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Donner»ras, Februar 4R2» zr^v..» . <-» MMlllltp ^ ^ Gegründet 1»S« «nck»«n>ckrMi »«chttchl« »««»«. g»rnl»r»ch«r-v«nnm«tmm>m»r: 20 241 Nur für Nacht,»I,rt»»,! »0 011. j</lXL0.8Ctt0»<0l./M u/«xe vM»riKS firm» gsgr. 1838. SchMI»Uu«g un» Sau»I»,IchSN«ft,I>,: »»rirnstrutz« 3S ck2 v»rl«g »»n vt«»tch a S1»«ck«r»I m Dreidrn. VoINch»ck>p«nt« 10S» Drr»»r». B«zug-g°büh. LSEK5S Goidmark berechne»; die »inlpallig» 30 mm breite g»U« 30 Pfa., lür auswiirls 35 M» Reklameze»« ISO Pig., , .. . . 10 Pfg. Auswürlige Äuslräge gegen Dorausdezatzlung. Nachdruck nur ml» deutlicher Suellenangab« (»Dresdner Nachr.*) zulüMg. Unverlangl, SchrilMiick» werden nicht aulbewadrl ohne Rabatt >0 PIg.. auberhald 20 Psg, die 90 mm dreii» . — » . - - jsgx g " ^nskkarint guts prsiswsiTs Wsitis uncl KUeiis I-imbäelrer femspi-eekök 13777 Iosisrin-Ssoi-gsci-^IIss 6 Nie zweite Rede eines Wahnsinnigen. Mussolini HM alle Unverschämlheilen aufrecht und sligl neue hinzu! Die Ekakre-e -es Aeichsfinanzminlslers. — Lhamberlain -emenlierk -ie Gerüchte über Ablehnung -er Besatzungsmin-erung. Die versuchte Wi-erlegung Stresemanns. »Durch F » n k I v r u ch.» Rom, IN. Febr. Unter größter dlufmerksamkeit hielt heute i-in dichtbesctzten Senat der italienische Ministerpräsident Mussolini, von stürmischem Beifall begrüßt, svlgendc Rede: Die lange Rede des Scu-tschc» Außenministers Ltrescman» macht eine sofortige Antwort notwendig, die klar und genau sein wird, wie die Rede, die ich am vergangenen Sonnabend in der Kammer gelullten habe. Diese Rede war nicht impro visiert, sonder« während zweier Monate einer erbärmliche« anti talicnischen Hetze mit Geduld, ich wiederhole: mit Gc- dukd, überlegt. Es war keineswegs eine rhetorische, sondern im Gegenteil eine geradezu autirhctorische Rede. Die Tat» sache, daß Rclchöanßcnministcr Dr. Strescmann meine Rede anders anSlegen konnte, beweist wieder einmal, das» Strcsc» mann nnd viele andere Deutsche mit ihm ganz «nd gar nicht von den tiefgehende« geistigen und politischen Umwälzungen wissen, die sich in dem zeitgenössischen italienisllwn Bewusttsci» vollzogen habe«. Aber das sind nur Einzelheiten der Debatte. Wenige Reden haben in der italienischen Seele und in der öffentlichen Meinung Europas so rasche nn>d so starke Rück- n'irknngcn gehabt, wie meine Rede. Das beweist, das sie zur Klärung der Lage notwendig war, die sich immer mehr trübte und die zu Ereignissen von außerordentlicher Schwere hätte führen können. Diese Klärung ist eingctretcn. Der Gegensatz ist geschicht lich klar. Es handelt sich «m de» Gegensatz zwischen dem vollen italienischen Recht und dem »»sinnigen deutschen Anspruch. Ich brauche kaum zu erklären, daft ich dem Geist »nd dem Buchstaben nach meine letzte Rede bestätige, cinschlietzlich der Anspielung am Ende auf die Trikolore am Brenner. Eine Anspielung, die Strescmann nach seinem Belieben anolcgcn kann, die aber die Italiener in dem Sinne anolegcn, dast Italien niemals die Berlctzung der Iricdcnsverträgc dulden wird, die seine «m blutigen und sehr harten Preis eroberten Grenze« garantieren. Strescmann sagt übrigens mit seiner Rode nichts anderes, als dast er alle wesentliche» Punkte meiner Rode bestätigt. Hat er etwa meine Angabe dementiert, dast Italien in der Nachkriegszeit gegenüber Deutschland eine ge mäßigte P o l i 1 i k befolgte? Nein, denn er konnte da? nicht! Hat er die „Kampagne der deutschen Presse" dementiert, die während mehrerer Monate die Grenzen des elementarsten Anstandes überschritt, indem sic die antiitalicn schcn öligen verbreitete nnd Einrichtungen «nd Gefühle verletzte, die den Italienern die teuersten sind? Nein! Denn diese Presseiamvagne war organisiert und w'.vrdc selbst tn N e st i c r u n g s b l ä t t e r n ausgenommen und sogar der „Täglichen Rundschau", die mit Recht als das offiziöse Organ des deutschen Ansten- ministerS betrachtet wird. Hat Strescmann die Kampagne dementiert, die daraus gerichtet ist, den Boykott der italienischen Waren und des Reiseverkehrs mit Italien herbcizustihrcn? Nein! denn diese Kampagne ist nnternommcn worden, sie dauert an. und wird schärfer, wie aus den Nachrichten hcrvvrgeht, die ich gerade heute vormittag erhalten habe. Strescmann wollte die Bedeutung dieser Kampagne her- abmlndcrn, indem er sic als das Werk kleiner Gruppen von unverantwortlichen Leuten erscheinen liest. Weist denn Strescmann nicht, daß diese Propaganda für einen Boy kott gegen Italien tn Bayern ans den Universitäten, den Postämtern, den öffentlichen Märkten und ans der Eisenbahn betrieben wurde? Weist denn Strcscman» nicht, dast z» dem Nebevirachnngsansschnst für die Durchführung dieses anli- italienlschcn Boykotts ein liberaler Abgeordneter, ein Schul- iii'pcktvr. zwei UnivcrsitätSprofcssorcn »nd ein ehemaliger Instizminister gehören? Weist er denn nicht, dast am 2». Ja nuar einige Abgeordnete der Deutschen Volkopartei im Prcu» stisch n Landtage den Antrag einbrachtcn, die privaten ita lienischen Schulen in Preußen zu schließen? Dr. Strescmann ging mit keinem Wort auf jenen Teil meiner Rede ein. t» den, ich ans die unsinnigen Pläne verwies, mit denen die Itthrcr des PangermaniSmns im Juni 1918 liebäugelten, als sic sich in einer falschen Sicgcsgrwisthcit tn Bipitcno (soll heistc» Stertzing!) im oberen Etschtal versammelte» nnd als deutsche Grenze nicht etwa das Gebiet von Salurn fordertest, sondern die Sieben Gemeinden, Descnzano, Pcschicra und die Veroneser Klause in der Absicht verlangten, dieses Gebiet zu entnatlonalisicren. Ju genauer Kenntnis der Tatsache behaupte ich. dast «a« in wette« Schichte» der bcutsche» LXuSlkerung «icht «ubgstltig aus diese verrückte« Träume verzichtete, selbst wenn die deutsche Regierung sich heute aus einfache For- dcrnngen kultureller Art beschränkt, die übrigens mit der vollen Ansübung der italienischen Souveränität unvcr träglich sind. Auch sagt Strescmann kein einziges Wort aus meine Fest stellung. daß, während Millionen Deutsche von anderen Staaten annektiert worden sind, einzig und allein für Süd- tirol „künstlich" eine Agitation entfesselt worden ist, die an notorisch cn L n g e n aufgcbant ist. Stammt die Berord- nnng der Prager Regierung nicht ans den allerletzten Tagen, durch die den Staatsangehörigen der tschccho-slowakischc« Republik einschließlich der Li-i- Millionen Deutscher der obligatorische Gebrauch der tschechischen Sprache in allen staatlichen Berwaltungszweigcn auserlcgt wird? Strese m,rnn verteidigte schließlich durch sehr schwache BetvciSführnug die unerhörte Erklärung des bayrischen Ministerpräsi- deuten Held, die daraus abziclte, die Befreiung der Brüder Südtirols zu beschleunigen. Dieser Satz ist in dem stciiv graphischen Text enthalten. Die Erklärung genügt nicht, dast die auswärtige -cntschc Politik in Berlin gemacht wird und nicht in München. Uns interessieren auch die Männer, die vom Gesichtspunkt ihrer eigenen Verantwortung und Stellung ans davon sprechen. Tr. Strescmann ist dem Kern meiner Rede aus- gewichen und hat sich vielmehr auf Einzelheiten bezogen, deren tiefe Ironie er nicht ersaßt hat und aus die ich ganz kurz znrückkvmmcn will. Zuerst aber will Ich ans gewisse spezifische Behauptungen Stresemanns antworten. Tic Parallele, die Strescmann für die gegenseitige Behandlung der italienischen und der jugoslawischen Minderheiten zieht, entbehrt aus ein leuchtenden Gründen vollkommen der Grundlage. Es besteht keinerlei Gegenseitigkeit hinsichtlich der Minderheiten zwischen »nS und Oesterreich. Auch die geschichtlichen Bor gängc, die von Strcsemann erwähnt werden, z. B. die Bot schuft des Generals Pecvri Giraldi und die Thronrede wer den zu einer Stütze der italienischen Tlicsc in dem Sinne, daß in Wirklichkeit sich die absolute und vollkommene Unwirk samkeit einer Politik übermäßiger Langmut gezeigt hat, die die Deutschen immer dazu verleitete, sic als ein Zeichen der Schwäche anszulegcn. Selbst die saschtstischc Regierung hat in den ersten drei Jahren ungefähr die gleiche duldsame politische Haltung eingenommen. Sie war aber zu einer kräftigen Aendcrnng dieser Haltung bereit, als sie gegen daS Frühjahr 1927, die gewaltigen Gefahren i?j sali, in die das italienische Volk in mehr oder weniger naher Zukunft geraten konnte. Es gibt sodann eine Behauptung in der Rede Strese manns, die ich in der formellsten Weise dementieren mnß, nämlich die Behauptung, wonach die italienische Negierung in irgend einer Weise und zu irgend einer Zeit eine« Ergänzungspakt sür die Sicherheit der Brcnnergreuze angcstrebt hätte. Wahr ist dagegen, dast die italienische Regierung scde positive Anregung in dieser Angelegenheit vor und während der Kon ferenz von Locarno nicht nur nicht hervorries, sondern sorg sam ablcünte, da sic der Ueberzeugung war, dast unter den gegenwärtigen Umständen die moralische nnd materielle Kraft des italienischen Volkes die stärkste Garantie für die Brcnner- grcnzc bildeten. Ich möchte setzt noch kurz einige weniger bedeutsame Be hauptungen in der Rede des deutschen Reichsaustenministcrs widerlegen. Dieser hat sich darüber beklagt, daß ich dem Botschafter v. Neurath gegenüber erklärt hätte, die italienische Regierung würde auf einen Boykott durch einen Gcgenboykvtt geantwortet haben. WaS will man denn? Witt ryan, daß Italien passiv den Boykott seiner Waren hin- niinnit und die deutschen Waren frei einführen läßt? Strese- mann erhob Einspruch gegen das, maS ich bezüglich der deutschen Touristen gesagt lnibc. Ich bestätige erneut, dast wir ein gastfreundliches Volk sind und bleiben werden, aber wir -nlden nicht, daß die Gäste überhebliche Herrscher micnrn zur Schantragcn und uns ihr Gel- inSGcsicht wer fen, als ob Italien keine andere Erwcrbsmüglichkctt besäße. Zahlreiche Deutsche kenne» vielleicht nicht das Italien der Accker, der Werkstätten nnd der Werften, das Italien, das sehr gut leben könnte, selbst wenn künftig kein einziger Deutscher über -ie Alpen kommen würde. Ich habe das Denkmal und bie Erinnerung an Walther von der Vogelweide re- spekttert, aber ich habe eS grotesk gesunden, dast man ihm Dante gegenüber st eilen will. Ich ver- leugne nicht, was ich 1920 über -ie Möglichkeiten Deutschlands geschrieben habe, aber das Italic», das ich tu ei««« Regime vertrete, »elches »ich« «tu« Episode, sondern «tue Epoche dar« stellt, beugt sich nicht der Vormundschaft oder Anmaßung, von wem es auch sei. und kennt keine Frennbschaste«. die nicht auf vollkommener politischer und moralischer Gleichberechtigung beruhen. Hinsichtlich der Entnationalisierung des Gebiets an der oberen Etsch verwechselt Dr. Strescmann absichtlich eine Entnationalisierung mit der einfachen Anwendung der italie, Nischen Gesetze. Es ist unwahr, daß an der oberen Etsch lSe- walt oder Terror herrschen, wie der bayrische Ministerpräsi dent behauptete und wie dies in abgcschwttchter Form Dr. Strcsemann wiederholte. Daß die dcntsche Presse gelogen hat» geht aus den Erklärungen der frcmdstämmigcn Lehrer, Hy- rclierö und Invaliden im oberen Sachgebiet hervor, die „ohne daß ein Druck auf sie ausgenbt wurde", ihre Sympathie für die italienisch« Negierung und ihrer Entrüstung über die jen seits des Brenners stammenden Manöver und Phantasien Ausdruck gaben. Ich habe kaum nötig, zu wiederholen, daß unsere Politik in Südtirvl eine Politik ist, die ich als Politik der „römischen Gerechtigkeit" bezeichnet habe, «nd in den Gebieten fortgesetzt werden »ird, -ie man mit viel Keckheit in den Kreis der dcntsche« Kultur- gcmcinschast cinbczichcn will, während sür uns das obere Etschtal in die politische, geschichtliche, wirtschaftlich«, moralische italienische Kulturgcmciuschast gehört. Stresemann hat ver sprochen. daß Deutschland seine Haltung gegenüber den frem den Minderheiten innerhalb der Reichsgrenzen ändern wird. Ich nehme davon für die Zukunft Kenntnis. Aber für die Gegenwart ist cs Wahrheit, daß die Deutschen keine Schule« mit polnischer Sprache in de« Gebieten dulden, wo pol» nische Minderheiten leben «nd ebenso in Gebieten, wo dä nische Minderheiten vorhanden sind. s?!j ES ist eine Nachricht aus der aller-jüngsten Zeit, wonach verschiedene dänische Berbände in Schleswig an den preußischen Ministerprästdenicn eine Denkschrift gerichtet haben sollen, nnt der sie ihn aussordern, in Betracht z« ziehen, daß die dänische Bevölkerung in Schleswig seit sechs Jahren daraus wartet, daß man ihr kulturelle Freiheit gewährt, die, soweit es die Schulsrage betrifft, mit der verglichen werden kann, die die deutschen Minderheiten in Dänemark geniesten. Herr Relchsminifker Stresemann! Nehmen Sie den Dalken aus dem deutschen Auge, bevor Sie den kleinen Splitter im italienischen Auge suchen! Mit diesem Aalt ist bewiesen, daß. wenn die Oesterreicher und Deutschen gesiegt hätten, olles, was italienisch ist. vom Brenner bis Garda brutal vernichtet worden wäre. Die kurze Debatte der letzten Tage hat nicht zwei Minister einander gcgenübergcstellt, sondern zwei Auffassungen über eine verwickelte und heikle Lage. Daher rührt das in der gesamten Welt wachgeruscne Interesse und die Erregung. Jetzt, wo die Schleier gefallen sind, erscheint die Lage außer ordentlich klar. Deutschland beabsichtigt also, innerhalb «nd außerhalb -eS Völkerbundes den geistigen Schutz aller in der Welt lebende« Deutschen zu übernehme«, sogar der wenig zahlreichen Deutschen in Südtirol, die vor dem Kriege nicht Staatsangehörige des Deutschen Reiches waren. DaS must man sich merken nnd aufmerksam darüber Nach denken. Ich erkläre aber nicht weniger bestimmt: 1. Die frcmdsiämmige Bevölkerung in Südtirok gehört nicht im geringsten zu denjenigen Minderheiten, die Gegen stand besonderer Abkommen in den Friedcnsverträgcn waren. 3. Italie« wird sich in keine Debatte über diesen Gegen stand cinlasscn, in keiner Versammlung «nd i« keinem Rate. Daher ist die Entschließung des Tiroler Landtages voll kommen hinfällig. 8. Die faschistische Negierung wird sich mit der größten Energie jedem derartigen Plan widersctzcn, den» sic würde sich eines wahrhaften Verbrechens am Vatcrlanbe für schuldig halten, wenn wegen 199 909 Deutschen, die „ans italienischen Bode» hcrabsticgcn", irgendwie Sicherheit nnd Friede von 12 Millionen Italienern in Frage gestellt werden sollten, die lcherlich den homogensten und geschlossensten nationalen Block bilden, den es in Europa gibt. Das sind keine Drohungen, für die zweideutige Zweifel gelten könnten. Das sind Aeußernngen der Würde und Kraft, die durch die Wirklichkeit niemals dementiert werden können und die auch dem treuen Italien eigen sind. Dieses neue Italien kennen allzu viel« Deutsche noch nicht, die bei der alten Gc- sckftchtsschreibung hängen geblieben sind. Der Senat mit ctnem feinen Gefühl für staatsbürgerliche Verantwortung >at bemerkt, daß die Diskussion dieser Tage grundlegende Fragen berührt. Grundlcgcud und lebenswichtig ist »icht nur die Frag« der Uuvcrlctzl chkeit der Breuncr-Greuzc, di« Strese» «an» — »ud ich sage ihm große« Dank dafür — »us rechtlich