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Katholische Kirchenmusik Katholische Hof- und Propsteikirch« Dresden. Mittwoch, 1. Januar 193», vormittags 10,15 Ilhr, -um Einzüge des Hochw. Herrn Vischoss: Ecce Saeerdos von Paul Wolde. - Katt,»lisch« Hof- und Propstcikirche Dresden. Ticnsiag. 31. 12. 1920. nachmittags l Uhr, Litanei von Kretschmer, 1,30 UIu Tsdenin von Hasse. Mittivoch, 1. 1, 1930, vormiitaas 11 Ubr, Weihnachis- mesic von Naumann: Graduate: Hodie Ebristnö von Palcstrina; Ossertorinm: Salve pner von Schuster, Dresden. Bonisatius-Saniinclvcrcin. Mit dem Scheiden des allen Jahres Vslco.cn gcwisirnhaftc Leute sich gern derer dankbar -n erinnern, die ihnen in den vcrftoiiencn Tagen wohlgeta-n habe», So ziemt es auch uns Kalbolikcn der sächsischen Diaspora dankbar eingedenk zu sein der Hilfe, die uns von Glaubensgenossen anderer Diözesen im letzten Jahre lnteil wurde. Sic ist zusammengcsaßl in dem großen Liebeswcrke des Bonilattusvercins und seiner Zweige. Wir wollen hier nicht Zahlen nennen, aber wir wisse», daß viele Seelsorger und manche Anstalten nur mit dieser Hilfe die Nöte der Zeit überwunden haben. Und diese Not wird auch im neuen Jahre nicht geringer sei», «S sei nur hingewiesen ans die Erweiterung der Diaspora, in der zur Zeit jeder fünfte deutsche Katholik wohnt. Besondere Sorge und Liebe erheischt das Diasporakind. Dieser Arbeit von grösster Wichtigkeit unterzieht sich der Bonisatius-Sammclver- ein: er sorgt dafür, daß das kostbare Glaubensgut den Kindern vermittelt und erhalten werde, Auch wir Katholiken der sächsischen Diaspora können hierzu unser Schcrslein beitragen, wir wollen nicht nur empfangen, sondern auch geben! Darum sei die Losung für die? neue Jahr: Unterstützt den Vonifatius-Sammelverein unserer Diözese! d, Tausends Tharandter Schloß verkauft. Das Amtsgericht Tharandt bat jetzt dem Hotelbesitzer Schlegel in Rosewein, der ans das Schloss des angeblichen Goldmachers Tausend das Höchst gebot von 21 500 Mark gemacht hatte, den Zuschlag erteilt. L. Neue Kraftwageuliuien. Ti« staatliche Kraslwagcnverwal- tung erössnete am 1, Januar 1930 ein« neue Krastwagenlinie von Na ntz e n nach Königs wartha; außerdem wurde kürzlich One staatlich« Krastwagenlinie von Großenhain nach Grö- »itz in Betrieb genommen. Es sei ferner darauf hingcwisen, daß >ie staatliche Krastwagenlinie Olb«r»hau—Marienberg—Jalkenstei» eit kurzen, bis nach Anuoberg durchgefü'hrt wird und daß di« Linie l)ad Lausick—Borna—RegiS-Breitingcn bis zu den, Sri« NamLdorf »erlegt worden ist, Di« vorübergehend wegen Schneeverwehungen iingestellte Gebirgslinic Kipsdorf—Schcllcrhau ist seit dein 31. Dc- scmbce wieder unbeschränkt in Betrieb. l-eiprig un<I Umgebung Neue Verkehrsslratze in Leipzig Leipzig, 31. Dezember. Am Montag wurde die neue Kaise rin- A u g u st a - S t r a ß e zwischen der Altcnberger Straße und dem Napoleonstcin dem Verkehr übergeben. Durch diesen Neubau wird die dringend notwendige Verbindung zwischen dem Südvicr- tel und dem ÄuSstcllungSgeläude mit dem Völlerschlacbtdeukmal ge schaffen. die auch die Einrichtung eines Straßcnbahnringvcrkehrs ermöglicht. die neue rel. die Tierärztliche Hochschule und di« neuen medizinischen Klin- nttzen vesscle Brrbinsutmcu, Bisher bestand auf einer Lauge von 2,5 Kilometer dom Bayerischen Bahnhof ab keinerlei Fährverbindung von Connewitz nach dem Osten der Stadt. Die neue Straße, die z»m größten Teil aufgcschüttet werden mußte und dreimal Bahngeleise überschreitet, bat einen Kostenaufwand von rund Millionen Mark verursacht. Die kiiglichen UnfiiUe Mit einem 12 Meter hohen Mast abgekürzt. Leipzig, 31. Dezember. In dem Grundstück Kleistsiraße 14 war aus Mo»tag»achmit!ag der 17jährige Lehrling Helmut Nt. -damit beschäftigt, an einen, 12 Meter hoben Mast eine Antenne anzubrin- gen. Als der Lehrling, der vorschriftsmäßig angcseilt ivar, oben am Mast angckoiuuien war. brach plötzlich der Mast unten, kurz über der Erde, ab und stürzte mit dem Lehrling in das Nachbargrunb- stück. Der Lehrling erlitt innere Verletzungen und fand Ausnahme im Krankenhaus St. Georg. Am Moiiiagiiachnnttag wurde die Feuerwehr der Westwache nach einem Grundstück in der Leutzschcr Straße gerufen. Unterwegs stieß an der Ecke Lützncr- sind Merseburger Straße der Leitcrivagen der Jeuerwehr mit dem Motorradfahrer Albin Sp. aus Kötzschlitz zusammen, der dabei eine Ouctschung der linken Schulter erlitt. Er Sensailon im Alltag Der im besten Alter stehende Manaüuru schien sich plötzlich der außerordentlichen Kraft, die in ihm steckte, bewußt zu wer den. Ohne Anzeichen etwa einer zornigen Wallung, ohne jede Spur von Erregtheit, begann er mit langsamen, wie traum- trunken anmutcnden Bewegungen, die den Orangs eigen find, an der Decke seines Käfigs herumzubasteln. Die Besucher der Schaubude suhlten sich vorerst unterhalten und belustigt. Da war dieses Vieh mit den grotesk-muskulösen Ausmaßen eines gedrungenen, aborm breiten Schwerarbeiters zuhöchst in seinen Kletterbaum gestiegen und damit beschäftigt, di« dort oben an die Lattendecke als Verkleidung genagelten Baumstammchen loszureißen. Das heißt, die Anstrengung des Losrcißens war für ihn nicht nötig, er löste sie einfach los, er zog sie sachte weg mitsamt den zehn Zentimeter langen Nägeln, durch die sie befestigt waren. Indes die Besucher noch lachend auswärts schauten, spürten die Wärter sich schon leise beunruhigt. Sic riefen dem alten Herrn zu, sic winkten mit Bananen, sie stocherten mit einer dünnen Holzstange durch das Gitter gegen den Geschäftigen. Er bekam mit seinem Ereisfuß, ohne hinzusehen, di« lästige Lanze zu packen und zerknickte sie wie einen Zahnstocher. Die pickenden Stich« nahm er nicht als Aufforderung, herunterzu kommen, sondern bedauerlicherweise vielleicht als Antrieb, etwas flinker zu verfahren. Er schob durch eine Spalte zwischen zwei Latten die Finger und riß mit einer gigantischen Arbeiterfaust die erste Planke an sich. Dem Weg aufs Dach war eine nicht «ehr allzu ferne Möglichkeit geschaffen. Die Beschauer erkannten cs mit Gesichtern, die aus breitem Lächeln in die Läng« gerieten. Die Direktion der Schaubude, längst herzugelaufen, erbleichte samt ihrem Stab. Es war im allgemeinen unbekannt, daß diese Riesenasfen, von Grund aus gutmütig, ihre mörderischen Kräfte so schmählich zu mißbrauchen beliebten wie der da oben. Man hatte Bod«n und Wände recht solid gebaut; daß für die Decke die gleichen oder noch größere Vr-rsichtsmaßregeln nötig sein sollten, hatte inan nicht gedacht. Das grStzere Dresden Der Auselnarr-ersetziingsverlrag aus Anlab der Eingemeindung angenommen Dresden, 31. Dezember. Zwischen der Stadt Dresden und dem Bczirksverbande der Amishauplmannschast Dresden wurde zur fristlosen Auseinander setzung aus Anlaß der Vereinigung der Gemeinden Gohlis, Wach witz, Riederpoyrih. Hosterwih. Lockwitz und gegebenenfalls Omse witz und Allfrankcn. folgendes vereinbart: Der Vezirksvcrband ver kauft der Sladtgcmeinde Dresden die Vezirksanstalt Le üben und das Anstaltsgrundstück Heideberg in Oberlößnitz. Ter auf die Stadt Dresden übergehende Teil des Aktivvermögens des Bezirks- vcrbandeS wirs nach Abzug des eiztivrcchendcn Teiles der Schulden zwischen de» Vertragsteüen auf 80 000 Marl festgesetzt, die der Ve- zirksvcrband -der Stad! Dresden zu erstatten hat und die auf den Kaufpreis für die Anstalt Lenden gntgebrach! werden. Ter Be- zirksvcrband bat den eingangs erwähnten Gemeinden auch Geld darlehen zur Erstellung von Wohnungen aus Mittel» des staatlichen Ansglcicbssiocks. ans Staalsanlcilicinitteln und aus Mietzinssteuer erträgnissen gewährt. Die Stadt Dresden übernimmt einmal die Schuld für die Darlcben aus dem staatlichcu Ausgleichsstock i» Höbe von 81 300 Ma,k. weiter die Schuld für die Darlehen aus Staats- aulcihemiltel» in Höhe von 36 500 Mark und schließlich die Zahlung eines Betrages von 111987 für aus Mietzinsstenermitteln vom Be- zirksvcrband gewährter Bangelddariehen in de» in Betracht kommen den Gemeinden. Der Bezirksverband verpflichtet sich, die für die Darlehen in den Baugrundstücken bestellten Hypotheken an die Stadt Dresden abzulretc» Die Stadt Dresden hat für die Zeit vom 1. April 1930 bis zum Tage der im Kaufvertrag über die Anstalt Lenken geregelten Zahlung des Kausprcisrcstcs von 334 000 Mark bei der Ausnahme von Kranken, sowie Angehörigen der im Bezirk der AmtSlmnpttnann- scha-fl Dresden zusammengeschlolscnen Gemeinden vor Auswärtigen zu berücksichtigen: aus dieser Bestimmung erwächst aber nur dem Be zirksverband «in öffentlich-rechtlicher Anspruch, der einzelne Vezirks- angchörige kann keine Ansprüche gegen die Stadt Dresden daraus herleiten. Am 31 März 19.30 erlösche» die früheren Verträge zwi schen dem Bezirksverband und Dresden über das Kinderheim auf dem Hcrdeberg und der Vezirksanstalt Lenken. Die beim Bezirks verband angestelltcn Beamten, Angestellten und Arbeiter sind vo« der Stadl zu übernehmen. Diese Vereinbarungen sind unter der Bedingung geschlossen, daß die Vereinigung der Gemeinden Niederpovritz, Gohlis und Lock» Witz mit der Stadt Dresden unlcr dem 1. Januar 1930, die von Gostritz und Wachwih bis znm 3l. Mörz 1930 erfolgt. Falls di« Vereinigung von Altsranke» und Omsewitz mit Dresden biz zum 31. Mürz 1931 erfolgt, gelten die gegenseitigen Ansprüche des Be zirkes und der Stadt als durch diesen Vertrag abgegolte». Sollte aber die Eingemeindung von Altsranken und Omsewitz bis z» dem angegebenen Termin nicht «nolgen. so werden die gegenseitigen Anspruch,« erneut festgesetzt. Wegen aller bei Ausführung dieses Vertrages entstehenden Streitigkeiten unterwerfen sich beide Teile de», Spruch eines Schiedsgerichts. Tie Bezirksanstalt Lenden mit den dazuaehöriocn bebauten Grundstücken gebt für den Gesamtpreis von 500 (XX) Mark einschließlich lebendem und totem Inventar in den Besitz der Stadt Dresden Uber. Die Anstalt aus den, .Heideberg wird zum Preis« von 36 (XX) Mark an Dresden verkauft: dft dazu gehörigen bebauten Grundstücke lind mit 24 000 Mark im Kaufver träge festgesetzt. Ter Bezirkstag der Amlsliauptniannschaft Dresden stimmte in einer Sitzung am Montaa gegen die Stimmen der Kommunisten diesem Vertrage zwischen Dresden und dem Bczirksverbande ^u. Protest geaen Jwarigsenqenieiridung Die Vereinigung bürgerlicher Gemcindcverlreter der Amts- bauptmannschast Dresden bat in einer gestern abgelialtenen Ver sammlung, die von etwa 300 Okemcindcverlretern besucht war, nach» stehende Resolution einstimmig gefaßt: Die Vereinigung bürgerlicher OKmeindevcrlreter erhebt schärf sten Protest gegen jedwede Zwangscinnemcindung der Ortschaf ten Wachwih, Hosterwitz, Niederpovritz und Gohlis, die gegen den in den Gemeindcwohlcn ausgesprochenen Willen der Mehrheit der Gemcindeverordnetei, erlogt. fand Aufnahme im Tiakonissenhaus. Nom Leilertvage,, brach bei dem Zusammenstoß eine Feder, so daß er abgeschleppt werden mußte. In der achten Stunde wurde vor dem Hauptbahn Hof ein 26 Jahre alter Kaufmann von einem Motorradfahrer angefabren und gegen die Bordkante geschlendert. Der Angesabrene trug Ver letzungen am Bein und im Gesicht davon und mußte sich in ärzt liche Behandlung begeben. Dem Motorradfahrer gelang es, unerkannt zu entkommen. In der Kanlstraße stieß ein Personenkraftwagen mit einem Straßenbahnwagen zusammen. Der Krasttvagcn wurde schwer be schädigt, der Fahrer erlitt leichtere Verletzungen. ) Berufung. Ter Hilssbibliolhekar an der Deutschen Büche rei Diplomingenieur Heinrich Voigt, «in geborener Hannovera ner. ist ani 1. Januar 1930 als Bibliothekar an das Ncichspatent- amt Berlin berufen worden. Herr Voigt gehörte der Deutschen Bücherei seit 1. April 1995 a». Er war in verschiedenen Abteilun gen des BcnutznngSdiensies, der Katalogisierung und der Bibllo- krophicrunfl Eia und zuletzt mit der Ordnung der technischen Lite ratur im Sachkatalog betraut. Daneben hat er die photographische Werkstättc der Bücherei eingerichtet und geleitet. ) Studienreise des Leipziger Meßamtcs. Das Leipziger Meß. gmt, dessen Hauptaufgabe darin bestellt, dem deutschen Erport zu die nen und Deutschlands Verbindungen znm internationalen Waren märkte zu stärken und zu fördern, veranstaltet im Frühjahr 1930 sein« siebente Studienreise nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die bisherigen Reisen, an denen leitende Persönlichkeiten des deut schen Wirtschaftslebens teilnahme». haben ihren Zweck, den Mitrei sende» enge persönliche Verbindung mit amcrikanisclien Firmen zu versclmsse» und außerdem Kenntnisse des wirtschaftliche», sozialen und kulturellen Lebens zu vermitteln, voll erfüllt. ) Die Hausrat Sachsen G. m- b. H. zahlungsunfähig. Wie die Vcnvoltung der Hausrat Sachsen G. m. b. H. miilcilt, ist die Firma, deren Ausgabe tn der Förderung des gemeinnützigen Abzahlungs- Wesens besteht, durch die wirtschaftliche Krise und die Tauercrwcrbs- losigkeit ihrer Abzahlnngskunden i» Zahlungsschwierigkeiten ge raten. Das aus dem Frauendank hcrvorgegangeiie gemeinnützige Unternehmen hat. um gleichmäßige Befriedigung seiner Gläubiger hcrbeizusühren, sich genötigt gesehen, seine Zahlungen cinzusielicn und das gerichtliche Vergleichsverfahren zu beantragen. ) Schweres Sliuideiifeuer. Ein großer Brand brach am Sonn tagabend gegen 8 Uhr im Anwesen des Gutsbesitzers Meckcr in Trebelshain bei Wurzen aus und vernichtete Scheune, Sei tengebäude und Stallungen. Drei Pkcrde und ein Schwein, sowie landwirtschaftlich« Maschinen in'ö Geräte fiele» den Flammen zum Opfer. Ein viertes Pscrü mußte abgestorben werden. Das Feite» wird auf Brandstiftung zurückgesübrt. Otiemnilr. rvicksu, ?Isuen Die Gasversorgung -es sächsischen Ske.»Kohlenreviers Oelsnitz, 31. Dezember. Hier fand aus Einladung uni unter Leitung des Bürgermeisters Kurth-Lugau. des Vor sitzenden des Gosoerjorgungsverbondcs für das Sleinkohlen- revier Lugau-Oelsnitz. eine Versammlung statt, an der Ber, trcler der interessierte» Ge»!eiiidekollcg:en. der Kreishanpt« maiinschaft Chemnitz, der Amtshauptmaniischaft Stoilberg und Glauchau lcünahmcii. Namens der Laudesgasocrsorgung Sach sen A.- G. gab Tr. INI mann Erläuterungen zu dem zwischen der Landesgnsversorgung und dein Gasucrsorgungsvcrband ab geschlossenen Vertragsentwurf, den die Versammlung einmütig dilligle. Die Arbeiten zur Aufnahme der einheitlichen Gasver sorgung des Steinkohlenreviers. die zunächst durch das Gas werk Siollberg erfolgen wird, sollen im kommenden Frühjahr beginnen. tz. Um das Chemnitzer Stadtvcrordiictenpräsidium. Im neuen Stadtvcrordnetenkollcgim» haben bekanntlich die bürgerlich.» Ver treter mil 3l gegen 30 Stimmen der Linken die Mch-.oeit. Bei einer gestern abgchaltcnen Besprechung der bürgerlichen Parteien wurde beschlossen, den Posten de? ersten Sladlverordnctenvorsteb'rs mit de», demokratischen Schuldirektor Scbieiiand zu besetze». BläNekmel- dungcn zufolge dürste sich die Linke an einem »liier bürgerlicher Führung siebenden Präsidium jedoch kaum beteiligen, so daß sämt lich« Sielten des Präsidiums von de» bürgerlichen Parteien bc'etzt werden müßten. tz. Verhaftung im Gerichtes»»!. Aussehen erregte in einem UntcrbaltSprozcß in Zwickau die Verhaft»»» zweier Beteiligter. Ein Zeuge gab vor seiner Vernehmung sie Erklärung ab. daß ihn der Beklagte, der von der Klägerin als gindee-oalcr angegeben wor den war. zu einer falschen Aussage zu bestimme» versucht babe. Zur Bclobnung für seine Gcsälkigkeii habe er einen Scheck üocr 2)0 Mark erhalten sollen. Unter gleichen Bedingungen hatte der Ve- Die Direktion beorderte schleunigst ihr halbes Dutzend Leute auf das Dach, um wieder zu bedecken und zuzuhämmern, was jener klaffend, aufgerissen hatte, denn schon blendete der blaue Himmel herein. Aber sie langten zu spät oben an; sie kamen insofern zu spät, als ihr Mut der Situation, die sie an trafen, nicht mehr gewachsen war. Das monumentale Haupt Manaburus, bereits aus der felbstgeschassenen Luke fahrend, begrüßte sie >m Schmuck seiner enormen Backenwülste, seines geblähten Kehlsacks, groß wie «in Zentnerkürbis. Liner machte den lächerlichen Versuch, das Haupt des Zauberers aus den Urwäldern Sumatras von hinten her mit Mcnschenkrast wieder hinunterzudrückcn in den Boden raum; er veranlaßt« nur eine drohendnerwundcrte, sich höher reckende Kopfbcwegung, dann flohen alle. Sie purzelten mehr vom Dach als sie Hinabstiegen. Auch anderwärts purzelte man schon von dannen. Mit fiebrischer Eile jagte durch die Menge der Bericht von den Vorgängen in der Menschenaffenbude. Einer, der die Anfänge der Katastrophe innen mit erlebt halte und außen schnatternd umherlief, wollte auch den Grund für Manarubus Ausbrcchcr- gelüste wissen: die Käfigdecke, an einer Stelle undicht, habe deutlich einen Sonnenstrahl durchgelassen. Und dieser Strahl sei cs gewesen, der den Affen mobil gemacht habe. Dauernd im Halbdunkel der Bude eingcschlossen oder von unangenehm gleißenden Scheinwerferlampcn belästigt, fei er dem echten, dem ewigen Lichte nachgedrungen. Es mochte stimmen, denen Manarubu saß bereits auf dem flachen Dach, weithin sichtbar in seiner Mächtigkeit, rot flam menden Haarpelzcs, und schien zufrieden. In einem Ring von außergewöhnlich ehrfurchtsvoller Breite um ihn her zauderte die gassende Menschheit. Selbstverständlich unternahm die Direktion alles, was man tun konnte, um des Kolosses wieder habhaft zu werden. Man rief nach der Feuerwehr, nach der Sailitätskolonn« und nach der Polizei. Ein Lassowerscr aus der Bude schräg gegenüber, ein Cowboy aus dem Schwäbischen, meldete sich selbst- Er war bereit, mit feiner Wurfschlinge das Untier eln- zufangcn. Viel verspraey man sich nicht davon, aber vielleicht gelang es. Manarubu zu fesseln, indem man ihn überrumpelte und einschüchterte. Die Ueberrumpelung hätte eigentlich gelingen müssen, denn der Schwabe, zur übrigen Zeit des Jahres ein mutiger Dorf schuster, warf den Lasso vorbildlich sicher. Obendrein von einem hohen Gestell aus, das inan schnell aufgepslanzt halte, damit er einigermaßen das Niveau des Daches habe. Alles staunte aus immer beirächtlicheren Entfernungen über die Kunstfertigkeit des Schusters — nur Manarubu wollte nicht staunen. Er streifte das Hanfseil von den Armen, die drei Melcr klafftern konnten, uns zerzupfte cs wie einen Woll- fadcn. Dann stieg er, durch hie Sache ähnlich angeregt wie vorhin durch die pickende Stange, zum Nachbarzelt hinüber. Dort gab es das Gegenteil von seiner voluminösen Slatur. Dort wimmelten Zwerge. Der Unternehmer hatte sie un bedachterweise im Schauraum belassen, er hätte sie besser im Wohnwagen hinter dem Büdchen verstaut, denn nun kam Mana rubu über sie, wenn auch wohlwollend — immerhin, er zer schlitzte langsam die Plane, was er aus Bequemlichkeit tat. um keinen anderen Eingang suchen zu müsse», langte hinein in den Kaninchcnstall und griff sich mit zottig behaarter Hand ge rade den kleinsten, Ugolino mit Namen. Ugolino schrie wie ein Dampspseifchen. sehr durchdringend und dünn. Es nützte ihm nichts, er wurds sorgsam in den Arm genommen von dem Kindernarren, der ein Spielzeug zu wün schen schien unnd sich auf das zierlichste versteift hatte. Aber das ohrenzcrreißende Schrillen der übrigen angstgcmartertcn Kehlchen war ihm wohl lästig, er zog sich sofort zurück. Und zwar — es zeigte sich die m»ilerio!e Anhänglichkeit vieler Gesanaencr an ihren Käfig — wieder hinaus aus das Dach seiner eigenen Bude. Dort schritt er bedächtig. Ugolinos Fräelchcn halb im Haar wald der Brust verborgen, vor an die Rampe, brach ein groß dort aufgerichtctcs bemaltes Holzbild der eigenen Gestalt, das ihm im Wege war, weg und warf es hinunter. Jedenfalls hockte er nun als herrlichstes Plakat seiner selbst dort oben, hatte Ugolino. der abgekämpft nicht mehr zu piepsen vermocht«.