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Reise-Skizzen aus den brasilianischen Südprovinze». 81 65 Einwanderer wurden übernommen und gegen Mittag ging es mit dem kleinen Dampfer nach Joinville zurück. Da S. Francisco kein Zollamt besitzt, so dürfen mit Ausnahme weniger Rohstoffe Maaren nicht direkt nach hier eingeführt werden, und von der verhältnismäßig billigen Fracht von 30/ von Hamburg nach S. Fran cisco ist wenig zu profitieren. Die Maaren kommen mit Zeitverlust und Spesenzuschlag alle über Desterro und Paranaguä. Andrerseits fehlt es der Provinz Santa Catharina noch ganz an einem größeren Export-Artikel für Europa, und die Hamburger Dampferlinie findet deshalb bei ihren Fahrten vorläufig wenig Rechnung. Es ist begründete Hoffnung vorhanden, daß der noch fehlende größere Exportartikel in Zukunft durch den Kaffee gebildet werden kann. Jemehr die Umgegend von Joinville gelichtet wird, um so mehr schwindet die Möglichkeit von Frösten, und der Anbau von Kaffee ist jetzt schon wieder im Zunehmen begriffen. Der hiesige Kolonist mag eben wenig oder nichts riskieren, lebt seinen hergebrachten Stiefel weiter, treibt trotz aller Vorstellungen keinen Fruchtwechsel und läßt sein Weideland durch Vernachlässigung der Wasserläufe oft versumpfen. Letzteres ist eine traurige Beobachtung, die man leider nicht selten machen kann: die Ufer des schmalen Baches, der mit genügendem Fall das Grund stück durchzieht, werden vom Vieh allmälig eingetreten, angeschwemmte Baumstumpfe werden nicht entfernt, und so bildet sich bald hier bald da eine Wasserstockung, und das Grundstück fängt zu versumpfen an; da, wo mit Pflug leicht zu bearbeitendes gutes Reisland sein könnte, ist nun ein Terrain, das selbst als Weide nicht viel taugt. Schanz, brasil. Reisestizzen. 6