottut?" — stud. Phil. Georg Hentschcl aus Caseritz —, an die sich eine Aus sprache entschloß und an der sich auch Vertreter aus dem Volke beteiligten. Mit gemeinsamem Gesang schloss diese Sitzung. Abends fand dann eine Weihnachtsfeier mit abwechslungsreichen, Programm statt. Musikalische Darbietungen eines aus Stu denten gebildeten Streichorchesters wechselten ab mit szenischen Auftritten, der Zeit angemessenen Schattenbildern und Vor trägen eines Schrechchors. Das Wcihnachtsfestspiet „Weihnach ten i» der Heide", versaht und in Szene gesetzt von einem Stu denten, hinterstest infolge seiner vortrefflichen Darstellung — die Anssübrendcn onsnahnislos Studierende — einen tiefen Eindruck, auf die äusterst zahlreiche Zuhörerschaft. — Tags darauf schloß sich ein wissenschaftlicher Kursus an. der hauptsächlich der Ausbildung in der Muttersprache gewidmet war. » Am Sg. und 21. Januar 1930 rheinischer Provinzialland- tag. Am Donnerstag nachmittag hielt der Proviiizialnusschuß in seiner alten Zusammensetzung seine voraussichtlich letzte Sitzung vor dem Zusammentritt des neuen Provinziallandtages ab. In dieser Sitzung des Provinzialausschusses wurde der Ter min der ersten Tagung des neuen Provinzialland tages für den 20. und 21. Januar 1930 festgesetzt. Dresdner Schlachkviehmarkk Auftrieb: 109 Ochsen, 258 Bullen, 343 Kühe, 47 Färsen. 61 Fresser. 889 Kälber. 225 Schafe, 2334 Schweine, zusammen 4266 Schlachlliere. Preise: Ochsen: a> 1. 57—61 (107), 2. 52—56 (194). b) 1. 44—48 (92). 2. 36-40 (81), c). d> —. Bullen: a) 56—60 (160). 2. 49—55 (95)., c) 42—47 (86), d> —. Kühe: a) 50—54 (95), b> 40 -45 (82). c) 30—35 (69), d) 24—28 (68). Fär sen: a) 52—58 (196). b> 42-59 (92). Fresser: a> 40-48 (110). Kälber: a) b, 82—88 (139). c, 72—80 (127). dl 62-70 (120). c) —. Sckafc: a) 1. -, 2. 65—70 (135). b) 52-62 (121). c) 76 bis 7« (106). e). s) —. g) 70—72 (95). liebe, stand: 50 Rinder, davon 7 Ochsen, 13 Bullen. 30 Kühe, außerdem 9 Kälber, 34 Schase, 47 Schweine. Geschäftsgang: alles langsam. Leipziger Sender Mittwoch. 1. Januar: (Neujahrstag.) 8.00 Uhr: Leipzig. Tnrmblasen. 8.25 Uhr: Meisten: Uebertragung des Porzellan-Gsockenspiels von der Frauenkirche in Meisten. 8.35 Uhr: Chemnitz: Orgelkonzert aus der Jakobikirche in Chemnitz. 9.00 Uhr: Gera Morgenfeier 11.00 Uhr: Leipzig. Prof. Dr. Hans Driesch, Leipzig: „Der Mensch als Gestalter der Zukunft". 11.30 Uhr: Dresden. Mittagskonzert. 13.00 Uhr: Alienburg. Konzert. 14.00 Uhr: Weimar. Johannes Schlaf, Weimar, liest eigene Dichtungen. 14.30 Uhr: Dessau. Kammermusik. 15 00 Uhr: Halle a. d. S.: Uebertragung ans dem Stadttheater Halle a. d. S.: „Königskinder". 18.00 Uhr: Erfurt. Konzert des Erfurter Molcttenchors. 19.00 Uhr: Jena. Lulu von Strauß und Torney Jena, liest aus ihren Balladen. na.., 19.30 Uhr: Leipzig. Uebertragung des Neujahrs-Gewandhaus konzertes. 21.30 Uhr: Leipzig. Die Jugend grüßt das neue Jahr. 21.45 Uhr: Weimar. Heiteres Konzert. 22.45 Uhr: Leivzig. Pressebericht. 23.00—24.00 Uhr: Tanzmusik. Donnerstag, S. Januar: 10.00 Uhr: Wirlsckzastsnach,'schien. 10.05 Uhr. Wetterdienst und BcrkehrSfnnk. 10.20 Uhr: Bekanntgabe des Tagesprogramms. 10 25 Uhr: Was oie Zeitung bringt. 10.50 Uhr: Dr. Hcdda Dänzcr-Vanotti, Karlsruhe: „Gute Vor sätze einer Hausfräu". 11.00 Uhr: Funkwerbenachrichlen. Anschließend: Schallplallenmiisik 11.45 Uhr: Wetterdienst und Wasserstandsmeldungen. 12.00 Uhr: Schallplattenkonzerl. 12.55 Uhr: Nonener Zeitzeichen. 'Anschließend: Wettervoraussage. Presse- und Börsenbericht. 13.15 Uhr: Schallplattenkonzert. 14.00 Uhr: Biicherbcsprechnng. 14.30 Uhr: Geschichten- und Licdcrstunde für die Jugend. 15.40 Uhr- Wirtschastsnachrichien. 16.00 Uhr: Dr. Karl Schiller, Leipzig: „Der Sternenhimmel im Januar". 16.15 Uhr: Dr. Alfred Lehmann, Leipzig: Eine Viertelstunde Verkehrsunfälle. 10.30 Uhr: Nachinitlagskonzert. 17.55 Uhr: Wirtschaitsnachrichten 18.05 Uhr: Steuer,,mdfunk. 18.20 Uhr: Wettervoraussage und Zeitangabe. 18.30 Uhr: Gertrud van Eyseren, C. M. Alfierl: Spanisch. (Deutsche Welle, Berlin.) 18.55 Uhr: Arbeitsnachweis. 19.00 Uhr: Johannes Kietzen, Leipzig: „Kvnjiin-Klnr und Saison am Arbcitsmarkt". 1930 Uhr: Unter!,allnngskonzcrt. 20.30 Uhr: Uebertragung von der Schlesischen Funkstunde A.-G, Breslau: Sinfoniekonzert. 22.10 Uhr' Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und 22.30 U!,r: Briefe und Dichtungen Kriegsgesallener. Anschließend: Funkstille. Residenztheater Dresden. Mittwoch. 1. Januar, nach»,. 2 und 5 Uhr „Tie Wunderblume: abends 8 Uhr „Mit dir allein auf einer einsamen Insel". Lonnerslag, 2. Januar und Frei tag, 3. Januar (8) „Mit dir allein aus einer einsamen Insel". Sonnalend, 4. Januar, nachm. 4 Uhr „Die Wunderblume": abends 8 Uhr „Mil dir allein auf einer einsamen Insel". Sonntag. 5. Januar, nachm. 2 und 5 Uhr „Tie Wunderblume": abends 8 Uhr „Mit dir allein auf einer einsamen Insel" Mon tag. 6. Januar (8) „Mit dir allein aus einer einsamen Insel". Zentrallhectter Dresden. Mittwoch. 1. Januar, nach», 2 und 5 Uhr „Tie Reise ins Märchenland": abends 8 Uhr „Die Nosc von Stambul", Tvnnerslag. 2. Januar und Freitag. 3. Januar, abends 8 Uhr „Tie Rose vo» Stambul". Sonnabend. 4. Januar, nachm. 4 Uhr „Die Reise ins Märchenland": abends 8 Uhr „Die Rose von Slambnl". Sonntag. 5. Januar, nachm. 2 und 5 Uhr „Die Reise ins Märchenland": abends 8 Ubr „Die Nose von Stambul". Montag. 6. Januar, abends 8 Uhr „Die l Rose von Skambul". Leim Wickel, und liest die Sonne auf sich scheinen. Wer noch vermocht hätte, ihn sachlich zu bewundern, wäre zu dem Ergeb nis gekommen, daß er, im Augenblick, restlos glücklich sein müsse. Aber niemand vermochte das. Zudem langten soeben die Feuerwehr und ein Polizeiaufgebot an, und beide Formationen machten sich bereit zu Taten, sie wußten nur noch nicht zu welchen. Denn das war wirklich nicht einfach. Als habe die Bestie gewußt, wie sie sich schützen könne gegen Zudringlichkeiten, so hatte sie mit diesem Ugolino sich ausgerüstet. Kam man dem Orang, der gewiß einen Puff vertragen konnte, derb, so lief man Gefahr, den Zwerg zu schädigen. „Mein schönster, mein bester, mein kleinster — ausgerechnet mein wertvollster", jam merte der Zwcrgen-Schaustellcr, fernab vom Kern der Katastrophe. Nicht er, der das eigentlich hätte tun müssen — ein paar Beherzte kamen mit einem Leintuch gelaufen und spannten es unterhalb des Assen und seiner geraubten lebenden Puppe aus eine Art Sprungtuch, falls Manabur» das Zwerglein, seiner überdrüssig, sollen lassen sollte. Wie etwa ein Herrscher seinen Günstling fallen läßt. Aber er dachte nicht daran. Er war dafür, daß auch das Fräckchcn ausgiebig besonnt wurde. Und weil Ugolino ruhige Zeiten genoß, kam er wieder zu Kräften und begann von neuem zu schreien — nicht unartikuliert mehr, sondern Worte im besten Sächsisch, die dahi^f lauteten, daß allesamt rundum sich was schämen sollten, zuzuschcn, wie er hier oben langsam ermordet wurde. Er ging gi Kühnerem über, er beschimpfte seinen Impre sario, das Pu Kiku in, die Festwiese unnd die ganze Welt. Er hatte recht, aber sobald sein augenblicklicher Schirmherr die lei seste Bewegung machte, gingen seine saftigen Sätze in ein köpfchen- loses Gcquiek über. Es siel jedesmal zusammen mit allgemeiner Flucht, denn der Orang brauchte nur den kleinen Finger zu he be» oder gar, was er gern tat, den unendlich langen Arm wie einen Kran; ums Haupt legen — und schon rannte die ganze Wiese. Tausende rannten davon — um, weil weiter nichts Schlimmes geschah, zögernd alsbald wieder heranzuschlcichcn, »on schrecklicher Neugier beherrscht uud vorwärtsgestoßen. Immer noch wären Polizei und Feuerwehr im Begriff. ^ Taten zu tun, ohne daß sie vorerst irgendetwas vollbrachten. Die Polizei hatten einen Kordon gezogen und ihre Waffen schuß bereit gemacht, die Feuerwehr Leitern in die srcie Luft hinauf- geschrnubt und sie mit Spritzen'männcrn besetzt. Jedoch der Kleine auf dem Dach, dem das Kämmchcn schwoll, keifte bc- fchlerisch: „Kein Wasser, ich Hab« so schon den Schnupfen!" Ob ihm eine Kugel lieber sei, rief ein beleidigter und ehr geiziger Feuerwehrmann hinüber, der hier die Polizei völlig unnötig fand. Das war wie eine Drohung mit etwas Aergerem als Wasser, aber nun sollte» drohender Himmel und Nässe zusam men die Lösung bringen, ohne daß der Menschen Werk, so sorg sam und umsichtig vorbereitet, sich hätte auswirken können. Das Finstere der Lage wurde zunächst verstärkt dadurch, daß die Sonne Abschied nahm vom Orang. Sie wurde überzogen mit einer dicken Wolke, die sich schwarzblau den blnuschmarzen Backenwülsten Manaburus nahte. Es sah aus, als wolle sie das Unhcilschwangere des Ganzen nur noch unterstreichen, doch war dem nicht so, sie war die Rettung, unerkannt von allen bis zu dem Momente, da sie cintrat. Die dicke Wolke ließ Regen fallen, als sie über dem Fcst- platz, dem Publikum, der Feuerwehr und Mnnaburu stand. Der Himmel half, er war gegen den Orang, er knebelte ihn mühe los, wie er ihn vorher mühelos befreit hatte durch Sonnenblitze. Manaburu liebte nicht den kalten nordischen Regen eines Herbsttages, der eben noch mit Sonne trügerisch zu prahlen wußte. Er schätzte vielleicht den warmen Wolkenguß. hinge- schiittet über die Vlättcrriesen Vorneos, unter deren fcuchthcißen Dächern er umhergeturnt war — diesen Eisspritzcrn hier, die ihn wie Nadeln stachen, enthumpelte er einfach. Wohin? Hatte die Sonne ihn hcrvorgelockt aus seinem Herker, so schickte der Schauer ihn wieder hinab. Er ließ Hngochen. wie Ugolino vom erlösten Aufschrei des Impresarios geliebkost wurde, im Stich, und stieg demütig durch das selbstgeschaffene Loch abwärts und geradewegs in sein wei teres Schicksal, das sich vom bisherigen nur dadurch auszeichnen sollte, daß die Decken seiner' künftigen Käsige sechsmal so stark gebaut wurden. Den Kleinen, der sich maßlos brüstete, holte man vom Söller, das Leintuch faltete man zusammen, die Polizei formierte Glieder, und trat in einem prächtigen Gleichschritt an und ab, sechs Zehntel der Menschen gingen zum Bier, drei Zehntel nach Hause und ein Zehntel wußte nicht, was nnfangen. Mindestens ein Zehntel der Menschheit weiß nie, was anfangen. Die Welt war wieder in Ordnung. Cornelius Gurlitts 8V. Geburkslag Am ersten Tag des neuen Jahres vollendet Cornelius Gurlitt. Geheimer Rat. Ehrendoktor zweier Fakultäten, sein 80. Lebensjahr. Als Sohn des bekannten Malers Louis Gurlitt hat er den Hauch der Kunst früh geatmet und sein ganzes Leben ihr gewidmet, wenn auch nicht als darstellender, so doch als beschreibender Künstler. Früh wandte er sein In teresse der Archileklur zu und dann der Kunslgeschichle. Den grössten Leil seines Lebens hat er in der Kunststadt Dresden verbracht, zu deren bekanntestem Gelehrten er geworden ist. Zuerst machte er sich einen Namen durch seine Ehrenret tung des Barocks, dann durch sein großes Invcittari- salionswerk der sächsischen Ban- und Knnstdcnkinäler. Darüber hinaus hat er sich mH der Kunst des Islams und vor allem mit der Baukunst Westeuropas eingehend befasst und viel gelesene Werke darüber veröffentlicht. Auch dem Balkan war er durch Beziehungen zu Bulgarien nahe verbunden. An der Dresdner Technischen Hochschule hat er drei Jahrzehnte hin. durch eine reiche Lehrtätigkeit entfaltet. Sein Wirken auf Dciikmalsiagen ist bekannt. Ost hal er seine Stimme zu Knnst- nnd Bansragen erhoben, und immer wurde sie beachtet. Gur- lill scheute auch offene» Kamps nicht: mehr als einmal wider- selstc er sich allgemeinen Anschauungen, und oft hal er in sol, chcn Kämpfen den" Sieg errungen. Ueber sein engeres .Fach gebiet hinaus ging sein Versuch, August den Starken zu schil dern. Die Stadl Dresden, die Gurlitt viel verdankt, hat ihm vor einigen Jahre» ihre goldene Ehrendenkmünzc verliehen. Cornelius Gurlitt erfreut sich trotz seinem hohe» Alter eine» bewundernswerten Frische und har der wissenschaftlichen Arbeit noch nicht zu entsagen brancheli. Mögen ihm noch viele Jahre geistigen Schaffens beschicken sein!