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Donnerstag. iS. September 1926 — »Dresdner Nachrichten* — Nr. 438 Seite« Die Forderungen -es Grotzhan-els. Slaakssekrelär Popih über die Steuern. ««jährig« v«rl仫er««g »e» FiuanzanSglelch». D»siel»«rj. 1». September. Im wetteren Verlaufe der Tagung de» Großhandels ergriff nach dem RetchSwtrtschastS. minister EurttuS Reichsminister a. D. Hamm das Wort. Sr sprach über da» Verhältnis der Industrie zum Großhandel «u» ihr« beiderseitige Zusammenarbeit. Die Triften,berech. ttgung de» Großhandel» werde mehr und mehr anerkannt. Rationalisierung ersordere Wertschaffuna. und der Großhandel schaffe Werte. Die Mitarbeit des Großhandels sei fiir die In- tustrte von grobem Wert. Sr schloß mit den besten Wünschen für da» Gedeihen de» Großhandels zum Wohle de» Vater, lande». Dann sprach der vberregiernugSra« Dr. TtburtinS, Mitglied de» RetchSwirtschastSrateS und Vorstandsmitglied -er Hauptgemeinschast beö deutschen Einzelhandels. Staatssekretär Dr. Popitz führte u. a. aus: Die Höhe der Steuern wird auch in her Zukunft noch immer stark durch die politischen Verhält. Nisse de» letzten Jahrzehnts bedingt werden. Im übrigen sst die Höhe der Sätze in erster Linie ein Problem des Finanzausgleichs zwischen Reich, Ländern und Ge. metnden. Der Finanzausgleich soll nach der gegenwärtigen Kesetzgebung ab 1. April 1627 durch Zuschläge zur Einkom. pttnstcuer festgelegt werden. Der RelchSsinanzmtntstcr hat aus der Dresdner Jiidustrtctagung die Gründe dargelegt, weshalb -er Termin nicht eingchalten werden könnte. Das siegt nicht so sehr an der Kürze der zur Verfügung stehenden .'seit, sondern vor allem daran, daß die für die Entscheidung de» Problems unumgänglich notwendigen Statistiken über Sinkommensteuern, Vermögenssteuern und Mealstcuern nicht rechtzeitig abgeschlossen werden könnten. Endlich kann man auch Zweifel hegen, ob gerade die Berlmltntsse des JahrcS 1025 als Grundlage für die dauernde Regelung geeignet sind. Aus allen diesen Gründen wird der gegenwärtige SteueranS- gleich wohl noch ein Jahr verlängert werden müssen. Selbst verständlich muß der endgültige Entwurf im Frllb'"hr den gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt werden. Das wird dann auch möglich sein. Zum Schluß trat der Staatssekretär nochmal» dafür ein, daß die Wirtschaft sich dieses für Wirt- schast und Staat gleich wichtigen Problems recht intensiv annehmen möge. Die Tagung fand mit der Annahme einer längeren Snlschltetzung ihren Abschluß, in der eS heißt: Trotz des Versuches deS NeichSfinanzmintsterS ist eine wesentliche Milderung der gesamten steuerlichen Be- lastung noch nicht erreicht: z. T. ist die Milderung ver eitelt morden durch die Finanzpolitik der Länder und Ge. inktnden. Die von der Ncichsrcgicruiig angekündigte Herab setzung der Ausgaben, insbesondere durch Vereinfachung der Verwaltung muß unverzüglich, und zwar in weitestem Um- fange, erfolgen. Die steuerlichen Privilegien. tnSbesonder« der öffentlichen und privaten Körperschaften, müssen fallen. Di« geg«»«ärtige Stenerbclastuna in Verbindung «it de« ge steigerte« Laste« ««» der sozialen Gesetzgebung hindert die Ne«bild«ug von Betriebskapital. Hierin ist eine wesentliche Ursache zu sehen, daß der Großhandel nicht so wie früher der Industrie durch regelmäßige Aufträge dauernde Beschäftigung gewähren kann. I« der Zoll« «ud Handelspolitik müsse« alle Handel», Hemmnisse soweit als möglich beseitigt werden. Die notwen digen Handelsverträge mit einer großen Anzahl von Staaten sind nicht zum Abschluß gebracht. Unter Bekämpfung allen übertriebenen Protektionismus mttß im deu«.hen wie im volkswirtschaftlichen Interesse sobald wie mikgltch der Kreis der Handelsverträge auf der Grundlage sowohl der Meist, bcgllnstigung als umfangreicher Zollbinbungen und Ermäßi. gungen geschlossen werden. Technische Hindernisse müssen durch Vereinheitlichung der internationalen Zolltarife be seitigt werden. Darüber hinaus ist anzustreben, durch AuS- bau von Kollektivverträgen der Forderung nach Zoll- und Wirtschaftsgemeinschaft näherzukommen. Die Absicht der Neichsregiernng. in die Bestimmungen über die Regelung der Arbeitszeit auch den Handel ein- zubeztchen, ist unanwendbar. Der Großhandel in seinem Lrganisattonsaufbau muß sich den täglich wachsenden Ausgaben des Marktes elastisch anpassen können. Würde der deutsche Großhandel in der Arbeitszeit Bindungen «nterworfen sein, die das Washingtoner Abkommen aus guten Gründen dem Handel nicht znmnten wollte, so würde Deutschlands Handel die Möglichkeit de» Wettbewerbs verlieren. — Der Handel ist unter dem unheilvollen Einfluß der Kriegs- und Nach- kricgswirtschast vielfach als überflüssiges Glied der Wirtschaft angesehen worden. Bestimmte WIrtjchastskreise haben seine Ausschaltung betrieben. Reich, Länder und Gemeinden haben dieser Stimmung in vielen Beziehungen, insbesondere durch Einrichtung eigener Betriebe und die Privilegierung der ge nossenschaftlichen Form, nachgegeben. Der Zentralverband des Deutschen Großhandels hat demgegenüber mit allem Nach druck die volkswirtschaftliche Unentbehrlichkeit des Handels betont. Er begrüßt deshalb mit Genugtuung die Auffassung, die vom Reichsverband der Deutsche» Industrie zum Ausdruck gebracht worden ist. und die sich mit der des ZentralverbandeS des Deutschen Großhandels begegnet. Die allgemeine Ungunst der wirtschaftlichen Lage wirkt sich für den Handel um so schwerer aus, als es zurzeit an dieser Erkenntnis fehlt. Trotz dem sieht die Versammlung keinen Anlaß zu müder Resig nation. Der Großhandel fühlt in sich noch die Kraft, die Schwierigkeiten zu überwinden. Er wird sie überwinden in vorausschauender Anpassung an die gegebenen neuen Ver hältnisse, und um so mehr dann, wenn Reich. Länder und Kom munen, sowie die Organisationen des öffentlichen Rechts sich endlich dazu verstehen werden, der zur Gesundung strebenden lebendigen Kraft der Wirtschaft freie Bahn zu laßen. Ausbreitung der Typhusepidemie. 1212 Typhuskranke in Kannover. Hannover. 18. Sept. Nach einer amtlichen Meldung haben RS heute nachmittag in den städtischen Krankenhäusern inS» gesamt 1212 Personen Aufnahme gesunde«, während die Zahl am Vormittage nur 1697 betrug. Die Zahl der Todesfälle ist van 27 aus SV gestiegen. Bon der gefährlichen Seuche sind bis- her 818 Männer, 514 Frauen und 170 Kinder befallen worden. Den städtischen Körperschaften Hannovers ist es nunmehr ge lungen, der Unterbringungsschwicrigkeiten und der Bettennot Herr zu werden. Durch die Hilfsaktionen der anderen Städte und deS Roten Kreuzes sind genügend Betten nach Hannover transportiert worden, so daß man wenig stens in dieser Beziehung vorläufig nichts mehr zu befürchten bat. Auch dem Mangel an Krankenwagen und sonstigen Be förderungsmitteln zum Abtransport der Erkrankten in die Krankenhäuser und Notspitale in den Schulen ist abgeholfen worden. Die vom Magistrat eingerichteten Impfstellen werden nach wie vor sehr stark von der Bevölkerung in An spruch genommen. Bemerkenswert ist, daß die meisten Er krankungen in demStadttetlHannover-öinden ausgetreten sind, der an das Ricklinger Wasserwerk angeschlossen ist, ein Beweis dafür, daß die Ursache der Epidemie in der Verseuchung des TrinkwasserS vornehmlich dieses Werkes zu suchen ist. Die Seuche dürfte voraussichtlich bei der jetzige« euorme» Zahl noch keinen Halt machen, da mau ärztlicherseits «it der Möglichkeit eines weiteren Ansteigens der Erkrank««, «e« rechnet, da die Inkubationszeit, d. h. die Zeit vom An- beginn der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit noch immer nicht abgelauscn ist. Das wird erst in einigen Tagen eintreten, so daß bis dahin noch eine weitere Zahl von Neu- erkrankungen zu erwarten sein dürfte. Die Erkrankungen in Magdeburg. Magdeburg, 18. Sept. Zu den bisher gemeldeten dreißig Typhusfällen in Magdeburg sind zweineueErkrankun- gen hinzugekommen. Diese beiden Fälle sollen jedoch nicht auf verseuchte Milch zurückzuführen sein. Obwohl eine der an Typhus erkrankten Personen inzwischen gestorben ist, liegt kein Anlaß zur Befürchtung für eine Typhus- epidemte in Magdeburg vor. Der Typhus stellt sich in jedem Jahre sporadisch ein und hat auch in diesem Jahre noch keine ernstere Form angenommen. Sämtliche Typhuskranken befinden sich außer Lebensgefahr. Paralyphuaerkrankungen in Duisburg. Duisburg, 18. Sept. Zu den bereits gemeldeten Para- typhuserkrankungen erfahren wir noch, daß diese auf den Ge nuß von Rindfleisch und Wurst aus Rindfleisch zurttckzuführen sind. Die Zahl der Erkrankten beträgt 68, erhöht sich aber noch stündlich, so daß mit einer weit höheren Anzahl zu rechnen ist. Wenn auch bei einigen der Erkrankten der Zustand besorgnis erregend war, so darf doch jetzt damit gerechnet werden, daß Todesfälle nicht eintreten. Typhus in Mähren. Brünn, 18. Sept. Wie der „TageSbote" meldet, tritt in letzter Zeit der Typhus an verschiedenen Orten Mährens, ins besondere im Boskowitzer, Proßnitzer und Olmützer Bezirk auf. Amtlich wurden in der kleinen Gemeinde Repcch allein zehn Fälle gemeldet. sW. T. B.) Die Pretsregelung jiir die Aeparativns- Kokle. Berlin, 18. September. Wegen der Kohlenrepara. tionSlteferungen deS Reiches hat das ReichSwirtschasts. gericht in der Preisfrage zugunsten de» Kohlensyndikats ent» schieben. Nach dem Versailler Vertrag darf der Preis der von Deutschland zu liefernden RrparationSkohle frei Grube den englischen Ausfuhrpreis nicht übersteigen. Infolge der eng lischen Kohlensubventton war der englische KohlenpreiS ge drückt worden. Da» Kohlensyndikat verlangt deshalb von der NeichSregierung die Erstattung derDisferenz zwilchen dem deutschen Preis und dem englischen Ausfuhrpreis. Nach der getroffenen Entscheidung hätte das Reich eine Million Reichs mark znzahlen müssen. Die Reichöregierung hat sich inzwischen mit dem Kohlensyndikat aus eine mittlere Linie ver ständigt. Das diesbezügliche Abkomme» ist noch nicht perfekt, so daß also noch keine Einzelheiten darüber mitgeteilt werden können. Nun ist es zwischen dem dcut'chcu Kohlensyndikat und der französischen Negierung zu einem Streit ge kommen. Frankreich verlangt freie Lieserungsverträge, aus Grund deren cs niedrigere Preise erzielen würde. Das Snn- dikat macht geltend, daß nach dem Londoner Abkommen das Syndikat die NcparalivnSkohlc an daS Reich zu liefern hat. Nachdem zwischen Reich und Snndikat die erwähnte Verständi gung herbcigeführl ist, ist auch die Grundlage für die AuS- tragung der Streitfrage mit der sranzösiichcn Regierung ge- schaffen. Die diesbezüglichen Verhandlungen des Syndikats mit Frankreich sind »och nicht eingelcitet. Kommt es nicht zu einer Einigung, io wird der Streit durch den Spruch deS Haager Schiedsgerichts znm Anstrag kommen. Fortsetzung -es enqli'chen Streiks. London, 14. Sept. Die englische Bergarbeitercrckutive beschloß heute unter dem Eindruck des von den Gruben besitzern abgelehnten nationalen Lohnabkommens, den Streik mit allen Mittel» fortzu setzen und der Negierung jede weitere Initiative zur Beilegung des Streiks zu überlaßen. Die Wcstminster Bank, eine der führenden engli^en Banken, schätzt in ihrem soeben licransgcgebenen Jahres bericht den durch de» Kohlenstrcik bisher verursachten Netto- verlust auf rund 206 Millionen Psu » d. Die schwierige finanzielle Lage der englischen Gewerk schaften, die infolge der langen Dauer des Streiks einge treten ist, ergibt sich n. a. auch aus der Tatsache, daß die Ge» werkschaftcn der Scsselmacher und Schifssbauarbciter Bank schulden im Betrage von 17!1VVV Pkund haben. Es ist infolge dessen vorgcschlagen worden, die Gehälter aller Beamten der Gewerkschaften um durchschnittlich 18 Prozent hcrab- z »setzen, wodurch man 31000 Pfund jährlich zu sparen hofft. Daldwln wieder in London. London, 18. Sept. Premierminister Baldwin ist heute abend aus Aix-lcS-Bains wieder in London cingetrosscn. Grun-slelirlegung zum Görresdenkmal in Koblenz. Koblenz, 18. Sept. Nachdem die Stadt Koblenz in einer eindrucksvollen Festsitzung am Dienstag abend ihres großen Sohnes Josef Görrcs gedacht hatte, fand heute vormittag die Grundsteinlegung znm Görresdenkmal in den Nhcinanlagen vor dem Schloß statt. Die Weihbischöse Dr. Mönch lBtngenj und Dr. Sträter sAachenj, die Acbte von Maria-Laach und von Marienstatt, Staatssekretär Schulz vom RcichSministerium des Innern und Staatssekretär Dr. Lammers vom Kultusministerium, Geheimer Ministerialrat Dr. Schcllberg, Oberpräsident Dr. Fuchs, der ReichSkommissar Botschafter Dr. Freiherr Langwerth v. Simmern, der Rektor der Fricdrich-Wtlhelm-Universität von Berlin, Dr. Dyrofs, und der Schöpfer des GörreSdenkmals, Prof. Langncr von der Kunstakademie in Düsseldorf, waren als Ehrengäste er schienen. Die Eröffnungsrede hielt Oberbürgermeister Dr. Russell, der Präsident der Görreßgesellschaft. Die feier lichen Hammerschläge erfolgten u. a. durch Staatssekretär Schulz für das Reich, Staatssekretär Dr. LammerS für die preußische Regierung, Prälat Dr. Schreiber (Münster) für die Görresgesellschast. N«i>1e uncl loleenäe »teile ick eine vo»»ILn<1iLe vlSll1-M8elw-äll88ls11iing ee»IIcIN onä Le«„clien in sie! meiner Sclieu- Ien»ter »ur öc»icINixune »u». c>rünilunx»l»l>r >830 l-Slnöntmus K. l-lsekl Sp»rI«Ni»li» t0r gut« Nttieti». I- ? '' Kunst und Wissenschaft. f Dresdner Theaterspielplan sür heute. lus? »Madame Butterfly" s^8). Schauspielhaus: »Platin «ruben in Turptn" s168). Alberttheater: Geschlossen. Residenztheater: „DaS Hollandweibchen" (8). Die Komödie: „Die Meister" l§«8). Zentraltheater: »In der JohanniSnacht" s^8). s Kammervirtuos Adolf Lindner s. DaS Mitglied der Musikalischen Kapelle der Dresdner StaatSover. Kammer virtuos Adolf Lindner. ist tm Alter von 80 Jahren gestorben. Lindner gehörte der Kapelle als Wilbhornbläser fett 28 Jahren an: er beging im Mat dieses Jahres sein silbernes Dienst, iubiläum. Er war als bedeutender Künstler seines In strumentes allgemein geschätzt. 1 FahreSschan-Parkthealer. Am Freitag, dem 17. September, nach mltiag» Uhr, gibt Fräulein Tharlotte Wolfs, dtpl. ver> treterin der Schule Hcllcraii-Laxenbnrg, eine Vorführung ihrer Kindergruppe: Kürperbilbung — Rhythmik — Tänze. — klm Sonnabend, dem 18. September, Ist die erste Aufführung der Vssenblichschen Operette „Die Verlobungbet der Laterne". Musikalische Leitung: Herbert Stock: Regie: Paul Milchmann; Mit wirkende: Trude Schönc-Kiillpsel, Margarete Häusel, Mrety Stock, Otto Wudtke-Brann, Ernst Schtcketanz. Beginn nicht um 8, sondern erst Uhr. s- Tietje« Generalintendant der prenßischen StaatSoper. Durch das preußische Kultusministerium ist gestern die Er nennung des Jntcndgnten der Berliner städtischen Oper, Herrn Tietjen, zum Generalintendanten der Staatsoper erfolgt. Der neue Generalintendant soll beide Instituts, b. h. also die drei groben Berliner Opernhäuser, letten. Damit Ist der seit Max v. Schillings Abgang gefaßte Plan, der auch vom Oberbürgermeister Boeß stark begünstigt wurde, verwirklicht worden. f* Theater nnd Rnndsnnk. Für die Deutsche Theater-Ausstellung Magdeburg 1627 wirb eine Abteilung „Theater und Rundfunk" vorbereitet. Hie wird von den ersten Versuchen an, musikalische und theatralische Darbietungen von einem zentralen Orte einem räumlich getrennten Auditorium zugänglich zu machen. btS zu der heutigen modernen Sendcspiclbtthnc ein umfassendes Bild geben. Die Organisation der Scndegesellschaftcn nnd die technischen Einrichtungen der Sende- und Besprechungsräume werden gezeigt werden. Eine Scndcspiclbühnc, ans der alle Vorgänge durch eine Glaswand mtt dem Auge verfolgt werden können, während da» gesprochene Wort nur durch Vermittlung eines der deutschen Sender, und zwar gleich. zeitig mit den Tausenden sonstiger Radiohörer, die am Apparat sitzen, gehört werden kann, wird sicher einen inter cffantcn Aufschluß über Vorgänge geben, die dem Radiohörer bisher ein unlösbares Rätsel schienen. 1 Sinen Aufrnf für ein Raabc^)enkmal erläßt die Ge- scllschaft der Freunde Raabeö von München anS ES heißt darin: ,Wilhelm Raabe hat mit anderen Großen das bittere Los teilen müssen, bis in sein hohes Alter In seinem künstlerischen und vaterländischen Wirken und Wollen von seinem Volke verkannt zu werden. Er, -essen echt deutsche Eigenart sich in keine der hergebrachten Literaturgruppen ein pressen ließ, den man verlegen als bloßen .„Humoristen" ab tun wollte, wurde erst sehr spät von einer kleineren Gemeinde als das erkannt, was er in Wirklichkeit ist: einer der tiefsten deutschen Dichter überhaupt, darüber hinaus aber auch ein vorbildlicher Führer feines Volkes in sittlichem und vater ländischem Sinne! Erst der Weltkrieg und seine erschüttern den Folgen haben die Wege zu den Herzen der großen denk schen Volksgemeinschaft für diesen getreuen Eckart, den deut schelten der deutschen Dichter, freigemacht. Aber auch heute noch ist Raabe der großen Mehrzahl seines Volkes nur der Dichter der „Chronik -er Spcrlingsgasse" nnd des „Hunger pastorS", und weder die reife Schönheit der „Alten Nester", der „Akten des Vogelfangs", des „Deutschen Adels", noch der köstliche Humor seines „Horacker", deS .Munnigel" oder gar die erschütternde Tragik des „Meister Antor", des „Abu Telfan" und de» „Schüddernmp" — um nur einig« wenige Belfpicle ans Len 60 Erzählungen -eS MetstcrS herauSzu- greisen — sind bisher Eigentum -es deutschen Volkes ge- worden. DaS ganze Werk Wilhelm RaabcS aber durchzieht der große vaterländische Gedanke, den der Dichter nickt müde wird, feinem Volke immer wieder ins Herz zu schreiben. Vergesse ich dein. Deutschland, großes Vaterland, so werde meiner Rechten vergessen!" rief schon der 28«äii'-iae Student >886 in seinem Erstlingswerke anS: „Auf -eine Zugehörigkeit zu dem ehrbaren, tapferen, arbeitsamen, in seinen Grund» cstcn nimmer zu erschütternden Volke der Deutschen wünsche ich -Ich hiermit nochmal eindringlichst aufmerksam zu machen Gedenke jederzeit, welch eine uralte erstaunliche Ehre du ans dieser völkcrwlmmelnden, völkcrschasfcndcn, völkervernichtcn- den Erde mit zu bewahren, vermehren und verringern ver magst!" mahnt der Fünfzigjährige: und seinem setzten Buche, Hastenbeck", gibt der Greis 1860 das stolze Wort des Reichs- reiherrn vom und znm Stein ans den Weg: „Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland." — Diesem Manne ein Denkmal zu setzen, ist daher Ehrenpflicht des ganzen deutschen Volke-, Mehr denn je bedürfen wir Deutsche gerade heute Raabeschen Geistes, jenes hohen BerantwortungS- gefühlS gegen unser Volk und deS unerschütterlichen Glan- bens an seine Berufung, wollen wir nicht in die nnS von Raabe immer wieder, namentlich in seinen zahlreichen ge- schichtlichen Erzählungen, vor Augen geführte alte Ohnmacht »nd Zerrissenheit »urückfinkcn. Die ,/Äesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes", welche 8800 Mitglieder und zahlreiche Ortsgruppen besitzt, hat in dieser Erkenntnis beschlossen, ihrem Meister durch Errichtung eines würdigen Denkmal» zu seinem 100. Geburtstage, dem 8. September 1681, diese Dankesschuld abzutragen. Nicht prirnkvoll svll dieses Denkmal werden, auch soll eS nicht die zahlreichen Dutzend-Denkmäler der letzten Jahrzehnte um ein weiteres vermehren: nur ein Kunstwerk, das der Eigenart und Größe Raabes gerecht wird, darf zur Ausführung kommen. Zur Aufbringung der er forderlichen Geldmittel wendet sich der DenkmalS-AnS'chuß an LaS ganze deutsche Volk nnd bittet sedcn, die Mitglied schaft des Dewkmals-AusschusseS zu erwerben." Mitglied kann jeder werden, der sich zur Zahlung eines Jahresbeitrages von K Mark verpflichtet. Anmeldungen nur an den Vor- sitzenden, Dr. Th. Abitz-Schultz«. München. Zahlungen nur aus daS Postscheckkonto Nr. 822, München, -er Bäuerischen Hypotheken- und Wcchselbank, München, mit dem Vermerk: Raabe-Denkmal". erbeten. Den Ehrcnschntz deß EhrcnanS- schusieS, dem die namhaftesten Deutschen der Gegenwart ange hören. übernahm RetchSpräsident v. Htndcnburg. s Beileidstelegramme an Fra« Irene Enckcn. Der NcichS- rästbent hat an die Witwe des verstorbenen Prof. Rudolf ducken, Frau Irene Eucken, folgende- Beileidstelegramm ge richtet: Zu dem schweren Verlust, der Sie durch den Tod Ihres Herrn Gemahls betroffen hat, spreche ich Ihnen und Ihren Kindern meine herzliche Teilnahme a»S. Möge Sie in Ihrem Schmerz daS Bewußtsein trösten, daß der Name Rudolf Eucken, des hervorragenden Repräsentanten der klassischen deutschen Philosophie, in der deutschen Wissenschaft unvergänglich wciter- lcben wird. — Auch der Reichskanzler hat an Frau Irene Eucken ein Beileidstelegramm gesandt. -f* Ein Gräberfeld auS der Zeit deS Pcriklcs. Ein Gräberfeld wurde setzt bet Athen entdeckt, da? vermutlich aus dem pertkleischcn Zeitalter stammt, also nvch älter ist als der unlängst bet den Ausgrabungen daselbst zutage gekommene altgrtechlsche Friedhof. -f* Theater in einer Felsenhöhle. Im Sauerland liegt die Balver höhle. In der alljährlich Frellichtsplelc anf- geführt werden. Die Sauerländischr Heimatbewegung wird dort demnächst ein Mysterienspiel „DaS Opfer" zur Auf führung bringen. . ^ 4 -