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sind Kolpingsslhne. stolz in Kolpingsgeist, der in hehrer Schöne uns des Weges weist!' Seid auch ihr stolz aus eure Bewegung, aber verwerft in stürmischer Siegeszuversicht nicht die Ersah- rungen des Lebens. Mögen diese Zeilen nicht zu weiterer Miss stimmung beitragen, sondern wollen wir alles versuchen, uns zu verstehen und nicht mit Uebertreibungen den andern kran ken. In diesem Meiste wollen wir weilerarbeiten! Möge Mott diese Arbeit zu unserem Heil und zum Nutzen seiner heiligen Kirche segnen! Chronik der Katholiken Sa^enjuqend In der Pfingstwoche hatten die Neudeutschen ein Zeltlager bei Halbe in der Mark Brandenburg, an dem auch die Sächsischen Neudeutschen beteiligt waren. Etwa 1000 Jungen aus der deutschen Ostmark nahmen daran teil (vgl Bennoblatt Nr. 38). Ueber das Zeltlager der Sächsischen Stur in schar siehe den Bericht in dieser Nuinmer. Der Iung-KKB. hatte seinen Bundestag in Heiligen stadt auf dem Eichsfelde vom 12. bis 1b. Juni svgl. Sachs. Bolksztg. vom 21. 6.). Die Katholische Jugend in Heidenau hatte ihren Iugendsonntag am Peter-und-Pauls-Tag im Pfarrgarten zu Heidenau svgl. Sachs. Bolksztg. vom 1. Juli). Am gleichen Tage war der Iugendsonntag der katholischen Jugend zu Leipzig svgl. Sachs. Volks- zeitung vom 3. Juli). Anm Uns scheint, daß die vorerwähnten BerichK^sehr gut der „Katholischen Sachsenjugend" zur Veröffentlichun^ber- geben werden konnten Vielleicht geschieht das in Zukunft. Unsere Beilage will nicht nur Theorie bringen, sondern vor allem ein Bild des Lebens, das unseren Iugendbünden sich entfaltet. Was dort gesammelt ist, dürste stärker wirken, als. an vielen Stellen verstreute Bericht- kommt und mahnt ihn. an das Heil seiner Seele zu denken. Er hört sie zwar an, aber unwillig, und freut sich, der lästigen Mahnerin ledig zu werden. Ihre Worte freilich stören ihm da» Fest. Allerlei „Grillen" hat er trotz des Gelages im Kopfe, di« seine Gesellen ihm auszureden suchen, weil sie die Stimmung verderben. Jedermann schiebt die dummen Gedanken immer wie der beiseite, scherzt, lacht und trinkt mit seinen Gesellen und deren Freundinnen. Plötzlich steht eine grause Gestalt neben den» Gastgeber: der Tod Jedermann soll abberufen werden und vor dem Richterstuhle Gottes erscheinen, zur Abrechnung über sein Leben. Schrecken, Geschrei. Flucht, größte Verwirrung. Wie die Spreu vor dem Winde sind die Gäste verschwunden. Jedermann sitzt allein an seiner festlichen Tafel und disputiert mit deni Tode. Der grimme Würger läßt sich erweichen und gibt einen kurzen Aufschub, damit Jedermann sieh zur letzten gro ben Neise bereite. Nun läßt er die fröhlichen Gesellen, seine Freunde und Verwandten kommen, datz sie ihn aus der Neise in die Ewigkeit begleiten möchten Sie wissen nur schöne Worte und verlegene Entschuldigungen. Zu einer klaren Antwort gedrängt, sagen sie rücksichtslos: Nein! Aus sie kann Jedermann nicht mehr zählen. Seine Diener tun desgleichen. Da lägt er in einer groben Truhe seine Schätze bringen, datz sie ihm helfen Aus der Truhe entsteigt die feurig dämonische Gestalt des Mammon. Auch er zerschlägt alle Hoffnungen des armen reichen Mannes. Jedermann zittert und bebt vor dem kommenden Gerichte. Währenddem gehl sein frommes Mütkerlein zur Frühmesse, für ihn zu beten, und das Gebet der Mutter bringt ihm Gnade und Rettung. Die Gnade knüpft an seine natürlichen guten Eigen schaften an: Mitleid mit der Familie seines Schuldners und vor allem Liebe zu seiner Mutter. Das Weiblein der guten Werke, freilich schwach und lahm auf eine Krücke gestützt, verhilfr ihm zum Glauben, der Glaube, ihre Schwester, zur Reue und die Neue zur Gnade, bis er voll des Vertrauens endlich in den Fiehruf ausbricht: „Vater unser, der du im Himmel bist." Jedermann ist reis für die Rettung. Zum Schlüsse tritt noch der Teufel auf, mittelalterlich possenhaft aufgesaht, und beansprucht Jedermanns Seele für sich Der Darsteller der Rolle machte mit seiner fabelhaften Ge wandtheit dieser Aussassung alle Ehre, doch sein Angriff wird abgeschlagen. Vom Glauben, den guten Werken und Engeln geleitet, erscheint nun Jedermann im Totengewand, um in den Himmel geführt zu werden. Dies ist in kurzen Worten der tief ergreifende Inhalt des Spieles. Für viele der Anwesenden wird es eine wahre Erbau ungsstunde gewesen sein. Die Rolle des Jedermann lag in den sicheren Händen des Schauspielers Max Goetel. Das war gut so, denn sie stellt An forderungen, die über die Kräfte auch eines talentierten Laien spielers hinausgehen. Von den andern Spielern sei nur das eine gesagt, datz keiner unangenehm auf-, oder was hier dasselbe wäre, abfiel. Sie haben ihre Sache gut gemacht. Auch die Kostüme waren auf der Höhe. Vermerkt sei noch, daß die Musik des kleinen Zwischen spieles von Josef Wagner, Dresden, verfaßt war und dah im Orchester Dresdner Künstler unentgeltlich mitspiellen. Der Katholischen Jugend Dresdens ein kräftiges „Jugend- heil" zu ihrem ersten Iugendtage, mit dem Wunsche, datz ihm noch viele ebenso wohlgelungene folgen möchten. Kr. Bank die katholische Iuqendgemeinschaftt Die Bewegung zur Gemeinschaft und Zusammenarbeit der katholischen Jugend wächst. In einer Reihe von Orten hat sich die örtliche katholische Iugendgemeinschaft gebildet. Dem Juli- Hefte der „Stimmen der Jugend" entnehmen wir. daß in folgen den Städten katholische Iugendgemeinschaften bestehen: Aachen, Augsburg, Berlin, Bochum, Bonn, Breslau. Dres den (Katholischer Iugendring: Anschrift: Iugendsekretariat, Schloßstrdße 32), Düsseldorf, Essen, Essen-Steele, Fulda, Karls ruhe, Kassel, Krefeld, Mannheim, München, Münster t. W., Nürnberg, Recklinghausen, Oberhausen, Passau, Straubing, Stuttgart. Es liegt sicher im Sinne der großen Aufgaben katholischer Jugend, wenn sie sich am Ort und auch in der Psarrgemeinde aus allen Verbänden und Bünden zur Iugendgemeinschaft zu sammentut. Keiner der Vereine und Bünde katholischer Jugend soll sich ausschliehen. Wer Auskunft und Anregung über Grün dung oder Arbeit in der örtlichen katholischen Iugendgemein schaft wünscht, der kann sich an die Geschäftsstelle der Katholi schen Jugend Deutschlands, Düsseldorf, Iugendhaus, wenden. Von dort wird auch das Iuliheft der „Stimmen der Jugend", das nach Name, Zusammensetzung und Anschrift des Leiters eine Zusammenstellung der örtlichen katholischen Iugendgemein schaften bringt, gerne zugefandt. Ein Tag der katholischen Jugend In Dresden Der im letzten Jahre von den katholischen Iugeiidbllndc» Deutschlands vollzogene Zusammenschluß (KID.) hat auch in Dresden wirksamen Widerhall gesunden. Am Sonntag, den 6. Juli, ist die katholische Jugend Dresdens <sie nennt sich aller dings Katholischer Ingendring) zum ersten Riale vor der große» Oessenllichkeil ausgetreten. Eines hat dieses erste öffentliche Auftreten gleich stark ins Licht gestellt. Auch in einer Groß stadt mit nur 5 Prozent Katholiken kann die katholische Jugend Befriedigendes, ja Großes leisten — wenn sie aufrichtig de» Weg zueinander findet. Alle Verbünde haben sich zusammen getan und mitgewirki. Unter den im Saale zum Zeichen dieser Einheit ansgehänglen Bannern hätten wir freilich sehr gerne auch die Kolpingsfahne und das DIK.-Banner gesehen. Oder waren sie vielleicht inkognito da? Der Iugendtag wurde Sonntag morgen eingeleitet durch eine Iugenüveranstaltung in allen katholischen Pfarrkirche» Dresdens. Hier dürste die Dezentralisation einein einzigen ge meinsamen Iugendgotlesdiensle wohl vorzuziehen sein. In der Jugend und auch bei den Alten wird so die stärkere Wirkung erzielt werden. Am Abende lyar gemeinsame Festveranstaltung im Vcr- einshaus in der Zinzendorfstraße. Der äußere Dienst vollzog sich reibungslos. Eine vorsichtige Schätzung ergab die Anwesenheit von rund tausend Personen. Das allein schon können die Ver- ankaller als einen Lohn ihrer Blühen buchen. Wir glauben sogar prophezeien zu können, daß bei ähnlichen Feiern in den kom menden Jahren leicht noch mehr Besucher gewönnen werden können. Das Löbtauer Iugendarchester leitete den Abend ein durch die flott gespielte Ouvertüre von Mozarts „Figaros Hochzeit". Durch den reichlich gespendeten Beifall ließen die jungen Mu siker sich leider zu einer Zugabe verleiten, die an dieser Stelle in de» Stil des Festes nicht ganz hineinpaßte. Kaplan Pfeiffer, der Führer der katholischen Jugend Dresdens hatte eine lange Reihe von Gästen zu begrüßen. Auch sprach er von mancherlei großen Planen, die die katholische Ju gend noch ausführen will und die teilweise schon tatkräftig in die Hand genommen sind. Dazu gehören: noch besserer Zusam menschluß. Kinderarbeit und ein Landjugendhcim. Mögen diese Pläne bald und ebenso gut gelingen wie der erste katholische Iugendtag. Der Direktor des Katholischen Jugendamtes in Berlin, H. H. Pnchowski, holte in seinen inil großer Beredsamkeit vor getragene» Gedanken etivas weiter aus. Er sprach vor allem zu Nkn Erwachsenen, die den größten Teil der Zuhörer aus machten, iiber die Not der Jugend. Unsere Zeit wertet vor allem den Augenblickserfolg, je sensationeller er ist, desto besser: schaut aber nicht in die Zu kunft. So züchtet sie Verantwortungslosigkeit der Zukunft gegenüber. Unsere Zeit fragt auch nicht nach dem Wollen, das hinter einer Tat steckt. Ob es gut'oder schlecht ist, macht ihr nichts aus. Sie hat keine Achtung für den sittlich so wertvollen Opfergeist. Schmeling wird gefeiert. Leistungen, die sittlich weit höheren Wert habe», in der Wissenschaft, in der Familie, werde» übergangen und nicht geschätzt. Unsere Zeit predigt den Haß. Klasse gegen Klasse! Alle gegen alle! Dadurch ertötet sie die ideale Liebe, die stets in der Welt die größten Dinge geleistet hat. Ein Volk aber, das diese drei Götzen aus den Altar er hebt, bereitet sich selbst das Grab Es wird sterben und verder ben. Wer es gut meint mit unserem Volke, muß Verantwor- tnngsgeist, Opfersinn und ideale Liebe lehren. Elternhaus, Schule und Iugendverein müssen zusammenstehen, um unserer Jugend diese kostbaren Güter zu wahren. Wenn die Flammenzeichen rauchen. Wird die Stunde Männer brauchen, Unterm Kreuze wachsen sie. (Eichert.) Den Sinn der K. I. D. erläuterte der Redner dahin, daß die einzelnen Verbände selbstverständlich sich nicht be kämpfen noch sich gegenseitig die Mitglieder abfangen sollen Sie dürfen auch nicht bloß nebeneinander gehen. Hand in Hand sollen sie ihre Vorzüge wirken lassen und einmütig' demselben Ziele zuschreiten. Außerordentlich großer Beifall lohnte dem Redner. Die Altstädtische Musikgruppo gab mit Hingabe das Con certo Grosso in D-Dur von Corelli <1653—1713) zum Besten. Es gelang den Spielern, die Zuhörer in den Bann der seinen Musik hineinzuziehen. Und nun das tiefsinnige Spiel von „Jedermann". 1912 wurde das Stück in Wien im Zirkus Busch gespielt. Tie Regie hatte kein Geringerer als Max Reinhart. Eine Besprechung lautete: „Da war der Zirkus Busch voll, auch von dem sonst üblichen Premieren- und Sensationspublikum. Und gut war das, erfreulich! So konnte auch dieses Publikum sich einmal überzeugen, daß auch ein religiöser Stoff, ja ein katholischer Ge dankenkreis dramatische Wirkung — und welche tiefe! — aus- lüsen kann, ja vielleicht ist manchem der sonst gewiß als kleri kale Anwandlung erscheinende Gedanke gekommen, dah gerade die Religion, und zwar zu allermeist die katholische, dem Dra matiker die stärksten, erschütterndsten und dabei reinsten Mo tive bietet, wie ja auch dem Maler und Bildhauer und selbst dem Baumeister. Es ist jedenfalls ein Beweis künstlerischen Emp findens, daß Hugo von Hoffmannsthal in der alten Comedi vom sterbenden Menschen des Hans Sachs und in dem englischen Stück „Everyman, a morality play" die tiefe Poesie heraus gefunden und den hochdramatischen Zug, und dah ein Meister der Bühnenkunst und Bühnentechnik wie Reinhart darin eine ideale und großzügige Aufgabe für sein hervorragendes, stets ins Große, ja Ucbergroße gehende Inszenierungstalent erblickt hat. Und doch bedurfte es dazu dieses übergroßen szenischen Rahmens nicht, selbst auf intimer Bühne würde das Stück wirken." Daß dieses letztere zutrifft, haben wir am Sonntagabend wohl alle persönlich erfahren. . „Jedermann" ist ein reicher junger Gesell, dem alle Freu den des Lebens winken und der sie genießt in vollen Zügen. Er treibt es ungefähr wie der reiche Prasser des Evangeliums, mit einem Unterschiede freilich: er ist nicht hartherzig wie die ser. sondern im Grunde seines Herzens-D>as, was man einen guten Kerl nennt.. Tritt ihm die Not des Nächsten sichtbar entgegen, so gibt er Almosen. Seinen Schuldner läßt er uner bittlich in den Turm werfen. Dem Weib und den Kindern aber läßt er den Lebensunterhalt reichen. Hier liegt der Grund zu dem guten Ende, das „Jedermann" nach seinem bösen Leben doch noch nimmt. „Jedermann" feiert alle Tage große Feste und köstliche Mahlzeiten Natürlich nicht allein. Seine Buhlschaft, seine Vet tern und andere lustige Gesellen sind mit dabei. Seine Mutter webe hob und senkte sich und öffnete der wartenden Schütze ihre Bahn durch das geteilte Kettengarn, die linke Hand hob die Werklade zurück, und ein kräftiger Zug der rechten trieb die Schütze aus dem einen Schnellerküstchcn zum anderen, der weil der Faden ihre Spiilchen abrollte und das angesangene Zelttnch um eine schmale Linie der Vollendung entgegensührtc. Laut schlug die Werklade nach vorn und preßte den neuen Faden an, und so ging cs weiter, Zug für Zug, Schillaka Schillaka, denn die Welt muß tätig bleiben bis der Herr kommt. Jeder Fadenschuß ins Kettcngarn des eigenen Lebens und der Mensch heitsgeschichte ein Gedanke an Gott, eine Linie näher der Voll endung der Welt, der zweiten Ankunft der Verherrlichung des Menschcnsohnes. Mit seiner Zeltbahn oder seinem Zelt zieht er auf seine großen Fahrten. Die könnte uns was erzählen. Das wäre eine kostbare Reliquie: „Auf Reisen war ich oftmals in Gefahren durch Flüsse, in Gefahren durch Räuber, in Gefahren durch Volksgenossen, in Gefahren durch Heiden, in Gefahren in de» Städten, in Ge fahren in der Wüste, in Gefahren aus dem Meere." Dort wird sie vohl verloren gegangen sein: „Dreimal erlitt ich Schissbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See umher." Und das Zelt des Paulus trägt das Wimpelzeichen: Chri stus. „Ich muß CH islus predigen, den Verachteten, den Ge kreuzigten." Und n ein Boden, wo ich mein Zelt aufschlage, heißt: heiliges Land denn ich bringe Gott, und meine Zellcin- richtnng heißt: „In Dürftigkeit, und doch viele bereichernd, ohne Besitz, und doch im Besitze von allem." Und er weiß, daß er selbst ein Zelt Gottes ist, die Stifts hütte oder der Tempel Gottes: „Wir sind ja der Tempel des lebendigen Gottes. Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein." Und als lebendiges Zelt Gottes darf er sein Zelt nicht dort ausschlagen, wo die Bösen zelten: „Darum zieht fort aus ihrer Mitte!" (Brecht die Zelte ab!) „Sondert euch ab!" spricht der Herr. „Im Besitze solcher Verheißungen wollen wir uns, Ge liebte, von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes rein halten und in Gottesfurcht nach innerer vollkommenerer Heili gung streben." Iungens. wir, die wir lebendige Gotteszelte sind, haben unser Zelt aufgeschlagen um das Zell unseres Königs. Er hielt yicht ängstlich daran fest im Prunkzelte des Himmels wohnen zu bleiben. Er erniedrigte sich und nahm Menschengestalt an. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns ge wohnt" --- gezeltet, sein Zelt aufgeschlagen. Er will König im Zeltlager sein. Jeden in seinem Zelt aufsuchen lHoutc ist meinem Zelte Heil widerfahren) und will selbst in seinem Königszelt — im Tabernaculum — ausgesucht werden. Er will unser Zelt mehr und mehr ausstatten zu einem Königszelte Den König des Zeltlagers, den König im Tabernaculum, kommt, laßt uns ihn anbeten! Kaplan Derksen. Zeltlager bei Wechselburg Im Gelände des Grafen von Schönburg-Glauchau in der Nähe von Wechselburg erhebt si chüber das gewundene Tal der Mulde eine von Laubwald bestandene Kuppe. Oben steht im Schalten von alten Eichen ein tempelähnliches Bauwerk, Wal halla genannt. Dort hatten sich zum Psingstfeste Slurmschar- gruppen und solche, die dazu reifen wollen, getroffen, und Zelt an Zelt reihte sich um den Tempel auf engem, ober geschütztem Raume. Vierzehn bunte Wimpel flatterten am Fuße des hohen Lagermasles, auf de» zur Lagereröffnung das weibgrüne Chri stusbanner der Sachsen aufgezogen wurde. Lagerleben ist romantisch in seinen Nachtwachen, Abkochen und Zcltleben, aber größer ist der Wert für den Gemeinschafts geist. die Kameradschaft, die Zucht,' wenn es geschlossen früh an die Mulde zum Baden ging, dann zur Morgengymnastik und dann in die Kirche. Cs war eine stattliche Schar, wenn die 130 Jungen und Iungmänner, die St.-Georg Pfadfinder und die Neudeutschen als Brüder und Gäste dabei, in ihren feinen Kluften den Berg hinunter durch den Ort zogen. Mit wehendem Christusbanner und den stolzen Wimpeln, mit Klampfen und Fiedeln und frohen Liedern vorbei am Tagungslokal der proletarischen Frei denker in die heimlich dunklen Porphyrgewölbe des uralten Gotteshauses. Am Tische der Herrn sammelten wir Kraft für die Arbeit. Nach dem Gottesdienste Kaffeetrinken im Rentamts, ipo uns die junge Gräfin persönlich den Kaffee einschenkte. Da» war wohl einer der schönsten Eindrücke: diese liebenswürdige Anteilnahme der gräflichen Familie, der wir ja den Lagerplatz zu verdanken haben. Der Graf hielt uns eine feine Rede, als er unser Lager besichtigte, die Damen und einige Grafen aus ande ren Häusern freuten sich über unseren Lagerzirkus. Zum Danke haben wir am Schlüsse der jungen Gräfin die schönsten unserer Lieder gesungen. Gesungen und musiziert haben wir von früh bis abend. Und wenn uns der Lagcrherzog Johannes Henke in seiner silbergrauen Sturmscharkluft zum Thing zusammenrief, wurde erst mal ein kräftiges Landsknechtslied geschmettert, ehe der Gewaltige seine Stimme erhob. Die Polizeigemalt lag in den Händen der reyemnitzer, die unter ihrem Polizeihauptmann Franz Wagner das Lager vorbereitet hatten. Und leicht war es sicher nicht, alle diese Unbände, diese quecksilbrigen Kerle der Iungschar- und Schülergruppen zusammenzuhalten. Auch ersthafte Arbeit wurde natürlich geleistet: Hugo Wronski führte den Arbeitskreis der Aelteren vom Begriffe allgemeiner Bildung zum Iungmännerbildungsabend. Johannes Henke über Wesen und Ziel der Sturmschar mit der Iungen- schaft. Zwei Singekreise lernten sich neue Weisen. Der Höhepunkt des Lagers aber war das Pfingstfeuer am Sonntagabend. Im Kreise standen wir um den Flammenstoh, als Feuerspruch und Feuerrcde unseres Feldkaplans das Prasseln der Flammen übertönten, als der Sprechchor die Pfingstbot» schaft einhämmerte. Und r» wie diese eine hohe Flamme empor» lohte, soll auch von diesem Lager der Sturmschnrgedanke t» Sachsen aufbrechcn! Gerhard Siegel.