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A«m««r 1 Sächsische Volkszeilung 1 Januar l«-G ^ §7r?<7^ r/nc/ ^e^e/7 />?7 /?e^e/7 ^/7§c/?s/7 k7//e/7 -^e§eO/7 kk/ic/ /^ec/cr^Z/'o/? V§/'/c7^ Dem Andenken Erzbergers Uns gehl folgender Aufruf mit der Bitte um Ver öffentlichung zu: „Am 26. August führte sich der Tag zum 8. Male, da Reichsminister Mathias Erzberger den Kugeln feiger Mörder zum Opfer fiel. Ein bescheidenes Holzkreuz bezeichnet die Stelle unter dunklen Tannen am Wege von Griesbach nach dem Kniebis, wo er starb. Ein vor Jahren gesammelter Fonds zur Errichtung einer Erzberger-Gedächtnis-Kapelle wurde durch die Inflation zerstört, er soll nunmehr neu gesammelt werden. Eine Kapelle „Regina pacis", der Königin des Friedens ge weiht. soll Zeugnis geben für diesen vorzüglichen Alaun, dem Deutschland und insbesondere das katholische Volk so viel zu verdanken hat. Es ergeht hiermit der Nus und die Bitte an alle, an diesem Werke der Pietät und Dankbarkeit mitzuwirken. Am nächste» Todestag hoffen wir den Grundstein legen zu können. Spenden wollen auf das Konto „Erzbergergcdächtnis" bei der Nadols- zeller Bank e. G. in. b. H, in Radolfzell, Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 1876, einbezahlt werden." Unterzeichnet ist der Aufruf von dem Neichstagsabgeord. neten Karl Diez und dem Präsidenten des Badischen Land tages Dr. Baumgartner sowie von anderen führenden Persönlichkeiten der Zentrumsportei, u. a. von Reichskanzler a D. Marx, Reichskanzler a. D. Wirlh, Rcichsminisler von Gm>rard, Prälat Dr. Schäfer, den Abgeordneten Dr. Brüning. Ersing, Hermes und Esser, dem württembergische» Staats- Präsidenten Dh. Bolz usf. „Die leere Kirche" Eine protestantische Erörterung. In vier Nummern !>er ->entscl),nc»t;c»"-o.l«^ post wurde die Allgelegenbeit „leere Kirche" erörtert: Nr. 215 brochle die betrübliche Feststellung, ivie wenig der protestantische Gottesdienst in Stadt u»d Land liesucht wird, Nr. 254 gab Vor schläge für M'hilse, in Nr. 259 erschien her ausführliche Aufsatz zu dieser Frage, und schliesslich Ham noch eine kirchlich-amtliche Verlautbarung, mit der wir uns aber trotz des Seitenblicks auf katholische Auffassungen nicht befassen wollen. Sollen wir Katholiken uns überhaupt mit dieser protestantisckten Erör terung befassen? Gewiss darf es uns nicht gleichgültig sein, wie sich die kirchlichen Zustande in christlichen, nichtkatholischen Kreisen entwickeln. Aber hier wollen wir aus der genannten Erörterung nur das erwähnen, was von der katholischen Kirche gesagt wird. Der gros;e Aussatz in Nr. 259 der Lpz. Ilbdp. wird von der Schrisilcitung selbst hervorgehoben als eine Zuschrift, „die von einem tiefen religiösen Empfinden zeugt. Wenn wir auch nicht ln ollen Punkten restlos mit diesen Ausführungen übereinstim- men, so halten wir sie doch für so wertvoll, das; wir ihnen weiteste Beachtung wünschen". Der Ver fasser dieses Aussatzes — er nennt sich ebensowenig wie seine beiten Vorgänger — meint, es müsse statt „leere Kirche" heiße»: „Tie verschlossene Kirche": es sei zu wenig, wenn die sprotestan- Junge Sendung ins Volk Es gehen uns heute mehr und mehr die Augen auf, daß die jungen Katholiken in Deutschland noch andere, noch größere Ausgaben haben als die der Jugendpflege, der Beruss- förderung, der religiös-sittlichen Bewegung, der Schaffung srrhen Fugendlebens in frohen Iugendinseln der Gotteskinü- sci>ast Wir haben Ausgaben im deutsäien Jungvolk, ganz große Aufgaben in dieser Wende der Zeit mitzulösen, Nicht wir allein, aber wir mit. Und wir mit an entscheidender Stelle: 'daß die Kirche im Jungvolk lebendig werde für den Namen Gottes, die Ehre Gottes inmitten der heidnischen jungen Welt: daß eine neue Volksordnung werde in Gerechtigkeit und Bru derliebe, für Wohlfahrt und Friede des Volkes, der Familien und der Menschen. Dazu mitzukämpfen auf der Volkstribüne und in der Weltpresse, auf dem Dorfplah und in der Werkstatt: mitzuhel- sen, daß das werde auf dem Boden der Psarrgemcinde und der Ortsgemeinde, in Stadt und Land, im Reich und über die Grenzen des Reiches hinaus — das ist katholische Ausgabe. Und weil diese Ausgabe nur die Zukunft, also nur die Fugend löst, in ganz besonderem Maße mit Aufgabe katholischer Jugend. Fst das zu gross gesehen? Katholisch sehen heisst grob, sehen. Sind das Illusionen und Phrasen? Katholische Hoff nung ist keine Illusion. Das Wort vom Gottcsreich. das Wort von Bruderliebe und Gerechtigkeit darf nicht Phrase genannt werden: denn cs ist vom Herrn. Daß eS dazu einer katholischen Jugend braucht, die in sich Katholisch ist bis ins Mark, ist ohne viel Reden klar — die einzelnen Bünde, Vereine und Gruppen haben das jn Verbin dung mit der katholischen Kirche zu schassen. Daß es dazu aber auch einer klaren inneren Einheit des Gedankens und Willens und einer starken, unzerreißbaren Geschlossenheit katholischer Fugend bedarf, das ist ebenso klar. Dies aber ist eben die Ausgabe des Zusammenschlusses der Katholischen Jugend Deutschlands. Gebe der Gott alles Lichtes ben Führern katholischer Fu gend das Licht der Erkenntnis, in allem Kleinen und Nächsten jenes Größte und Letzte zu sehen und zu suchen. Gebe der Gott aller Liebe den Führern und allen bis zum letzten Mann und zum letzten Mädchen in katholischer^>eutscl>er Jugend die Kraft tischen) Kirchen nur für den Sonntagsgoltesdienst geöffnet seien. Er widerspricht dem Verfasser des ersten Aufsatzes, der die Versuche der hochkirchlichen Bewegung, dem kirchlichen Leben durch schöne katholisierende Formen aufzuhelsen, mit einem „überlegenen Lächeln", „mit einer zu nichts verpflichtenden Hanidbeivegung" glaubte abtun zu können, Der von der Lpz. Äsdp. so hervorgehobene Aufsatz sagt dagegen: „Seien wir doch ehrlich! Wen wohl hat der Zufall nicht irgendwo und irgend wann m ein« katholische Kirche geführt! Und war cs nicht ein besonderes geartetes, ein beglückend empfundenes Bedürfnis, in fremder Stadt zu sein . . . und dem Verlangen nachzugeben, in eine der geössneten sselbstverständlich katholischen) Kirchen ein zutreten! ... Die andächtige Stille, die heilige Entrücktheit des Ortes, sie führten den Verweilenden ganz von selber zur Einkehr in sich. Sie schlossen ihm Herz und Sinne auf und mochten ihn. gleichgültig, zu welcher Konfession er gehört, zu einem gottnahen Geschöpf. Das ist es, worauf es ankommt. Die Diener der katholischen Kirche . . , wissen, ohne sich selber anspruchsvoll in Szene setzen zu müssen, ein Herz stille zu machen . . . Soll man sie um dieses feinen Wissens wegen belächeln? Und ist abficbtsvolle Klugheit zu verurteilen, selbst wenn sie mehr mit der Gebärde als mit dem Wort zu wirken trachtet? Das Ergebnis allein ist maßgebend, und hier hat die katholische Kirche bestimmt keine Ursache, unzufrieden zu sein." Die Kritik des Verfassers gegenüber dem Katholizismus, noch mehr aber die gegenüber dem Protestantismus bleibe unberührt, Es kommt uns vor allem darauf an, unfern katholischen Glaubensgenossen zu zeigen, wie hoch Katholische Einiichtungen. des Herzens, diesem Ziel z» dienen. „Auf daß sie alle e!n< seinen . . ." Generalpräses L. Wolker, Vorsitzender der K.F. D Vor uns lieg! die neue Heil Es ist eine Zeit der sachlichen Leistung und nach« lernst«» Tagesarbeit. Weil Deutschland in den nächsten Woche« zur Haager Konferenz geht, steigt dieser Leistungswille wiD ein Zukunstsbanner vor uns aus. Wir liegen in Europa ein- gezwängt zwischen anderen Ländern und können uns nur durch die unerbittliche Steigerung der Arbeitsgualität aus dem große« Arbeitsmarkt der Völker behaupten. Tos ist das Wort an dir neue Jugend, die mit Manneszucht und klaren Augen an di«! Sache gehen soll, Tenn wir werden es schassen! Es ist eine Zeit des wachsenden Tempo s. Ratio» nalisierungsmaßnahmen beherrschen Handel, Industrie und Landwirtschaft. Und auch wir sollen die Erde mit dein Licht des Verstandes durchleuchten. Aber das ist uns nicht alles« Wir schreiten im Raum: aber wir wollen ihn nicht durchjagen. Wir haben die Hand an der Maschine: aber sie soll uns nicht beherrschen. Der Nie lisch steht uns am höchsten. Er steht uns höher als die größte Spitze der Erde. Seine Seele ist mehs als die List des Verstandes. In seinem Sinne so» die katho» lisch« Jugend der neuen Zeit eine neue geistigere Form geben. Cs ist eine Zeit der größten geistigen Auseinan dersetzungen. Niemals wurde der Grundsatz, daß Sep einzelne Mensch das Maß aller Dinge sei. so rücksichtslos auf-, gestellt, wie in unserer Zeit. Daher die Gefährdung der Faun» lie, die Unterschätzung der Verantwortlichkeit füreinander, di« Furcht vor den Leiden, die Furcht vor der Askese. Die Sta tistik rechnet uns vor, das; wir in der Mmahme der Kindcrzahk Frankreich übertroffen haben. Was nutzen die Prämien. Hin» weise und Mahnungen! Der Wille zum zukünftigen Leben ist die Kraft, die aus jungen Völkern und gläubigen Mensche« wächst. Zweiselsüchtige, Rechnerische und Ungläubige werde« zugrunde gehen. Es ist eine Zeit, die Gott neu sucht und den Ewigkeits»; gedanken, damit er dem Leben seinen Sinn gibt. Aber was nutzen uns alle Theorien und weisen Worte! Tie Zeit ist ge» kommen, wo man sehen will, daß Christen nach Worten de« Evangeliums leben und das Leben durchdringen. Die christe lich« Tat wird den modernen Unglauben besiegen. Helene Weber, M d. R. die uns selbstverständlich sind, von andersgläubiger Seite ge«! wertet werden. Machen wir sciber den rechten Gebrauch vcnv diesen Einrichtungen, verweilen wir — wenn sich die Gelegen heit bietet — auch in der 'Not und Hast des Werktages ein paar: andächtige Minuten im Hause des Herrn: mit friedvoller Seeles treten irpr dann wieder in das unruhige Leben draußen. „Dem lieben Gotte weich' nicht aus, „Findsl du ihn auf dem Weg!" (Schiller,)'! Vorskof; des Preußischen Lehreroereins In Magdeburg tagte am 28. und 29. Dezember der Ge samtvorstand des Preußischen L e h r e r v e r e i n s. In einer Entschließung wandte sich der Vorstand gegen die Absicht der Regierung, in der Landeshauptstadt drei, nach Welt» anschauungen getrennte neue Akademien zu errichten, mit der eigenartigen Begründung, daß dadurch die Leistungs fähigkeit und der Hochschulcharatter der Akademien beeinträch tigt werde, wird eine große für alle Vekenuluisse und Ge schlechter bestimmte 'Akademie in Berlin und die Ablehnung der Akademien in Frankfurt a. d. Oder und Koitbus gefordert. (Leider muß man aus dieser Eulichließung einen neuen Ver« stoß gegen die konfessionelle Lehrerbildung herauslescn, dem man in den zuständigen Kreisen zu begegnen wissen wird.) Weiter befaßte sich der Vorstand mit der Frage der Neu regelung des Schuljahres. Man kam zu dem Beschluß. Im Schatten spanischer Klöster Spanien zählt noch heute 3506 Klöster; 16 606 Mönche und 46 660 Nonnen leben in ihnen. Diese einzige Feststellung genügt, zu wissen, wie stark der Geist des Religiösen bis in die jüngste Zeit hinein das Land beherrscht. Modernismus, Zweifel, Frei- denkertum haben die Wurzeln des Volkes noch nicht ersaßt, und selbst der kleine Kreis unabhängiger Denker, der in liberalen Zeitungen sich ausspricht, ist im innersten Kern seines Wesens nicht kirchenfeindlich. Zu stark wirken die jahrhundertelange Tradition und persönliche Kindheitserziehung nach. Ein Mann wie der vor kurzem verstorbene Blasco Ibakiez, Revolutionär, Republikaner, bis zu seinem Tode den freiheitlichen Ideen des benachbarten Frankreichs ergeben, hat nichtsdestoweniger den berühmten Roman „Im Schatten der Kathedrale" geschrieben, vielleicht eines der stärkste» modernen Zeugnisse für die leiden schaftliche Verbundenheit selbst des heutigen Spaniers mit seiner Kirche. In ihrem Schatten verläuft sein Leben. Der Ablauf des Daseins in allen Perioden wird von ihr bestimmt. Mönche und Nonnen sind die Lehrer seinier Schulzeit, der Beichtvater, der Nonnen sind di« Lehrer seiner Schulzeit, der Beichtvater, der auch im spätere» Leben, und man kann nicht einmal sagen, daß es zum Unheil wäre; denn, seiner großen Verantwortung be wußt, löst er immer wieder die Knoten, verbindet feindlich sich bekämpfende Menschen, entlastet die zum Grüblerischen allzu ver anlagten spanischen Seelen und weist die immer wieder in tief« Depression Versinkenden aus die himmlische Barmherzigkeit. Es ist nicht Kontemplation und Gebet, wie sie in den ger manischen Ländern zum großen Teil die Provinzen klösterlichen Lebens darstellen, sondern Schulunterricht, Krankenpflege und besonders die Betreuung der Armen, die die vornehmsten Pflich ten des spanischen Klosterbewohners ausmachen. Im ganzen Lande sind die Niederlassungen verstreut wie in alter Zeit, und bei der Armut weiter Gegenden, der geringen Erschlossenheit für Eisenbahnen, der Mühseligkeit der Transportverhälliiisse sind es die Klöster, die als Zentren »des kulturellen Lebens zu wir ken haben. Ihre Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden ist bei der engen Verbindung von Kirche und Staat selbstver ständlich, Nirgends hört man von Nangstreitigkeite», von jenen Konflikten zwischen Volksschullehrer und Vorgesetzter kirchlicher Behörde, die in germanischen Ländern so häusig sind. Eine Tren nung, eine Gegensätzlichkeit zwischen Glauln: und Wissen existiert »icht. Wohl sind die Handlungen des täglichen Lebens nicht Immer mit den Geboten der Kirche zu vereinigen, aber diese ist nachsichtig, und, bereut das sündige Schnflein, so wird ihm immer wieder Verzeihung, Jenes Absolute des Protestantimus, das den Konflikt sieht, eine unbedingte Lösung anstrebt, ist un bekannt, Der Mensch ist schwach. Ist er aber seiner Schwäche sich bewußt, so kann er des Erbarmens gewiß sein. Besonders der Tag der Frau ist unweigerlich bestimmt durch das kirchliche Gebot, Sonntagsheiligung, Freitagsfastcn, Messe besuch sind selbstverständlich. Die dunklen, weiträumigen Kirchen, durch deren spärliche Fenster eine gedämpste Helligkeit herein- bricht, in deren Dunst die' Kuppeln zu schweben säzeinen, nehmen die Frau gleichsam unter die weiten Falte» eines mütterlichen schützenden Mantels, Sie, die niemals allein geht, immer be gleitet ist von einer Verwandten, die ihre Tage im Schoße einer vielköpfigen Familie verbringt, langsam von der Jungfrau zur Mutter, von der Mutter zur Großmutter emporsteigt, und erst dann eine unbedingte Autorität genießt, sie scheint nur die Um gebung zu wechseln. Literarisch kaum gebildet, jenseits aller Kenntnis der modernen Naturwissenschaft, ist ihr Leben aus Autoritätsglauben gestellt. Den Vater vertritt der Ehemann zu Hause, der Priester, der Beichtvater in der Kirche. Sie alle aber sind nur Stellvertreter des himmlischen Vaters und ds-s himmlischen Bräutigams. Sinnfällig wird dies immer wieder dargetan. Das Geschlecht der Göttlichen, der Heiligen lebt »icht In weiter Ferne, sondern unter den Irdischen scheint es zu wan deln, An den Tagen der Feste werden ihre Bilder geschmückt mit den Kleinodien der Familien, in trauter Zwiesprache mit ihnen verbringt man lange Stunden, auf sie setzt man seine Hoffnung in allen schwierigen Lebenslagen, man lobt und be lohnt sie durch Geschenke, wenn das Erbetene eingctrosscn, aber man schreckt auch nicht davor zurück, ihnen Vorwürfe zu machen, sie herb zu schelten, wenn ihre Fürsprach« nutzlos geblieben. Die großen Klöster des Landes, in Guadalupe, auf dem Monserrat, in Zaragossa, sind die Zentren eines mystischen Marieiikultiis. Zn Hunderten kann man dort täglich in der Dämmerung zur Vespermesse die Gläubigen vor den mit un zähligen Kerzen beleuchteten Marieiistatüen knien sehen. Die Verehning für M eigene Mutier, in den südlichen Ländern wesentlich starker als in den nördlichen, verbindet sich mit der der Mutter Christi. Bis zur Ekstase steigert sie sich bei den großen Prozessionen der Karwocl-e, wo die reichgeschmückten Skulpturen von einer begeisterten Menge Tag und Nacht durch die Straßen getragen werden. Da durchbrechen Frauen oder Mädchen die geschlossenen Reihen des sich drängenden Publikums, um mit einer in de» höchsten Tönen des Diskant gesungenen Saeta das Gnadenbild zu bearüken. Wie sich also fti der Vereinung der .Himmelskönigin als Gottesmutter Irdisches mit ttcberirdischci» mischt, so daß die rrreanungstnuea zwiphen Dagesieveu uno religiösem reveu ver schwimmen, so auch bei der Stellung des Spaniers zum Jesus kind. Kanin wird es ein Land geben, in dem das Kind als solches mehr geliebt wird, als ans der Blnenaenk.ilkii'ül. 'Man schlägt eine» Esel, aber lein Kind, heißt ein spanisches Sprich wort. Viele Nachkommen zu haben, ist der Ehrgeiz jeder Mutier, erst dann darf sie hossen, von ihrer Familie gcacktet zu werden. Weinende Kinder wird man selten sehen. Bei allen Festen wer de» sie bestlientt und nicht nur von de» Angekörigen. anch von Fremden. Ganz flüssig ist der tlekergang von dieser doch durch aus im irdischen begründeten Liebe des Spaniers zum Kinde hinaus zum jugendlichen Jesus, aber auch zur jugendlichen Maria. Beide werden mit denselben Kosenamen belegt wie die eigenen Kinder, und was für die himmlisckn.' Schar der Aus» erwählten gilt, trifft leigen Endes anch sür die Bettler zu. Denn sie sind es ja, die das Himmelreich unbedingt erben werden. Lazarus wird einst in Abrahams Schoß sitzen. So gelten diese Mühseligen und Beladenen nicht nur als die Vertreicr Christi, der selbst ein solcher war, sie werben spater wertvolle Fürsprecher sein vor dem Throne Gottes. Das Geben an die Armen ist daher wohl verstandene Pflicht eines jeden. Einen Be:t!er beschimpfen, ihn grob absahren lauen, beißt eine gefährliche Sünde auf sich laden; denn wird nicht vielleicht von seinem Wort späier die eigene Seligkeit abhänge»'.' Daher grüßt der Spanier den Vetter höflich durch Heben des Hines, und ist er an-'- irgendeinem Grunde nicht in der Lage, ikm ein Almosen zu gebeu io ent» schuldigt er sich lind liebenswürdig, ein voileudeier Kavalier, antwortet der Bettler: „Bitte, bine, es bat nichts z» lagen!" Sind es i» de» großen S:äd:en die Kaibedrateii, die Kirche« mit ihrer Priesterschast, die die Vermittln»-; zwischen Religiösem und Leben aufrecht erhallen, so aus de», stachen Lande dis Klöster. Ihre eminente Funktion ist nicht zu übersehen. Dis Patres sind es. die das Viel, am Anioniustag einsegnen, die den neugegründeten Geschäften des bürgerlichen Lebens die Weibs geben, sie sind es, die die Kinder »nterrichien, die Aerzte und Apotheker vertreten, die Kranken pflegen, die Armen betreuen, die Toten beerdigen, Im Schatten der K-tthedralcn und Klöster wohnt ein Heer von Handwerkern, dauernd an diesen Orten be schäftigt. Fast allen wichtigeren Klöstern oder Psarrkirchen sink» Laienöruderschaften. sogenannte Cofradias, angegliedert, deren Aufgaben die Merke der Barmherzigkeit sind, aber die in ihrer Existenz die Zentren des religiösen Lebens unlöslich mü dem des arbeitenden Volkes verbinden. Wie in alter Zeit, lebt Spanien auch noch beute im Schatten der Klöster. Or. Flfteä -->uku,