Volltext Seite (XML)
94 Reise-Skizzen aus den brasilianischen Südprovinzen. das unweit, auf derselben Bergkante wie die beiden Kirchen stehende provisorische Bethaus der Protestanten macht mit seiner auf 3 Seiten herumlaufenden Veranda eher den Eindruck eines „Kaffeehauses zur schönen Aus sicht". Der protestantische Gottesdienst wird alle 3 Monate einmal vom Pfarrer in Blumenau abgehalten, an den andern Sonntagen hält der hiesige Lehrer religiöse Vor lesungen. Für Schule und Kirche hat jeder protestan tische Kolonist 15 F 000 per Jahr aufzubringen. Wie das ganze Jtajahythal, so hat auch Brusque durch die furchtbare Ueberschwemmung vom 23. Sep tember 1880 viel gelitten, das Wasser stand hier 2 Tage lang 14 Meter über dem normalen Stand, so daß das ganze Thal einem See glich. An Menschenleben waren glücklichweise nur 3 zu beklagen, aber der materielle Schaden war ungeheuer, und mancher weniger Gewissen hafte benutzte die Gelegenheit außerdem, um sich seinen Verpflichtungen zu. entziehen. Heute ist der Schaden überwunden, und es wäre der Kolonie zu wünschen, daß sie in weiteren Kreisen bekannt würde. — Nach einer mit heftigen Regengüssen begleiteten Ge witternacht waren am nächsten Morgen bei der Weiter fahrt nach Blumenau (fernere 40 Km.) die Wege, mit ihrem fettigen roten Lehm schon an und für sich nicht berühmt, teilweise sehr schlecht, der Wagen wird bös ge schleudert und der Paffagier thut gut, ebenso wie der Kutscher selbst die Wegbeschaffenheit im Voraus zu er spähen, damit er die Schwingungen des Wagens mög lichst harmonisch begleiten kann. Die Vorsicht half übrigens alle nichts, ehe ich mich besten versah, flog ich
