8 Reise-Skizzen aus der Provinz Rio. gehenden Pflückung ein Ertrag zu erwarten, der sich an nähernd und verhältnismäßig wie folgt stellen soll: Ertrag einer Fazenda in 1886 1887 1888 4000 600 5—6000 Arrob*- und es wird uns versichert, daß dieses Verhältniß als Distrikts-Durchschnitt gelten kann. Die Gesamt-Rio-Ernte schätzt man hier für's Nächstjahr auf 3'/z Millionen Sack, eher mehr als weniger. Der angesehenste Mann im Orte ist ein Landsmann von uns, Hr. Guilherme Sauerbronn, ein Sohn des Pastor Sauerbronn, der im Jahre 1824 die Rheinländer- Kolonisten nach Neu-Freiburg führte, und der in seinen 24 Kindern der Provinz tüchtige Leute hinterließ. Der jetzige Chef der Familie ist Fazendeiro, Kaufmann und Bierbrauer und bereitet als letzterer unstreitig das beste National-Bier der ganzen Provinz. In dem hinter seinem großen Laden gelegenen Kneipzimmer versammeln sich um den langen einfachen Holztisch allabendlich durstige Seelen. Cantagallo erfreut sich sogar eines, für seine Ver hältnisse, ganz netten Theaters, mit einer Platsa für 200 Personen und einer doppelten Logsnreihe, ä 16 Logen, letztere ohne Stühle, da sich die Zuschauer solche von zu Hause selbst mitbringen müssen. Die Illumination ist einfach genug, im ganz aus Holz konstruierten Zu schauer-Raum 2 Petroleum-Hängelampen und ein Dutzend Stearinkerzen auf Holzbrettchen an die Säulen genagelt, im Vestibül ein Lüstre, der aus zwei kreuzweise über einander genagelten Holzlatten mit einer Stearinkerze auf jedem Ende besteht. Aber die beste Gesellschaft von Cantagallo, und es giebt hier ebenso schöne wie elegante *) Arroba — 32 Pfund brasilian.